Northwestern University
Die Northwestern University ist eine Privatuniversität im Staat Illinois in den USA mit einem Doppelcampus in Evanston und Chicago. Die Elitehochschule ist Mitglied der Association of American Universities, einem seit 1900 bestehenden Verbund nordamerikanischer Forschungsuniversitäten und gehört zu den führenden Universitäten weltweit.[4]
Northwestern University | |
---|---|
Motto | Quaecumque sunt vera |
Gründung | 28. Januar 1851 |
Trägerschaft | privat |
Ort | Evanston und Chicago, Illinois |
Präsident | Michael H. Schill[1] |
Studierende | 22.603 (Herbst 2020)[2] |
Mitarbeiter | 3.828 wiss. Mitarbeiter (Herbst 2020)[2] |
davon Dozenten | 2.665 (Herbst 2020)[2] |
Stiftungsvermögen | 14,96 Mrd. US-Dollar (2021)[3] |
Hochschulsport | Big Ten Conference |
Netzwerke | Association of American Universities |
Website | www.northwestern.edu |
Der Hauptcampus in Evanston misst 970.000 m² und befindet sich am Ufer des Lake Michigan. Der Campus in Chicago misst 101.000 m² und befindet sich in der Nähe der Magnificent Mile. Die Chicago El, die städtische U-Bahn, verbindet den Campus in Evanston mit Chicago.
Die Northwestern beschäftigt fast 7100 Angestellte. Das akademische Schuljahr ist in vier Quartale unterteilt, wobei im Summer Quarter nur ein reduzierter Betrieb stattfindet. Die Studenten führen eine eigene Zeitung, The Daily Northwestern, einen Nachrichtensender, Northwestern News Network und den Radiosender WNUR.
Geschichte
Die Universität wurde 1851 von Methodisten aus Chicago (darunter John Evans, nach dem Evanston benannt wurde) gegründet und entstand mit Billigung des Gründungsakts durch die Legislative offiziell am 28. Januar 1851.[5] Im Jahr 1855 eröffnete sie mit zwei Professoren und 10 Studenten. Der Name der Universität, Northwestern, kam vom Wunsch seiner Gründer, Einwohnern der Staaten zu dienen, die den Bereich des ehemaligen Nordwestterritoriums umfassen: Ohio, Indiana, Illinois, Michigan, Wisconsin und Minnesota. Der ursprüngliche Campus 1855 bestand nur aus einem Gebäude, dem provisorischen Old College. Das erste dauerhafte Gebäude, die University Hall, wurde 1869 gebaut.
1873 wurde das Evanston College for Ladies in die Universität integriert und Frances Willard, die später durch ihr Engagement für das Frauenwahlrecht berühmt wurde, erhielt am College die Position des Dekans für Frauen. Northwestern wurde 1869 nach Insistieren des Dekans Erastus Haven koedukativ, die erste Frau machte ihren Abschluss 1874.[6]
In den 1920er Jahren wurde die Universität mit einem Campus in Chicago erweitert. In den 1930er Jahren fusionierte die Northwestern beinahe mit ihrer akademischen Rivalin, der University of Chicago. Das Vorhaben wurde schließlich vom Überwachungsausschuss der Northwestern abgelehnt.[7]
1948 gründete der Anthropologe Melville J. Herskovits an der Northwestern ein Programm für Afrikanistik. Dies war das erste seiner Art an einer akademischen Einrichtung in den USA.
Im Juni 1978 explodierte die erste Briefbombe des Unabombers an der Northwestern University. Im darauf folgende Jahr war die Universität ebenfalls Ziel seines zweiten Attentats. Es blieb bei geringfügigen Verletzungen.
Am 11. Januar 2003 kündigte George Ryan, der Gouverneur von Illinois, in einer Rede an der Northwestern die Begnadigung aller zum Tode verurteilten Gefängnisinsassen von Illinois an. Ryan sagte: „Es ist passend, dass wir heute hier, in der Northwestern University, mit jenen Studenten, Lehrern, Anwälten und Ermittlern zusammentreffen, die zuerst die traurigen Bedingungen des Todesstrafensystems ins Licht der Öffentlichkeit gebracht haben.“[8] In den späten 1990er haben Journalismus-Studierende der Northwestern Informationen aufgedeckt, die zur Begnadigung von Anthony Porter geführt haben.
