Obriminae

Die Obriminae sind die artenreichste Unterfamilie der in Südostasien beheimateten Gespenstschrecken-Familie der Heteropterygidae. Sie wird in zwei Tribus eingeteilt.[1]

Obriminae

Verschiedene Obriminiae Arten

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Gespenstschrecken (Phasmatodea)
Unterordnung: Euphasmatodea
Überfamilie: Bacilloidea
Familie: Heteropterygidae
Unterfamilie: Obriminae
Wissenschaftlicher Name
Obriminae
Brunner von Wattenwyl, 1893
Tribus

Merkmale

Die Obriminae können mit knapp 3 cm bei Tisamenus hebardi und bis zu gut 13 cm Länge bei Trachyaretaon carmelae sehr unterschiedliche Größen erreichen. Die bei allen Heteropterygidaen vorhandenen sensorischen Felder sind bei den Obriminae paarig im vorderen Bereich des Prosternum zu finden. Bei adulten Weibchen ist das Abdomen verbreitert und durch die permanent und häufig in großer Zahl produzierten Eier deutlich erhöht. Ihr Abdomen endet in einem spitzen Legestachel, welcher den eigentlichen Ovipositor umgibt. Er wird ventral aus dem achten Sternit, auch Subgenitalplatte[2] oder auch Operculum genannt, gebildet. Dorsal besteht er bei den Obrimini aus dem als Supraanalplatte oder Epiproct bezeichneten elften Tergum und bei den Hoplocloniini aus dem zehnten Tergum. Diese Besonderheit bedeutet laut Sarah Bank et al., dass sich der sekundäre Ovipositor innerhalb der Obriminae zweimal unabhängig voneinander entwickelt haben muss.[1] Das Abdomen der kleineren Männchen ist im Querschnitt rundlich und in der Mitte am dünnsten. Außer bei Miroceramia westwoodii und in Rudimenten bei Pterobrimus depressus, den jeweils einzigen bekannten Vertretern ihrer Gattungen, finden sich bei den Obrimini keine Flügel.[3][4][5][6][7]

Der Körper ist oft mit zahlreichen spitzen Stacheln, mehr oder minder stumpfen Dornen oder Tuberkeln besetzt, die vor allem auf der Oberseite von Kopf und Thorax zu finden sind. Deren Ausprägung kann sehr unterschiedlich sein und ihre Anordnung ist meist artspezifisch und wird teilweise zur Bestimmung und Abgrenzung der Arten genutzt. Diese als Acanthotaxie bezeichnete Methode wurde 1939 von James Abram Garfield Rehn und John W. H. Rehn für die Obriminae entwickelt.[8]

Verbreitungsgebiet

Verbreitungsgebiet der Obriminae nach Bank et al. (2021)[1]

Das Verbreitungsgebiet der Obriminae umfasst Borneo, wo sowohl Hoplocloniini als auch Obrimini zu finden sind. Letztere sind in Richtung Osten auch auf den Philippinen, Sulawesi, den meisten Molukkeninseln, Neuguinea und Viti Levu verbreitet.[3][1]

Systematik

Kladogramm der Obriminae
 Obriminae 
 Hoplocloniini 

Hoploclonia


 Obrimini 


Miroceramia


   

Pterobrimus



   


Theramenes


   

Tisamenus



   

Stenobrimus


   


Obrimus


   

Brasidas = Euobrimus



   


Mearnsiana


   

Aretaon



   

Eubulides


   

Obrimini sp. 'Negros' = Trachyaretaon negrosanon


   

Sungaya


   

Trachyaretaon











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Verwandtschaftsverhältnisse der bisher genanalytisch untersuchten Obriminae-Gattungen nach Sarah Bank et al. (2021)[1]

Die Tribus Obrimini wurde von Karl Brunner von Wattenwyl 1893 für die bereits beschriebenen Gattungen Obrimus, Hoploclonia, Tisamenus, Pylaemenes, Dares und Datames (heute Synonym zu Pylaemenes) errichtet (dort als Obrimi. abgekürzt).[9] Lawrence Bruner erhob 1915 die Obrimini in den Rang einer Familie. Heinrich Hugo Karny benannte die Obrimini beziehungsweise die Obrimidae 1923 in Therameninae um. In der Einleitung seiner Arbeit begründete er die Umbenennungen damit, dass Brunner von Wattenwyl und Josef Redtenbacher[10] bei der Benennung der von ihnen errichteten Unterfamilien – und als solche betrachtet er auch die von beiden beschriebenen Tribus – nicht immer die zuerst beschrieben Gattungen berücksichtigt hatten.[11] Zumindest im Fall der Obriminae stimmt dies nicht, da sowohl die Gattung Obrimus als auch Theramenes 1875 von Carl Stål errichtet worden ist. Der Name Therameninae wurde 1929 von Klaus Günther wieder eingezogen und ist somit ein Synonym zu Obriminae. Im Jahr 1939 wurden die nun als Unterfamilie angesprochenen Obriminae von Rehn und Rehn in die Tribus Obrimini und Datamini aufgeteilt.[8] Günther überführte beide Tribus 1953 in die Unterfamilie Heteropteryginae.[12] Im Jahr 2004 erhob Oliver Zompro diese Unterfamilie in den Rang einer Familie und die enthaltenen Tribus in den Rang von Unterfamilien bzw. im Fall der Anisacanthini in den Rang einer eigenen Familie. Die neue Unterfamilie Obriminae unterteilte er in drei Tribus. Neben den Obrimini waren dies die Eubulidini und die Miroceramiini.[13] Die beiden neue Tribus wurde 2016 von Frank H. Hennemann et al. bzw. 2021 von Sarah Bank et al. wieder mit den Obrimini synonymisiert. Auch die 2016 von Hennemann et al. errichtete Tribus Tisamenini wurde 2021 synonymisiert. Dafür wurde mit der Errichtung der Hoplocloniini der anatomischen Besonderheit des sekundären Legestachels der Gattung Hoploclonia Rechnung getragen. Diese Sonderstellung wurde auch durch genanalytische Untersuchungen bestätigt.[1][3]
Die zwei Tribus sind hier bis zur Gattungsebene dargestellt:[3][14][15]

