Ogham-Runenstein von Killaloe
Der 1916 entdeckte Ogham-Runenstein von Killaloe (CIIC 54)[1], englisch Shantraud Ogham-Runic Stone, auch Killaloe-Stein genannt, befindet sich in der St. Flannan’s Cathedral in Killaloe im County Clare in Irland. Er war in die umgebenden Mauer der Kathedrale eingebaut.[2] Ursprünglich war er ein Sockelstein eines verloren gegangenen Keltenkreuzes. Auf dem Stein sind Einritzungen sowohl in Ogham- als auch in Runenschrift zu finden.
Fundbeschreibung
Der Ogham-Runenenstein von Killaloe ist 0,89 m hoch, 0,46 m breit und 0,20 m dick. Die Runeninschrift auf der Vorderseite besteht aus Zeichen des jüngeren Futhark. Sie ist von unten nach oben zu lesen. Der Lautwert für g wird durch ein punktiertes ᚴ (= k) dargestellt. Dies geschah in den späteren Ausprägungen des jüngeren Futhark häufig, um das stimmlose g vom stimmhaften k beim Lesen unterscheiden zu können (Punktierungen auch bei b und d).
Die Ogham-Inschrift ist dagegen von oben nach unten zu lesen und befindet sich auf der rechten Seite des Steins. Die Stammlinie ist nicht wie sonst üblich mit der Kante des Steins identisch, sondern eingemeißelt. Der Pfeil ᚛ bezeichnet – wie bei Ogham-Inschriften üblich – den Anfang der Ogham-Inschrift sowie die Leserichtung. Für den Laut E wird in BEANDACHT(AR) das Forfid[3] ᚕ verwendet, das in der Fachliteratur mit EA übertragen wird.[4] Macalister transkribiert das Forfid ᚕ dagegen mit E.
Inschriften
Übertragung der Runeninschrift:
- (þ)urgrim risti
- (k)rus þina
Übersetzung:
- Thorgrim ritzte dieses Kreuz.
Übertragung der Ogham-Inschrift:
- BEANDACHT(AR)
- TOROQR(IM)
Übersetzung:
- Segen (über) Thorgrim.
Besonderheit
Der Ogham-Runenstein von Killaloe ist einer von nur zwei bekannten Steinen, der Inschriften auf demselben Stein sowohl in Ogham als auch in Runen aufweist. Er ist einer der wenigen Runenfunde in Irland sowie der einzige Inschriftenstein Irlands mit diesen zwei Schriften. Lediglich der Maughold-Stein, der auf der Isle of Man entdeckt wurde, weist noch sowohl eine Runeninschrift als auch eine Ogham-Inschrift auf.[5]
Literatur
- Macalister, R. A. S. (Robert Alexander Stuart): Corpus Inscriptionum Insularum Celticarum. Volume 1, Four Courts Press, Dublin 1996 (Nachdruck von 1945), CIIC 54, S. 58 – S. 59, ISBN 1-85182-242-9
- Damian McManus: A Guide to Ogam (= Maynooth Monographs. 4). An Sagart, Maynooth 1991, ISBN 1-870684-17-6.
- Sabine Ziegler: Die Sprache der altirischen Ogam-Inschriften. Historische Sprachforschung (Historical Linguistics), Ergänzungsheft 36, Göttingen 1994, S. 94 – auch Abzeichnungen der Runen- und der Ogham-Inschrift
Weblinks
- Beschreibung mit Fotos sowie Abzeichnungen der Inschriften – in englischer Sprache
- Weitere Beschreibung mit Foto und Abzeichnungen – in englischer Sprache
- Abbildungen mit farblichen Hervorhebungen der Schriftzeichen auf Netzseite der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Nr. 11; Nummerierung jeweils links oben)
- Videoaufnahmen des Ogham-Runensteins von Killaloe (ab 21. Minute), veröffentlicht am 8. September 2018 – Kommentar in englischer Sprache
Einzelnachweise und Anmerkungen
- In der Fachliteratur allgemein verwendete Bezeichnung gemäß R. A. S. Macalisters noch heute zitiertem Standardwerk „Corpus Inscriptionum Insularum Celticarum“ von 1945 (Nachdruck 1996)
- Macalister, S. 58
- Ein Forfid (Singularform; Plural Forfeda) ist eines der nach den 20 ursprünglichen Ogham-Zeichen entstandenen zusätzlichen Zeichen.
- So auch Ziegler, S. 94
- Macalister, S. 59, auch Fußnote 1