Olivia Retzer

Olivia Retzer (* 13. Juni 1981 in Klagenfurt, Kärnten)[1] ist eine österreichische Filmeditorin, die längere Zeit in Deutschland gelebt hat. Sie ist seit 2006 bei über 25 Kino-, TV- und Serienproduktionen für den Filmschnitt verantwortlich und hat mehrfach mit Regisseuren wie Markus Goller, Marvin Kren, Vivian Naefe, Andreas Schmied oder Christoph Schrewe zusammengearbeitet. Seit 2016 entwickelt Retzer außerdem Filmstoffe als Drehbuchautorin.[2]

Leben und Werk

Olivia Retzer wurde in Klagenfurt geboren und wuchs in München und am Wörthersee auf.[3] Ihre Mutter Shirley Retzer stammt ursprünglich aus Mauritius;[4] ihr Vater ist der Regisseur und Schauspieler Otto Retzer. Sie hat einen jüngeren Bruder, Michael Retzer, der Filmproduzent ist.[5][6]

Ausbildung

Zur Schule ging Olivia Retzer am französischen Gymnasium Lycée Jean Renoir in München, wo sie 2000 mit einem „Bacalauréat internationale“ abschloss. Anschließend studierte sie Neuere Deutsche Literatur, Philosophie und Völkerkunde an der LMU München – brach dies jedoch 2003 ab.[7] Neben dem Studium absolvierte sie 2001 ein Praktikum bei ARRI München, welches sie zum ersten Mal auch in einen Schneideraum führte:

„Und da merkte ich schnell: Das ist meins. Da geht es um den Rhythmus, um das Timing, um die Musik und um die Bebilderung. Das hat einen großen dramaturgischen Einfluss auf einen Film.“

Olivia Retzer: Kleine Zeitung[3]

Sie begann Kurzfilme zu schneiden, u. a. von Regiestudenten der Hochschule für Fernsehen und Film München, und sammelte Erfahrung als Schnittassistentin bei Langfilm-Produktionen, wie z. B. Tatort: Zielscheibe (2001) oder Grenzverkehr (2005). Für ihre Montage des Kurzfilms Simones Labyrinth (Regie: Iván Sáinz-Pardo) erhielt Retzer 2003 den Schnittpreis des Internationalen Filmfestivals in Elche, Spanien, und war 2004 für den Deutschen Kamerapreis nominiert.[7]

2005 zog Olivia Retzer nach Berlin und begann ein Studium im Fachbereich Montage an der HFF Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg.[7] Sie arbeitete weiterhin parallel an Aufträgen aus der Filmwirtschaft, etwa der Schnittassistenz beim Erfolgsfilm Keinohrhasen (2007), oder ihrem ersten Langfilm als Editorin, Grosse Lügen! von Jany Tempel (weiterer Editor: Cetin Tutak). Daraus folgte, dass sie auch dieses Studium nicht beendete, sondern sich ganz auf ihre Arbeit als freie Editorin konzentrierte.

Karriere als Editorin

2008 war Olivia Retzer gleich mit zwei Spielfilmen im Kino vertreten: Der Rote Baron, mit Matthias Schweighöfer in der Rolle des Manfred von Richthofen, sowie der Til-Schweiger-Produktion 1½ Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde. Es folgte 2010 Friendship! von Markus Goller, erneut mit Schweighöfer in der Hauptrolle. Das tragikomische Roadmovie hatte die besten Zuschauerzahlen eines deutschen Kinofilms im Jahr 2010,[8] und brachte Friedrich Mücke einen Bayerischen Filmpreis als Bester Nachwuchsdarsteller ein.[9] In der Erfolgsspur blieb Retzer auch mit Schweighöfers anschließendem Regiedebüt What a Man, der ebenfalls zu den zuschauerreichsten deutschen Kinofilmen des Jahres 2011 gehörte,[10] und mit einem Hessischen Filmpreis sowie dem Publikumsfilmpreis Jupiter ausgezeichnet wurde.[11][12]

Danach war Olivia Retzer auch als Editorin von Fernsehspielfilmen gefragt – gleich drei erschienen 2012, unter der Regie von Sven Bohse und Christoph Schrewe. In den Folgejahren wechselte Retzer immer wieder hin und her zwischen Kinoproduktionen wie dem Debütfilm Großstadtklein von Tobias Wiemann oder dem Ensemblefilm Alles ist Liebe von Markus Goller, und Fernsehproduktionen wie Mama geht nicht mehr und Pauls Weihnachtswunsch von Vivian Naefe.

