Olympische Sommerspiele 1936/Leichtathletik – Hochsprung (Frauen)

Der Hochsprung der Frauen bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin wurde am 9. August 1936 im Olympiastadion Berlin ausgetragen. Siebzehn Athletinnen nahmen teil.

SportartLeichtathletik
DisziplinHochsprung
GeschlechtFrauen
Teilnehmer17 Athletinnen aus 12 Ländern
WettkampfortOlympiastadion Berlin
Wettkampfphase9. August 1936
Medaillengewinnerinnen
Ungarn 1918 Ibolya Csák (HUN)
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Dorothy Odam (GBR)
Deutsches Reich NS Elfriede Kaun (GER)
1932 1948

Olympiasiegerin wurde die Ungarin Ibolya Csák vor der Britin Dorothy Odam und der Deutschen Elfriede Kaun.

Bestehende Rekorde

Weltrekord[1] 1,65 m Jean Shiley (Vereinigte Staaten 48 USA) Finale OS Los Angeles, USA 7. August 1932
Mildred Didrikson (Vereinigte Staaten 48 USA)
Olympischer Rekord 1,65 m Jean Shiley (Vereinigte Staaten 48 USA) Finale OS Los Angeles, USA 7. August 1932
Mildred Didrikson (Vereinigte Staaten 48 USA)

Der bestehende olympische Rekord wurde hier in Berlin nicht erreicht.

Sport im Zeichen des Nationalsozialismus

Ein besonderes Kapitel war der Umgang der deutschen Sportverbände mit seinen jüdischen Sportlern. Dies wird besonders deutlich am Beispiel der Hochspringerin Gretel Bergmann. Ihr wurden immer wieder schon in den Vorjahren Steine in den Weg gelegt, um ihren Sport ausüben zu können. Dennoch gelang ihr im Olympiajahr mit 1,60 m die Einstellung des deutschen Rekords. Aber das nationalsozialistische Regime sorgte dafür, dass sie bei den Deutschen Meisterschaften 1936 nicht teilnehmen durfte. Für die Olympischen Spiele wurde sie erst recht nicht nominiert. Sie emigrierte bald darauf in die Vereinigten Staaten, wo sie noch zwei Jahre lang ihren Sport sehr erfolgreich ausübte.[2]

Intersexualität bei Frauenwettbewerben

Heinrich Ratjen, am Start als Dora Ratjen und zunächst auf Platz vier gewertet, wurde nachträglich disqualifiziert, weil es sich um einen Mann handelte

Auch 1936 war die Problematik der Intersexualität bei Frauenwettbewerben bereits durchaus aktuell. Im Rennen über 100 Meter stellte sich die Frage nach der Geschlechterrolle. Betroffen war Stanisława Walasiewicz, 1932 Olympiasiegerin und hier in Berlin Silbermedaillengewinnerin. Sie wurde 1980 in Cleveland bei einem Raubüberfall, in den sie zufällig hineingeraten war, erschossen. Die nachfolgende Obduktion ergab, dass sie männliche Geschlechtsorgane hatte und sie intersexuell war. Dies hatte jedoch keine offiziellen Auswirkungen auf ihre sportlichen Resultate.[3]

Im Hochsprung belegte Heinrich Ratjen, angetreten als Frau unter dem Namen Dora Ratjen, zunächst den vierten Platz. Zwei Jahre darauf wurden offiziell alle ihre/seine Resultate annulliert, nachdem sich herausgestellt hatte, dass Heinrich Ratjen ein Mann war.[4]

Durchführung des Wettbewerbs

Der Hochsprung wurde am 9. August mit allen Teilnehmerinnen gemeinsam durchgeführt. Die aufgelegten Sprunghöhen sind der Tabelle unten zu entnehmen.

