Olympische Sommerspiele 1960/Leichtathletik – Hochsprung (Männer)

Der Hochsprung der Männer bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom wurde am 1. September 1960 im Stadio Olimpico ausgetragen. 32 Athleten nahmen teil.

SportartLeichtathletik
DisziplinHochsprung
GeschlechtMänner
Teilnehmer32 Athleten aus 23 Ländern
WettkampfortStadio Olimpico
Wettkampfphase1. September 1960
Medaillengewinner
Robert Schawlakadse (Sowjetunion 1955 URS)
Waleri Brumel (Sowjetunion 1955 URS)
John Thomas (Vereinigte Staaten USA)
Das Olympiastadion während der Eröffnungsfeier

Olympiasieger wurde Robert Schawlakadse aus der Sowjetunion, der vor seinem Landsmann Waleri Brumel gewann. Die Bronzemedaille ging an den US-Amerikaner John Thomas.

Es gingen drei Deutsche, ein Schweizer und ein Österreicher an den Start. Der Deutsche Theo Püll konnte sich für das Finale qualifizieren und belegte dort Rang sieben. Seine Landsleute Werner Pfeil (geteilter Platz neunzehn) und Peter Riebensahm (geteilter Platz 24) schieden ebenso wie der Schweizer René Maurer (geteilter Platz neunzehn) und der Österreicher Helmut Donner (geteilter Platz 22) nach der Qualifikation aus. Athleten aus Liechtenstein nahmen nicht teil.

Rekorde

Bestehende Rekorde

Weltrekord 2,22 m John Thomas (Vereinigte Staaten USA) Palo Alto, USA 1. Juli 1960[1]
Olympischer Rekord 2,12 m Charles Dumas (Vereinigte Staaten 48 USA) Finale OS Melbourne, Australien 23. November 1956

Anmerkung:
Die tatsächliche Sprunghöhe beim Weltrekord betrug 2,232 m. Die offizielle Angabe ergibt sich aus einer unkorrekten Umrechnung und Rundung eines Wertes der angelsächsischen Einheit Fuß.

Rekordegalisierungen / -verbesserungen

Der bestehende olympische Rekord wurde im Finale am 1. September neunmal verbessert oder egalisiert:

  • 2,12 m
  • 2,14 m
    • Robert Schawlakadse (Sowjetunion), erster Versuch
    • Waleri Brumel (Sowjetunion), zweiter Versuch
    • John Thomas (USA), zweiter Versuch
    • Wiktor Bolschow (Sowjetunion), zweiter Versuch
  • 2,16 m
    • Robert Schawlakadse (Sowjetunion), erster Versuch
    • Waleri Brumel (Sowjetunion), zweiter Versuch

Durchführung des Wettbewerbs

32 Athleten traten am 1. September zu einer Qualifikationsrunde an. Die von siebzehn Wettbewerbern – hellblau unterlegt – gemeisterte Qualifikationshöhe betrug 2,00 m. Für alle qualifizierten Springer fand am Nachmittag desselben Tages das Finale statt.

Zeitplan

1. September, 9:00 Uhr: Qualifikation
1. September, 15:15 Uhr: Finale[2]

Legende

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
oübersprungen
xungültig

Qualifikation

Werner Pfeil scheiterte mit 1,95 m auf dem geteilten neunzehnten Platz in der Qualifikation
Chilla Porter – 1956 Olympiazweiter – in der Qualifikation ausgeschieden als 27. mit 1,95 m

Datum: 1. September 1960, 9:00 Uhr [3]

PlatzNameNation1,90 m1,95 m2,00 mHöhe
1John ThomasVereinigte Staaten USAo2,00 m
2Wiktor BolschowSowjetunion 1955 Sowjetunionoo2,00 m
Stig PetterssonSchweden Schwedenoo2,00 m
4Maurice FournierFrankreich Frankreichooo2,00 m
Robert KoteiGhana 1958 Ghana
Jiří LanskýTschechoslowakei Tschechoslowakei
Kjell-Åke NilssonSchweden Schweden
Sándor NoszályUngarn 1957 Ungarn
Cornel PorumbRumänien 1952 Rumänien
Robert SchawlakadseSowjetunion 1955 Sowjetunion
11Theo PüllDeutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschlandxooo2,00 m
12Piotr SobottaPolen 1944 Polenoxxoo2,00 m
13Waleri BrumelSowjetunion 1955 Sowjetunionoxo2,00 m
Gordon MillerVereinigtes Konigreich Großbritannienoxo2,00 m
15Charles DumasVereinigte Staaten USAooxo2,00 m
Joe FaustVereinigte Staaten USA
17Mahamat IdrissFrankreich Frankreichooxxo2,00 m
18Kuniyoshi SugiokaJapan 1870Japan Japanoxxx1,95 m
19René MaurerSchweiz Schweizooxxx1,95 m
Werner PfeilDeutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschland
Eero SalminenFinnland Finnland
22Helmut DonnerOsterreich Österreichxooxxx1,95 m
Crawford FairbrotherVereinigtes Konigreich Großbritannien
24Jón PéturssonIsland Islandoxoxxx1,95 m
Peter RiebensahmDeutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschland
26Đorđe MajtanJugoslawien Jugoslawienxxoxxx1,95 m
27Chilla PorterAustralien Australienoxxoxxx1,95 m
28Samuel IgunNigeria 1914 Nigeriaoxxx1,90 m
29Gurbachan Singh RandhawaIndien Indienxxoxxx1,95 m
NMSylvain BitanTunesien TunesienxxxogV
Mohamed Abdul RazzakIrak 1959–1963 Irak
Çetin ŞahinerTurkei Türkei

