Bühlertal
Der staatlich anerkannte Luftkurort Bühlertal ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg und gehört zum Landkreis Rastatt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 41′ N, 8° 11′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Karlsruhe | |
Landkreis: | Rastatt | |
Höhe: | 260 m ü. NHN | |
Fläche: | 17,67 km2 | |
Einwohner: | 8105 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 459 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 77830 | |
Vorwahl: | 07223 | |
Kfz-Kennzeichen: | RA, BH | |
Gemeindeschlüssel: | 08 2 16 008 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 137 77830 Bühlertal | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Hans-Peter Braun | |
Lage der Gemeinde Bühlertal im Landkreis Rastatt | ||
Geografie
Geografische Lage
Bühlertal erstreckt sich über das Tal der Bühlot, welche hinter Bühl Sandbach heißt, und seine Nebentäler am Westhang des Nordschwarzwalds im Übergang zur Oberrheinischen Tiefebene in 190 bis 1000 Meter Höhe.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Bühlertal gehören das Dorf Obertal, die Siedlungen Altenberg, Denni (mit Obertal zusammengewachsen), Boosweg (mit Obertal zusammengewachsen), Längenberg, die Weiler Buchkopf, Büchelbach (mit Butschenberg zusammengewachsen), Laube (mit Unter- und Obertal baulich verbunden), Liehenbach (mit Untertal baulich verbunden), Schafhof, Schönbüch (mit Obertal und Buchkopf baulich verbunden), Schwarzwasen, Seßgaß, Steckenhalt, Untertal, Wintereck und Wolfsbrunnen, die Zinken Eichwald, Freihöfen, Haaberg, Hatzenwörth, Hirschbach, Hof, Hungerberg, Klotzberg, Lachmatt, Matthäuser Schmelz und Sickenwald, das Gehöft Butschenberg und Häuser Gertelbach, Grasiweg, Holzmatt, Immenstein, Kohlbergwiese, Mittelberg, Oberer Plättig, Wiedenfelsen und Wolfshügel. Aufgegangen ist die 1492 erwähnte Ortschaft Mistgraben.[2]
Geschichte
Bühlertal wird erstmals 1301 urkundlich erwähnt. Es gehörte zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Eberstein. Nachdem die Markgrafen von Baden bereits seit 1536 im Ort begütert waren, fiel Bühlertal 1688 ganz an Baden. Dort gehörte es zum Bezirksamt Bühl, aus dem später der Landkreis Bühl wurde. Als dieser 1973 aufgelöst wurde, kam der Ort zum Landkreis Rastatt.
Religionen
Neben den römisch-katholischen Pfarrkirchen St. Michael und Liebfrauen gibt es auch die evangelische Christuskirche in der Gemeinde.
Politik
Gemeinderat
Die Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 brachte folgendes Ergebnis (mit Vergleich zu 2014):[3]
Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze | Ergebnis 2014 |
FBV | 43,4 % | 8 | 41,9 %, 8 Sitze |
CDU | 31,3 % | 6 | 38,8 %, 7 Sitze |
SPD | 25,4 % | 4 | 19,3 %, 3 Sitze |
Wahlbeteiligung | 61,9 % | 52,6 % |
Bürgermeister
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Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Bühlertal, Jürgen Bäuerle, wurde zum Landrat des Landkreises Rastatt gewählt. Dies erforderte Neuwahlen, aus denen im zweiten Wahlgang 2005 Michael Stockenberger, der ehemalige Ortsvorsteher der Reblandgemeinden um Baden-Baden, als Sieger hervorging. 2007 wurde er wegen des Verdachts der Verbreitung von Kinderpornographie vorläufig suspendiert.[4] Stockenberger bestritt den Vorwurf, trat aber 2008 vom Amt des Bürgermeisters zurück.[5]
Wappen
Blasonierung: In Blau ein goldener (gelber) Schrägbalken, überdeckt mit einem silbernen (weißen) Herzschild, worin der schwarze lateinische Großbuchstabe B, links oben ein silbernes (weißes) Lichteck. Das Generallandesarchiv Karlsruhe hatte dieses Wappen als Modifizierung des Wappens der Herren von Windeck 1895 vorgeschlagen, die Modifizierung bestand in einem Herzschild mit dem Buchstaben B für Bühlertal.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Das Museum Geiserschmiede wurde mit großem ehrenamtlichem Engagement in einer ehemaligen Hammerschmiede eingerichtet. Neben der Ortsgeschichte wird das traditionelle Handwerk des Schmieds in Ausstellung, Vorführung und interaktiven Medien erläutert. Es wurde 2002 vom Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe e.V. als Vorbildliches Heimatmuseum ausgezeichnet.
Sport
Aus dem Bühlertäler Karate & Judo Verein Budo Kai kommt die vierfache Karate-Weltmeisterin Britt Grossmann geb. Weingand.
Die englische Fußballnationalmannschaft trainierte während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im Bühlertäler Mittelbergstadion und gastierte zu dieser Zeit ganz in der Nähe, im Schlosshotel Bühlerhöhe.
Der Ortsteil Bühlertal-Hundseck ist jährlich im Juli Startort des Hornisgrinde-Marathons, der seit 1973 durchgeführt wird und eine der ältesten Marathonveranstaltungen in Deutschland ist.
Der Internationale Hundseck-Berglauf, bei dem auf einer Strecke von 9,5 km eine Höhendifferenz von 776 m zu bewältigen ist, wird im Mai eines jeden Jahres ausgetragen und findet seit 1977 ununterbrochen statt. Er ist damit einer der ältesten Bergläufe Deutschlands.
2012 war Bühlertal Austragungsort der 12. Senioren-Weltmeisterschaft im Berglauf.