Der Ausdruck auf dem Logo der Northwestern University ist Quaecumque sunt vera (lat. „Was auch immer wahr ist“, Philipper 4,8).
Die Gründungs-Charta der Universität gesteht ihr dauerhafte Befreiung von Vermögenssteuern zu. Aus diesem Grund hat die Regierung von Evanston oftmals ein schwieriges Verhältnis zur Northwestern. Spannungen traten bei Baubestimmungen und in der Politik auf. Vor kurzem haben Parteien der Stadtregierung versucht, den Campus der Northwestern in unterschiedliche Bezirke einzuteilen, um die Stimmkraft der Studenten zu verringern.
Vermögen
Die Universitätsstiftung verfügte im August 2021 über ein Vermögen im Wert von 14,90 Milliarden US-Dollar.[9] 2008 war der Vermögenswert noch bei 7,2 Mrd. US-Dollar gelegen. Er war von 10,44 Mrd. 2017 über 11,09 Mrd. 2018 und gleichbleibend 2019 sowie 10,93 Mrd. 2020 auf 14,96 Mrd. 2021 gestiegen[10] (jeweils zur Jahresmitte), wobei der Anstieg um 32,4 % im letzten Jahr ähnlich war wie bei den Vermögen anderer Hochschulen.[3]
Studienangebot
Undergraduate-Programme
Der akademische Grad Bachelor wird angeboten durch:
- Weinberg College of Arts and Sciences (WCAS) (gegründet 1851)
- School of Communication (1878)
- Bienen School of Music (1895)
- McCormick School of Engineering and Applied Science (1909)
- Medill School of Journalism (1921)
- School of Education and Social Policy (1926)
Graduate-Programme
Die akademischen Grade Master und Ph.D. werden angeboten durch:
- Feinberg School of Medicine (1859)
- School of Law (1859)
- School of Communication (1878)
- School of Music (1895)
- Kellogg School of Management (1908)
- McCormick School of Engineering and Applied Science (1909) mit dem Farley Center for Entrepreneurship and Innovation (FCEI)
- The Graduate School (1910)
- Medill School of Journalism (1921)
- School of Education and Social Policy (1926)
- School of Continuing Studies (1933)
Zahlen zu den Studierenden und den Dozenten
Im Herbst 2020 waren 22.603 Studierende an der Northwestern eingeschrieben.[2] Davon strebten 8.559 (37,9 %) ihren ersten Studienabschluss an, sie waren also undergraduates.[2] Von diesen waren 53 % weiblich und 47 % männlich; 19 % bezeichneten sich als asiatisch, 6 % als schwarz/afroamerikanisch, 13 % als Hispanic/Latino und 42 % als weiß.[2] 14.044 (62,1 %) arbeiteten auf einen weiteren Abschluss hin, sie waren graduates.[2] Es lehrten 2.665 Dozenten an der Universität, davon 2.325 in Vollzeit und 340 in Teilzeit.[2]
Sport
Die Northwestern ist Gründungsmitglied und einzige Privatuniversität der Big Ten Conference im Hochschulsport. Sie wird durch acht Männerteams und elf Frauenteams in der NCAA Division I vertreten. Ihre Sportteams nennen sich The Wildcats. Die offiziellen Schulfarben sind purpur und weiß und bis 1924 waren die Teams auch bekannt als The Purple.[11] Als 1924 ein Reporter der Chicago Tribune die Football-Mannschaft als „a wall of purple wildcats“ beschrieb, wurde dieser Name sehr populär und kurz darauf als offizielle Bezeichnung übernommen. Das Maskottchen nennt sich Willie the Wildcat.
Die Footballmannschaft existiert seit 1876 und feierte ihren bisher größten Erfolg 1949 mit dem Gewinn des Rose Bowl. Seither fiel die Mannschaft durch einige Negativrekorde auf, wie die Serie von 34 Niederlagen zwischen 1979 und 1982. 1995 gewann das Team überraschenderweise die Big Ten Conference und qualifizierte sich wieder einmal für den Rose Bowl, den sie aber gegen die University of Southern California verloren. Die Mannschaft hält heute noch den Allzeit-Rekord für Niederlagen und erhaltene Punkte in der Division I-A. Im Oktober 2006 verloren sie gegen die Michigan State University ein Spiel mit 41-38, nachdem sie im dritten Viertel, 10 Minuten vor Ende, noch mit 38-3 geführt hatten.
