Herschelschule in der Tellkampfstraße
Die Herschelschule in der Tellkampfstraße von Hannover,[1] zunächst Städtische Realschule II zu Hannover genannt,[2] ab 1925 auch Städtische Oberschule für Jungen Hannover und ab 1927[3] Städtische Herschelschule zu Hannover sowie mit Namensvarianten benannt,[4] war eine im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, in der späten Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs errichtete[1] Bildungseinrichtung. Standort der späteren Oberrealschule in dem schlicht als Herschelschule bezeichneten[5] Schulgebäude war die Tellkampfstraße 7[6] im hannoverschen Stadtteil Oststadt.[7]
Geschichte
Die aus der Realschule III,[6] der späteren Lutherschule[8] hervorgegangene, anfangs dann Städtische lutherische Realschule II genannte Schule wurde am 17. April 1890 gegründet[6] und stand nur männlichen Schülern offen.[4]
1894 bezogen die Schüler einen Neubau in der Tellkampfstraße[1] 7.[6] Über das von Paul Rowald errichtete Schulgebäude berichtete bald darauf die Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins zu Hannover.[9]
1914 besuchten 391 Schüler die seinerzeitige Realschule, die auf 12 Klassen aufgeteilt waren. Zusätzlich waren 252 Schüler zudem auf sechs Vorschulklassen verteilt.[6] Im Jahr 1914 musste für einheimische Schüler ein Schulgeld von 140 Mark (umgerechnet heute etwa 900 Euro) aufgebracht werden; für außerhalb Hannovers wohnende Kinder mussten die Eltern sogar bis zu 220 Mark entrichten.[6]
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde am 5. Dezember 1920 im Obergeschoss der Schule ein „Gedächtnisfenster“ zu Ehren der Gefallenen eingeweiht.[10]
Zur Zeit der Weimarer Republik gaben Schüler der Herschel-Schule in den Jahren von 1928 bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten eine Schülerzeitschrift heraus unter dem Titel Das Teleskop.[4]
Im Zweiten Weltkrieg verzeichnete das Auswärtige Amt von Großbritannien die in der „Tellkampfstr. 7“ gelegene Herschel-Schule noch 1944 in ihrer Schrift Germany Zone Handbook[11] Das Schulgebäude in der Tellkampfstraße 7 wurde im Zweiten Weltkrieg so stark zerstört, dass es aufgegeben wurde.[12]
Nach dem Einmarsch der Alliierten wurde die Herschelschule im Herbst 1945 mit der damaligen Leibnizschule zur Vereinigten Leibniz- und Herschelschule vereinigt. Der Unterricht wurde zunächst im Gebäude der Sophienschule im Zooviertel wieder aufgenommen. Im Herbst 1947 wurde der Schulname zu Leibnizschule verkürzt.[3]
Den Namen Herschelschule Hannover trägt seit 1960 ein neues Gymnasium in Hannover-Vahrenheide.
Persönlichkeiten
Lehrer
- 1902–1907: Ernst Karl Smalian (1860–1940), „Lehrer an der Herschelschule in Hannover“[13]
Schriften (Auswahl)
- Städtische Realschule II zu Hannover. Inhalt: Schulnachrichten über das Schuljahr 1892/93 vom Direktor Dr. Rosenthal (= Progr.-Nr. 345), Hannover: Druck von Wilhelm Riemschneider, 1893; Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Das Telescop. Schüler-Zeitung der Herschel-Schule Hannover, Jahrgänge 1928 bis 1933[4]
Literatur
- Die städtische Realschule III an der Tellkampfstraße zu Hannover. In: Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins zu Hannover, 1894, S. 317
Archivalien
Archivalien von und über die Herschelschule in der Tellkampfstraße finden sich beispielsweise
- in der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF)
- unter dem Eintrag Herschel-Schule (Hannover)[14]
- als Urheber-Akte unter dem Titel Gutachterstelle des BIL – Personalberichte höherer Schulen – Hannover, Archivsignatur GUT PERS 824[15]
- als biographische Notizen zum Lehrer Hubert Wösler[16]
Einzelnachweise
- Dieter Brosius: 1894. In: Hannover Chronik, S. 141; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Vergleiche die Angaben der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Georg Kirchhoff: Die Herschelsschule – es gab sie schon einmal! Archiviert vom am 25. April 2016; abgerufen am 30. Juli 2018.
- Vergleiche die Angaben nebst Querverweisen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ernst Bohlius, Wolfgang Leonhardt (Hrsg.): „Die List.“ 700 Jahre Umschau aus der Dorf- und Stadtgeschichte, 1. Auflage, Norderstedt: Books on Demand, 2003, ISBN 3-8334-0276-8; Vorschau über Google-Bücher
- Statistisches Jahrbuch der höheren Schulen Deutschlands, Luxemburgs und der Schweiz und der höheren deutschen Schulen im Ausland. Nach amtlichen Quellen. 1. Abteilung, das Königreich Preußen enthaltend, Leipzig: B. G. Teubner, 1914, S. 111; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Helmut Zimmermann: Verschwundene Straßenamen in Hannover [...] Tellkampfstraße. In: Hannoversche Geschichtsblätter, S. 355–378; hier: S. 375
- Hans Kammel: Lutherschule. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 418.
- o. V.: Zeitschrift für Schulgesundheitspflege Organ des Deutschen Vereins für Schulgesundheitspflege, Leipzig; Hamburg: Voss, 1896, S. 367; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Gerhard Schneider: „-- nicht umsonst gefallen“? Kriegerdenkmäler und Kriegstotenkult in Hannover, Sonderheft der Hannoverschen Geschichtsblätter, Hannover, Hahnsche Buchhandlung und Verlag, 1991, S. 331; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Germany Zone Handbook (in englischer Sprache), Vol. 3–4, 1944, p. 212; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Michael Sauer: Die Entwicklung des höheren Schulwesens in Hannover vom 19. Jahrhundert bis nach dem 2. Weltkrieg. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 43 (1989), S. 1–30; hier: S. 28
- Wolf-Dieter Ostermann: Ascherslebener Biographisches Lexikon Halle (Saale) 2008, S. 156–157; laut den Angaben der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag in der Archivdatenbank (ADB) der BBF
- Eintrag in der ADB
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