Nurn (Steinwiesen)
Nurn ist ein Gemeindeteil des Marktes Steinwiesen im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern.[2]
Nurn Markt Steinwiesen | |
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Koordinaten: | 50° 19′ N, 11° 28′ O |
Höhe: | 537 m ü. NHN |
Einwohner: | 442 (1. Jul. 2022)[1] |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 96349 |
Vorwahl: | 09262 |
Wohnhaus in Nurn |
Geographie
Das Pfarrdorf Nurn liegt im Naturpark Frankenwald auf einem Höhenrücken entlang einer kesselartigen Mulde. Im Osten befindet sich die Ködeltalsperre. Die Kreisstraße KC 16 führt nach Steinwiesen zur Staatsstraße 2207 (2,3 km südlich) bzw. an der Hubertushöhe vorbei nach Tschirn zur Staatsstraße 2198 (8 km nördlich).[3][Anmerkung 1]
Geschichte
Der Ortsname bedeutet zum Felsen, Felseck. Ein „Nurnburg“ wurde 1317 erwähnt, im Jahr 1333 ein „Norn“ als Besitz des Bamberger Bischofs. 1348 folgt die Nennung des Namens „Nueren“ (Nürn). Das Jahr 1349 feierte der Ort als Erstnennung.[4]
Im Jahr 1618 hatte Nurn 22 Häuser. Im Verlauf des Dreißigjährigen Kriegs zogen viele Truppen durch den Ort.[4]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Nurn 26 Anwesen (18 halbe Güter, 4 Söldengütlein, 1 halbe Sölde, 3 Tropfsölden). Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Kronach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Vogteiamt Kronach inne, die Grundherrschaft über alle Anwesen das Kastenamt Kronach. Neben den Anwesen gab es noch das Forsthaus, das der Forstmeisterei Nordhalben unterstand. Außerdem gab es 1 Kapelle, 1 Gemeindehirtenhaus und 1 Gemeindeschmiede.[5]
Nurn ging durch den Reichsdeputationshauptschluss im Jahr 1803 zusammen mit den restlichen Gebieten des Hochstifts Bamberg in den Besitz des Kurfürstentums Bayern über. Mit dem Gemeindeedikt wurde Nurn dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Steinwiesen zugewiesen. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Nurn, zu der Ehrenbachsschneidmühle und Teichenbach gehörten. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Teuschnitz zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Rothenkirchen (ab 1919 in Finanzamt Rothenkirchen umbenannt). 1837 wurde Nurn dem Landgericht Nordhalben zugewiesen. Von 1862 bis 1880 und von 1888 bis 1931 gehörte Nurn zum Bezirksamt Teuschnitz, von 1880 bis 1888 und ab 1931 zum Bezirksamt Kronach (ab 1939 Landkreis Kronach). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Nordhalben (1879 in das Amtsgericht Nordhalben umgewandelt), seit 1929 ist das Amtsgericht Kronach zuständig. Die Finanzverwaltung übernahm 1929 das Finanzamt Kronach.[6] Die Gemeinde hatte ursprünglich eine Fläche von 9,170 km²,[7] die sich vor 1904 auf 4,032 km²[8] und vor 1964 auf 3,904 km² verringerte.[9]
Am 1. Mai 1978 wurde Nurn im Zuge der Gebietsreform in Bayern in die Gemeinde Steinwiesen eingegliedert.[10]
Zwischen 1980 und 1982 errichtete ein Mehrzweckhaus-Bauverein ein Gemeinschaftshaus mit Saal und mehreren Zimmern für die örtlichen Vereine. Der Bauverein wurde alleiniger Träger und damit Unterhalter des Hauses 2021 saniert werden soll. Im November 2019 wurde die Dorferneuerung und Flurneuordnung nach 40 Jahren mit der Aufstellung eines Gedenksteins mit einem Kupferrelief des Ortes abgeschlossen. Bei der Flurneuordnung wurden rund 170 Besitzstände im 300 Hektar großen Verfahrensgebiet durch Zusammenlegung neu geordnet und die Wirtschaftswege auf einer Länge von insgesamt acht Kilometern ausgebaut. Zusätzlich fand eine Neugestaltung der Plätze und ein Ausbau der Ortsstraßen statt.[11] Für die Bodenordnung und das Beweidungskonzept wurde 2012 an die Teilnehmergemeinschaft der Staatspreis/Sonderpreis für die Land- und Dorfentwicklung in Höhe von 2000 Euro verliehen.[12]
Baudenkmäler
- Forsthaus
- Bildstock
- Haus Nr. 20: Modernes Gebäude, am Keller ein Türsturz wiederverwendet, der „GD 1828“ bezeichnet ist.[13] Das Haus listete Tilmann Breuer in dem Buch Landkreis Kronach von 1964 mit seiner ursprünglichen Hausnummer als Kunstdenkmal auf. Es wird in der Denkmalschutzliste nicht geführt, da es entweder nicht aufgenommen, abgebrochen oder stark verändert wurde.