Commons: Obriminae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Phasmatodeaseite von Frank H. Hennemann, Oskar V. Conle, Bruno Kneubühler und Pablo Valero

Quellen

  1. Sarah Bank, Thomas R. Buckley, Thies H. Büscher, Joachim Bresseel, Jérôme Constant, Mayk de Haan, Daniel Dittmar, Holger Dräger, Rafhia S. Kahar, Albert Kang, Bruno Kneubühler, Shelley Langton-Myers & Sven Bradler: Reconstructing the nonadaptive radiation of an ancient lineage of ground-dwelling stick insects (Phasmatodea: Heteropterygidae), Systematic Entomology (2021), DOI:10.1111/syen.12472
  2. Ingo Fritzsche: Stabschrecken - Carausius, Sipyloidea & Co. Natur und Tier Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-937285-84-9
  3. Frank H. Hennemann, Oskar V. Conle, Paul D. Brock & Francis Seow-Choen: Zootaxa 4159 (1): Revision of the Oriental subfamiliy Heteropteryginae Kirby, 1896, with a re-arrangement of the family Heteropterygidae and the descriptions of five new species of Haaniella Kirby, 1904. (Phasmatodea: Areolatae: Heteropterygidae), Magnolia Press, Auckland, New Zealand 2016, ISSN 1175-5326
  4. Christoph Seiler, Sven Bradler, Rainer Koch: Phasmiden – Pflege und Zucht von Gespenstschrecken, Stabschrecken und Wandelnden Blättern im Terrarium. bede, Ruhmannsfelden 2000, ISBN 3-933646-89-8
  5. Oliver Zompro: Zwergformen der Phasmatodea - die Kleinsten unter den Riesen, Arthropoda 16 (3) November 2008, Sungaya-Verlag Kiel. ISSN 0943-7274
  6. Oliver Zompro: Stabschrecken, Gespenstschrecken, Wandelnde Blätter - Phasmidensystematik im Überblick I. Arthropoda 17 (1) April 2009, Sungaya-Verlag Kiel. ISSN 0943-7274
  7. Frank H. Hennemann & Oskar V. Conle: A new species of Trachyaretaon Rehn & Rehn, 1939 from the Babuyan Islands, Philippines (Phasmatodea: Heteropterygidae, Obriminae, Obrimini), Entomofauna - Zeitschrift für Entomologie, Band 27, Heft 18, 217–228, Ansfelden, 2006, ISSN 0250-4413
  8. James Abram Garfield Rehn & John W. H. Rehn: Proceedings of The Academy of Natural Sciences (Vol. 90, 1938), Philadelphia 1939, S. 389 ff.
  9. Karl Brunner von Wattenwyl: Annali del Museo Civico di Storia Naturale Giacomo Doria. Genova (2) 13 (33):101, 1893, S. 98
  10. Joseph Redtenbacher: Die Insektenfamilie der Phasmiden. Vol. 1. Phasmidae Areolatae. Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig 1906, S. 36–46
  11. Heinrich Hugo Karny: Zur Nomenklatur der Phasmoiden, Treubia Vol. III 2, 1923, S. 230–233
  12. Klaus Günther: Über die taxonomische Gliederung und die geographische Verbreitung der Insektenordnung der Phasmatodea, Beiträge zur Entomologie, Band 3, 1953, Nr. 5, S. 541–563
  13. Oliver Zompro: Revision of the genera of the Areolatae, including the status of Timema and Agathemera (Insecta, Phasmatodea), Goecke & Evers, Keltern-Weiler 2004, S. 191–240, ISBN 978-3931374396
  14. Paul D. Brock, Thies H. Büscher & Edward W. Baker: Phasmida Species File Online (abgerufen am 9. Februar 2024)
  15. Frank H. Hennemann: A taxonomic review, including new species and new records of Philippine Obrimini stick insects (Insecta: Phasmatodea: Heteropterygidae: Obriminae), Faunitaxys, 2023, 11 (71), S. 1–135.
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