Karriere als Drehbuchautorin

2013 absolvierte Olivia Retzer einen Drehbuch-Grundkurs und Development-Kurs an der Master School Drehbuch in Berlin.[7] Seitdem entwickelt sie, neben ihrer weiterhin laufenden Tätigkeit als Editorin, auch mehrere Drehbuchstoffe als Autorin. 2018 erhielt sie vom Österreichischen Filminstitut für das Projekt Cream Pie Baby, mit dem Retzer auch ihr Regiedebüt plant, Stoffentwicklungsförderung;[13] 2019 folgten Projektentwicklungsgelder.[14]

Mitgliedschaften und Privatleben

Olivia Retzer ist Mitglied im Österreichischen Verband Filmschnitt (aea), im deutschen Bundesverband Filmschnitt Editor e.V. (BFS), in der Akademie des Österreichischen Films,[15] sowie in der Deutschen Filmakademie,[16] wo sie 2014 und 2019 zur Vorauswahlkommission des Deutschen Filmpreises gehörte.[17][18]

Sie wohnt seit 2016 in Wien,[2] mit ihrem Partner Philipp Brozsek, einem Filmeditor und Fotografen.[19] Die beiden haben einen Sohn (* 2016) und eine Tochter (* 2019).[7]

Filmografie (Auswahl)

Wo nicht anders ausgewiesen, handelt es sich um einen Kinospielfilm.

Filmschnitt

Zusatzschnitt

Schnittassistenz

Einzelnachweise

  1. Olivia Retzer. Filmportal, abgerufen am 29. Januar 2021.
  2. Mentees und Mentorinnen 2018/19 – Olivia Retzer. Verein FC Gloria, abgerufen am 28. Januar 2021.
  3. Marianne Fischer: Olivia Retzer: Schnittig zum Erfolg. Kleine Zeitung, 21. Oktober 2017, archiviert vom Original am 27. Oktober 2017;.
  4. Kulturminister Ostermayer ehrt Regisseur Otto Retzer. APA-OTS, 16. Dezember 2014, abgerufen am 24. Januar 2021.
  5. Peter Bischoff: Otto W. Retzer mit Ehefrau Shirley, Kindern Olivia + Michael. Getty Images, 2. Juli 1993, abgerufen am 23. Januar 2021.
  6. Conny Bischofberger: Warum immer den Macho raushängen, Herr Retzer? Kronen Zeitung, 29. April 2017, abgerufen am 24. Januar 2021.
  7. Olivia Retzer – CV/Vita. (PDF) oliviaretzer.com, 1. Februar 2021, abgerufen am 24. Januar 2021.
  8. Top 100 Deutschland 2010. Inside Kino, 20. September 2012, abgerufen am 29. Januar 2021.
  9. Ministerpräsident Horst Seehofer verleiht 31. Bayerischen Filmpreis. Bayerische Staatsregierung, 15. Januar 2010, archiviert vom Original am 2. April 2015;.
  10. Top 100 Deutschland 2011. Inside Kino, 9. Juni 2013, abgerufen am 24. Januar 2021.
  11. Hessische Film- und Kinopreise 2011 verliehen. Filmportal, 14. Oktober 2011, abgerufen am 24. Januar 2021.
  12. Bilder der Jupiter Preisträger 2012. Cinema, abgerufen am 24. Januar 2021.
  13. Tätigkeitsbericht 2018 – Stoffentwicklung 1. Stufe. (PDF) Österreichisches Filminstitut, 1. April 2019, S. 16, abgerufen am 24. Januar 2021.
  14. Förderinfo 5/2019 – Förderungszusagen Projektentwicklung. (PDF) Österreichisches Filminstitut, 15. November 2019, abgerufen am 24. Januar 2021.
  15. Mitgliedschaft und Mitglieder. Akademie des Österreichischen Films, abgerufen am 23. Januar 2021.
  16. Olivia Retzer. Deutsche Filmakademie, abgerufen am 23. Januar 2021.
  17. Michael Bellia: Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis 2014 bekannt. Game2gether.de, 10. Januar 2014, abgerufen am 27. Januar 2021.
  18. Die Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis 2019 ist komplett. Deutscher Filmpreis, 7. Januar 2019, abgerufen am 27. Januar 2021.
  19. Philipp Brozsek. cargocollective.com, 2018, abgerufen am 27. Januar 2021.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.