Pacritinib

Pacritinib ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Januskinase-Inhibitoren (JAK-Hemmer). Im Februar 2022 wurde er in den USA unter dem Namen Vonjo (Hersteller: CTI BioPharma) zugelassen zur oralen Behandlung der fortgeschrittenen Myelofibrose, einer seltenen bösartigen Erkrankung des blutbildenden Knochenmarks.

Strukturformel
Strukturformel von Pacritinib
Allgemeines
Freiname Pacritinib[1]
Andere Namen
  • (8E)-4(4)-[2-(Pyrrolidin-1-yl)ethoxy]-6,11-dioxa-3-aza-2(4,2)-pyrimidina-1,4(1,3)-dibenzol­acyclo­dodecaphan-8-en
  • (16E)-11-[2-(1-Pyrrolidinyl)ethoxy]-14,19-dioxa-5,7,27-triaza­tetra­cyclo[19.3.1.12,6.18,12]hepta­cosa-1(25),2,4,6(27),8,10,12(26),16,21,23-decaen
  • (2E,16E)-11-[2-(Pyrrolidin-1-yl)ethoxy]-14,19-dioxa-5,7,27-triaza­tetra­cyclo[19.3.1.12,6.18,12]hepta­cosa-1(25),2,4,6,8,10,12(26),16,21,23-decaen
  • ONX-0803
  • SB-1518
Summenformel C28H32N4O3
Kurzbeschreibung

Kristalliner Feststoff[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 937272-79-2
PubChem 46216796
ChemSpider 28518965
DrugBank DB11697
Wikidata Q3888693
Arzneistoffangaben
ATC-Code

L01EJ03

Wirkstoffklasse

Antineoplastika

Wirkmechanismus

Hemmung der Januskinase

Eigenschaften
Molare Masse 472,58 g·mol−1
Aggregatzustand

Fest[2]

Löslichkeit

5 g·l−1 in Dimethylsulfoxid (unter leichtem Erwärmen)[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Eigenschaften

Pacritinib ist eine niedermolekulare, makrocyclische Substanz und hemmt mit hoher Spezifität die JAK2 (Wildtyp-Janus-assoziierte Kinase-2), die mutierte JAK2-V617F und die FLT3 (Fms-like Tyrosinkinase-3). Diese Enzyme sind an der Signalübertragung einer Reihe von Zytokinen und Wachstumsfaktoren beteiligt, welche für die Blutbildung (Hämatopoese) und die Immunfunktion wichtig sind. Durch die Hemmung wird der Signalwege unterbrochen.[3]

Pacritinib hemmt auch weitere zelluläre Kinasen, deren klinische Relevanz unbekannt ist Die JAK1 wird nicht gehemmt.[3]

Der Wirkstoff wird pharmazeutisch als Salz der Citronensäure, Pacritinibcitrat,[4] eingesetzt.

Die Substanz ist oral (zum Einnehmen) anwendbar.

Medizinische Verwendung

Das zugelassene Anwendungsgebiet umfasst die Behandlung von Erwachsenen mit primärer (Mittel- oder Hochrisiko) oder sekundärer (nach Polycythaemia vera oder essentieller Thrombozythämie [ET]) Myelofibrose bei bestehender schwerer Thrombozytopenie (Thrombozytenzahl unter 50.000/µL).[3]

Die Myelofibrose ist eine selten auftretende bösartige Erkrankung (jährliche Inzidenz: 0,3/100.000) und gekennzeichnet durch einen hochgradigen bindegewebigen Umbau (Fibrose) mit Verödung des blutbildenden Knochenmarks. Dadurch kommt es zur Blutbildung außerhalb des Knochenmarks (extramedullär) in Milz und Leber mit Ausschwemmung von Vorstufen der Blutzellen ins Blut und zu einez Vergrößerung der Milz (Splenomegalie).[5]

