Nablus
Nablus (arabisch نابلس, DMG Nābulus,[1][2] aus altgriechisch νεαπόλις Neapolis, deutsch ‚Neustadt‘; hebräisch שְׁכֶם Sch'chem) ist eine Stadt in den palästinensischen Autonomiegebieten mit 156.906 Einwohnern[3] (Stand: 2017). Sie liegt zwischen zwei Bergen (arab.: Ibāl und Dschirzim, in der Bibel Ebal und Garizim). Das biblische Sichem (Dschabal an-Nār, ‚Feuerberg‘) und die römische Gründung Flavia Neapolis waren Vorgängersiedlungen an dieser Stelle.
Nablus نابلس | |||
Verwaltung: | Palästinensische Autonomiegebiete | ||
Gebiet: | Westjordanland | ||
Gouvernement: | Nablus | ||
Gegründet: | 1995 | ||
Koordinaten: | 32° 13′ N, 35° 16′ O | ||
Höhe: | 830 m | ||
Fläche: | 28,6 km² | ||
Einwohner: | 156.906 (2017) | ||
Bevölkerungsdichte: | 5.486 Einwohner je km² | ||
Zeitzone: | EET | ||
Gemeindeart: | Stadt | ||
Bürgermeister: | Sami Hijawi | ||
Webpräsenz: | |||
|
Nablus ist Sitz der an-Najah-Nationaluniversität. Am Stadtrand von Nablus wird Josephs Grab von Juden, Muslimen und Christen verehrt.
Demographie
Im Distrikt Nablus einschließlich der Flüchtlingslager (Askar und Balata) und umliegenden Ortschaften leben 205.392 Einwohner. Im Distrikt Nablus befinden sich 14 israelische Siedlungen. 2014 wurde die Einwohnerzahl der Stadt Nablus vom Palästinensischen Zentralamt für Statistik mit 156.906 angegeben. Heute leben dort unter der muslimischen und christlichen Bevölkerung etwa 400 Angehörige des Volkes der Samaritaner.
Geschichte
Antike
Die Besiedlung des Tals zwischen den Bergen Garizim und Ebal (mit Nablus als heutigem Zentrum) begann im frühen 4. Jahrtausend v. Chr. Hier lag der aus dem Alten Testament bekannte Ort Sichem (bzw. Shechem). Er spielte eine bedeutende Rolle im Handelsverkehr zwischen dem Mittelmeer und dem Jordantal und fand in den Büchern des Alten Testaments mehrmals Erwähnung. Politisch lag Sichem zunächst auf ägyptischem Territorium, es hatte aber einen eigenen König. Als Folge einer Zerstörung Mitte des 12. Jahrhunderts v. Chr. blieb Sichem rund 100 Jahre lang verlassen. Nach der Befreiung von den Ägyptern machte Jerobeam I., von 926 bis 907 v. Chr. der erste König des Nordreichs Israel, Sichem zu seiner Hauptstadt. Unter der Herrschaft des israelitischen Königs Menachem (745–738 v. Chr.) wurde Sichem erneut zerstört, 724 v. Chr. fiel die Stadt den Assyrern in die Hände und blieb wiederum 150 Jahre lang unbewohnt.
In der Abfolge der sich ablösenden antiken Großmächte befand sich Nablus schließlich innerhalb der Grenzen des Babylonischen Reiches, danach im Reich der Perser. Nach dem Sieg Alexanders des Großen über Darius III. 333 v. Chr. bei Issos kam der gesamte Vordere Orient unter griechische Herrschaft. Sichem war nun Teil einer Kolonie der Makedonier. Alexander unterstützte das Anliegen der Samaritaner, Sichem zu ihrem Zentrum auszubauen. 63 v. Chr. nahmen die Römer unter ihrem Feldherrn Pompejus das Gebiet ein und machten es zur römischen Provinz Judäa. Die förmliche Gründung des heutigen Nablus in der Nachbarschaft des alten Sichem geht auf den römischen Kaiser Vespasian im Jahre 72 zurück. Zu Ehren seines Vaters Flavius Vespanianus gab er der Stadt den Namen Flavia Neapolis. Römische Veteranen und andere Kolonisten ließen sich hier nieder. Im 2. Jahrhundert errichtete Kaiser Hadrian ein Amphitheater, dessen Reste noch heute zu sehen sind.
