Norheim

Norheim ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Rüdesheim an.

Wappen Deutschlandkarte
Norheim
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Norheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 48′ N,  49′ O
Bundesland:Rheinland-Pfalz
Landkreis: Bad Kreuznach
Verbandsgemeinde: Rüdesheim
Höhe: 119 m ü. NHN
Fläche: 3,15 km2
Einwohner: 1548 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 491 Einwohner je km2
Postleitzahl: 55585
Vorwahl: 0671
Kfz-Kennzeichen: KH
Gemeindeschlüssel: 07 1 33 071
Adresse der Verbandsverwaltung: Nahestraße 63
55593 Rüdesheim
Website: norheim.de
Ortsbürgermeister: Kai Michelmann
Lage der Ortsgemeinde Norheim im Landkreis Bad Kreuznach
Karte
Karte

Geographische Lage

Norheim liegt im Nahetal in der Nähe des Rheingrafensteins und des Rotenfels. Die Gemeinde wird im Osten und Süden von der Kreisstadt Bad Kreuznach umschlossen, deren Stadtzentrum ca. 5 Kilometer (Luftlinie) von Norheim entfernt liegt. Westlicher Nachbarort ist Niederhausen und nördlicher Nachbarort ist Traisen.

Geschichte

Norheim ist das älteste urkundlich erwähnte Weindorf an der Nahe. Es wurde anlässlich eines Verkaufs an das Kloster Lorsch im „15. Jahr des Königs Pippin“ (766 oder 767) als „Narheim“ und „in pago Nahgowe“ (Narheim im Nahegau) im Lorscher Codex genannt.[2]

Der Besitz wurde 962 von Lorsch nach St. Maximin in Trier getauscht. 1190 kamen dann Gerichtsbarkeit und Besitztümer an die Herren von Bolanden vom Reich zu Lehen. Über die Rheingrafen und die Sponheimer kam es ab 1440 für drei Jahrhunderte an die Sickinger auf der Ebernburg. Als der letzte Vertreter 1768 verstarb, fiel die Herrschaft als herrenloses Lehen wieder an die Kurpfalz zurück.

Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege und durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses (1815) wurde Norheim preußisch und 1816 dem Kreis Kreuznach im Regierungsbezirk Koblenz zugeordnet.

Die katholische Pfarrkirche Kreuzerhöhung zu Norheim stammt in Teilen (Turm) aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ab 1363 war sie dem Stift St. Crucis (Heiligkreuzstift, auch: Maria im Felde) zu Mainz inkorporiert.[3][4] Nach der Reformation bis zum Jahr 1698 wurde die Kirche dem evangelischen Bekenntnis zugesprochen. Die heutige gotische Form des Schiffes erhielt sie 1864, im Jahr 1911 wurde der Turm um eine geschieferte Schallstube erhöht und mit einem spitzen, achtseitigen Helm versehen. Der Turm steht im Osten und bildete früher den Chor. Der Eingang wurde ebenfalls 1911 durchbrochen.

Norheim hatte drei Wassermühlen. Die älteste war die Witt’sche Mühle, welche erstmals im Jahr 1471 erwähnt wird. Es handelte sich um eine altdeutsche Gangmühle mit unterschlächtigem Wasserrad. Es wurde Getreide und laut Adam Karst (1838–1852) auch Ölfrucht gemahlen. Da die Mühle Bannmühle war, durften die Norheimer Bürger nur dort ihr Korn mahlen lassen. Nach dem Verkauf an den Müller Krieger wurde die Mühle 1833 stillgelegt.

Die zweite Mühle ist die Steinsche Mühle (seit 1910 Krugermühle). Sie liegt 20 m unterhalb der Witt’schen Mühle und wurde 1722 mit freiherrlicher Genehmigung der Sickinger als Eigentumsmühle erbaut. Da die Norheimer an die Witt’sche Mühle gebannt waren, musste sich der damalige Besitzer Stein seine Kunden in Traisen und Hüffelsheim suchen und Getreide auf dem Kreuznacher Kornmarkt kaufen und dort als Mehl wieder anbieten. Bei der Krugermühle handelte es sich um eine Getreidemühle mit eigenem Mühlteich und einem unterschlächtigen Zuppingerrad. Dieses war bis zur Stilllegung 1975 im Einsatz. Seit 1995 ist die Anlage mit einem neuen Rad reaktiviert und erzeugt mittels eines Asynchron-Generators Strom. Die erwartete Jahresleistung liegt bei 200.000 kWh.

