Olympische Sommerspiele 1964/Leichtathletik – Weitsprung (Männer)

Der Weitsprung der Männer bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio wurde am 18. Oktober 1964 im Olympiastadion Tokio ausgetragen. 32 Athleten nahmen teil.

SportartLeichtathletik
DisziplinWeitsprung
GeschlechtMänner
Teilnehmer32 Athleten aus 23 Ländern
WettkampfortOlympiastadion Tokio
Wettkampfphase18. Oktober 1964
Medaillengewinner
Lynn Davies (Vereinigtes Konigreich GBR)
Ralph Boston (Vereinigte Staaten USA)
Igor Ter-Owanessjan (Sowjetunion 1955 URS)
Luftaufnahme des Olympiastadions im Jahr 1963

Olympiasieger wurde der Brite Lynn Davies. Er gewann vor dem US-Amerikaner Ralph Boston und Igor Ter-Owanessjan aus der Sowjetunion.

Während Springer aus Österreich, der Schweiz und Liechtenstein nicht teilnahmen, gingen drei Deutsche an den Start. Klaus Beer und Hans-Helmut Trense scheiterten an der Qualifikationsweite. Wolfgang Klein erreichte das Finale und belegte dort Rang zehn.

Bestehende Rekorde

Weltrekord 8,34 m Ralph Boston (Vereinigte Staaten USA) Los Angeles, USA 12. September 1964[1]
Olympischer Rekord 8,12 m Finale OS Rom, Italien 2. September 1960

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen vor allem aufgrund der miserablen Rahmenbedingungen mit Regen und niedrigen Temperaturen nicht erreicht. Mit seiner größten Weite von 8,07 m verpasste der britische Olympiasieger Lynn Davies den Rekord um fünf Zentimeter. Zum Weltrekord fehlten ihm 27 Zentimeter.

Durchführung des Wettbewerbs

32 Athleten traten am 18. Oktober zu einer Qualifikationsrunde an, bei der jeder Springer drei Versuche hatte. Fünf von ihnen – hellblau unterlegt – übertrafen die geforderte Weite von 7,60 m zur direkten Finalqualifikation am Nachmittag desselben Tages. Da das Finalteilnehmerfeld aus mindestens zwölf Startern zu bestehen hatte, qualifizierten sich die sieben nächstbesten Wettbewerber – hellgrün unterlegt – ebenfalls für das Finale. Dort hatte jeder Teilnehmer zunächst drei Versuche. Die sechs besten Athleten konnten dann drei weitere Sprünge absolvieren.

Zeitplan

18. Oktober, 10:30 Uhr: Qualifikation
18. Oktober, 15:00 Uhr: Finale[2]

Anmerkung: Alle Zeiten sind Ortszeit kin Tokio (UTC + 9) angegeben.

Legende

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
xungültig
wWindunterstützung über dem zulässigen Wert
NWIkeine Windinformation (No Wind Information)

Bestweiten sind fett gedruckt.

Windbedingungen

In den folgenden Ergebnisübersichten sind die Windbedingungen zu den einzelnen Sprüngen benannt. Der erlaubte Grenzwert liegt bei zwei Metern pro Sekunde. Bei stärkerer Windunterstützung wird die Weite für den Wettkampf gewertet, findet jedoch keinen Eingang in Rekord- und Bestenlisten.

Qualifikation

Hans-Helmut Trense – hier bei den Norddeutschen Leichtathletik-Meisterschaften 1963 – schied mit 7,30 m aus
Klaus Beer – vier Jahre später Olympiazweiter – erreichte mit 7,27 m nicht das Finale

Datum: 18. Oktober 1964, 10:30 Uhr[3]

