Ohrlöffel

Ohrlöffel (auch Ohrenreiniger) sind ein löffelartiges Besteck zum Reinigen der Ohren, eine Art von Curette. Sie sind in der Verwendung den verbreiteten Wattestäbchen vorzuziehen.

Geschichte

Als Toilettebesteck wurden sie in früheren Zeiten häufig mit einer kleinen Pinzette zusammen, an einem kleinen Ring verbunden, verwendet.

Ohrlöffel sind durch Funde seit der Bronzezeit nachgewiesen. In Großbritannien gibt es Funde aus der Römerzeit[1] sowie angelsächsische Ohrlöffel aus dem 9. Jahrhundert.[2][3] In Skandinavien sind Ohrlöffel aus der Zeit der Wikinger bekannt.[4]

Im Dithmarscher Landesmuseum ist ein silberner Besteckköcher mit Zahnhaken und Ohrlöffel aus der Zeit um 1600 ausgestellt.

Reinigung von Ohrmuscheln nach Ländern

China

Die ersten historischen Spuren der Ohrreinigung stammen aus der Han-Dynastie.[5]

Japan

In Japan ist das Schrubben der Ohren ein uralter Ritus, der ursprünglich in der Familie praktiziert wurde. Mimikaki (mimi, «ohr», kaki, «Reinigung») genannt, soll in der Edo-Zeit begonnen haben und wurde von der Mehrheit der Japaner aus einem zunächst physiologischen Grund angenommen. Sie haben zum größten Teil ein trockenes und bröckeliges Ohrenwachs und sind nicht fettig und feucht wie das der Kaukasier, wobei dieser Unterschied in der Textur auf das ABCC11 zurückzuführen ist.[6]

Mimikaki und ASMR teilen eine gemeinsame Philosophie, die auf der Ethik der Fürsorge basiert, was die Mode von ASMR-Videos erklärt, die die Ohrenreinigung inszenieren.[7][8]

Galerie

Ein traditioneller japanischer Haarnadel-Ohrreiniger (mimikaki kanzashi)
Ein moderner japanischer Haarnadel-Ohrreiniger (mimikaki kanzashi)
Ein historisches Toilettenbesteck aus Bronze mit Ohrlöffel und Pinzette
Schweizer Toilettenbesteck aus Bronze mit Pinzette, Ohrlöffel und Nagelreiniger; wohl an einem Chatelaine-Anhänger getragen
Ein äthiopischer zylindrischer Ohrlöffel mit Riffeln, an einer Halskette getragen
Ein äthiopischer Ohrlöffel aus Silber in Form eines Kreuzes

Literatur

  • Pinzette. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Walter de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-017219-4.
  • Eve D’Ambra: Roman women. Cambridge University Press, Cambridge / New York 2007, ISBN 978-0-521-81839-1, S. 116–117 (englisch).
Commons: Ear picks – Sammlung von Bildern

Fußnoten

  1. Silver Ear Scoop. In: Portable Antiques Scheme. The British Museum (org.uk). (englisch)
  2. Cast Ear Scoop. In: Portable Antiques Scheme. The British Museum (org.uk). (englisch)
  3. Fitzwilliam-Museum (Hrsg.): Animal Art – Zoomorphic terminals. In: Anglo-Saxon Art in the Round: Animal Art. (fitzmuseum.cam.ac.uk; englisch).
  4. Kirsten Wolf: Daily life of the Vikings. Greenwood Press, Westport, Conn. 2004, ISBN 0-313-32269-4, S. 76 (englisch, Textarchiv – Internet Archive Leseprobe).
  5. sina_mobile: 采耳风靡济南 采耳师高时月收入可达一万五. 17. März 2021, abgerufen am 9. März 2024.
  6. Mimikaki, l'art de prendre son pied grâce au nettoyage d'oreilles. 2. Oktober 2017, abgerufen am 9. März 2024 (französisch).
  7. Rich: Mimikaki: Ear Cleaning and Romance in Japan. 17. Juli 2014, abgerufen am 9. März 2024 (englisch).
  8. Japan’s lap-pillow ear-cleaning salons aren’t just for pervy guys, we find out. In: SoraNews24 -Japan News-. 5. Juli 2021, abgerufen am 9. März 2024 (japanisch).
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