Regelmäßige Veranstaltungen
In Bühlertal werden das ganze Jahr über viele Feste gefeiert. Weit über die Grenzen der Gemeinde bekannt sind das „Bühlotelfeschd“ und die Heckenfeste, welche vom Musikverein Bühlertal und dem Verkehrsverein veranstaltet werden. Zahlreiche Fastnachtsvereine laden auf unterschiedlichsten Veranstaltungen zum Feiern ein, nicht nur während der Fastnachtszeit.
Am 3. Oktober lädt der Ort im Rahmen und zum Abschluss der fast vierwöchigen "Weinwochen" zum Wandertag mit Einkehr, Verkostung und kulinarischen Themen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Bühlertal ist durch den Autobahnzubringer, der sich zum großen Teil auf der früheren Trasse der stillgelegten und zurückgebauten Bühlertalbahn befindet, an die Rheintal-Autobahn A 5 und an die Bundesstraße 3 angebunden.
Ganz Bühlertal ist mit Ausnahme der L83 und der Liehenbachstraße eine flächendeckende Tempo-30-Zone.
Wirtschaft
Die Gewerbe der Gemeinde waren in den früheren Jahren ausschließlich auf Land- und Forstwirtschaft ausgerichtet. Heute gibt es nur noch wenige Haupterwerbsbetriebe. Der Anbau von Sonderkulturen wird nach wie vor intensiv gepflegt; das ist meist der Obstanbau, wie Zwetschgen und Erdbeeren. Bühler Zwetschgen sind auch überregional bekannt. Noch bedeutungsvoller ist jedoch der Weinbau.
Die ersten Industriebetriebe, die sich im Bühlertal niederließen, waren die Sägewerke, die das Holz des Schwarzwalds verarbeiteten, im Laufe der Zeit bis zu acht Stück. Hinzu kamen zahlreiche Zigarrenfabriken, die den im Oberrheintal kultivierten Tabak verarbeiteten. Seit dem Jahr 1939 prägte vor allem die Ansiedlung der Autotechnischen Vertriebs- und Organisationsgesellschaft AVOG, heute zur Robert Bosch GmbH gehörend, die Industrialisierung des Ortes.
Neben der Firma Bosch und kleineren Handwerksbetrieben ist die Gemeinde heute geprägt vom Tourismus.
Weinbau
Mit dem Engelsfelsen besitzt der Ort eine Einzellage im Weinbau mit einer Neigung von bis zu 75° und gilt damit als steilste Weinlage Europas.[7]
Bildung
Neben der Franziska-Höll-Schule, einer Grund- und Realschule, besteht mit der Dr.-Josef-Schofer-Schule noch eine Grund- und Hauptschule in Bühlertal. Außerdem gibt es zwei Kindergärten im Ort.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Otto Mühlschlegel (1898–1995), ernannt 1969, Unternehmer und Inhaber der AVOG
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Jürgen Bäuerle (* 1954), Landrat des Landkreises Rastatt
- Charly Doll (* 1954), Laufsportler, Koch und Autor
- Albert Geiger (1866–1915), Schriftsteller
- Schwester Alexia, bürgerlicher Name Franziska Höll (1838–1918), Klostergründerin
- Stephan Kern (1860–1915), Kunstmaler, Meisterschüler von Ferdinand Keller
- Andreas Schenk (* 1982), Schachspieler
- Josef Schofer (1866–1930), katholischer Pfarrer, Zentrumspolitiker (1905–1930 Mitglied des Badischen Landtags und ab 1919 Vorsitzender des Badischen Zentrums), Schriftsteller (veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Dr. E. Geradaus)[8]
Literatur
- Renate Baumann: Bühlertäler Dialekt-Wörterbuch
- Renate Baumann: Erinnerte Geschichte – Aufarbeitung eines Stückes Dorfgeschichte, Bühlertäler Kriegserinnerungen und Zeitzeugenberichte, 1. Aufl. 2005.
- Gerhard Fritz: Heimatbuch Bühlertal, Hrsg. Gemeinde Bühlertal, 1991.
- Ulrich Coenen: Die Baukunst der nördlichen Ortenau – Denkmäler in Bühl, Bühlertal, Ottersweier, Lichtenau, Rheinmünster und Sinzheim. Verlag der Badischen Neuesten Nachrichten, Karlsruhe und Bühl 1993.
- Ulrich Coenen: Der Platz Faverges in Bühlertal und seine Architektur. In: Heimatbuch 1997 Landkreis Rastatt. 36. Jahrgang (1997), Seite 259–272.
- Patrick Götz: Museum Geiserschmiede Bühlertal, in: Heimatbuch des Landkreises Rastatt 2000. Rastatt 2000.
- Patrick Götz: 700 Jahre Bühlertal. Festschrift zum 700. Ortsjubiläum, 2001.
- Jürgen Bäuerle und Patrick Götz: Von Bürgern für Bürger – 700 Jahre Bühlertal, in: Die Gemeinde, Organ des Gemeindetags Baden-Württemberg. Heft 20/2001.
- Suso Gartner: 700 Jahre Bühlertal. Zur Frühgeschichte der Talgemeinde, in: Die Ortenau. Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Mittelbaden. 81. Jahresband 2001, Seite 25–34.G
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 155–157
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Ergebnis der Gemeinderatswahlen 2019 mit Vergleichsangaben von 2014 – Bühlertal
- swr.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2023. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Stuttgarter Nachrichten 22. Februar 2008 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- die Städtepartnerschaft zwischen Bühlertal und Faverges
- Landentwicklung und Ländliche Bodenordnung, Nachrichtenblatt Heft 53/2012, Seite 12 Archivierte Kopie (Memento des vom 15. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 10,4 MB)
- Günter Wirth: SCHOFER, Joseph (Josef). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp. 659–668.