Vom Aufkommen des Islam bis zum Beginn der Moderne
Unter ʿUmar ibn al-Chattāb, dem zweiten Kalifen nach dem Ableben des Propheten Mohammeds, entstand in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts im Nahen Osten eine neue muslimische Großmacht. Neapolis wurde zu Nablus – der arabischen Variante des bisherigen Namens.
Nablus entwickelte sich erneut zu einem blühenden Handelszentrum im Orient – eine Rolle, die die Stadt bis zum 20. Jahrhundert behauptete. Manche Historiker sprechen deshalb von Nablus als der „ungekrönten Königin Palästinas“. Unter den aufeinander folgenden Dynastien der Umayyaden, Abbasiden und Fatimiden lebten Muslime, Christen, Juden, Samaritaner und Perser in Nablus friedlich miteinander. Im 10. Jahrhundert bezeichnete der arabische Geograph al-Muqaddasī Nablus als „Klein-Damaskus“. 1099 unterstellte sich Nablus freiwillig den vorrückenden Heeren der Kreuzfahrer unter Tankred von Tarent. Die Stadt lag nun auf dem Territorium des christlichen Königreichs von Jerusalem und einige Kreuzfahrer ließen sich nieder. Im Verlauf der Intrigen um die Erbfolge des Königs Baldwin II. von Jerusalem verlegte die Königin Melisende, Baldwin II. Tochter, 1150 ihre Residenz nach Nablus. Die Herrschaft der christlichen Kreuzfahrer endete 1187 mit der Eroberung von Nablus durch den muslimischen Sultan Saladin.
Bei einem Erdbeben mit einer Stärke von womöglich 7,5 auf der Richterskala im Jahre 1202 wurde die Stadt zerstört, aber rasch wieder aufgebaut. 1260 übernahmen die Mamluken die Kontrolle über Nablus und stoppten den Vormarsch der Mongolen. Nach der Schlacht von Mardsch Dabiq[4] 1516 gelangte Palästina als Teil der Provinz von Damaskus unter die Herrschaft des Osmanischen Reiches. Nablus war einer von sechs Distrikten Palästinas mit fünf Unterdistrikten. Die Grenzen entsprachen traditionellen Einzugsgebieten von jeweiligen Familien. Der Einfluss der fremden Staatsmacht in der Ferne blieb gering und die wirtschaftliche Bedeutung von Nablus blieb ungebrochen. Laut Grundsteuerregistern der Jahre 1538/39,[5] 1548/49[5] und 1596/97,[5] war Nablus der neben Safed wichtigste Produktionsort für das Weben und Färben von Textilien im Palästina des 16. Jahrhunderts. Die Register lassen für 1538/1539 auf rund 7000[4] Einwohner schließen, die Zahl sank auf rund 6200[4] zehn Jahre später und auf 5100[4] für 1596/1597. Anders als Safed, dessen Herstellung im 17. Jahrhundert stark rückläufig[5] war, konnten sich die Textilproduzenten in Nablus bis ins 19. Jahrhundert[5] behaupten. 1771[5] und 1773[5] wurde Nablus von Truppen Dhaher al-Omars belagert, was der Stellung von Nablus' Händlermarkt Khan al-Tujjar[5] nicht abträglich war.
19. und 20. Jahrhundert
1856[6][7] gab es einen Volksaufstand gegen die Osmanen in der damals über 20.000[8] Einwohner zählenden Stadt. Nablus wurde 1868[9] eine autonome osmanische Gemeinde und richtete, fast zehn Jahre bevor dies obligatorisch wurde, eine Gemeindeversammlung, einen Majlis al-baladiyya,[9] ein. Mustafa Beg Tuqan[10] verteidigte das (halb)autonome Nablus gegen den Machtanspruch von Dhaher al-Omar[10] aber auch der Osmanen. Seinen Bruder setzte er als Gouverneur von Jaffa ein.[10] Bis Ende des 19. Jahrhunderts bestand die Bevölkerung, neben einer kleineren Zahl von Christen und Juden, fast gänzlich aus sunnitischen Muslimen. Führende Familien waren die Nimr,[8] Tuqan[11][12][8] Jarrar,[8] Jayyusi[8] und die aus Arraba[13] stammenden Abd al-Hadi (auch: Abdul Hadi).[11][12][8] Letztere waren mit einem Grundbesitz von rund 60.000[14] Dunam überaus landbesitzend und wurden nur von wenigen Familien, wie den Ash-Shawwa[14] in Gaza, übertroffen.
