Nie wieder Atomkraftwerke

Nie Wieder Atomkraftwerke (NWA) ist ein Verein aus der Schweiz, der sich seit 1970 gegen die Nutzung der Atomkraft wendet. NWA setzt sich die Vollversorgung der Schweiz mit Erneuerbaren Energien, konsequente Energieeffizienz und intelligente Energieeinsparung zum Ziel. NWA betreibt Öffentlichkeitsarbeit, führt politische Aktionen durch und ist national und international vernetzt.

Geschichte

Widerstand gegen den Bau des AKW Kaiseraugst

Ursprünglich hiess der Verein Nordwestschweizer Aktionskomitee gegen das Atomkraftwerk Kaiseraugst (NAK), welches sich im Mai 1970, anlässlich des Gesuchs der Motor-Columbus an die Aargauer Regierung, ihr eine Konzession zur Kühlwasserentnahme aus dem Rhein zu erteilen, bildete.[1] Somit trat erstmals eine organisierte Opposition gegen den 1964 in der Schweiz eingeleiteten Bau von Atomkraftwerken auf, zuerst vorab gegen die Flusswasserkühlung, ab 1971 gegen Kühltürme gerichtet.[2]

Erste Namensänderung und Besetzung des Geländes des geplanten AKW Kaiseraugst

Die Auseinandersetzung um das AKW-Projekt Kaiseraugst, wie auch die Atomenergie allgemein, wurde zunehmend grundsätzlicher geführt. So benannte sich das NAK 1974 in Nordwestschweizer Aktionskomitee gegen Atomkraftwerke (NWA) um.[1] Das NWA initiierte sodann erfolgreich die Besetzung gegen den Bau des AKW Kaiseraugst im Jahre 1975, welches schliesslich – wenn auch aus verschiedenen Gründen – nie zu Ende gebaut wurde.

Basler Atomschutzgesetze

Ende der 1970er Jahre erwirkte das NWA in den Kantonen Basel-Stadt[3] und Basel-Land[4] die Einführung sogenannter Atomschutzgesetze, welche diese Kantone dazu verpflichten, auf deren Gebiet sowie in der Nachbarschaft weder die Errichtung von Atomkraftwerken, Nuklearaufbereitungsanlagen oder Atomlagerstätte zu tolerieren, noch – im Fall des Kantons Basel-Stadt – sich finanziell an Atomstrom produzierenden Gesellschaften zu beteiligen.

Eidgenössische Volksinitiative «Stopp dem Atomkraftwerkbau (Moratorium)»

Eine 1987 – also ein Jahr nach der Katastrophe von Tschernobyl – vom NWA eingereichte und am 23. September 1990 von der Schweizer Bevölkerung mit 54,5 % gutgeheissene Volksinitiative bewirkte ein zehnjähriges nationales Moratorium des Atomkraftwerksbaus.[5]

Zweite Namensänderung und Petition «Deckel weg»

Im Jahr 2008 erfolgte die Namensänderung des Vereins in Nie wieder Atomkraftwerke.[6] 2009 lancierte NWA die Petition "Deckel weg" an National- und Ständerat, die mit 28'378 Unterschriften eingereicht wurde, und wesentlich zur Ausweitung der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) beitrug.[7]

Aktuelle Tätigkeit

Aktuell stehen die Verhinderung des unter anderem durch den Schweizer Stromkonzern Atel (heute Alpiq Holding) geplanten Baus neuer Atomkraftwerke[8], sowie der Ausstieg der Schweiz aus der Atomenergie auf der politischen Agenda des Vereins. Ausserdem fordert NWA die Stilllegung der zurzeit in der Schweiz betriebenen Kernkraftwerke, wie beispielsweise des AKW Mühleberg[9], aber auch des grenznahen französischen Atomkraftwerks Fessenheim[10][11]. Am Ostermontag 2011, kurz nach dem Atomunfall von Fukushima, mobilisierte NWA rund 2000 Teilnehmende einer Demonstration gegen das AKW Fessenheim.[12]

Organisation

NWA ist in der gesamten Schweiz tätig und hat momentan vier Sektionen:

  • NWA 55 plus
  • NWA Aargau
  • NWA Region Basel
  • NWA Solothurn

Die ehemalige Regionalgruppe NWA Bern wurde am 15. Mai 2017 aufgelöst.

