Pütnitz

Pütnitz ist ein Ortsteil der Stadt Ribnitz-Damgarten im Landkreis Vorpommern-Rügen.

Pütnitz
Koordinaten: 54° 15′ N, 12° 28′ O
Höhe: 3 (2–4) m
Fläche: 5,75 km²
Eingemeindung: 1928
Eingemeindet nach: Damgarten
Postleitzahl: 18311
Vorwahl: 03821
Pütnitz (Mecklenburg-Vorpommern)
Pütnitz (Mecklenburg-Vorpommern)

Lage von Pütnitz in Mecklenburg-Vorpommern

Geographie

Das Dorf liegt nordöstlich der Recknitz-Mündung zwischen Ribnitzer See und der Stadt Damgarten.

Halbinsel Pütnitz wird auch ein westlich des Dorfes gelegenes, bis zum Saaler Bodden reichendes Waldgebiet genannt.[1] Auf diesem Areal befand sich der ehemalige Militärflugplatz Pütnitz. Er entstand im Bereich des ehemaligen Dorfes Steinort.

Geschichte

Blick vom Körkwitzer Hafen über den Saaler Bodden auf Pütnitz
Gutshaus in Pütnitz (2013)

Bereits im 12. Jahrhundert könnte hier eine wendische mittelalterliche Wasserburg gestanden haben. 1225 fand Pütnitz erste Erwähnung in einer Schenkungsurkunde des Fürsten Jaromar II. von Rügen an das Ratzeburger Domkapitel. 1258 schenkte dieser Fürst das Dorf der in diesem Jahr gegründeten Stadt Damgarten. Nach Einspruch des Domkapitels wurde es bereits 1261 an Eckard von Dechow zum erblichen Lehn verkauft.[2] Nachdem Pütnitz im 17. Jahrhundert kurzfristig im Besitz der Herren von Schwerin war, befand es sich bis zur Verpfändung im Jahr 1709, durch Oberst Adam Wilhelm von Pfuel an Carl Friedrich von Dechow, wieder im Besitz derer von Dechow. Von 1709 an war das Dorf in dem Besitz derer von Pfuel, bis man 1732 zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen war, in welcher den Dechow die Rechte an Pütnitz, und den Pfuel auf Pantlitz zugesprochen wurden.[3][4] Nachdem das Gut bis 1797 wieder durchgängig als Stammsitz der Familie von Dechow[5] diente, ging Pütnitz in den Besitz der Familie von Zanthier über, da die letzte Erbjungfer, Caroline von Dechow, 1788 Herrn L. von Zanthier heiratete[6]. Diese so genannte weibliche Erbfolge wurde in jüngeren Matrikeln Mitte des 19. Jahrhunderts nochmals bestätigt.[7]

Seit dem 19. Jahrhundert bildete Pütnitz einen Gutsbezirk. Um 1905 umfasste das Rittergut Pütnitz mit Steinort und Wendorf ca. 1023 ha Besitzfläche. Als Verwalter fungierten lange Herr Kolbatz[8] und dann Ernst Weinstrauch.[9] 1914 weist das Güter-Adressbuch Pommern noch 985 ha aus. Es wurde u. a. eine intensive Schafsviehwirtschaft mit 900 Tieren betrieben. Zum Gut gehörten 246 ha Waldbesitz. Bis zu seinem Tode 1925 war der Politiker Dr. jur. Hans Dietrich von Zanthier der Gutsherr auf Pütnitz und Zubehör. Er war Geheimer Regierungsrat, Landrat, Rechtsritter des Johanniterordens und Mitglied des Preußischen Herrenhauses, verheiratet mit Marga von Schönberg (1869–1948). Marga von Zanthier lebte zum Schluss in Doberan. 1928, mit der Abschaffung der Gutsbezirke in Preußen wurde Gut und Ort Pütnitz in die Stadt Damgarten eingemeindet. Dies geschah gegen den Willen des Erben und neuen Gutsherrn Hans Dietrich[10] (Dietz)[11] von Zanthier (1895–1964), der die Bildung einer eigenständigen Landgemeinde angestrebt hatte.[12] An den privaten und kommunalen Besitzverhältnissen änderte diese neue Ortsstruktur aber nichts. Lediglich wurde die einstige juristische Eigenständigkeit der Güter als gesonderter Ort aufgehoben. 1939 beinhaltete das Rittergut Pütnitz mit der Försterei Steinort noch 748 ha, dazu im Besitz der Familie von Zanthier das Rittergut Dechowshof mit 369 ha nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben.[13] Dietz von Zanthier lebte später mit seiner Frau Dina Edle von Groote (1904–1980) in Bonn.

