Nationalratswahl in Österreich 1990

Die Nationalratswahl am 7. Oktober 1990 war die 18. Nationalratswahl in der Geschichte der Republik Österreich. Stärkste Partei wurde die SPÖ unter Bundeskanzler Franz Vranitzky. Die SPÖ verlor Stimmen, konnte ihre Mandatszahl allerdings halten. Starke Verluste musste die ÖVP unter Josef Riegler hinnehmen, sie wurde zweitstärkste Partei. Von den Einbußen der ÖVP profitierte die FPÖ, die mit Norbert Gugerbauer als Spitzenkandidaten Mandate und Stimmen hinzugewann. Die Grüne Alternative schaffte mit Johannes Voggenhuber abermals den Einzug in den Nationalrat; trotz leichter Stimmenverluste konnte sie zwei Mandate hinzugewinnen.

1986Nationalratswahl 19901994
 %
50
40
30
20
10
0
42,78
(−0,33)
32,07
(−9,22)
16,64
(+6,91)
4,78
(−0,04)
1,96
(+1,94)
1,77
(+0,74)
1986

1990

Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/KEINFEHLER-Parameter angegeben
Insgesamt 183 Sitze
Verhältnis Regierung-Opposition im
XVIII. Österreichischen Nationalrat
Insgesamt 183 Sitze

Wahlberechtigt waren 5 628 912 Menschen. Die Wahlbeteiligung sank auf 83,58 Prozent (1986: 88,85).

Endergebnis

Wahlwerber Stimmen Anteil Mandate
1990 ±4 1990 ±
Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) 2.012.787 42,8 % −0,3 % 80 ±0
Österreichische Volkspartei (ÖVP) 1.508.600 32,1 % −9,2 % 60 −17
Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) 782.648 16,6 % +6,9 % 33 +15
Die Grüne Alternative – Grüne im Parlament (GRÜNE) 225.084 4,8 % ±0,0 % 10 +2
Vereinte Grüne Österreichs / Das Umwelt-Bürgerforum (VGÖ) 92.277 2,0 % +1,8 % 0 ±0
Verband der Sozialversicherten (VDS) 35.833 0,8 % n.k. 0
Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) 25.682 0,55 % −0,17 % 0 ±0
Christliche Wähler Gemeinschaft (CWG) 9.263 0,2 % n.k. 0
Christdemokratische Partei (CDP) 6.194 0,1 % n.k. 0
Wahlplattform der Grauen Österreichs (WGÖ) 3.996 0,1 % n.k. 0
Fritz Georg 2.530 0,1 % n.k. 0

n.k. = nicht kandidiert

Reaktionen

Das Wahlergebnis galt allgemein unter politischen Beobachtern und Meinungsforschern als Überraschung. Die deutlichen Verluste der ÖVP und der große Abstand zur SPÖ wurden so nicht vorhergesagt, auch wenn viele davon ausgingen, dass die SPÖ wohl stärkste Partei bleiben werde. (Ein „Kopf-an-Kopf“-Rennen zwischen SPÖ und ÖVP, das im August des Jahres noch plausibel erschien, wurde im Laufe des Wahlkampfes immer unwahrscheinlicher.) Als ein Grund für die überraschend starken Verluste der ÖVP wurde vom Vorsitzenden des IMAS-Institutes Andreas Kirschhofer die zunehmende Tendenz, eher Personen als Inhalte zu wählen, genannt. Auch nach Ansicht anderer Beobachter sei dies dem Bundeskanzler und Spitzenkandidaten der SPÖ, Franz Vranitzky, und dem FPÖ-Parteivorsitzenden – der aber nicht offizieller Spitzenkandidat der FPÖ war – Jörg Haider zugutegekommen, während ÖVP-Parteichef Josef Riegler ihnen gegenüber weniger Ausstrahlungskraft besessen habe. Das Ergebnis der „grünalternativen Parlamentsfraktion“, wie die Parlamentsgrünen in Abgrenzung zu anderen Grüngruppierungen auch genannt wurden, blieb deutlich unter den Erwartungen.[1]

Ergebnisse in den Bundesländern

Hier werden die Ergebnisse in den Bundesländern aufgelistet.[2]

Partei B K N O S St T V W
SPÖ49,946,142,542,037,843,330,528,850,7
ÖVP35,418,539,133,332,133,240,740,421,1
FPÖ11,130,312,216,020,516,817,117,215,7
GRÜNE02,503,003,304,107,303,906,305,207,6
VGÖ00,901,301,602,601,301,103,204,602,2
VDS00,500,0000,8500,901,5
KPÖ00,300,300,400,400,400,700,600,600,8
CWG000,7601,9
CDP00,800,4
WGÖ00,600,7
FG01,3

Folgen

Koalitionen
ParteienSitze
Zweidrittelmehrheit (ab 122 Sitzen)
       SPÖ, ÖVP140
Absolute Mehrheit (ab 92 Sitzen)
       SPÖ, FPÖ113
       ÖVP, FPÖ93
Sitze gesamt183

Nach der Wahl setzten SPÖ und ÖVP die seit 1986 bestehende Große Koalition fort. Franz Vranitzky (SPÖ) blieb Bundeskanzler. Die Bundesregierung Vranitzky III nahm am 17. Dezember 1990 ihre Arbeit auf. Josef Riegler (ÖVP) blieb noch bis 1991 Vizekanzler, ihm folgte Erhard Busek.

Einzelnachweise

  1. https://www.mediathek.at/katalogsuche/suche/detail/?pool=BWEB&uid=1071A095-1B5-000DB-000000D8-1070F8E5&vol=74431&cHash=28f1f23897f340ad6e6291233801c52b
  2. Ergebnisse nach Bundesländern
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