Nuristani

Nuristani, veraltet Nuristaner, Kafiren, ist eine Sammelbezeichnung für mehrere kleine Volksgruppen in Bergregionen Afghanistans und Pakistans. Ihre Sprachen bilden neben dem Iranischen und Indoarischen einen separaten Zweig der indoiranischen Sprachen.

Nuristani in Kabul

Bis zu ihrer Zwangsislamisierung im Jahre 1896 wurden Menschen dieser Volksgruppe von der islamischen Bevölkerung als sauze káfir („grünäugiger Ungläubiger“) beschimpft, da sie eigenen animistischen Glaubensvorstellungen anhingen, teilweise auf altindischen Überlieferungen basierend. Diese glichen denen benachbarter dardischer Völker wie beispielsweise jener der Kalasha in Chitral, Nordwest-Pakistan. Letztere konnten sich teilweise bis heute einer Islamisierung entziehen.

Zur traditionellen Kultur gehört die einzige ausgeprägte Vokalpolyphonie Zentralasiens. Das bekannteste Musikinstrument ist die Bogenharfe waji. Gesänge werden außerdem von der zweisaitigen Fiedel sarindi (einer regionalen Variante der sarangi) sowie von der gestimmten Sanduhrtrommel watc und Händeklatschen begleitet.

Für detailliertere Informationen über die einzelnen nuristanischen Stämme und ihre geographische Verbreitung siehe ebenfalls den Artikel Nuristani-Sprachen.

Commons: Nuristani – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Rudolf Maria Brandl: Zum Gesang der Kafiren. In: Max Peter Baumann, Rudolf Maria Brandl, Kurt Reinhard (Hrsg.): Neue ethnomusikologische Forschungen. Festschrift Felix Hoerburger zum 60. Geburtstag am 9. Dezember 1976. Laaber-Verlag, Laaber 1977, ISBN 3-921518-02-4, S. 191–207.
  • Karl Jettmar: Fruchtbarkeitsrituale und Verdienstfeste im Umkreis der Kafiren. Südasien-Institut der Universität Heidelberg. Sonderdruck aus: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien, Band 95, 1965
  • Karl Jettmar: Kafiren, Nuristani, Darden: Zur Klärung des Begriffssystems. In: Anthropos. Band 77, Heft 1/2, 1982, ISSN 0257-9774, S. 254–263.
  • Karl Jettmar: Die Religionen Kafiristans. In: Derselbe: Die Religionen des Hindukusch (= Die Religionen der Menschheit. Band 4,1). W. Kohlhammer, Stuttgart 1975, S. 29–185
    • Englische Übersetzung: The Religions of the Hindukush. Band 1: The Religion of the Kafirs – The Pre-Islamic Heritage of Afghan Nuristan. Aris and Phillips, Wiltshire 1986 (vermehrt um ein Glossar von religiösen Nuristani-Begriffen im Anhang)
  • Max Klimburg: Afghanistan: Die Kultur der Kafiren. In: Forschung. Band 26, Nummer 4, Oktober 2001, S. 20–25, doi:10.1002/1522-2357(200110)26:4<20::AID-FORS20>3.0.CO;2-7.
  • Robin Lane Fox: Alexander der Große. Eroberer der Welt. 4. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-94078-2, S. 452.
  • George Scott Robertson: The Káfirs of the Hindu-Kush. Lawrence & Bullen, London 1896 (Online bei Internet Archive).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.