Das Gutshaus war nach 1945 kurzzeitig Schule, danach Wohnhaus, das 2011 von der Gebäudewirtschaft privatisiert wurde.[14][15] Erwerber waren Nikolaus und Diana von der Lühe, die seither das Gutshaus und den Restpark restaurierten. Das Herrenhaus wird für Ferienwohnungen und Feierlichkeiten vermietet.

Flugplatz

Ein etwa 575 ha großes Wald-, Wiesen- und Weidegebiet westlich von Pütnitz wurde 1935 vom Reichsluftfahrtministerium der Familie von Zanthier abgekauft, um einen Fliegerhorst zur Flugzeugführerausbildung zu errichten. Er wurde am 1. April 1936 eingeweiht und diente in den 1930er Jahren bis Anfang 1945 als Seefliegerschule. 1936 waren 86 Maschinen im Einsatz. Bis zu 1500 Mann (April 1939) dienten auf dem Flugplatz. Die feste Start- und Landebahn wurde 1942 errichtet und 1943 erweitert. Mehrfach änderte sich die Bezeichnung der Ausbildungsstätte. Gegründet als Flugzeugführerschule (See) 1 Pütnitz, wurde sie am 16. Januar 1940 als Seeflugzeugführerschule (See) 2 und am 1. Januar 1941 als FFS C 17 bezeichnet. Am 15. Oktober wurde sie mit einhergehender Ausbildungszeitverkürzung in FFS B 17 umbenannt. Nach im März 1944 beschlossener Auflösung der Schule wurde sie am 8. September 1944 geschlossen. Die ehemaligen Hangars in Stahlbetonbauweise, Rollfelder und Bunker stehen unter Denkmalschutz.[16] Von fünf Hangars ist Halle 4 mit Falttor im Originalzustand erhalten geblieben. Halle 5 wurde während des Zweiten Weltkrieges von den Heinkel Flugzeugwerken zur Fertigung von Tragflächen für den Bomber He 111 genutzt. Zusätzlich wurden auf dem Fliegerhorst die in den Walther-Bachmann-Flugzeugwerken Ribnitz reparierten Seeflugzeuge eingeflogen.[17]

Nachdem das Gelände nach Kriegsende seit 1948 kurzzeitig als Werft für den Bau von Fischkuttern aus Holz genutzt wurde, stationierte die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland ab 1952 verschiedene Einheiten der 16. Luftarmee. Hauptsächlich war Pütnitz von 1954 bis 1994 Standort des Stabes der 16. Gardejagdfliegerdivision und des ihr unterstellten 773. Jagdfliegerregiments mit etwa 7.000 Militärangehörigen.[18]

Heute ist in den ehemaligen Hangars des Militärflugplatzes das Technik-Museum Pütnitz untergebracht.

Sehenswürdigkeiten

  • Im Zentrum des Dorfes befindet sich ein denkmalgeschütztes klassizistisches Gutshaus, das 1906 im Jugendstil umgebaut wurde. Daran grenzt der Rest des Gutsparkes mit dem Erbbegräbnis.
  • Turmhügel Pütnitz
  • Technikmuseum Pütnitz

Veranstaltungen

Auf dem Gelände unterhält der Technik-Verein Pütnitz das Technik-Museum Pütnitz mit jährlichen Fahrzeugtreffen.[19][20] Zudem ist es der Standort des Pangea Festivals, einer sommerlichen Sport-, Kultur- und Musikveranstaltung.[21]

