Palais Lüttichau
Das Palais Lüttichau war ein von Joseph Thürmer im Jahre 1830 errichteter klassizistischer Bau in Dresden, der 1945 zerstört wurde. Er befand sich an der Zinzendorfstraße 11 in der Pirnaischen Vorstadt.
Beschreibung
Bauherrn waren Wolf Adolf August von Lüttichau (1785–1863), 1824–62 Generalintendant des Dresdner Hoftheaters und seine Frau Ida von Lüttichau, die dort auch wohnten.
Das Gebäude war als zweigeschossiger Bau mit Erd- und Mezzaningeschoss errichtet worden, wobei zwischen Erd- und Mezzaningeschoss ein Bandgesims war und sich oberhalb des Mezzaningeschosses ein Mäandergesims befand. Das Gebäude war in Putz mit einer Quaderung erbaut worden. Seine Fassade zeigte in der Mitte einen dreifenstrigen Risaliten. Dieser Mittelrisalit hatte als oberen Abschluss einen flachen Dreiecksgiebel. Zu beiden Seiten wurde der Risalit jeweils von zwei Fenstern flankiert.[1]
Das Palais gehörte neben der Altstädter Wache, den Torhäusern am Leipziger Tor, dem Dritten Belvedere und dem Kuppelsaal des Schlosses Pillnitz zu den wenigen Beispielen rein klassizistischer Bauten in Dresden. Es wird als „einer der wichtigsten klassizistischen Wohnbauten in Dresden“[2] und als „der bedeutendste spätklassizistische Privatbau“[3] charakterisiert. Der Entwurf zum Palais Lüttichau orientierte sich an den Bauten Krahes in Braunschweig und Weinbrenners in Karlsruhe. So zeigt das Gebäude stilistische Ähnlichkeit mit Krahes Hollandscher Villa und mit Weinbrenners Haus Beck.
Von 1906 bis 1934 war das Gebäude im Besitz des seinerzeit berühmten Fotografen Hugo Erfurth, der dort die Lichtbildnerei Erfurth einrichtete. 1922 eröffnete Hugo Erfurth hier eine Kunsthandlung unter dem Namen „Graphisches Kabinett Hugo Erfurth“ mit einer Ausstellung von Werken von Oskar Kokoschka. 1925 wurde eine Ausstellung mit Werken von Emil Nolde gezeigt, einige Monate später die Ausstellung „7 Bauhausmeister“ ausgerichtet, u. a. mit Werken von Paul Klee und Wassily Kandinsky. Hugo Erfurth förderte auch begabte Schüler der Kunstakademie, wie Hans Grundig, Wilhelm Lachnit oder Kurt Schütze.[4]
Nach 1900 wurde die Zinzendorfstraße sukzessive mit viergeschossigen Mietshäusern in geschlossener Bebauung bebaut, nach 1920 mutet das heitere Palais, links und rechts eingerahmt von Brandgiebeln, anachronistisch an. 1945 wurde es wie die angrenzenden Gebäude zerstört und in den 1950er Jahren die Ruine beräumt. Seitdem ist das Grundstück eine Grünfläche.
Literatur
- Fritz Löffler: Das alte Dresden - Geschichte seiner Bauten. E.A.Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
- Volker Helas: Architektur in Dresden 1800-1900. Verlag der Kunst Dresden GmbH, Dresden 1991, ISBN 3-364-00261-4.
Einzelnachweise
- Helas, S. 17 Bildnr. 11 [Palais Lüttichau, Zinzendorfstraße 11. Entworfen um 1830 von Thürmer] und S. 169 [Zinzendorfstraße 11 (Lange Gasse, Palais Lüttichau). Um 1830 von Thürmer] und Löffler, S. 344 [Karl Friedrich Schinkel, Joseph Thürmer und der romantische Klassizismus], S. 360 Bildnr.449 [Das Palais Lüttichau, Zinzendorferstraße 11 (Lange Gasse)]
- Helas, S. 17 Bildnr. 11 [Palais Lüttichau, Zinzendorfstraße 11. Entworfen um 1830 von Thürmer] und S. 169 [Zinzendorfstraße 11 (Lange Gasse, Palais Lüttichau). Um 1830 von Thürmer]
- Löffler, S. 344 [Karl Friedrich Schinkel, Joseph Thürmer und der romantische Klassizismus], S. 360 Bildnr.449 [Das Palais Lüttichau, Zinzendorferstraße 11 (Lange Gasse)]
- Erhard Frommhold: Kunsthandel in Dresden – Eine Tradition der Moderne. In: Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Dresdner Hefte. 15. Jahrgang, Heft 49, 1/97, 1997, S. 66 (Digitalisat).