Neubritannien
Die Insel Neubritannien (englisch New Britain; deutsch ehemals Neupommern[1]) liegt im Bismarck-Archipel, ist ein Teil Melanesiens und gehört politisch zu Papua-Neuguinea; vor 1885 hieß der ganze Archipel Neubritannien-Archipel. Neubritannien ist etwa 36.520 km² groß und zählte im Jahre 2000 rund 400.000 Einwohner.
Neubritannien | ||
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Gewässer | Bismarcksee, Südostküste: Salomonensee | |
Inselgruppe | Bismarck-Archipel | |
Geographische Lage | 6° S, 151° O | |
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Länge | 520 km | |
Breite | 146 km | |
Fläche | 36.520 km² | |
Höchste Erhebung | Ulawun 2334 m | |
Einwohner | 501.000 14 Einw./km² | |
Hauptort | Kokopo | |
Bevölkerung
Die Papua sind die älteste Bevölkerungsgruppe auf der Insel. Die zeitlich nächsten Einwanderer kamen aus Melanesien.
Die wichtigste und größte Bevölkerungsgruppe Neubritanniens sind die Tolai. Die Baining aus dem Hochland haben mit ihrem rituellen Feuertanz und ihrem Penisstab einige Bekanntheit erworben. Daneben siedeln in Neubritannien die Kilenge[2] (an der Küste), die Sulka[3] (südlich der Gazelle-Halbinsel) und die Lakalai[4] zwischen Küste und Gebirge.
Geographie
Mit etwa 520 km Länge und einer Breite von 29 km bis maximal 146 km ist es die größte Insel im Bismarck-Archipel. Die größte Entfernung (Luftlinie) vom östlichsten Punkt bis zum westlichsten Punkt beträgt 477 km. Seit 1966 ist Neubritannien in zwei Verwaltungsbezirke aufgeteilt, die Provinzen East New Britain und West New Britain, wobei East New Britain etwas kleiner ist, von der Einwohnerzahl und Bedeutung aber die Provinz West New Britain übertrifft.
Hauptstadt von West New Britain ist Kimbe mit 24.000 Einwohnern. Größter Ort und Hauptstadt der Provinz East New Britain war Rabaul – bis 1994 der Ausbruch des Vulkans Tavurvur die Stadt unter seiner Asche begrub (fünf Tote). Ein Großteil der Bewohner flüchtete nach Kokopo (ehemals Herbertshöhe und Sitz der deutschen Kolonialverwaltung), wurde dort sesshaft und in der Folge wurde Kokopo Provinzhauptstadt, da der Ort auf Grund seiner geschützten Lage mehr Sicherheit bot und bereits über eine städtische Infrastruktur verfügte.[5]
Die Insel durchzieht eine hohe zerklüftete Bergkette mit dem noch tätigen Vulkan Ulawun als höchster Erhebung (2334 m).[6] Eine besondere Vulkanlandschaft mit sensiblen ökologischen Regionen auf dem Land und im küstennahen Bereich befindet sich auf der Willaumez-Halbinsel. Die Insel ist zum Großteil mit Regenwäldern bedeckt.
Geschichte
Aus europäischer Sicht wurde Neubritannien erst am 27. Februar 1700 von William Dampier entdeckt.[1] Ab 1885 war es unter der Bezeichnung Neupommern, benannt nach der preußischen Provinz Pommern, Teil der deutschen Kolonien. Zunächst im Besitz der Neuguinea-Kompagnie, gehörte es von 1899 bis 1914 zur Kolonie Deutsch-Neuguinea. 1888 wurde die Verwaltung auf die zu Neulauenburg (heutige Duke-of-York-Inseln) gehörende Insel Kerawara und 1890 nach Herbertshöhe (heute Kokopo) nahe Ralum auf Neupommern verlegt, wo sie ab 1899 vom Deutschen Reich fortgeführt wurde. In der Zeit der deutschen Verwaltung wurde mit dem Anbau der langstapeligen Baumwolle begonnen. Zudem wurde durch die Herz-Jesu-Missionare versucht, die Bevölkerung zum Christentum zu bekehren, dabei wurden „der niedrige Kulturstand, die Vielweiberei und Menschenfresserei“ als Hindernisse angesehen.[7]
Im September 1914 wurde die Insel von australischen Truppen erobert, die sich im Gefecht bei Bita Paka einen kurzen Kampf mit deutschen und melanesischen Kräften lieferten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Neubritannien als Mandat des Völkerbundes von Australien verwaltet.