Halbinsel Pütnitz von der Marienkirche Ribnitz

Literatur

  • Edwin Sternkiker: Der Flughafen Pütnitz unter Hakenkreuz und Sowjetstern 1935 bis 1994. Redieck & Schade, Rostock 2014, ISBN 978-3-942673-49-5.
  • Frank Ziller, Elmar Koch: Festschrift anlässlich des 750-jährigen Jubiläums der Lehnsgabe des Gutes Pütnitz 1261-2011. Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2011, ISBN 978-3-942313-05-6.
  • Jürgen Zapf: Flugplätze der Luftwaffe 1934–1945 und was davon übrigblieb. Mecklenburg-Vorpommern. Band 5, 1. Aufl., VDMedien Heinz Nickel, Zweibrücken, 2007. ISBN 978-3-86619-011-5.
  • (v.) Zanthier (Pütnitz), in: Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz v. Groß Zauche u. Camminetz: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. Band XXVI A (Uradel), Band 126 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn, 2001. ISBN 978-3-7980-0826-7
Commons: Pütnitz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Touristisches Entwicklungsgebiet "Halbinsel Pütnitz". Stadt Ribnitz-Damgarten, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Februar 2015; abgerufen am 12. Februar 2015.
  2. L. Fromm: 1261. Dorf Pütnitz. In: Mitwirkung der Familie von Zepelin (Hrsg.): Geschichte der Familie von Zepelin. Der Ursprung der Familie von Zepelin. A. Schmale, Schwerin 1876, S. 30 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. April 2022]).
  3. Albert G. Schwarz: Versuch einer Pommersch- und Rügianischen Lehn-Historie: enthaltend die zum Lehn-Wesen dieser Lande gehörige Geschichte und Merckwürdigkeiten, von den ältesten bis auf die heutige Zeiten ... Verf., 1740, S. 1– (google.com).
  4. Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preussischen Monarchie. Ludwig Rauh, Berlin., 1856, S. 196–197 (google.com).
  5. Die von Dechow. In: Georg Christian Friedrich Lisch (Hrsg.): Geschichte und Urkunden des Geschlechts Hahn. 1. Bis 1299, Kontext Pütnitzer Güter. In Commission in der Stiller`schen Hofbuchhandlung, Schwerin, Rostock 1844, S. 4145 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. April 2022]).
  6. Dr. phil. Paul Kühl: Geschichte der Stadt und des Klosters Ribnitz. Studien zur Landeskunde, Kolonisation, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der äußersten Nordostecke Mecklenburgs. Selbstverlag, 1933.
  7. Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): GAB-Vorgänger. 1. Auflage. Provinz Pommern, Franzburg (Kreis). Selbstverlag, Berlin 1857, S. 176 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. April 2022]).
  8. Niekammer`s Güter Adressbücher. I. Pommersches Güter-Adressbuch. 1905. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Handbuch der Königlichen Behörden nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: Paul Niekammer (Hrsg.): GAB. 2. Auflage. Regierungsbezirk Stralsund, Kreis Franzburg. Eigenverlag, Stettin Dezember 1904, S. 194–195 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 7. April 2022]).
  9. Achtzehnter Bericht über die Städtische Realschule zu Ribnitz in Mecklenburg-Schwerin. Ausgegeben Ostern 1915 von Dr. Buchholz, Direktor. 1915. Progr.=Nr. 961 Auflage. VIII. Verzeichnis der Schüler, die im Laufe des Schuljahres 1914/15 die Anstalt besucht haben, Quinta. 118. 25. Goerg Haack, Ribnitz 1915, S. 26 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. April 2022]).
  10. Felix Schreiber, Otto Plaß: Jahresbericht über die Königliche Klosterschule zu Ilfeld von Ostern 1911 bis Ostern 1912. Schulnachrichten. 1912. Programm 427 Auflage. 3. Verzeichnis der Zöglinge und Schüler der Anstalt, Ober-Sekunda. 61. Louis Hofer, Ilfeld, Göttingen 1912, S. 31 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. April 2022]).
  11. W. Bottermann, Hermann Harries: Lauenburgische Gelehrtenschule. Gymnasium Ratzeburg. Jahresbericht über das Schuljahr 1907. Schulnachrichten. 1908. Progr. No. 367 Auflage. D. Schülerverzeichnis, Quarta. 31. v. Zanthier, Hans Dietz , Pütnitz in Neu-Vorp. H. H. C. Freystatzky, Ratzeburg 1908, S. 15 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. April 2022]).
  12. Jan Berg: Stadt versus Rittergutsbesitzer – Die Auflösung des Gutsbezirks Pütnitz im Jahr 1928. In: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte. Heft 1/2011, ISSN 0032-4167, S. 7–11.
  13. Franz Waldmann: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Reihe Paul Niekammer. 9. Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern. Kreis Franzburg-Barth, Reprint Klaus D. Becker-Potsdam, Pommerscher Greif e. V. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 37 (google.de [abgerufen am 7. April 2022]).
  14. Ausschreibung (Memento vom 23. Oktober 2010 im Internet Archive)
  15. @1@2Vorlage:Toter Link/www.ostsee-zeitung.deMeldung der Ostsee-Zeitung vom 2. Februar 2011 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2017. Suche in Webarchiven)
  16. Henning Strüber: 11.4.1994: Russische Jets verlassen Pütnitz. NDR, 11. April 2014, abgerufen am 27. Dezember 2014.
  17. Peter Schubert: Geschichte der Luft- und Raumfahrt in Mecklenburg und Vorpommern. ISBN 3-934116-03-5.
  18. Stefan Büttner: Rote Plätze. Russische Militärflugplätze in Deutschland 1945–1994. AeroLit, Berlin 2007, ISBN 978-3-935525-11-4, S. 72
  19. Verrückt nach Pütnitz: Ostblocktreffen bricht Rekorde. Ostsee-Zeitung, 4. Juli 2016, abgerufen am 19. Februar 2019.
  20. Wilde Fahrten beim Pfingsttreffen. Ostsee-Zeitung, 6. Juni 2017, abgerufen am 19. Februar 2019.
  21. Location des About You Pangea Festival in Pütnitz. Abgerufen am 11. April 2019.
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