Das Co-Präsidium besteht zurzeit aus Andreas Fischer (Grossrat Grüne Aargau) und Désirée Jaun (Landrätin SP Basel-Landschaft). Das Vizepräsidium teilen sich alt-SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner, die grüne Ständerätin Maya Graf und Jan Schudel[13]. Im Mai 2019 hat Peter Stutz die Geschäftsleitung übernommen.[14] Zu den weiteren Vorstandsmitgliedern[15] gehören von der Grünen Partei Nationalrätin Florence Brenzikofer und die Grossräte Harald Friedl und Jürg Stöcklin, von den Sozialdemokraten Grossrätin Alexandra Dill oder alt Landrätin Annemarie Spinnler sowie von der CVP alt Landrätin Christine Gorrengourt.

Geschäftsführer war bis Ende 2014 Aernschd Born, danach für kurze Zeit Véronique Andreoli, anschliessend 2016–2019 Christoph Arndt.[16][17] Der ehemalige Nationalrat Rudolf Rechsteiner präsidierte den Verein unter dem alten Namen von 1991 bis 2008.[18] Gesamtschweizerisch hat der Verein ungefähr 1500 Mitglieder.

NWA ist Mitglied der Allianz Nein zu neuen AKW.[19]

Einzelnachweise

  1. Patrick Kupper (2001). Der Widerstand gegen das AKW Kaiseraugst vor der Bauplatzbesetzung 1975@1@2Vorlage:Toter Link/www.tg.ethz.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., in Kraut&Zucker (Hg.): Ungekühlt! Ansichten zur Besetzung von Kaiseraugst, Basel: Ausstellungskatalog, S. 18.
  2. Peter Hug: Antiatombewegung. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 23. Juli 2007, abgerufen am 7. November 2011.
  3. Kanton Basel-Stadt: Gesetz betreffend den Schutz der Bevölkerung vor Atomkraftwerken@1@2Vorlage:Toter Link/www.gesetzessammlung.bs.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. vom 14. Dezember 1978
  4. Kanton Basel-Land: Gesetz über den Schutz der Bevölkerung vor Atomkraftwerken vom 25. Oktober 1979
  5. Eidgenössische Volksinitiative ‘Stopp dem Atomkraftwerkbau (Moratorium)’, admin.ch, abgerufen am 7. November 2011
  6. "NWA bedeutet künftig "Nie wieder Atomkraftwerke", OnlineReports, 4. Juni 2008
  7. "Petition will unbegrenzte Förderung von erneuerbaren Energien" Basellandschaftliche Zeitung, 2. April 2009
  8. Schweizer Atomlobby will neue AKWs: Volksabstimmung notwendig, TAZ, 20. Juni 2008
  9. "AKW laufen trotz Mängeln bei Sicherheit weiter", 20 Minuten, 5. Mai 2011
  10. "Bewegung gewinnt an Energie", WOZ, 14. April 2011
  11. "Menschenkette um AKW Fessenheim gebildet" , Blick, 26. Juni 2011
  12. "AKW-Gegner: "Straflosigkeit bei Atomunfällen muss enden"", OnlineReports, 25. April 2011
  13. https://nwa-schweiz.ch/verein/vorstand/ Vorstandsliste von NWA, abgerufen am 10. Dezember 2019
  14. Das Wende-Blatt Nr. 22, abgerufen am 10. Dezember 2019
  15. Liste der Vorstandsmitglieder auf der Homepage von NWA, abgerufen am 7. November 2011
  16. Das Wende-Blatt Nr. 04, abgerufen am 25. Oktober 2018
  17. Das Wende-Blatt Nr. 12, abgerufen am 25. Oktober 2018
  18. Homepage des ehemaligen Nationalrats Rudolf Rechsteiner, abgerufen am 7. November 2011
  19. Mitglieder der Allianz Nein zu neuen AKW (Memento des Originals vom 27. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nein-zu-neuen-akw.ch, abgerufen am 7. November 2011
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