Die dritte Mühle ist die Weidenmühle am östlichen Ortsausgang. Sie wurde 1726 vom Müller Matthias Schmitt gebaut. Es handelte sich um eine Eigentumsmühle in der Konzession der Sickinger, in der Getreide gemahlen wurde. Der Antrieb erfolgte über ein unterschlächtiges Wasserrad. Nachdem Anfang des 19. Jahrhunderts die Witt'sche Bannmühle ihren Betrieb einstellte, war die Weidenmühle die bedeutendste Mühle Norheims. Ihr Betrieb wurde 1950 nach dem Tod des letzten Müllers Hans Brosius eingestellt.

Gemeinde Norheim mit seinen Wein-Lagen. Ausschnitt aus der historischen Nahe-Weinbau-Karte für den Regierungsbezirk Koblenz aus dem Jahre 1901.
Bevölkerungsentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Norheim, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[1][5]

JahrEinwohner
1815413
1835582
1871611
1905640
1939899
JahrEinwohner
1950958
19611.033
19701.343
19871.567
19971.531
JahrEinwohner
20051.430
20171.507
20181.547
20191.541
20221.548

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Norheim besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:

WahlSPDCDUFDPFLGesamt
2019[6]43916 Sitze
2014[7]31316 Sitze
2009[8]59216 Sitze
2004[9]69116 Sitze
1999[9]87116 Sitze
  • FL = „100% Norheim – Freie Liste der Ortsgemeinde Norheim e. V.“[10]

Bürgermeister

Kai Michelmann (FL „100 Prozent Norheim“) wurde am 1. Juli 2014 als Ortsbürgermeister von Norheim vereidigt. Bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 war er mit einem Stimmenanteil von 75,2 % erstmals ins Amt gewählt worden.[11] Bei der am Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 71,44 % in seinem Amt bestätigt.[12]

Gemeindepartnerschaft

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Katholische Kirche Kreuzerhöhung im Ortskern Norheim
  • ehemaliger katholischer Pfarrhof; massiver Spätbarockbau aus dem 18. Jh.
  • Evangelische Kirche von 1901

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Norheim

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Haltepunkt Norheim liegt an der Bahnstrecke Bingen–Saarbrücken und wird von der Linie RB 33 Mainz–Bad Kreuznach–Kirn–Idar-Oberstein bedient.

Persönlichkeiten

  • Kurt-Ulrich Mayer (* 1950), Politiker (CDU), Professor und Präsident der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)

Literatur

  • Edeltrud Boos, Alexander Braun: Die Einwohner der Bürgermeisterei Hüffelsheim 1798-1905, Ein Ortsfamilienbuch ab 1798 bis 1905 der Gemeinden Weinsheim (bei Bad Kreuznach), Hüffelsheim, Bad Münster am Stein, Traisen (Nahe), Norheim, Niederhausen (Nahe) in 4 Bänden, 2020, Band I: ISBN 978 94 0360 486 2, Band II: ISBN 978 94 0360 487 9, Band II: ISBN 978 94 0360 488 6, Band IV: ISBN 978 94 0360 489 3
  • Gerd Spengel: Mühlen im Gebiet der Mittleren und unteren Nahe Band 1 und 2, Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach; 29.1 Verlag Gras & Jung. 1998.
  • Walter Zimmermann: Die Kunstdenkmäler des Kreises Kreuznach, Nachdr. d. Ausg. Düsseldorf, Schwann, 1935 Pädagogischer Verlag Schwann-Bagel. 1985.
Commons: Norheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 2007, 766 oder 767 – Reg. 241. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 16, abgerufen am 13. Januar 2021.
  3. Das Mainzer Heiligkreuz-Stift (in regionalgeschichte.net)
  4. Heilig Kreuz - Maria in campis (in klosterlexikon-rlp.de)
  5. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
  6. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2019 Norheim. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  7. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2014 Norheim. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  8. Wahlband Kommunalwahl 2009 (wahlen.rlp.de)
  9. Gemeinderatswahl 2004 Norheim (Internet Archive)
  10. 100% Norheim – Freie Liste der Ortsgemeinde Norheim e. V. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  11. Kommunalwahlen 2014 (Internet Archive)
  12. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Rüdesheim, Verbandsgemeinde, 17. Ergebniszeile. Abgerufen am 15. September 2019.
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