Das momentan erfolgreichste Sportteam an der NU ist dasjenige im Frauen-Lacrosse. Es gewann 2007 die nationale Meisterschaft zum dritten Mal in Folge.
Außerdem absolvierte der Profigolfer Luke Donald sein Studium an der Northwestern und gewann 1999 den Herren-Einzeltitel der NCAA-Golfmeisterschaft.
Rankings
2020 belegte die Northwestern University gemäß dem Ranking des U.S. News & World Report den 9. Rang der US-amerikanischen Universitäten, vor den Universitäten Brown, Dartmouth und Cornell.[12] Im Wall Street Journal-Ranking 2021 gehört die Northwestern zu den Top 10 Universitäten der USA.[13] Northwestern belegt gemäß Times-Higher-Education-World-Ranking 2020 den 22. Rang der besten Universitäten weltweit und gehört somit zu den Top 30 Universitäten der Welt.[14] Die Northwestern ist weltweit insbesondere für ihre 1908 gegründete Kellogg School of Management (kurz: Kellogg) bekannt. Deren MBA-Programm belegte im weltweiten Ranking der Financial Times 2020 Platz 11 sowie Platz 4 im nationalen Ranking des U.S. News & World Report 2021.[15][16]
Persönlichkeiten
Präsidenten
- Clark T. Hinman, DD (1853–1854)
- Walter Dill Scott, (1919–1939)
Dozierende
- Stephen H. Davis (1939–2021), Engineering Sciences, Angewandte Mathematik
- Ernst Hellinger (1883–1950), Mathematiker
- Ken Forbus, Computer Science and Artificial Intelligence
- Lois Wilfred Griffiths (1899–1981), Mathematikerin
- Michael Honig, Elektrotechnik, Computer Science
- Donald Norman (* 1935), Computer Science, Cognitive Science
- Monica Olvera de la Cruz (* 1958), Professorin für Materialwissenschaft und Werkstofftechnik, Chemie, Chemieingenieurwesen und Biotechnik sowie Physik und Astronomie
- Sarah Hackett Stevenson (1841–1909), Ärztin, Professorin für Geburtshilfe
Berühmte Absolventen
- Hans Peter Anvin, schwedischer Programmierer der Open-Source-Szene
- Ali Babacan (* 1967), ehemaliger türkischer Außenminister
- Warren Beatty (* 1937), Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur
- Saul Bellow (1915–2005), erhielt 1976 den Nobelpreis für Literatur
- Rod Blagojevich (* 1956), Gouverneur des Bundesstaates Illinois
- Zach Braff (* 1975), Schauspieler (Scrubs)
- Willa Brown (1906–1992), Pilotin, Lobbyistin, Lehrerin und Bürgerrechtlerin
- William Jennings Bryan (1860–1925), ehemaliger US-Außenminister
- Elisabeth Bumiller (* 1956), White-House-Korrespondentin der New York Times
- Richard Scott Cohen (* 1960), Musikdirektor und Professor
- Stephen Colbert (* 1964), Komiker (The Colbert Report)
- Cindy Crawford (* 1966), Model (nie diplomiert)
- Paddy Driscoll (1895–1968), American-Football-Spieler und -Trainer, Baseballspieler
- Anne Dudek (* 1975), Schauspielerin (Dr. House)
- Rahm Emanuel (* 1959), Bürgermeister von Chicago und ehemaliger Stabschef des Weißen Hauses unter US-Präsident Barack Obama
- Janette Fishell (* 1958), Professorin für Orgel
- Robert Francis Furchgott (1916–2009), erhielt 1998 den Nobelpreis für Medizin
- Annie Marie Watkins Garraway (* 1940), Mathematikerin und Philanthropin
- Richard Gephardt (* 1941), ehemaliger US-Kongressabgeordneter
- Gene Gossage (1935–2011), American-Football-Spieler
- Otto Graham (1921–2003), American-Football-Spieler und -Trainer, Basketballspieler
- Mamie Gummer (* 1983), Schauspielerin (Emily Owens) und Tochter von Meryl Streep
- Anna Gunn (* 1968), Schauspielerin (Breaking Bad)
- Marg Helgenberger (* 1958), Schauspielerin (CSI: Den Tätern auf der Spur)
- Charlton Heston (1923–2008), Schauspieler und ehemaliger Präsident der National Rifle Association
- Chris Hinton (* 1961), American-Football-Spieler
- Luke Johnsos (1905–1984), American-Football-Spieler und -Trainer
- Robert Knepper (* 1959), Schauspieler (Prison Break)
- John Logan (* 1961), Schriftsteller und Drehbuchautor