Während des Pazifikkriegs eroberten die Truppen des Japanischen Kaiserreichs am 23. Februar 1942 die Hafenstadt Rabaul (→ Schlacht um Rabaul (1942)) und am 8. April landete eine Einheit im westlichen Neubritannien. Am 15. Dezember 1943 gelang den amerikanischen Truppen die Landung bei Cape Gloucester im Nordwesten Neubritanniens (→ Operation Dexterity) und bei Cape Merkus (deutsch bis 1918: Südkap) im Südwesten. Rabaul wurde 1945 trotz heftiger Bombardierungen erst nach der japanischen Kapitulation wieder zurückgegeben.
Siehe auch
- Schlacht um Arawe (1943–1944 im Pazifikkrieg)
- West New Britain Province + East New Britain Province + Neuirland (östliche Nachbarinsel New Ireland, ehemals Neumecklenburg)
- Liste deutscher Bezeichnungen papua-neuguineischer Orte
- Liste der Provinzen von Papua-Neuguinea
Literatur
- Hermann J. Hiery (Hrsg.): Die deutsche Südsee 1884–1914. Ein Handbuch. 2., durchgesehene Auflage. Schöningh, Paderborn u. a. 2002, ISBN 3-506-73912-3 (Rezension von Gerhard Krebs, Uni Hamburg: PDF-Datei, 15 kB; 3 Seiten).
- Hans-Joachim Hoeveller: Neupommern – Ein verlorenes und vergessenes Land. In: Pommern – Zeitschrift für Kultur und Geschichte. Jahrgang XXXIX, Heft 3, 2001, S. 4–6.
Dietrich Neumann: Neupommern – Ein verlorenes und vergessenes Land. Ergänzung. In Pommern – Zeitschrift für Kultur und Geschichte. Jahrgang XL, Heft 4, 2002, S. 42–43. ISSN 0032-4167 - Lutz Mohr: Pionier der Südsee. Georg von Schleinitz (1834–1910) – Kommandant, Meeresforscher, Weltumsegler und Ehrendoktor der Universität Greifswald. In: Die Pommersche Zeitung. Jahrgang 64, Folge 46 vom 15. November 2014.
- Max H. Rehbein: „Wohin, Herr, werde ich gehen?“ New Britain. In: Derselbe: Pioniere und Abenteurer. Buch und Zeit (Lizenz Olde Hansen, Hamburg), Köln 1970, S. 10–47 (Tour 1968 in Süd-Nord-Richtung quer durch die Insel, mit detaillierter Karte).
Weblinks
Einzelnachweise
- Lexikoneintrag: Neupommern. (Memento des vom 19. April 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon, Band 2, Quelle und Meyer, Leipzig 1920, S. 638 ff.
Zitat: „Neupommern ist die größte Insel des zu Deutsch-Neuguinea gehörigen Bismarckarchipels (ca. 34000 qkm) […] Es wurde 1700 von Dampier entdeckt und Neubritannien genannt, wie es in englischen und französischen Schriften noch immer heißt; eine Zeitlang war im 19. Jahrh. der Name Birara üblich, der aber nur eine kleine Landschaft der Insel tatsächlich bezeichnet, und 1885 wurde die Insel von dem deutschen Kommissar v. Örtzen in Neupommern umgetauft.“ -
Siehe zur Kilenge-Sprache den Ethnologue-Eintrag: Maleu-Kilenge: A language of Papua New Guinea. (englisch) In: M. Paul Lewis u. a. (Hrsg.): Ethnologue: Languages of the World. 17. Ausgabe, SIL International, Dallas Texas 2013. Abgerufen am 1. August 2013.