Legende

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

oübersprungen
verzichtet
xungültig

Wettbewerbsverlauf und Resultat

9. August 1936, 15;00 Uhr
Wetterbedingungen: sonnig, 21–22 °C, Windgeschwindigkeit 1,3–1,6 m/s[5]

PlatzNameNation1,30 m1,40 m1,50 m1,55 m1,58 m1,60 m1,62 mEndresultatAnmerkung
1Ibolya CsákUngarn 1918 Ungarnoooooxoxxx1,60 m1,62 m im Stechen mit Dorothy Odam und Elfriede Kaun
2Dorothy OdamVereinigtes Konigreich Großbritannienooooxoxxx1,60 m1,60 m im Stechen mit Ibolya Csák und Elfriede Kaun
3Elfriede KaunDeutsches Reich NS Deutsches Reichoooxxoxxoxxx1,60 mogV im Stechen mit Ibolya Csák und Dorothy Odam
4Marguerite NicolasDritte Französische Republik Frankreichooxxoxxoxxx1,58 m
5Fanny KoenNiederlande Niederlandeooooxxx1,55 m
Annette RogersVereinigte Staaten 48 USAooooxxx
Doris CarterAustralien Australienoxoxxoxxx
8Alice ArdenVereinigte Staaten 48 USAoooxxx1,50 m
Kathlyn KelleyVereinigte Staaten 48 USAoooxxx
Margaret BellKanada 1921 Kanadaooxoxxx
Wanda NowakOsterreich Österreichooxoxxx
Nellie CarringtonVereinigtes Konigreich Großbritannienoxxoxxx
13Catherine StevensBelgien Belgienooxxx1,40 m
Jantina KoopmansNiederlande Niederlandeoxoxxx
Junko NishidaJapan 1870Japan Japanoxxoxxx
16Irja LipastiFinnland Finnlandxxoxxx1,30 m
DSQDora RatjenDeutsches Reich NS Deutsches Reichooxooxxx1,58 mDora Ratjen hieß eigentlich Heinrich Ratjen und war ein Mann

Favoritin auf den Sieg war vor allem die Britin Dorothy Odam, spätere Dorothy Tyler, die vor den Spielen 1,65 m übersprungen hatte, was eigentlich die Einstellung des Weltrekordes bedeutet hätte. Aber ihre Leistung wurde offiziell nicht anerkannt.

Der Olympiasieg wurde im Stichkampf ermittelt, nachdem drei Springerinnen genau jene 1,60 m bewältigt hatten, welche die nicht nominierte Gretel Bergmann vor den Spielen übersprungen hatte – s.o. Die Ungarin Ibolya Csák übersprang dabei als einzige 1,62 m. Dorothy Odam gewann Silber und Bronze ging an die Deutsche Meisterin Elfriede Kaun. Der olympische Rekord von 1,65 m, aufgestellt durch Jean Shiley und Mildred Didrikson bei den vorangegangenen Spielen wurde nicht erreicht.[6]

Ibolya Csák errang die erste ungarische Goldmedaille einer Frau in der Leichtathletik.
Dorothy Odam und Elfriede Kaun gewannen die ersten Medaillen ihrer Länder im Hochsprung der Frauen.

Video

Literatur

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 308f

Einzelnachweise

  1. Weltrekorde. Hochsprung Frauen, abgerufen am 19. Juli 2021
  2. Jüdische Olympia-Hoffnung, Deutschlandfunk 13. April 2009, abgerufen am 11. August 2017
  3. Matt Tullis, Who was Stella Walsh? The story of the intersex Olympian, sbnation.com, 27. Juni 2013, abgerufen am 17. Juli 2021
  4. Das Doppelleben der Dora Ratjen, ndr.de, 18. August 2011, abgerufen am 17. Juli 2021
  5. The XIth Olympic Games Berlin 1936, S. 696, digital.la84.org, englisch (PDF; 60.845 KB), abgerufen am 19. Juli 2021
  6. Athletics at the 1936 Berlin Summer Games: Women's high jump, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 22. September 2017
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