Nemeischer Löwe

Der Nemeische Löwe (altgriechisch λέων τῆς Νεμέας léōn tēs Neméas, historische Schreibweise auch mit Trema: „nemeïsch“) war ein unverwundbarer Löwe der griechischen Mythologie, der in den Wäldern der Argolis auf der Peloponnes zwischen Nemea und Kleonai[1] auf Veranlassung von Hera sein Unwesen trieb, indem er Mensch und Tier anfiel. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Kithäronischen Löwen.

„Herkules im Kampf mit dem Nemeischen Löwen“ nach Entwurf von Johann Gottfried Schadow

Der Nemeische Löwe war möglicherweise ein Abkömmling von Typhon und Echidna,[2] vielleicht aber auch vom Himmel,[3] vielleicht vom Mond gefallen[4] oder Sohn der Mondgöttin.[5]

Die Sage hierzu lautet wie folgt: Herakles war bei der Göttin Hera in Ungnade gefallen, worauf diese ihn in den Wahnsinn schickte. Dem Wahnsinn verfallen, warf Herakles seine 12 Kinder ins Feuer. Um sich von seiner Schuld zu befreien, wurde er dazu verdammt, 12 Jahre dem König Eurystheus zu dienen, der ihm 12 Aufgaben auferlegte.

Herakles sollte als erste[6] der für Eurystheus zu verrichtenden 12 Arbeiten diesem das Fell des Löwen bringen. Dass der Löwe unverwundbar war, merkte der Held, als er ihn mit Pfeilen beschoss, die aber einfach abprallten. Also schlug er dem Untier, als es auf ihn lossprang, seine riesige Keule (aus einem Olivenbaum gefertigt[7]) über den Schädel.[8] Der Löwe flüchtete sich in seinen Unterschlupf, eine Felsspalte bzw. eine Höhle,[9] die den Berg Tretos durchlief.[10] Nachdem Herakles den einen Ausgang verschlossen hatte, packte er den Löwen, als der am anderen Ende herauskam, und erwürgte ihn. Er balgte den Löwen mit dessen eigenen Krallen ab, denn nur diese waren in der Lage, die Haut des Tieres zu zerschneiden,[11] nahm das Fell über den Arm und machte sich auf den Rückweg nach Tiryns zu Eurystheus. Später kürschnerte er sich aus dem Fell einen Umhang,[12] der ihn fast unverwundbar machte.[13]

Als Eurystheus ihn mit dem Fell kommen sah, erschrak er so sehr über dessen Kraft, dass er sich in einem großen Krug versteckte und sich weigerte, Herakles zu empfangen. Auch später wagte der König nicht mehr, ihn vorzulassen, sondern ließ ihm außerhalb der Stadtmauern seine Befehle von einem gewissen Kopreus übermitteln.[14]

Der Löwe wurde später von Hera als Sternbild Löwe an den Himmel versetzt.[15]

Literatur

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Belege

  1. Pausanias 2,15,2
  2. Hesiod, Theogonie 327–329
  3. Herodoros von Herakleia bei Tatian, Oratio ad Graecos 27,29,12 ff.
  4. Plutarch, De facie in orbe lunae 24; Aelian, De natura animalium 12,7
  5. Seneca, Hercules furens 83; bei Hyginus, Fabulae 30: „quem Luna nutrierat“ („den Luna genährt hatte“)
  6. Euripides, Herakles 359
  7. (Pseudo-)Theokrit, Idyll 25,208
  8. Bibliotheke des Apollodor 2,5,1,2–3
  9. (Pseudo-)Theokrit, Idyll 25,223; Diodor, Bibliotheke 4,11,1; Bibliotheke des Apollodor 2,5,1,3; Hyginus, Fabulae 30
  10. Diodor, Bibliotheke 4,11,3
  11. (Pseudo-)Theokrit, Idyll 25,195–281
  12. Euripides, Herakles 361–363
  13. Diodor, Bibliotheke 4,11,4
  14. Bibliotheke des Apollodor 2,5,1,5
  15. Hyginus, De astronomia 2,24
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