Neuses (Freigericht)

Neuses ist ein Ortsteil der Gemeinde Freigericht im Main-Kinzig-Kreis in Hessen. Zu Neuses gehört der Weiler Hüttelngesäß.

Neuses
Gemeinde Freigericht
Koordinaten: 50° 8′ N,  8′ O
Höhe: 174 (169–196) m
Einwohner: 2506 (30. Jul. 2019)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1970
Postleitzahlen: 63579, 63776
Vorwahlen: 06055, 06029
Blick auf Neuses
Blick auf Neuses

Geografische Lage

Neuses liegt im Naturpark Spessart am Hasselbach auf einer Höhe von 175 m über NN, 9 km südwestlich von Gelnhausen, direkt an der Landesgrenze zu Bayern.

Blick auf Neuses und das Freigericht vom Aussichtsturm auf dem Rodfeld

Geschichte

Mittelalter

Die älteste erhaltene Erwähnung von Neuses stammt aus der Zeit um 1000. Damals war im Zinsregister des Klosters Seligenstadt ein "Gozmar de Nyuusaze" (Gozmar aus Nyuusaze) aufgeführt, der dem Kloster 2 Denare schuldete. Das Dorf gehörte zum Gericht Somborn, das wiederum Teil des Freigerichts Alzenau war. Dieses war zwar reichsunmittelbar, aber das Reich verpfändete oder vergab das Gebiet immer wieder. So wechselten die Landesherren, zu denen die Herren und späteren Grafen von Hanau, die Herren von Randenburg, die Herren von Eppstein und Kurmainz zählten.

Die Kapelle aus dem 15. Jahrhundert steht unter dem Patronat des hl. Wendelin. Die Kirchengemeinde war nach Somborn eingepfarrt, später eine Filialgemeinde von Somborn.

Ortsname

Mittelalterliche Schreibweisen des Ortsnamens waren:

  • Nyuusaze (um 1000)
  • Nuwisezin (1225)
  • Nuseze (1267)
  • Naugesess (1331)
  • Neusesz (1332)
  • Nuweseze (1357)
  • Nuesze (1369)

Frühe Neuzeit

1500 erhielten der Kurfürst-Erzbischof von Mainz und die Grafen von Hanau-Münzenberg das Freigericht und damit auch Neuses gemeinsam als Lehen. Es wurde nun als Kondominat regiert. Da im Freigericht auch zur Zeit des Kondominats die kirchliche Jurisdiktion bei den Erzbischöfen von Mainz verblieb, konnte sich die Reformation – im Gegensatz zur Grafschaft Hanau-Münzenberg – hier nicht durchsetzen. Neuses blieb römisch-katholisch.

1740 wurde das Kondominat mit einem Vertrag, dem „Partifikationsrezess“, in einer Realteilung aufgelöst. Neuses fiel dabei an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, die 1736 die Grafen von Hanau beerbt hatte. Das Dorf wurde nun deren Amt Altenhaßlau zugeschlagen.[2]

Neuzeit

1803 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum Hessen erhoben. Während der napoleonischen Zeit stand das Amt Altenhaßlau ab 1806 zunächst unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, durch die Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, ging das Amt Altenhaßlau im neu gebildeten Landkreis Gelnhausen auf. Mit der Annexion Kurhessens durch das Königreich Preußen nach dem verlorenen Krieg von 1866 wurde auch Neuses preußisch.

1898 wurde die neue Pfarrkirche St. Wendelin erbaut und im neogotischen Stil ausgestattet. Adolf Amberg malte den Innenraum und die Taufkapelle mit Blätterwerk aus; durch Schäden im Mauerwerk wurde die Ausmalung zerstört und ist nicht erhalten.

Zum 1. Januar 1970 wurde Neuses im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis mit weiteren Gemeinden zu der neuen Gemeinde Freigericht zusammengeschlossen.[3] Gleichzeitig ging der Kreis Gelnhausen im Main-Kinzig-Kreis auf.

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[4]

  • 1598: 15 Haushaltungen
  • 1632: 10 Dienstpflichtige
  • 1753: 37 Haushaltungen
  • 1812: 88 Feuerstellen, 463 Seelen
Neuses: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2019
Jahr  Einwohner
1812
 
463
1834
 
707
1840
 
714
1846
 
758
1852
 
706
1858
 
677
1864
 
677
1871
 
669
1875
 
712
1885
 
692
1895
 
761
1905
 
962
1910
 
1.021
1925
 
1.209
1939
 
1.391
1946
 
1.767
1950
 
1.863
1956
 
1.803
1961
 
1.938
1967
 
2.149
1970
 
2.185
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
2.454
2019
 
2.506
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [4]; Gemeinde Freigericht; Zensus 2011[5]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[4]

 1885:7 evangelische (= 1,01 %), 685 katholische (= 98,99 %) Einwohner
 1961:83 evangelische (= 4,28 %), 1841 katholische (= 94,99 %) Einwohner

Politik

Nach dem Zusammenschluss der selbstständigen Gemeinden zur Gemeinde Freigericht im Jahr 1970 wurden die einzelnen Gemeindevertretungen aufgelöst und durch Ortsbeiräte ersetzt. Die Ortsbeiräte in den einzelnen Ortsteilen sind in allen wichtigen Entscheidungen, die den jeweiligen Ortsteil betreffen zu hören und haben ein Vorschlagsrecht. Die Mitglieder der Ortsbeiräte wählen aus ihrer Mitte als Vorsitzenden des Ortsbeirates einen Ortsvorsteher. Mit Ablauf der kommunalen Wahlperiode 2021 werden die Ortsbeiräte aufgelöst.[6]

Parteien und Wählergemeinschaften 2016 2011 2006 2001 1997
Sitze Sitze Sitze Sitze Sitze
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 1 2 3 3 3
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 2 1 1 1 1
UWG Unabhängige Wählergemeinschaft Freigericht 2 2 1 1 1
gesamt 5 5 5 5 5

Ortsvorsteher

  • Karl Schiwek, CDU (bis 2006)
  • Alfred Weber, CDU (2006 bis 2016)
  • Norbert Remmel, UWG (2016 bis 2021)[7]

Infrastruktur

Persönlichkeiten

  • Alexia Adler (1864–1929), Ordensschwester und Generaloberin
  • Josef Benzing (1904–1981), Bibliothekar und Luther-Bibliograph und Erforscher des Buchdrucks

Literatur

  • Ludwig Bickell: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Band 1: Alhard von Drach: Kreis Gelnhausen. Marburg 1901, S. 164.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926., S. 350.
Commons: Neuses – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Meldewesen Gemeinde@1@2Vorlage:Toter Link/www.freigericht.sitzung-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 212.
  3. Zusammenschluß der Gemeinden Altenmittlau, Bernbach, Horbach, Neuses und Somborn im Landkreis Gelnhausen zu der neuen Gemeinde „Freigericht“ vom 17. Dezember 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 1, S. 5, Punkt 8 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,0 MB]).
  4. Neuses, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,9 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  6. Änderung der Hauptsatzung - Ortsbeirat gestrichen@1@2Vorlage:Toter Link/www.freigericht.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Bekanntmachung der Gemeinde, abgerufen am 19. Februar 2020
  7. Ortsbeirat Neuses In: Bürgerinfo Gemeinde Freigericht.
  8. Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis = Hanauer Geschichtsblätter 40. Hanau 2003, S. 314.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.