Obergeis

Obergeis ist ein Ortsteil der Gemeinde Neuenstein im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg.

Obergeis
Gemeinde Neuenstein
Koordinaten: 50° 54′ N,  36′ O
Höhe: 274 (261–554,8) m ü. NHN
Fläche: 15,25 km²[1]
Einwohner: 808 (2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 53 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 36286
Vorwahl: 06677
Blick auf Obergeis
Blick auf Obergeis

Geographie

Blick auf Gewerbegebiet „Auf dem Koppelstück“ von Obergeis

Obergeis liegt im Geistal an der B 324 etwa 10 km von Bad Hersfeld entfernt. Innerhalb der Ortsteilgemarkung liegt der Hof Erzebach, der sich etwa 2,5 Kilometer südwestlich vom Ortskern im Tal des gleichnamigen Fließgewässers befindet.

Geschichte

Ortsgeschichte

Im Jahr 1142 wurde Obergeis mit der Nennung des Hersfelder Ministerialen „Dietrich von Geisaha“ erstmals erwähnt. Das Dorf selbst wird erstmals als „villula Geisa“ erwähnt und schon 1259 folgt die Nennung als „superior Geissa“. Der Ort wurde Amts- und Gerichtssitz des Amtes Geis, zu dem Ober-, Untergeis, Gittersdorf, Aua und Biedebach gehörten. Obergeis gehörte im Mittelalter zum geistlichen Fürstentum Hersfeld. 1367 gehörte dem Abt die „Bede uz der Geisa“, und 1394 wurde hier ein hersfeldischer Amtmann „Ynn der Geysa“ erwähnt. 1590 gab es Grenzstreitigkeiten mit den Herren von Wallenstein und 1673 mit den Freiherren Riedesel. Das Amt, und damit auch Obergeis, kam erst im Jahr 1648 an Hessen.[3]

Die Kapelle in Geis wurde 1194 vom Abt des Klosters Hersfeld dem Hersfelder Tochterkloster Aua (später Kloster Blankenheim) übergeben. Die jetzige evangelische Pfarrkirche mit spätgotischem Ostturm (Fischblasen-Maßwerk) verweist in das 15. Jahrhundert. Das Taufbecken stammt aus dem 16. Jahrhundert.[3]

Der Dreißigjährige Krieg war für das Dorf verheerend: Im Jahr 1610 gab es 160 Haushaltungen, 1639 nur noch 25.

Während der Zeit des napoleonischen Königreichs Westphalen (1807–1813) war Obergeis Hauptort des Kantons Obergeis und Sitz des Friedensgerichts.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. August 1972 wurde Obergeis im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die 1971 neu gegründete Gemeinde Neuenstein als Ortsteil eingemeindet.[4][5] Für die Ortsteile von Neuenstein wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[6]

Das Amt Obergeis

Zum Amt Obergeis gehörten 1610 beide Geis (= Ober- und Untergeis), Gittersdorf, Biedebach, Aua und Etzebach (= Erzebach). Laut Landau gehörte auch eine Hälfte von Allmershausen hinzu.[7] Nach dem hessischen Stadt- und Dorfbuch von 1747 zählte auch Ellingshausen damals zum Amt.[1] von Anfang des 18. Jahrhunderts bis 1775 war die Burg Neuenstein Sitz des Amtmanns, danach Hersfeld.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Obergeis angehört(e):[1][8]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Obergeis 807 Einwohner. Darunter waren 9 (1,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 141 Einwohner unter 18 Jahren, 324 zwischen 18 und 49, 183 zwischen 50 und 64 und 156 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 360 Haushalten. Davon waren 99 Singlehaushalte, 87 Paare ohne Kinder und 126 Paare mit Kindern, sowie 39 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 60 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 243 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]

Einwohnerentwicklung

Obergeis: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
 
739
1840
 
743
1846
 
744
1852
 
727
1858
 
740
1864
 
724
1871
 
663
1875
 
675
1885
 
658
1895
 
582
1905
 
556
1910
 
546
1925
 
594
1939
 
644
1946
 
928
1950
 
899
1956
 
814
1961
 
807
1967
 
783
1970
 
753
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
807
2020
 
808
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Neuenstein[2]; Zensus 2011[11]

Historische Religionszugehörigkeit

 1885:657 evangelische (= 99,85 %), ein katholischer (= 0,15 %) Einwohner[1]
 1961:740 evangelische (= 91,70 %), 64 katholische (= 7,93 %) Einwohner[1]

Politik

Für Obergeis besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Obergeis) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 59,20 %. Alle Mitglieder gehören der „Bürgerliste Obergeis“ (BLO) an.[12] Der Ortsbeirat wählte Lars Niebel zum Ortsvorsteher.[13]

Bisherige Ortsvorsteher waren (chronologisch): August Spill, Dieter Häckel, Karl-Heinz Hemel, Stefan Schmidt und Heinrich Hemel.

Regelmäßige Veranstaltungen

Traditionell findet am zweiten Juli-Wochenende das Brunnenfest des Heimat- und Trachtenvereins am Brunnenplatz mit seinen malerischen Fachwerkfassaden statt. Eine Spezialität ist dabei das „Ewergeeser Dückfett mit Pellkardüffeln“.

Am letzten Wochenende im Oktober beginnt seit über 100 Jahren die Obergeiser Kirmes der Kirmesburschen und -mädchen.

Sehenswürdigkeiten

Für die unter Denkmalschutz stehenden Kulturdenkmale des Ortes siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Obergeis.

Wirtschaft und Infrastruktur

Unternehmen

Noch innerhalb der Gemarkungsgrenze von Obergeis befindet sich nördlich vom Ortskern das Firmengelände der Firma General Logistics Systems. Zwischen dieser Firma und dem Ortskern, befindet sich das Gewerbegebiet „Auf dem Koppelstück“[14].

Verkehr

Obergeis aus der Luft, im Vordergrund die A7-Brücke

Der öffentliche Personennahverkehr erfolgt durch die RKH Bus GmbH mit der Linie 370.

Literatur

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Landgericht Hersfeld) und Verwaltung
  3. Am 1. August 1972 als Ortsbezirk zur Gemeinde Neuenstein.

Einzelnachweise

  1. Obergeis, Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 5. November 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Daten und Fakten.. In: Webauftritt der Gemeinde Neuenstein, abgerufen im März 2022
  3. Dr. Groscurth: Dörfer des Landkreises Hersfeld in „Mein Heimatland“, November 1961 Band 19. (Beilage der Hersfelder Zeitung)
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Hersfeld und Rotenburg (GVBl. II 330-13) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 217, § 14 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 397.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 115 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Neuenstein, abgerufen im März 2022.
  7. Landau: Hessengau, S. 149
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 67 f. (online bei Google Books).
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 75.
  11. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 20 und 76, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  12. Ortsbeiratswahl Obergeis. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im Februar 2023.
  13. Ortsbeirat Obergeis. In: Webauftritt. Gemeinde Neuenstein, abgerufen im Februar 2023.
  14. Gemeinde Neuenstein – Gewerbegebiete (Memento vom 12. Februar 2012 im Internet Archive)
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