Neonatologie
Als Neonatologie (Kompositum aus altgriechisch νέο- néo-, deutsch ‚neu-‘ und lateinisch natus ‚geboren‘ sowie dem Suffix -logie) bezeichnet man
- die Lehre der Pathologie und Physiologie (menschlicher) Neugeborener;
- entsprechend einen Zweig der angewandten Kinderheilkunde, der sich mit Neugeborenenmedizin (häufig auch Frühgeborenenmedizin) und Neugeborenenvorsorge befasst.
Umfang
Die Neonatologie befasst sich mit den speziellen Problemen und deren Behandlung von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen. In den letzten Jahrzehnten hat die Medizin im Bereich der Neonatologie immense Fortschritte gemacht: Es sind bessere Medikamente, die die Lungenreifung beschleunigen, bessere Beatmungsgeräte und Überwachungsgeräte für Herzaktionen (EKG), Sauerstoff-/Kohlendioxidaustausch (Kapnometer) sowie Sauerstoffsättigungsmesser verfügbar.
Übliche Verfahren in der apparativen Diagnostik beim Früh- und Neugeborenen sind heute:
- Ultraschall, einschließlich Dopplersonographie
- Röntgenuntersuchungen
- Schnittbildverfahren (Computertomographie und Magnetresonanztomographie)
- Elektroenzephalographie und Polygraphie
Die Lebensfähigkeit von Frühgeburten beginnt in der 23. Schwangerschaftswoche, wenn die Neugeborenen ein Geburtsgewicht von etwa 500 Gramm haben. In Deutschland liegt ab der vollendeten 24. Woche die Überlebenschance bei 50:50. In den darauffolgenden Lebenswochen erhöht sich die Überlebenschance rapide, in der 28. Woche liegt sie bereits bei über 90 Prozent. Durch die verbesserte perinatale Versorgung von kranken Neugeborenen ist heute auch die Säuglingssterblichkeit in Mitteleuropa deutlich niedriger. In Zahlen ausgedrückt: In Österreich fiel die Säuglingssterblichkeit von 14,3 im 1. Lebensjahr Gestorbene auf 1.000 Lebendgeborene im Jahr 1980 auf 3,0 im Jahr 2014.[1]
Deutschland
Ausbildung
Die Neonatologie ist in Deutschland ein anerkannter Schwerpunkt der Pädiatrie. Die Schwerpunktbezeichnung „Neonatologie“ kann nach Abschluss der pädiatrischen Facharztausbildung und entsprechender Weiterbildung in einer neonatologischen Einrichtung erworben werden.
Versorgungsstruktur
Die Versorgungsstufen in der Geburtshilfe teilen sich ein in
- Geburtsklinik
- perinataler Schwerpunkt für gesunde Schwangere
- Perinatalzentrum zur Versorgung von (Hoch-)Risikoschwangerschaften
In einer Geburtsklinik werden gesunde Schwangere mit mehr als 36 Schwangerschaftswochen, gesunden Neugeborenen und ohne vorhersehbare Komplikationen versorgt.
Im perinatalen Schwerpunkt werden Schwangere nach der 32. Schwangerschaftswoche und nicht lebensbedrohlich erkrankte Neugeborene mit einem Geburtsgewicht von mehr als 1500 g versorgt.
Im Perinatalzentrum werden Schwangere betreut mit drohender Frühgeburt (vor der 32. Schwangerschaftswoche) oder mit zusätzlichem Risiko (z. B. bei Fehlbildung des Feten) und bis zur 35. Schwangerschaftswoche, ebenso Schwangere mit insulinpflichtiger diabetischer Stoffwechselstörung mit fetaler Gefährdung. Auch werden dort lebensbedrohlich erkrankte Neugeborene unter anderem intensivmedizinisch[2] versorgt, sowohl reife, lebensbedrohlich erkrankte Neugeborene, beispielsweise mit kritischem Herzfehler, angeborenen Stoffwechselkrankheiten oder schweren schwangerschaftsassoziierten Erkrankungen (Wachstumsretardierung < 3. Perzentile bei Präeklampsie, Gestose, HELLP-Syndrom) als auch Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g.
Siehe auch
Weblinks
- S2k-Leitlinie Hypothermiebehandlung asphyktischer Neugeborener der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin. In: AWMF online (Stand 30 Juni 2013)
- S1-Leitlinie Verlegung von Früh- und Reifgeborenen in Krankenhäuser der adäquaten Versorgungsstufe der Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin (GNPI). In: AWMF online (Stand 30 April 2013)
- www.gnpi.de Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin
- www.neonatology.org Neonatologieseite des Cedars-Sinai Medical Center, Los Angeles – hilfreiche Datenbanken und Online-Kalkulatoren
- uichildrens.org Komplettes und übersichtliches Online-Neonatologiehandbuch (engl.)
Quellen
- Gestorbene und Säuglingssterblichkeit seit 1946. Statistik Austria, 11. Juni 2015, abgerufen am 3. Dezember 2015.
- Kurt Menzel (Hrsg.): Neonatologische Intensivbetreuung. 2., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart/New York 1985, ISBN 3-13-642002-0 (Lizenzausgabe).