Nasengrab

Nasengräber sind historische Grabkammern in Japan, die menschliche Nasen oder andere Körperteile enthalten, die während der Japanischen Invasionen von Korea im späten 16. Jahrhundert als Kriegstrophäen nach Japan gebracht wurden.[1]

Mimizuka, ein Nasengrab (nominell für Ohren) in Kyoto
Die Belagerung einer koreanischen Festung durch die Japaner im Jahr 1592 auf einem Gemälde

Geschichte

Kriegsbeute war in der Zeit ein Teil japanischer Tradition, und Samuraikrieger wurden oft danach bezahlt, wie viele Trophäen sie gesammelt hatten. Traditionell wurden die abgetrennten Köpfe der Gegner mitgenommen, aber wegen der Transportschwierigkeiten bei der großen Anzahl an Leichen beschränkten sich die Soldaten auf deren Nasen.[2]

Eine solche Nasengrabkammer wurde 1983 in Okayama in der Nähe von Osaka entdeckt. Diese Grabkammer enthielt die abgetrennten und eingelegten Nasen von ungefähr 20.000 toten Koreanern. Diese wurden 1992 an Korea zurückgegeben und dort eingeäschert.[3]

Eine ähnliche Grabkammer existiert heute noch in Kyoto. Sie hieß ursprünglich „Hanazuka“, Nasengrab, wird aber heute „Mimizuka“, wörtlich „Ohrenhügel“, genannt, obwohl sie Nasen und nicht Ohren beinhaltet. Diese Umbenennung geht auf einen Vorschlag des konfuzianischen Gelehrten Hayashi Razan zurück, der diesen Euphemismus dem aus seiner Sicht barbarischer klingenden Wort „Nasengrabkammer“ vorzog.[4] Die Nasen im Mimizuka-Ohrhügel wurden in Fässern mit Lake aus Korea transportiert und befinden sich seit 400 Jahren an diesem Ort.[5] Es wird geschätzt, dass dieses Grab Nasen von rund 100.000 Koreanern enthält.[6]

In Japan werden diese Grabkammern von den wenigen Menschen, die sie kennen, als Reliquien betrachtet; in Korea hingegen sind sie sehr bekannt.[7][8]

Unklar ist, ob es sich tatsächlich in allen Fällen um getötete Kriegsgegner handelte, da die Zahl der erbeuteten Nasen z. T. sehr viel höher liegt als die Zahl der gegnerischen Soldaten jemals war. So wird berichtet, dass man in Korea noch lange nach dem Krieg Menschen ohne Nase auf der Straße gesehen habe.[9]

Das Gedächtnis an das Abschneiden der Nase hat sich in der koreanischen Sprache bis heute in einigen Redewendungen erhalten.[9]

Siehe auch

Referenzen

  1. Jared Diamond: The Japanese Roots (Part 1). Association for Asia Research, 27. Oktober 2004, archiviert vom Original am 19. November 2010; abgerufen am 26. Oktober 2010 (englisch).
  2. Mimizuka. In: Atlas Obscura. Abgerufen am 7. Januar 2020 (englisch).
  3. 20,000 Noses Of Koreans Being Returned By Japan. Orlando Sentinel, 23. September 1992, abgerufen am 6. Dezember 2015 (englisch).
  4. N. Ganesan: Bilateral Legacies in East and Southeast Asia. Institute of Southeast Asian Studies, Singapore 2015, ISBN 978-981-4620-41-3, S. 27 (englisch).
  5. John Oldale: A World of Curiosities: Surprising, Interesting, and Downright Unbelievable Facts from Every Nation on the Planet. Penguin, 2012, ISBN 978-1-101-58040-0 (englisch).
  6. Hoo Nam Seelmann: Nasengräber in Kyoto - Erinnerung an eine grausame Kriegspraxis. In: NZZ vom 25. Januar 2022.
  7. Nicholas D. Kristof: Japan, Korea and 1597: A Year That Lives in Infamy In: The New York Times, 14. September 1997. Abgerufen am 28. Mai 2010 (englisch).
  8. Norman Thorpe: Mimizuka: A Shrine to Japanese Brutality in Korea. In: Korea Journal. 12. Jahrgang, Nr. 4, 1. April 1972, S. 58–59 (englisch, ekoreajournal.net (Memento des Originals vom 14. Juni 2011 im Internet Archive) [abgerufen am 28. Mai 2010]).
  9. Hoo Nam Seelmann: Nasengräber in Kyoto – Erinnerung an eine grausame Kriegspraxis. In: NZZ vom 25. Januar 2022.
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