- Julia Louis-Dreyfus (* 1961), Schauspielerin (Veep – Die Vizepräsidentin)
- Meghan Markle (* 1981), Schauspielerin (Suits) und Herzogin von Sussex
- Garry Marshall (1934–2016), Regisseur, Schauspieler und Filmproduzent
- George McGovern (1922–2012), ehemaliger Senator
- Seth Meyers (* 1973), Schauspieler und Drehbuchautor (Saturday Night Live)
- Robert Reed (1932–1992), Schauspieler (The Brady Bunch)
- Dave Rempis (* 1975), Jazzmusiker
- Veronica Roth (* 1988), Schriftstellerin (Die Bestimmung)
- Karen Russell (* 1981), Schriftstellerin
- David Schwimmer (* 1966), Schauspieler (Friends)
- John Siegal (1918–2015), American-Football-Spieler und Zahnarzt
- Alice Standish Allen (1907–2002), Ingenieurgeologin
- Jerry Springer (1944–2023), Moderator von The Jerry Springer Show
- John Paul Stevens (1920–2019), Richter am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten
- Margret Suckale (* 1956), deutsche Managerin
- Barbara Uehling (1932–2020), Psychologin, Hochschullehrerin und Universitätspräsidentin
- Celeste A. Wallander (* 1961), Politikwissenschaftlerin
- Harold Washington (1922–1987), erster afroamerikanischer Bürgermeister von Chicago
- Kimberly Williams-Paisley (* 1971), Schauspielerin (Immer wieder Jim)
Weblinks
Einzelnachweise
- Biography. In: Northwestern University > About > University Leadership > Office of the President. Northwestern University, abgerufen am 23. Februar 2022 (englisch).
- College Navigator – Northwestern University. In: Integrated Postsecondary Education Data System > College Navigator > Northwestern University. National Center for Education Statistics (NCES), U.S. Department of Education, Institute of Education Sciences IES, 2020, abgerufen am 23. Februar 2022 (englisch).
- 2021 NACUBO-TIAA Study of Endowments. U.S. and Canadian Institutions Listed by Fiscal Year (FY) 2021 Endowment Market Value, and Change in Endowment Market Value from FY20 to FY21. In: www.nacubo.org > Resources > Research > NACUBO-TIAA Study of Endowments > Public NTSE Tables > 2021 NACUBO-TIAA Study of Endowments (NTSE) Results > Table. National Association of College and University Business Officers NACUBO® and Teachers Insurance and Annuity Association TIAA, 2022, abgerufen am 20. Februar 2022 (englisch).
- U.S. News & World Report: 2020 Best National University Rankings. In: U.S. News & World Report. U.S. News & World Report, 6. Juni 2020, abgerufen am 13. Juni 2020 (englisch).
- Northwestern University: History (englisch), abgefragt am 27. Januar 2012
- Aufzeichnungen des Evanston College for Ladies
- The deal that almost was (Memento vom 13. Mai 2006 im Internet Archive)
- Rede von George Ryan (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
- Growth of the Fund: Investment Office - Northwestern University. Abgerufen am 10. Februar 2022 (englisch).
- Historic Endowment Study Data – 2020 Total Market Values. In: NACUBO-TIAA Study of Endowments. National Association of College and University Business Officers NACUBO®, 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).
- Northwestern Identity Guidelines (Memento vom 13. Oktober 2007 im Internet Archive)
- U.S. News: 2020 Best National University Rankings. In: U.S. News. U.S. News, 2. Februar 2020, abgerufen am 29. April 2020 (englisch).
- Kayana Szymczak: Best Colleges 2021. The Wall Street Journal, 17. September 2020, abgerufen am 7. Oktober 2020 (englisch).
- Times Higher Education: World University Rankings. In: timeshighereducation.com. Times Higher Education, 22. Januar 2020, abgerufen am 29. April 2020 (englisch).
- Archivierte Kopie (Memento des vom 11. Januar 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- https://www.usnews.com/best-graduate-schools/top-business-schools/mba-rankings