Neue Synagoge (Potsdam)

Die Neue Synagoge (neue Bezeichnung: Synagogenzentrum Potsdam) ist ein im Bau befindliches Bauwerk in der Innenstadt von Potsdam für die lokalen jüdischen Glaubensgemeinden. Sie wird in der Schloßstraße 8, gegenüber dem Filmmuseum, errichtet. Die Synagoge wird, nach der im August 2021 eröffneten Kleinen Synagoge des Europäischen Zentrums Jüdischer Gelehrsamkeit an der Universität am Neuen Palais, das zweite neue jüdische Gotteshaus in Brandenburgs Landeshauptstadt seit der Shoa sein.[1]

Vorgeschichte

Das Land Brandenburg stellt für den Bau der Synagoge das Grundstück zur Verfügung, auf dem zwischen 1971 und 2011 ein Bürogebäude der Potsdamer Wasserwirtschaft stand und das seitdem brach liegt.

Der eigens gegründete Bauverein Neue Synagoge Potsdam e.V. veranschlagte ursprünglich Kosten in Höhe von fünf Millionen Euro für den Bau. Das Land Brandenburg realisiert das Projekt als Landesbaumaßnahme. Die Landesregierung kooperiert dabei mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Um die zügige Realisierung zu ermöglichen, finanziert das Land die Maßnahme vor. Bau und Betrieb der Synagoge sollen letztlich jedoch durch Spenden und Eigenmittel einer Trägerstiftung getragen werden.

Ein EU-weiter Architekturwettbewerb für einen Synagogenneubau und ein sich anschließendes Gemeindezentrum fand zwischen Oktober 2008 und September 2010 statt. Über 150 Architekturbüros beteiligten sich mit Entwürfen für eine neue Synagoge. Nach einer ersten Auswahl blieben 30 Büros übrig, von denen sich 26 mit konkreten Plänen und Visualisierungen beteiligt haben. Aus diesen 26 Entwürfen ermittelte die Jury drei Preisträger und drei Ankäufe. Nach der Empfehlung des Preisgerichts dient der 2009 mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf des Berliner Architekturbüros Haberland als Grundlage für eine Bauplanung.[2] Am 1. Oktober 2010 wurde für den überarbeiteten Entwurf die Baugenehmigung erteilt.

Das Gebäude steht vor der Herausforderung, sich in den historisch sensiblen Stadtraum zwischen Neuem und Altem Markt einzufügen. Ursprünglich sollte es bis zum 14. April 2012 fertiggestellt sein, dem 20. Jahrestag der Brandenburgischen Verfassung. Allerdings konnte mit dem Bau nicht begonnen werden, da die beteiligten Gemeinden dem vorgelegten Bauentwurf nicht gemeinsam zustimmten, so dass die Landesregierung 2011 einen Projektstopp verhängte.

Baubeginn im November 2021

Im November 2018 unterzeichneten die brandenburgische Kultusministerin Martina Münch (SPD) sowie Ud Joffe von der Synagogengemeinde Potsdam und Mikhail Tkach von der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam eine Vereinbarung über die Errichtung, die Trägerschaft und den Betrieb des Zentrums.[3] Nach der Einigung der beteiligten Parteien auf einen Entwurf im April 2020[4][5] legten Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer sowie Oberbürgermeister Mike Schubert nach weiteren Verzögerungen am 8. November 2021 den Grundstein.[6] Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 2024 abgeschlossen und das Gebäude im Sommer 2024 an die jüdischen Gemeinden übergeben werden. Die Baukosten stiegen aufgrund der hohen Inflation und knapper Materialien von ursprünglich angestrebten 13,7 Millionen auf 16,4 Millionen Euro.[7]

Geschichte der Synagoge Potsdam

Potsdams Alte Synagoge an der Ostseite des Wilhelmplatzes (seit den 1950er Jahren Platz der Einheit) wurde am 17. Juni 1903 eingeweiht. Sie ersetzte eine vorherige Synagoge, die die jüdische Gemeinde in einem vorhandenen Gebäude eingerichtet hatte. Dieses Bauwerk war 1885 so stark baufällig, dass ein Neubau errichtet werden musste. Die Pläne im Stil des Neobarock lieferte der Architekt Otto Kerwien, die vom Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1901 genehmigt wurden. Diese Synagoge bot 154 Sitzplätze für männliche und 162 Sitzplätze für weibliche Gemeindemitglieder. Sie erhielt eine Orgel, die vom Organisten der Nikolaikirche bei den Gottesdiensten gespielt wurde. Das Gotteshaus wurde während des Novemberpogroms 1938 stark beschädigt und im April 1945 bei einem Luftangriff völlig zerstört. Die Ruine wurde 1957 zugunsten von Wohnbebauung abgerissen.[8]

Einzelnachweise

  1. Was lange währt wird endlich gut, in: Jüdische Allgemeine.
  2. Realisierungswettbewerb Neubau Synagoge in Potsdams Mitte, auf www.haberland-berlin.de, abgerufen am 28. November 2021.
  3. Volker Oelschlaeger: In fünf Jahren steht die neue Synagoge. In: maz-online.de. Märkische Allgemeine, 7. November 2018, abgerufen am 18. April 2020.
  4. Marco Zschieck: Streit um Bauprojekt – der lange Weg zur Synagoge in Potsdam, auf Potsdamer Neueste Nachrichten, 18. Februar 2021, abgerufen am 28. November 2021.
  5. Jan Russezki: Startschuss für Bau einer Synagoge in Potsdam. MAZ, 24. April 2020, abgerufen am 24. April 2020.
  6. Grundsteinlegung für Synagoge Potsdam. Landeshauptstadt Potsdam, 8. November 2021, abgerufen im November 2021.
  7. Klaus D. Grote: Erster Blick in Potsdams neue Synagoge. In: Tagesspiegel. 20. November 2023, abgerufen am 6. April 2024.
  8. Alte Synagoge Potsdam, abgerufen am 28. November 2021.

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