Klinische Prüfung

Die Zulassung für Pacritinib wurde in einem beschleunigten Verfahren erteilt und basiert auf den Ergebnissen der Phase-3-Studie PERSIST-2[6] an Patienten mit Splenomegalie und Myelofibrose bei erniedrigter Thrombozytenzahl. Die Patienten erhielten zweimal täglich 200 mg Pacritinib oder eine Standardtherapie (u. a. Ruxolitinib). Eine vorangegangene Therapie mit JAK2-Inhibitoren war zulässig. Die Wirksamkeit wurde beurteilt anhand des Anteils der Patienten, die eine Verringerung des Milzvolumens um mindestens 35 % vom Ausgangswert bis zur Woche 24 erreichten (gemessen mittels Magnetresonanztomographie oder Computertomographie). In der Kohorte von Patienten mit initialen Thrombozytenzahlen unter 50.000/µL hatten 29 % der Patienten in der Pacritinib-Gruppe eine Verringerung des Milzvolumens um mindestens 35 % im Vergleich zu 3 % der Patienten in der Standardtherapie-Gruppe.[3] Nicht in das zugelassene Behandlungsschema eingeflossen sind Daten aus einer dritten Gruppe, in der die Patienten einmal täglich 400 mg Pacritinib erhalten hatten.[3]

Im Rahmen der beschleunigten Zulassung ist eine weitere Studie zur Bestätigung des klinischen Nutzens verpflichtend.[7]

Unerwünschte Wirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen (die bei mindestens 20 % der Patienten unter 2mal täglich 200 mg auftraten) waren Durchfall, Thrombozytopenie, Übelkeit, Anämie und periphere Ödeme, die häufigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen (bei mindestens 2 % der Patienten unter 2mal täglich 200 mg) waren Anämie, Thrombozytopenie, Lungenentzündung, Herzinsuffizienz, Krankheitsprogression, Fieber und Plattenepithelkarzinom der Haut.

Sonstiges

Pacritinib hat zur Behandlung der post-ET-Myelofibrose, der primären Myelofibrose und der post-Polycythaemia-vera-Myelofibrose in den USA[8] und in der EU[9][10][11] den Status eines Orphan-Arzneimittels.

Einen 2017 in der EU gestellten Zulassungsantrag (geplanter Handelsname: Epjevy) zog CTI Biopharm 2019 zurück.[12]

Einzelnachweise

  1. INN Recommended List 66, World Health Organisation (WHO), 9. September 2011.
  2. Pacritinib, www.caymanchem.com, abgerufen am 4. März 2022.
  3. Vonlo - Prescribing information. CTI BioPharma, Stand Februar 2022.
  4. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Pacritinibcitrat: CAS-Nummer: 1228923-42-9, PubChem: 46216795, Wikidata: Q111103842.
  5. Primäre Myelofibrose (PMF), Pschyrembel online, abgerufen am 4. März 2022.
  6. Klinische Studie (Phase 3): Pacritinib Versus Best Available Therapy to Treat Patients With Myelofibrosis and Thrombocytopenia (PAC326) bei Clinicaltrials.gov der NIH
  7. CTI BioPharma Announces FDA Accelerated Approval of VONJO™ (pacritinib) for the Treatment of Adult Patients with Myelofibrosis and Thrombocytopenia, CTI BioPharm Pressemitteilung, 28. Februar 2022.
  8. Eintrag 245607 in der Datenbank Orphan Drug Designations and Approvals, FDA, abgerufen am 4. März 2022.
  9. Eintrag EU/3/10/767 im EU-Register für Orphan-Arzneimittel, Europäische Kommission. Abgerufen am 4. März 2022.
  10. Eintrag EU/3/10/768 im EU-Register für Orphan-Arzneimittel, Europäische Kommission. Abgerufen am 4. März 2022.
  11. Eintrag EU/3/10/769 im EU-Register für Orphan-Arzneimittel, Europäische Kommission. Abgerufen am 4. März 2022.
  12. Epjevy: Withdrawal of the marketing authorisation application, Europäische Arzneimittelagentur (EMA), 1. März 2019.

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