Oberbauenstock

Der Oberbauenstock (bei Einheimischen auch Baberg genannt) ist ein Gipfel der Urner Alpen auf der Grenze der Kantone Nidwalden und Uri in der Schweiz. Das Gipfelkreuz liegt auf 2116,9 m ü. M. und bildet den höchsten Punkt der Gemeinde Seelisberg. Er gehört zu einer Bergkette zusammen mit Zingel (1901 m), Gandispitz (1996 m), Jochlistock (2079 m) und dem Schwalmis (2246 m).

Oberbauenstock

Oberbauenstock (m.) & Niederbauen Kulm (r.) über dem Urnersee (aus dem Kanton Schwyz im NO).

Höhe 2116,9 m ü. M.
Lage Kantone Nidwalden/Uri, Schweiz
Gebirge Alpen (Urner Alpen)
Dominanz 3,9 km Schwalmis
Schartenhöhe 264 m am Grat zum Zingel
Koordinaten 684190 / 198009
Oberbauenstock (Urner Alpen)
Oberbauenstock (Urner Alpen)

Tourismus

Im Sommer ist die Überschreitung dieser Gipfel eine aussichtsreiche Gratwanderung, die jedoch geübten Berggängern vorbehalten bleibt. Der Oberbauenstock lässt sich auch vom Niederbauen über Schwiren besteigen. Er wird im Sommer wie auch im Winter nur selten besucht, im Gegensatz zum ebenfalls aussichtsreichen nördlichen Nachbarn Niederbauen, zumal man dort den Weg von zwei Seiten durch die Benutzung von Seilbahnen verkürzen kann.

Geologie

Die Bauen–Brisen–Kette gehört zur geologischen Gruppe der helvetischen Kalkalpen und bildet eine Falte der Drusberg–Decke der Kreide.[1]

Diskussion über ein Endlager für radioaktive Abfälle

1983 gab die Nagra bekannt, dass sich der Niderbauenstock durch seine geographische Lage und die geologische Zusammensetzung für den Bau eines Endlagers für radioaktive Abfälle eignen würde. Dank dem Bau des Seelisbergtunnels in den 1970er Jahren waren die erdwissenschaftlichen Kenntnisse über den Berg bereits umfassend. Insbesondere die Gesteinsschicht des Mergels schien sich für die Lagerung von radioaktiven Rückständen zu eignen.[2]

Die lokale Bevölkerung reagierte gegenüber dieser Bekanntgabe mit Opposition. Am 5. März 1983 formierte sich die Bürgerinitiative «Atommüll Hiä Niä», an deren Gründungsversammlung rund 150 Personen anwesend waren. Die Opposition bezweifelte einerseits die Machbarkeit eines sicheren Endlagers, kritisierte andererseits die Standortwahl: Die Bevölkerung des Kantons Uri sei nicht bereit, nach dem Bau von Gotthard-Eisenbahn und -Autobahn ein weiteres «nationales Opfer» zu bringen.[3]

Im selben Jahr gab die Bürgerinitiative gemeinsam mit den Gemeinden Ollon und Mesocco, in denen ebenfalls gegen ein Endlager Stimmung gemacht wurde, eine eigene Studie zur Machbarkeit und Sicherheit eines Lagers beim Büro Ökos, Beratergemeinschaft für angewandte Ökologie in Auftrag.[4] Die im März 1984 publizierte Studie äusserte starke Zweifel, ob die Sicherheit eines Endlagers im Oberbauenstock gewährleistet werden könne und delegitimierte die Expertise der Nagra.[5] Zunehmend stellte sich auch die Urner Regierung gegen das Projekt und die Nagra liess nach 1993 vom Standort Oberbauenstock ab, die verfügbare Mergel-Gesteinsschicht bewertete sie nurmehr «nur als genügend bis knapp».[6][7]

Literatur

  • Hans Jakob Fichter: Geologie der Bauen–Brisen–Kette am Vierwaldstättersee und die zyklische Gliederung der Kreide und des Malm der helvetischen Decken. In: Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz N. F. 69, 1934.
Commons: Oberbauenstock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. René Hantke: Tektonik der helvetischen Kalkalpen zwischen Obwalden und dem St. Galler Rheintal. In: Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1961, S. 1–212, S. 132–134.
  2. Nagra (Hrsg.): Nukleare Entsorgung Schweiz. Konzept und Stand der Arbeiten 1982. Technischer Bericht 83-2. Baden, S. 110.
  3. Markus Furrer: Die neue Opposition in der Urschweiz in den 1970er und 1980er Jahren. Historische Fallstudien zur Ökologiebewegung und zur Bildung «grüner» Parteigruppen in den Kantonen Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden. Freiburg i. Ü. 1992, S. 142–150.
  4. Reto Gamma: Nagra-Sondierungsgesuch Bauen. Ruhe im Land. In: Alternative. Altdorf 1983, S. 8 ff.
  5. Ueli Kasser, Gerhard Furrer, Albert von Däniken: Die Endlagerung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle in der Schweiz. Schwachstellen in der Risikoberechnung. Zürich 1984.
  6. Wellenberg als Standort für Atomabfallendlager. In: Neue Zürcher Zeitung. 30. Juni 1993.
  7. Stefan Fryberg, Heinz Baumann: Strube Zeiten. Uri 1900-2000. Baumann & Fryberg, Altdorf 2003, S. 194.
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