Wetterbedingungen: Regen, ca. 14 °C, ca. 95 % Luftfeuchtigkeit

PlatzNameNation1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Weite (m)Anmerkung
1Ralph BostonVereinigte Staaten USA8,03 / ±0,08,03
2Lynn DaviesVereinigtes Konigreich Großbritannien7,39 / −2,4x7,78 / −2,77,78
3Igor Ter-OwanessjanSowjetunion 1955 Sowjetunion7,78 / +2,17,78
4Gayle HopkinsVereinigte Staaten USA7,67 / −3,17,67
5Wariboko WestNigeria Nigeria7,62 / +2,17,62w
6Wolfgang KleinDeutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschland7,59 / −1,4x7,54 / NWI7,59
7John MorbeyVereinigtes Konigreich Großbritannienxx7,56 / −2,17,56
8Mike AheyGhana 1964 Ghana7,21 / −1,47,26 / −1,07,52 / −1,77,52
9Jean CochardFrankreich Frankreich6,96 / −0,2x7,52 / +0,77,52
10Luis Felipe Areta SampérizSpanien 1945 Spanien7,31 / +2,27,46 / +2,47,34 / −1,07,46w
11Andrzej StalmachPolen 1944 Polen7,27 / −2,47,46 / −2,3x7,46
12Hiroomi YamadaJapan 1870Japan Japanx7,46 / −4,5x7,46
13Pentti EskolaFinnland Finnland7,43 / −2,17,35 / −2,3x7,43
14Antanas VaupšasSowjetunion 1955 Sowjetunionxx7,43 / +3,47,43w
15Leonid BarkowskyjSowjetunion 1955 Sowjetunion7,30 / +2,97,39 / +1,4x7,39
16Sungay AkpataNigeria Nigeriaxx7,34 / +2,27,34w
17Raitscho StoitschewBulgarien 1948 Bulgarienx7,33 / +2,07,29 / +2,27,33
18Hans-Helmut TrenseDeutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschland7,09 / −2,97,20 / −2,47,30 / −2,27,30
19Wellesley ClaytonJamaika Jamaika6,75 / +1,1x7,28 / −2,17,28
20Koro KawazuJapan 1870Japan Japan7,28 / +0,2xx7,28
21Klaus BeerDeutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschlandx7,25 / −2,77,27 / −2,67,27
22Fred AlsopVereinigtes Konigreich Großbritannien7,26 / −1.5xx7,26
Phil ShinnickVereinigte Staaten USAx7,26 / +3,2x7,26w
24Alain LefèvreFrankreich Frankreich6,77 / +2,2x7,24 / +1,27,24
25Dimos ManglarasKönigreich Griechenland Griechenland7,06 / +0,17,11 / +2,07,21 / +1,77,21
26Satoshi TakayanagiJapan 1870Japan Japan7,15 / −3,0xx7,15
27Ian TomlinsonAustralien Australien7,07 / −2,2xx7,07
28Henrik KalocsaiUngarn 1957 Ungarn6,94 / −2,66,99 / −2,3x6,99
29B. V. SatyanarayanIndien Indienx6,76 / +1,3x6,76
30Samuel CruzPuerto Rico Puerto Ricox6,74 / +2,36,72 / +3,56,74w
31Chu MingHongkong 1959 Hongkong6,41 / −2,8x4,91 / −2,16,41
NMIftikhar ShahPakistan PakistanxxxogV
DNSWilliam KamanyiUganda Uganda
Constantin BadeaRumänien 1952 Rumänien
Joseph Kobina AdjetGhana Ghana
Samir VincentIrak 1963 Irak
George OganNigeria Nigeria

Finale

Topfavorit Ralph Boston, Weltrekordinhaber und 1960 Olympiasieger, musste sich mit Silber begnügen

Datum: 18. Oktober 1964, 15:00 Uhr[4]

