Nils Goldschmidt

Nils Goldschmidt (* 1970 in Höxter) ist ein deutscher Ökonom.

Goldschmidt ist Professor für Kontextuale Ökonomik und ökonomische Bildung an der Universität Siegen und Vorsitzender des dortigen Zentrums für ökonomische Bildung. Er vertritt ordoliberale Positionen und ist Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e.V. in Tübingen.

Leben

Nils Goldschmidt studierte von 1990 bis 1997 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Theologie und Wirtschaftswissenschaften. Beide Fächer schloss er mit dem Diplom ab. 2001 wurde er in Freiburg zum Dr. rer. pol. promoviert. Von April 2002 bis 2008 arbeitete Nils Goldschmidt als Forschungsreferent am Walter Eucken Institut in Freiburg. 2008 folgte die Habilitation und Venia Legendi für Volkswirtschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Von 2008 bis 2010 hatte er eine Vertretungsprofessur für Sozialpolitik und Organisation Sozialer Dienstleistungen an der Universität der Bundeswehr München inne. Von 2009 bis 2013 war er zugleich Lehrbeauftragter im Lehrbereich Wirtschaft und Gesellschaft an der Hochschule für Politik München. Im Wintersemester 2009/10 übernahm Nils Goldschmidt eine Gastprofessur an der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt für das Fach Christliche Sozialethik und Gesellschaftspolitik. Von 2010 bis 2013 war er Professor im Lehrgebiet Sozialpolitik und Sozialverwaltung an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München.

Seit März 2013 ist er Professor für Kontextuale Ökonomik und ökonomische Bildung[1] an der Universität Siegen, seit 2015 zudem Direktor des dortigen Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung.

Im November 2014 hat er den Vorsitz der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft übernommen.

Positionen

Nils Goldschmidt vertritt ordoliberale Positionen und tritt für eine Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft als Gesellschaftsordnung ein. Mit der Übernahme des Vorsitzes hat er der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft das Motto „Wirtschaft für den Menschen“ gegeben. Dabei sieht er die Notwendigkeit eines ethischen Fundaments: „Wir wissen zu wenig über Wirtschaftsethik. Wir sind in vielen Dingen zwar formal gut ausgebildet, aber letztlich nicht immer sprachfähig“.[2] Er wirbt für eine Stärkung der ökonomischen Bildung auf ordnungspolitischer Grundlage.[3] In seinem neuesten Buch „Gekippt“ beschäftigt er sich mit dem Phänomen der Kippmomente in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen. Er widerspricht dem Gedanken, dass radikale Probleme radikale Lösungen brauchen und fordert eine „Politik der Behutsamkeit“. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt er sich u. a. mit der Geschichte und Methodologie des ökonomischen Denkens, kultureller Ökonomik und Sozialpolitik.

Auszeichnungen

Nils Goldschmidt ist seit 2016 Berater der Kommission VI für gesellschaftliche und soziale Fragen (VI) der Deutschen Bischofskonferenz. Bereits 2012 wurde er in die Arbeitsgruppe für soziale Fragen berufen. Außerdem ist er im Board of directors, International Research Area on Catholic Social Doctrine, Pontifical Lateran University, Rom (2011). Im Jahr 2010 wurde er zum wissenschaftlichen Betreuer im Promotionskolleg „Soziale Marktwirtschaft“ der Konrad-Adenauer-Stiftung ernannt. Ihm wurde der Constantin-von-Dietze-Preis der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Universität Freiburg verliehen (2002). Zuvor erhielt Nils Goldschmidt den Bernhard-Welte-Preis von der Theologischen Fakultät, Universität Freiburg im Jahre 1995.

Weitere Mitgliedschaften

Goldschmidt ist Mitglied des Vorstands des Wilhelm-Röpke-Instituts e.V., Erfurt, Mitglied im Vorstand der Görres-Gesellschaft, Bonn, und Affiliated Fellow am Walter Eucken Institut, Freiburg. Des Weiteren gehört er dem Beirat des Roman Herzog Instituts in München und der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach an.

Schriften (Auswahl)

Bücher

  • mit Stephan Wolf: Gekippt. Was wir tun können, wenn Systeme außer Kontrolle geraten, Freiburg: Herder 2021.
  • mit Georg Cremer und Sven Höfer: Soziale Dienstleistungen. Ökonomie, Recht, Politik, Tübingen: Mohr Siebeck (UTB) 2013.
  • mit Michael Wohlgemuth (Hrsg.): Die Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft: sozialethische und ordnungsökonomische Grundlagen. Tübingen: Mohr Siebeck, 2004, ISBN 3-16-148296-4.
  • Entstehung und Vermächtnis ordoliberalen Denkens. Walter Eucken und die Notwendigkeit einer kulturellen Ökonomik, Münster: LIT-Verlag 2002.

Aufsätze

  • Roland Firtz, Nils Goldschmidt und Matthias Störring (2021): Contextual liberalism: the ordoliberal approach to private vice and public benefits, in: Public Choice, doi:10.1007/s11127-021-00879-w.
  • Alexander Lenger, Stephan Wolf und Nils Goldschmidt (2021): Choosing inequality: how economic security fosters competitive regimes, in: The Journal of Economic Inequality 19, 315-346.
  • Stefan Kolev, Nils Goldschmidt und Jan-Otmar Hesse (2020): Debating liberalism: Walter Eucken, F. A. Hayek and the early history of the Mont Pèlerin Society, in: The Review of Austrian Economics 33, 433-463.
  • Nils Goldschmidt und Hermann Rauchenschwandtner (2018): The Philosophy of Social Market Economy: Michel Foucault’s Analysis of Ordoliberalism, in: Journal of Contextual Economics: Schmollers Jahrbuch 138, 157-184.
  • Stephan Wolf, Nils Goldschmidt und Thomas Petersen (2015): Votes on behalf of children: a legitimate way of giving them a voice in politics?, in: Constitutional Political Economy 26, 356-374.
  • Nils Goldschmidt (2013): Walter Eucken’s Place in the History of Ideas, in: Review of Austrian Economics 26, 127-147.
  • Roger Spranz, Alexander Lenger und Nils Goldschmidt (2012): The relation between institutional and cultural factors in economic development: the case of Indonesia, in: Journal of Institutional Economics 8, 459-488.
  • Eine vollständige Übersicht aller Aufsätze kann auf der Website der Professur eingesehen werden.

Mitherausgeber (Zeitschriften)

  • Schmollers Jahrbuch. Journal of Contextual Economics
  • ORDO. Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft
  • Zeitschrift für Politik

Einzelnachweise

  1. Homepage der Professur an der Universität Siegen. Abgerufen am 5. September 2016.
  2. Man muss den Kapitalismus nicht lieben - aber verstehen. Deutschlandfunk Kultur, Interview von Dieter Kassel mit Nils Goldschmidt. Abgerufen am 14. Oktober 2021.
  3. Nils Goldschmidt: Wirtschaft in der Schule: Auf den Inhalt kommt es an. FAZ (online) vom 12. Juli 2017. Abgerufen am 14. Oktober 2021.
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