Normethik

Als Normethik werden ethische Theorien bezeichnet, die Sollenssätze anhand materialer Normen auszuprägen und zu begründen suchen. Einfache Beispiele sind etwa „Du sollst Ertrinkende retten“ oder „Du sollst nicht töten“. Üblicherweise fordert man weitere Qualifikationen, etwa „… sofern Du dabei nicht selbst übermäßig zu Schaden kommst“ und dergleichen. Am typischsten hierfür sind nicht-konsequentialistische deontologische Ethiken.[1]

Als Gegenteil der Normethik sind insbesondere Tugendethik und auch Glücksethik zu betrachten[2] oder sonstige schwächere ethische Theorieformen, etwa einer sogenannten Situationsethik,[3] einer narrativen Ethik oder Modellethik.[4] Nach älterer Konzeptionen kann auch eine Seinsethik, die menschliches Handeln auf ontologische Vorgaben orientiert, in Gegensatz zur normethischen Sollensethik treten.[5]

Literatur

  • Heinrich Beck: Allgemeine Normethik, Situationsethik oder Seinsethik? In: Salzburger Jahrbuch für Philosophie. 7, 1963, S. 138–144.

Einzelnachweise

  1. In diesem Kontext spricht z. B. Svend Andersen (Übers. Ingrid Oberborbeck): Einführung in die Ethik. Walter de Gruyter, 2. A. 2005, ISBN 3-11-018425-7, S. 337 von „Normethik“.
  2. So z. B. Werner, Micha H.: Begründung nach der sprachpragmatisch-hermeneutischen Wende, in: Moralbegründung und angewandte Ethik: Proceedings. Die Beiträge des dritten Treffens des Center for Ethics Catholic University Nijmegen (CEKUN) und des Zentrums für Ethik in den Wissenschaften (ZEW) am 11./12. Juni 1998. S. 4–15.
  3. S. z. B. H. Beck, l.c.
  4. So z. B. die Abgrenzung bei Mieth, Dietmar: Moral und Erfahrung. Beiträge zur theologisch-ethischen Hermeneutik (SThE 2), Freiburg (Schweiz) – Freiburg i. Br. 3. A. 1982, 83; II,131.
  5. Ein Beispiel einer solchen Redeweise ist – neben Beck 1963 – Schröder, Walter Johannes: Seinsethik und Normethik in Wolframs Parzival, in: Eifler, Günther (Hrsg.): Ritterliches Tugendsystem. 1952, S. 341 ff.
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