Wetterbedingungen: Regen, 12–13 °C, 95–97 % Luftfeuchtigkeit

PlatzNameNation1. Vers. (m)
Wind (m/s)
2. Vers. (m)
Wind (m/s)
3. Vers. (m)
Wind (m/s)
4. Vers. (m)
Wind (m/s)
5. Vers. (m)
Wind (m/s)
6. Vers. (m)
Wind (m/s)
Resultat
(m)
1Lynn DaviesVereinigtes Konigreich Großbritannien7,45 / −4,1x7,59 / −2,47,78 / −2,48,07 / −0,77,74 / −3,38,07 m
2Ralph BostonVereinigte Staaten USA7,76 / −2,57,85 / −3,17,62 / −2,87,88 / −1,7x8,03 / −2,08,03 m
3Igor Ter-OwanessjanSowjetunion 1955 Sowjetunion7,78 / −2,7x7,64 / −2,17,80 / −2,17,99 / −2,37,81 / −2,17,99 m
4Wariboko WestNigeria Nigeria7,56 / −3,07,51 / −1,87,50 / −2,77,40 / −2,27,60 / −2,5x7,60 m
5Jean CochardFrankreich Frankreichxx7,44 / −2,97,43 / −2,07,26 / −4,57,10 / ±0,07,44 m
6Luis Felipe Areta SampérizSpanien 1945 Spanien7,20 / −0,37,31 / −1,97,34 / +0,45,16 / −2,3x6,99 / −3,17,34 m
7Mike AheyGhana 1964 Ghana6,99 / −4,57,00 / −2,97,30 / −2,7nicht im Finale der
besten sechs Springer
7,30 m
8Andrzej StalmachPolen 1944 Polen7,26 / −3,07,10 / −2,3x7,26 m
9Hiroomi YamadaJapan 1870Japan Japan6,94 / −3,8x7,16 / −3,47,16 m
10Wolfgang KleinDeutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschland7,06 / −4,17,13 / −3,07,15 / −3,07,15 m
11John MorbeyVereinigtes Konigreich Großbritannien7,09 / −2,46,91 / −5,66,77 / −3,87,09 m
NMGayle HopkinsVereinigte Staaten USAxxxogV

Der US-Amerikaner Ralph Boston, Olympiasieger von 1960 und Weltrekordinhaber, war der hohe Favorit. Als größter Herausforderer wurde der sowjetische Springer Igor Ter-Owanessjan, Europameister von 1958 und 1962 sowie Bronzemedaillist von Rom, angesehen.

Eine entscheidende Rolle sollten im Finale die für die Athleten äußerst unangenehmen äußeren Bedingungen spielen. Es regnete durchgängig, der Anlauf und die Sprunggrube waren nass, die Temperaturen so kühl, dass die Athleten regelrecht froren zwischen ihren Sprüngen. Dieses Wetter war vor allem für Boston sehr schwierig, der es gewohnt war, im eigenen Land bei optimalen Bedingungen zu springen.

In der ersten Finalrunde ging Ter-Owanesjan mit 7,78 m in Führung, doch Boston zog im zweiten Versuch mit 7,85 m an ihm vorbei. Im fünften Durchgang übertraf der Brite Lynn Davies mit 8,07 m als Erster die 8-Meter-Marke. Angetreten war er hier als Außenseiter, in der Qualifikation hatte er in seinem letzten Versuch alles auf eine Karte setzen müssen, um dieses Finale überhaupt zu erreichen. Aber ihm gelang es am besten, sich auf diese Umstände einzustellen, die für ihn nicht ganz ungewohnt waren. Igor Ter-Owanessjan verbesserte sich in seinem fünften Versuch mit 7,99 m zwischenzeitlich wieder auf Platz zwei, bevor Ralph Boston im letzten Durchgang 8,03 m gelangen, eine Weite die letztendlich 'nur' für Silber reichte.[5]

Lynn Davies gewann die erste britische Goldmedaille im Weitsprung. Es war seit 1920 der erste Sieg eines Weitspringers, der nicht aus den Vereinigten Staaten kam.

Literatur

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 276 bis 278

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, Long jump – Men, sport-record.de (englisch), abgerufen am 8. September 2021
  2. The Games of the XVIII Olympiad Tokyo 1964, The Official Report of the Organizing Committee (PDF; 33.635 KB), S. 17, digital.la84.org, abgerufen am 8. September 2021
  3. The Games of the XVIII Olympiad Tokyo 1964, The Official Report of the Organizing Committee (PDF; 33.635 KB), S. 47, digital.la84.org, abgerufen am 8. September 2021
  4. The Games of the XVIII Olympiad Tokyo 1964, The Official Report of the Organizing Committee (PDF; 33.635 KB), S. 48, digital.la84.org, abgerufen am 8. September 2021
  5. Athletics at the 1964 Tokyo Summer Games: Men's long jump, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 8. September 2021
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