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Nurn
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Pfarrdorf Nurn
Jahr | 1818 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2019 |
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Einwohner | 227 | 352 | 380 | 362 | 375 | 400 | 540 | 593 | 635 | 616 | 471 |
Häuser[Anmerkung 2] | 38 | 57 | 63 | 73 | 84 | 110 | 151 | ||||
Quelle | [6] | [15] | [17] | [7] | [8] | [22] | [24] | [9] | [25] | [26] | [27] |
Religion
Mitte des 17. Jahrhunderts entstand wohl eine kleine Kapelle mit dem Erzengel Michael als Schutzpatron. 1806 erweiterte die Gemeinde die Kapelle zur Dorfkirche. Ab 1923 war ein Geistlicher ständig im Dorf.[4] Bis dahin war der Ort nach Mariä Geburt (Steinwiesen) gepfarrt.[5]
In der Silvesternacht 1954 zerstörte ein Brand die Orgel und den Beichtstuhl der alten Kirche, die sich in der Ortsmitte befand, und beschädigte das Gebäude stark. Am 19. Mai 1955 wurde etwa 150 Meter westlich der alten Kirche der Grundstein für ein neues Gotteshaus gelegt. Grundlage für den Neubau waren Planungen aus dem Jahr 1938, die aufgrund des ausbrechenden Zweiten Weltkriegs nicht realisiert worden waren. Das Richtfest fand am 20. August 1955 statt, am 6. Mai 1956 war die Weihe der drei Glocken Sankt Michael, Sankt Gabriel und Sankt Raphael, die zusammen 1068 Kilogramm wiegen und knapp 13.000 Mark kosteten. Am 22. Juli 1956 weihte der Bamberger Erzbischof Josef Schneider die Kirche. Die Gesamtkosten für deren Errichtung beliefen sich auf 181.610 Mark. Die Geldmittel stammten zu großen Teilen von einer amerikanischen Hilfsorganisation, die 60.000 Mark für den Bau beisteuerte, und aus Spendengeldern der umliegenden Gemeinden. Im November 1962 wurde eine vierte Glocke, die Marienglocke, angeschafft. 1988 wurde der Kirchturm wegen Bauschäden vollständig abgetragen und neu aufgebaut. An der linken Seite des Altarraums befinden sich Sitzfiguren der vier Evangelisten, die von der Kanzel der alten Kirche gerettet wurden.[28][29]
Der Ort blieb bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts rein katholisch.[22] Die Protestanten waren ursprünglich nach St. Michael in Unterrodach gepfarrt,[9] mittlerweile gehören sie zur Pfarrei Heinersberg-Nordhalben.
Literatur
- Tilmann Breuer: Landkreis Kronach (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 19). Deutscher Kunstverlag, München 1964, DNB 450619354, S. 217–218.
- Johann Kaspar Bundschuh: Nurn. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753101, Sp. 146 (Digitalisat).
- Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0.
- Georg Paul Hönn: Nürn. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 41 (Digitalisat).
- Otto Knopf: Thüringer Schiefergebirge, Frankenwald, Obermainisches Bruchschollenland : Lexikon. Ackermann-Verlag, Hof 1993, ISBN 3-929364-08-5, Sp. 446–448.
Weblinks
- Nurn in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 11. September 2021.
- Nurn in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 8. September 2020.
Einzelnachweise
- Zahlen, Daten und Fakten | Markt Steinwiesen. Abgerufen am 13. August 2022.
- Gemeinde Steinwiesen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 13. Oktober 2023.
- Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 13. Oktober 2023.
- Hans Franz: Nurn. In: Frankenwald, Saalfrank, Helmbrechts 2016, S. 16–17.
- H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 495. Hier werden abweichend unter Einberechnung der herrschaftlichen und kommunalen Gebäude 29 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
- H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 594.
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1014 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1128 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 692 (Digitalisat).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 690.
- Landkreisinformation 2019 Ländliche Entwicklung im Landkreis Kronach
- kuratie-nurn.de: Kirchliche Segnung des Flurgedenksteins und Feierstunde, 3. November 2019
- T. Breuer: Landkreis Kronach, S. 218. Ursprüngliche Hausnummerierung.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 158, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 954, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 150 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1128, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 54 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 155 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 169 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 168 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1166 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 148, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 940–941 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 159 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 311 (Digitalisat).
- steinwiesen.de: Leben und Wohnen>Zahlen, Daten und Fakten, Einwohnerzahlen (Stand 1. Januar 2019). (Memento des vom 7. Februar 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- steinwiesen.de: Jubiläum in Nurn – 18. Juli 2016: 60 Jahre Kirche St. Michael in Nurn.
- Hans Franz: Orgel ging in Flammen auf. In: Neue Presse Coburg. 30. Dezember 2020, S. 14.
Anmerkungen
- Entfernungsangaben gemessen, jeweils Luftlinie.
- Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 wurden diese als Wohngebäude bezeichnet.