Zitat: „Population: 5,200 (1983 census). 1,560 Kilenge. Location: West New Britain Province, Talasea district west tip.“ -
Siehe zur Sulka-Sprache den Ethnologue-Eintrag: Sulka: A language of Papua New Guinea. (englisch) In: M. Paul Lewis u. a. (Hrsg.): Ethnologue: Languages of the World. 17. Ausgabe, SIL International, Dallas Texas 2013. Abgerufen am 1. August 2013.
Zitat: „Population: 2,500 (1991 SIL). Location: East New Britain Province, East Pomio district, Wide Bay coast.“ -
Siehe zum Lakalai-Volk: Ann Chowning: Lakalai. (englisch) In: Countries and Their Cultures. 1997(?). Abgerufen am 1. August 2013.
Zitat: „Lakalai – Orientation: […] Location: The Lakalai are distinguished from speakers of related dialects and languages, all labeled Nakanai, by the absence of the phoneme n in their language. […] they often identify themselves to outsiders simply as West Nakanai. […] Lakalai villages are on the central and Eastern part of the Hoskins Peninsula on the island of New Britain. […] The population increased from under 2,700 in 1954 to almost 6,500 in 1980. The expansion reflects recovery from depopulation occasioned by Japanese occupation during World War II, coupled with the abolition of warfare and access to Western medicine. […] Lakalai is an Oceanic (Austronesian) language, the westernmost of a chain of dialects also spoken in Ubae, in the West Nakanai Census Division, and in coastal villages of Central Nakanai Census Division, to the east. […] Lakalai – Kinship – Kin Groups and Descent: Every Lakalai is born into a named, nonlocalized, agamous matrilineal descent group […]“.
Info: Chowning, englische Professorin für Anthropologie, ist ausgewiesene Kennerin des Lakalai-Volkes und liefert eine detaillierte ethnosoziologische Übersicht (vermutlich 1997 erstellt). -
Isimel Puipui: Kokopo Urban Local Level Government. (Memento des vom 4. April 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 1 MB; englisch; 7 Seiten mit Karten) Local Government Managers Australia, South Melbourne, Australia [ohne Datum], S. 2. Abgerufen am 1. August 2013.
Zitat: „After the devastation of Rabaul Township by the volcano in 1994, the obvious choice for the alternative government centre was Kokopo; because of two reasons. Firstly, it offers a safe location from future threats from the volcano and secondly, that Kokopo already had the urban infrastructure to accommodate people in cases of emergencies.“
Info: Puipui ist Town Manager der neubritannischen Stadt Kokopo. - Mount Ulawun, Papua New Guinea. In: peakbagger.com. Abgerufen am 17. Dezember 2020 (englisch).
- Lexikoneintrag: Neupommern, Katholische Mission (apostolisches Vikariat). (Memento des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon, Band 2, Quelle und Meyer, Leipzig 1920, S. 638 ff.
Zitat: „Der Bismarckarchipel war als Teil des Südseegebietes schon 1844 den Maristen für das Missionswerk anvertraut, konnte aber erst seit 1881 von den speziell damit betrauten Missionaren vom hl. Herzen Jesu (s.d.) in Angriff genommen werden. 1890 wurde das Vikariat Neupommern errichtet. Bischof Couppé hatte mit seinen Missionaren bis 1894 fast keine Erfolge; der niedrige Kulturstand, die Vielweiberei und Menschenfresserei waren zu große Hindernisse. Von 1894 an nahm die Mission einen ganz ungeahnten Aufschwung […] Die Mission ist somit der evangelischen (aus Australien) weit überlegen.“