Finale

Datum: 1. September 1960, 15:15 Uhr [4]

PlatzNameNation1,90 m1,95 m2,00 m2,03 m2,06 m2,09 m2,12 m2,14 m2,16 m2,18 mEndresultatAnmerkung
1Robert SchawlakadseSowjetunion 1955 Sowjetunionxooooo OReo ORo ORxxx2,16 mOR
2Waleri BrumelSowjetunion 1955 Sowjetunionoooxoxxo ORexo ORexo ORexxx2,16 mORe
3John ThomasVereinigte Staaten USAoooxo ORexxx2,14 m
4Wiktor BolschowSowjetunion 1955 Sowjetunionooooo ORexo ORexxx2,14 m
5Stig PetterssonSchweden Schwedenooxxoxxoxxx2,09 m
6Charles DumasVereinigte Staaten USAooxxx2,03 m
7Jiří LanskýTschechoslowakei Tschechoslowakeiooooxxx2,03 m
Kjell-Åke NilssonSchweden Schweden
Theo PüllDeutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschland
10Robert KoteiGhana 1958 Ghanaooxoxxx2,03 m
11Cornel PorumbRumänien 1952 Rumänienoooxoxxx2,03 m
12Mahamat IdrissFrankreich Frankreichxoxoxoxxx2,03 m
13Sándor NoszályUngarn 1957 Ungarnooxoxxoxxx2,03 m
14Maurice FournierFrankreich Frankreichooxxx2,00 m
15Piotr SobottaPolen 1944 Polenoooxxx2,00 m
16Gordon MillerVereinigtes Konigreich Großbritannienooxxoxxx2,00 m
17Joe FaustVereinigte Staaten USAooxxx1,95 m
John Thomas musste sich als der Topfavorit mit Bronze zufriedengeben

Der Weltrekordhalter John Thomas aus den USA galt im Vorfeld als einer der sichersten Goldkandidaten für diese Spiele. Er hatte die Hochsprungwelt im Olympiajahr so eindeutig dominiert und mit seinen Höhenflügen weit über den besten Leistungen seiner Konkurrenten gelegen, dass er als kaum zu schlagen eingestuft wurde. Als Herausforderer wurden allenfalls die Hochspringer aus der Sowjetunion gesehen, v. a. Waleri Brumel und Robert Schawlakadse. Auch der Olympiasieger von 1956, Charles Dumas gehörte zu den Medaillenkandidaten hinter Thomas.

Thomas stieg auch erwartungsgemäß sicher in den Wettkampf ein. Die Höhen von 2,00 m. 2,06 m und 2,09 m übersprang er im ersten Versuch. Außer ihm war hier nur noch Wiktor Bolschow aus der UdSSR ohne Fehlversuch. Dumas scheiterte überraschend an 2,09 m und schied als Sechster aus dem Wettkampf aus. Thomas ließ 2,12 m aus, die von Wiktor Bolschow und Schawlakadse im ersten und von Brumel im dritten Versuch gemeistert wurden. Der Schwede Stig Pettersson schied als Fünfter aus. Für 2,14 m brauchten Thomas, Bolschow und Brumel jeweils zwei Versuche, nur Schawlakadse war hier im ersten Versuch erfolgreich. Die Höhe von 2,16 m wurden von Schawlakadse im ersten und von Brumel im zweiten Versuch genommen. Damit hatten sie den olympischen Rekord von Charles Dumas um vier Zentimeter übertroffen und lagen sechs Zentimeter unter John Thomas’ Weltrekord. Thomas und Bolschow scheiterten, der US-Amerikaner gewann durch die niedrigere Anzahl von Versuchen die Bronzemedaille. Sowohl Schawlakadse als auch Brumel konnten 2,18 m nicht mehr überqueren, Schawlakadse wurde damit Olympiasieger und die Sensation war perfekt.[5]

John Thomas’ Niederlage bedeutete eine der größten Überraschungen der Spiele von Rom. Vielleicht war er sich zu sicher gewesen. Bei seinen Wettkämpfen vorher war er immer der Alleinunterhalter gewesen, konnte sich ganz auf seine Höhen konzentrieren. Im Gegensatz dazu gab es in Rom immer wieder Wartezeiten, Thomas musste mit ansehen, dass es doch vielleicht ernster zu nehmende Gegner gab als erwartet und die sowjetischen Springer hatten genau diese Situation in ihre Vorbereitung mit einbezogen, um nervenstark und auch psychisch voll da zu sein.[6]

Robert Schawlakadse gewann die erste Goldmedaille für die Sowjetunion in dieser Disziplin.

Literatur

  • Ekkehard zur Megede: Die Geschichte der olympischen Leichtathletik. Band 2: 1948–1968. Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 201–204.

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, High jump – Men, sport-record.de (englisch), abgerufen am 27. August 2021
  2. Official Report, The XVII Olympiad Rome 1960, Volume two (englisch), S. 63, digital.la84.org (PDF; 31.903 KB), abgerufen am 27. August 2021
  3. Official Report, The XVII Olympiad Rome 1960, Volume two (englisch), S. 132, digital.la84.org (PDF; 31.903 KB), abgerufen am 27. August 2021
  4. Official Report, The XVII Olympiad Rome 1960, Volume two (englisch), S. 134, digital.la84.org (PDF; 31.903 KB), abgerufen am 27. August 2021
  5. Athletics at the 1960 Roma Summer Games: Men's high jump, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 27. August 2021
  6. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 203
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