Oberhausmuseum
Das Oberhausmuseum ist in einer der größten erhaltenen Burganlagen Europas, der Veste Oberhaus, in Passau untergebracht. Die Ausstellungsfläche des Museums erstreckt sich auf 4000 m² in verschiedenen Gebäudeteilen. Hier wird die Geschichte von Stadt und Region präsentiert. Insgesamt acht Ausstellungskomplexe sowie der Aussichtspunkt Batterie Linde können durch einen Rundweg besichtigt werden.
Geschichte
Das Kapitel der Passauer Museumsgeschichte beginnt 1885 und ist eng mit dem Namen Anton Niederleuthner (1845–1907) verflochten. In seinem Bestreben, Passau und den Bayerischen Wald dem Fremdenverkehr zu erschließen, hatte Niederleuthner den Observationsturm der Militärstrafanstalt und einstigen Festung zu einer Art „Museum“ ausgebaut. Im Jahr 1931 ging die Veste Oberhaus in das Eigentum der Stadt Passau über. Diese wiederum beschloss 1932 die Einrichtung eines Museums, wobei der Bestand des bisherigen städtischen Museums, das im Rathaus untergebracht war, in die Räume des Oberhauses verlegt wurde. Die Eröffnung konnte im Herbst erfolgen. Am 20. Mai 1933 wurde es mit einigen Umbauten und Erweiterungen als „Ostmarkmuseum“ eröffnet. Nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs wurde es 1952 als Oberhausmuseum wieder eröffnet.
Dauerausstellungen
Passau – Mythos und Geschichte
Ein Ausstellungsbereich der 2007 nach Umbau und Abschluss der Neukonzeption eröffnet wurde. Auf ca. 1000 m² erhält der Besucher einen umfassenden Einblick in die reiche Geschichte der Stadt Passau von den keltischen Anfängen bis zum Ende des Fürstbistums 1803. Durch thematische Schwerpunkte wie zum Beispiel Erhebung zum Bischofssitz und Entwicklung zum Hochstift wird ein geschichtlicher Überblick angeboten.
Faszination Mittelalter – Irdisches Leben und Himmlisches Streben
Der größte Ausstellungskomplex trägt den Titel Faszination Mittelalter – Irdisches Leben und Himmlisches Streben. Im Ausstellungsteil Irdisches Leben liegt der Schwerpunkt auf dem Leben in einer mittelalterlichen Burg. Dabei wird am Beispiel Veste Oberhaus (die als Burg selbst als architektonisches Ausstellungsstück zu sehen ist) ein Einblick in Zeitgeist und Lebensumstände der Menschen geboten. Verdeutlicht wird beispielsweise die damalige Ess-, Wohnkultur und das Freizeitverhalten. In einem extra eingerichteten dunklen Kälteraum werden die Licht- und Temperaturverhältnisse auf der Burg wie vor mehr als 500 Jahren erlebbar gemacht.
In Himmlisches Streben wird der Zusammenhang von Kunst und Religion näher beleuchtet. Anhand zahlreicher bedeutender Tafelmalereien, Reliefs, Skulpturen und Votivgaben bekommt man einen Überblick über damalige Volksfrömmigkeit und Wallfahrtswesen.
Das Geheimnis der Bruderschaft
Als Das Geheimnis der Bruderschaft wird eine weitere Ausstellung des Oberhausmuseums bezeichnet. Hier werden Aspekte von Zunft und Handwerk gezeigt. Sie beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Formen berufsständischer und bürgerlicher Vereinigungen wie Zünfte und Bruderschaften. Die Ausstellung ist im ehemaligen Keller des sogenannten Fürstenbaus untergebracht. Die Gewölberäume tragen dazu bei, in das 16. Jahrhundert abzutauchen und sich auf zentralen Plätzen der Stadt Passau in den verschiedensten Werkstattbetrieben beispielsweise in die Kunst der Kerzenzieher oder des Schmieds unterweisen zu lassen.
Weitere Dauerausstellungen
Die Reihe der Ausstellungen lässt sich weiterführen: Porzellansammlung, Historische Apotheke, Feuerwehrmuseum oder Böhmerwaldmuseum, welches eine eigene Abteilung innerhalb des Oberhausmuseums darstellt. Betreut wird es durch den Verein Böhmerwaldmuseum Passau e. V. und zeigt die Geschichte der deutschstämmigen Besiedlungsanteile des Böhmerwalds und deren spätere Vertreibung und Aussiedlung.
Sammlung Hans Wimmer
Die Sammlung Hans Wimmer (1907–1992) wurde 1987 im Oberhausmuseum eröffnet. Sie beruht im Wesentlichen auf einer Schenkung Hans Wimmers an die Stadt Passau und gewährt einen Überblick über Werk und Schaffen dieses bedeutenden deutschen Bildhauers. Ob Porträtbüsten, lebensgroße Plastiken oder Kleinplastiken, die Dauerausstellung, die Wimmer noch selber mitkonzipiert hat, liefert eine umfassende Zusammenstellung seiner Schaffensperiode.
Museumspädagogik
Für Kinder, Schulgruppen oder Kindergartengruppen gibt es thematische Führungen und spezielle Kreativprogramme, die dazu einladen, Kunst und Kultur mit allen Sinnen zu erleben. Das Oberhausmuseum bietet im Rahmen der Museumspädagogik Werktechniken an, die in erster Linie eine Umsetzung und Vertiefung von Eindrücken sein sollen, die zuvor in einer Führung durch die Ausstellungen oder Sonderausstellung gewonnen wurden. So bietet das Museum beispielsweise unter dem Titel Zinnoberrote Künstlerwerkstatt Tafelmalerei oder Freskomalerei an.
Für Kinder besteht die Möglichkeit, ihren Geburtstag bei einem speziellen Programm im Museum oder bei einer Handpuppenführung des Hoftheaters Lumumba zu verbringen.
Auch für Erwachsene bietet das Oberhaus mit Sonderveranstaltungen an. Für die verschiedensten Besuchergruppen wurden vielfältige Angebote entwickelt: Familiensonntage, Kunstaktionen, Sonderführungen und zahlreiche Veranstaltungen stehen genauso auf dem Programm wie Workshops und die Burgenfestspiele, die vom Landestheater Niederbayern erstmals im Jahr 2009 ins Leben gerufen wurden.
Batterie Linde
Einer der schönsten Plätze der Burganlage. Umgeben von einer der ältesten Wehrmauern der Veste Oberhaus bietet sich auf dem Aussichtsplateau ein Blick auf die Stadt Passau und den Zusammenfluss der drei verschiedenfarbigen Flüsse Inn, Donau und Ilz.
Literatur
- Max Brunner (Hrsg.): Gestalt-Form-Figur, Hans Wimmer und die Münchner Bildhauerschule. Passau/ Güstrow/ Berlin 2008/09.
- Max Brunner (Hrsg.): Passau Mythos & Geschichte. Begleitband zur Ausstellung im OberhausMuseum Passau. Regensburg 2007.
- Max Brunner (Hrsg.): Faszination Mittelalter – Irdisches Leben & Himmlisches Streben. Begleitband zur Ausstellung im OberhausMuseum Passau. Regensburg 2008.
- Gedenkschrift anläßlich der Eröffnung des Bayerischen Ostmark-Museums auf Veste Oberhaus Passau. Passau 1933.
- Hans Karl Moritz: Zur Passauer Museumsgeschichte. In: J. Oswald (Hrsg.): Ostbairische Grenzmarken, Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde. 1958.
- Manfred Pranghofer: Böhmerwaldmuseum Passau. Passau 2009.