Natalja Lwowna Delone

Natalja Lwowna Delone (russisch Наталья Львовна Делоне; * 4. November 1923 in Tiflis) ist eine sowjetisch-russische Genetikerin und Hochschullehrerin.[1]

Natalja Lwowna Delone (28. Dezember 2018)

Leben

Delone stammte aus der französischen Adelsfamilie Delaunay. Einer ihrer Vorfahren war der letzte Kommandant der Bastille Bernard-René Jordan de Launay. Delones Eltern waren der Botaniker und Genetiker Lew Nikolajewitsch Delone und seine Frau Wera Alexandrowna geborene Ptizyna (1895–1968), die mit der Familie Nikolai Iwanowitsch Wawilows befreundet waren.[2] 1928 kam Delone mit ihren Eltern in die Ukraine. Während des Deutsch-Sowjetischen Kriegs war die Familie zunächst in Saratow und dann in Kattakurgan in Usbekistan evakuiert.

1946 schloss Delone ihr Studium am Landwirtschaftsinstitut Charkow als Spezialistin für Züchtung ab und arbeitete dann in Moskau.[1] In den Jahren 1948–1956, als nach der von den Anhängern Lyssenkos beherrschten Tagung der Sowjetischen Akademie für Landwirtschaftswissenschaften im August 1948 die Genetik als „bourgeoise Pseudowissenschaft“ galt, musste Delone ihre experimentellen Forschungsarbeiten zeitweise unterbrechen. 1955 unterschrieb sie den Brief der 300 an das Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, in dem führende sowjetische Wissenschaftler den Zustand der Biologie in der UdSSR schilderten und den Lyssenkoismus deutlich kritisierten und der zum Rücktritt Lyssenkos von seinem Amt als Präsident der Sowjetischen Akademie für Landwirtschaftswissenschaften führte. Auch seine Unterstützer verloren ihre Ämter, so dass der Lyssenkoismus sein Ende fand.

Delone arbeitete im Institut für Zytologie, Histologie und Embryologie (seit 1975 Kolzow-Institut für Entwicklungsbiologie) der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (AN-SSSR, seit 1991 Russische Akademie der Wissenschaften (RAN)), im Timirjasew-Institut für Pflanzenphysiologie der AN-SSSR, im Institut für Biophysik der AN-SSSR, im Kurtschatow-Institut, im Institut für Medizinisch-Biologische Probleme der AN-SSSR und auch in verschiedenen Raumfahrt-Einrichtungen. Sie stand in engem Kontakt mit Michail Sergejewitsch Nawaschin, Mark Leonidowitsch Belgowski, Nikolai Petrowitsch Dubinin, Iossif Abramowitsch Rapoport und Dmitri Konstantinowitsch Beljajew.[1]

Seit Beginn der sowjetischen Raumfahrt war Delone an der Entwicklung der Forschungsprogramme beteiligt.[3] Dabei arbeitete sie mit den Medizinern und Biologen W. W. Antipow, Boris Borissowitsch Jegorow, Oleg Georgijewitsch Gasenko und Anatoli Iwanowitsch Grigorjew zusammen. Sie stand in engem Kontakt mit den Wostok- und Woschod-Besatzungen.[4] Pawel Romanowitsch Popowitsch und Boris Borissowitsch Jegorow führten für sie Experimente durch und waren dann Koautoren der resultierenden Veröffentlichungen Delones.[5][6]

In den 1970er und 1980er Jahren lehrte Delone 15 Jahre lang am Lehrstuhl für Genetik der Medizinisch-Biologischen Fakultät des 2. Medizinischen Instituts in Moskau. Sie arbeitete dort mit Alexander Alexandrowitsch Malinowski zusammen.

Ehrungen

Einzelnachweise

  1. Наталья Львовна Делоне - Краткая биография (abgerufen am 14. April 2021).
  2. Делоне Н. Л.: У времени в плену: Записки генетика. Российское гуманистическое общество, Moskau 2010, ISBN 5-87387-003-9 ( [abgerufen am 13. April 2021]).
  3. ДЕЛОНЕ Н.: У ИСТОКОВ КОСМИЧЕСКОЙ ГЕНЕТИКИ. In: Наука и жизнь. Nr. 4, 2008 ( [abgerufen am 14. April 2021]).
  4. Глава 12. Некоторые исторические аспекты радиобиологических исследований. In: История отечественной космической медицины: Сборник. ВГУ, Moskau, Woronesch 2001 ( [abgerufen am 14. April 2021]).
  5. Делоне Н. Л., Попович П. Р., Антипов В. В., Высоцкий В. Г.: Новые типы перестроек хромосом, возникающие в микроспорах Tradescantia paludosa под действием некоторых факторов космического полёта на кораблях-спутниках. In: ДАН СССР. Band 152, 1963, S. 321–325.
  6. Делоне Н. Л., Быковский В. Ф., Антипов В. В.: Возникновение нарушений митоза в микроспорах Tradescantia paludosa под влиянием различной продолжительности полёта на корабле-спутнике «Восток-5». In: ДАН СССР. Band 159, 1964, S. 439–441.
  7. Указ Президента СССР от 16.10.1990 N УП-872 О награждении орденами СССР учёных, внесших особый вклад в сохранение и развитие генетики и селекции (abgerufen am 14. April 2021).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.