Dolní Poustevna

Dolní Poustevna (deutsch: Nieder Einsiedel) ist eine tschechische Stadt im nordböhmischen Bezirk Děčín.

Dolní Poustevna
Wappen von Dolní Poustevna
Dolní Poustevna (Tschechien)
Dolní Poustevna (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Děčín
Fläche: 1105,4429[1] ha
Geographische Lage: 50° 59′ N, 14° 17′ O
Höhe: 298 m n.m.
Einwohner: 1.662 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 407 82
Kfz-Kennzeichen: U
Verkehr
Bahnanschluss: Rumburk–Dolní Poustevna
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 5
Verwaltung
Bürgermeister: Robert Holec ml. (Stand: 2021)
Adresse: Vilémovská 77
407 83 Dolní Poustevna
Gemeindenummer: 562441
Website: www.dolnipoustevna.cz
Lage von Dolní Poustevna im Bezirk Děčín

Geographie

Geographische Lage

Die Stadt liegt in Nordböhmen in 298 m ü. M. im Tal des Luční potok (Heimichbach), der hier in den Sebnitzbach (Wölmsdorfer Bach, tschechisch Vilémovský potok) einmündet. Östlich der Stadt befindet sich der 443 m hohe Gipfel des Spálený vrch (Hillebrand). Dolní Poustevna ist der westlichste Ort des Böhmischen Niederlands, welches auch als Schluckenauer Zipfel bekannt ist. Im Westen und Süden befindet sich die Grenze zu Sachsen.

Gemeindegliederung

Die Stadt Dolní Poustevna besteht aus den Ortsteilen Dolní Poustevna (Niedereinsiedel), Horní Poustevna (Obereinsiedel), Karlín (Carolinsthal, auch Karolinstal), Marketa (Margarethendorf) und Nová Víska (Neudörfel).[3] Grundsiedlungseinheiten sind Dolní Poustevna, Horní Poustevna, Karlín und Nová Víska.[4]

Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Dolní Poustevna, Horní Poustevna und Nová Víska u Dolní Poustevny.[5]

Nachbarorte

Lobendava (Lobendau)
Neustadt in Sachsen Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Vilémov (Wölmsdorf), Lipová u Šluknova (Hainspach)
Sebnitz

Geschichte

Gasthäuser in der Stadt
Eine der Villen (Tyršova 299)

Nieder Einsiedel bzw. Dolní Poustevna wurde in den 1280er Jahren gegründet.

Am Anfang des 19. Jahrhunderts verfügte Nieder Einsiedel über eine berühmte Papiermühle für feines Papier. Da im benachbarten Sachsen Papier dieser Güte noch nicht produziert werden konnte, setzte Friedrich August I. eine Belohnung von 100 Dukaten für denjenigen aus, der Papier vergleichbarer Qualität in Sachsen herzustellen vermöge.[6]

Am 4. Juni 1918 erlangte der Ort die Stadtrechte.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Region 1919 an die neu geschaffene Tschechoslowakei angegliedert. Aufgrund des Münchner Abkommens gehörte Niedereinsiedel von 1938 bis 1945 zum Landkreis Schluckenau, Regierungsbezirk Aussig, im deutschen Reichsgau Sudetenland.

Seit dem 19. Jahrhundert war das böhmische Niedereinsiedel wie das benachbarte sächsische Sebnitz ein Zentrum der Produktion von Kunstblumen. Nach der Vertreibung der deutschen Einwohner und der kommunistischen Machtübernahme 1948 wurden die vielen kleinen Werkstätten im Staatsunternehmen Centroflor zusammengefasst. Über 3000 Mitarbeiter waren zu jener Zeit mit der Kunstblumenherstellung in Dolní Poustevna beschäftigt. Nach 1989 brachen die Absatzmärkte für die Kunstblumen recht rasch weg, so dass die Firma Centroflor liquidiert wurde. Nur im benachbarten Velký Šenov (Groß Schönau) wird in einem früheren Teilbetrieb von Centroflor die Produktion von Kunstblumen noch betrieben.[7]

Heute lebt in Dolní Poustevna eine große Bevölkerungsgruppe der Roma, deren Anteil im Vergleich zur übrigen Bevölkerung wächst. Hierbei kam es wiederholt zu Konflikten.[8]

Einwohnerentwicklung

Bis 1945 war Nieder Einsiedel überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
18300698in 110 Häusern[9]
18690982
18801204
18901561
19002120
19213066
19303162[10] nach anderen Angaben 3066 Einwohner, davon 2561 Deutsche[11]
19392626[10]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs
Jahr 1950196119701980199120012011
Einwohner 1 2421 2541 3841 4091 3331 5521 430

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Dolní Poustevna hat ein aktives Puppentheater, das jährlich ein Puppentheater-Festival veranstaltet.

Verkehr

Poustevna hat einen Bahnhof an der 1904/1905 eröffneten Bahnstrecke Rumburk–Sebnitz. Der Bahnverkehr über die nahe Grenze zum Bahnhof Sebnitz (Sachs) wurde 1945 eingestellt, am 5. Juli 2014 jedoch wieder aufgenommen. Der Lückenschluss mit einem 600 Meter langen Bahngleis wurde 2013 fertiggestellt.

Eine Straßenverbindung führt in die sächsische Stadt Sebnitz.

Söhne und Töchter der Stadt

Filme

Im Jahr 2007 wurde der Dokumentarfilm Poustevna, das ist Paradies fertiggestellt, der in Episoden das Leben sehr unterschiedlicher Bewohner des Ortes verknüpft.[12]

Commons: Dolní Poustevna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Obec Dolní Poustevna: podrobné informace. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 30. August 2014 (tschechisch).
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Části obcí. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 30. August 2014 (tschechisch).
  4. Základní sídelní jednotky. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 30. August 2014 (tschechisch).
  5. Katastrální území. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 30. August 2014 (tschechisch).
  6. Franz Aloys Mussik: Der Markt Schönlinde und dessen eingepfarrte Ortschaften. Nebst einem kurzen Abrisse der Herrschaften Böhmisch-Kamnitz, Hainspach, Schluckenau und Rumburg. Ein historisch-topographischer Versuch. Prag 1828, S. 146, Ziffer 14.
  7. Sächsische Zeitung, Dresden, 13. März 2007
  8. Karl-Peter Schwarz: Roma in Tschechien: Zwist im Zipfel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. September 2011.
  9. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 1: Leitmeritzer Kreis, Prag 1833, S. 267, Ziffer 9).
  10. Michael Rademacher: Landkreis Schluckenau (tschech. Sluknov). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Genealogie Sudetenland
  12. „Poustevna, das ist Paradies“ – Filmexpedition in die Sudeten. Radio Prag 18. November 2007
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.