Mary Eliza Rogers, die Schwester des britischen Konsuls in Haifa und Verfasserin des Buches Picturesque Palestine[15] berichtete um etwa 1875[15] von 20[15] Seifensiedereien in Nablus und bezeichnete den „principal bazaar“[15] als „the finest arcade in Palestine“.[5][15] Ausführlich schilderte sie die reiche Auswahl europäischer und einheimischer Waren und von Gütern aus Damaskus, Aleppo und „Stamboul“.[15] Der Missionar John Mills, der drei Monate in Nablus lebte, um die nahen Samaritaner zu studieren, schloss sich dem Urteil an: „It is the finest, by far, in Palestine“.[5] Mills berichtete, dass der Khan al-Tujjar jedem Vergleich mit den größten osmanischen Städten standhalten könne.[5] Händler aus Nablus eröffneten Außenkontore im damals noch kleinstädtischen Amman.[16] 1888[17] wurde Nablus der Provinzverwaltung in Damaskus entzogen und den osmanischen Behörden in Beirut unterstellt.
Mit der Jungtürkischen Revolution 1908 gründeten lokale Postangestellte[18] eine örtliche Vertretung des Komitees für Einheit und Fortschritt.[18] In der zweiten osmanischen Verfassungsperiode wurde 1908 der islamische Geistliche Ahmad al-Khammash[18] ins osmanische Parlament gewählt. 1908 begannen Planungen für einen Anschluss von Nablus an die Hedschasbahn. 1913 sah die Zeitung al-Muqtabas[12] in Damaskus Nablus als Veranstaltungsort eines 2. Arabischen Kongresses, denn sie biete „ein aufgeklärtes arabisches Umfeld, eine Jugend mit Prinzipien und Ideen und die eifrigsten Nationalisten“.[12]
Im Kriegsjahr 1914 waren die Schienen der Bahnstrecke Afula–Nablus[8] bis Nablus verlegt. Hier bezog Erich von Falkenhayn[19] Quartier als er Jerusalem verließ, wobei Simon Sebag Montefiore betont, der General habe ein Porträt Willhelm II. aus der Himmelfahrtskapelle errettet.[19] Der englische Sieg am 19. September 1918 in der Schlacht bei Nablus brachte die baldige osmanische Niederlage. Im Vertrag von Sèvres mit dem Osmanischen Reich vom 10. August 1920 wurde das britische Mandatsgebiet von „Palästina und Trans-Jordanien“ geschaffen, in dem auch Nablus lag. Die Stadt blieb Hauptort einer Region (Mutasarrifiyya), die aus 168[20] Dörfern bestand. Im August 1922[7][14] versammelten sich mindestens 75[14] Delegierte in Nablus zum 5. Arabischen Nationalkongress, der das Weißbuch von 1922 ablehnte,[21][22] Boykotte[14] gegen jüdische Kaufleute beschloss und die Einberufung einen panarabischen Kongresses[14] zum Ziel setzte. Bei der Veranstaltung wurde auch der sogenannte Nationale Pakt[22] beschlossen, der eine Reihe legal anzustrebende Ziele eines der Umma[22] verpflichteten islamisch-nationalen Programmes festlegte.
1926 bestand Nablus laut einer Karte von R. P. Lavergne, erschienen 1927 in Coutumes palestiniennes. I. Naplouse et son district[20] des an der EBAF tätigen Semitisten Antonin Jaussen (1871–1962), aus zwölf Stadtteilen: aš-Šuaytrah, al-Musk, al-Habalah, al-Anbiya, al-Ġarby, as-Sumara, al-Yasminah, al-Qâriyûn, al-ʿAqabah, al-Djawzah, al-Qaṣṣariyah und al-Djabaliyah. Es gab eine Niederlassung der Ottomanischen Bank,[20] das Englische Krankenhaus,[20] das al-Manaschia-Theater,[23] die Al-Nadjāh-Schule[20] und eine Mädchenschule,[20] verschiedene Hotels (Majestic Hotel,[20] Palestine Hotel,[20] Hôtel Samaria,[20] Hôtel Victoria[20]), eine Töpferei und zahlreiche Seifensiedereien, dazu Moscheen und Badehäuser, ein griechisches Kloster und einen griechischen Friedhof, eine samaritanische Synagoge, eine protestantische Kirche, eine Niederlassung der Sœrs de St. Joseph[20] und ein Postbüro.
1927[20][24] wurde die Stadt durch das Erdbeben von Jericho erschüttert, das ihren Markt und viele Gebäude beschädigte. Ein Höhepunkt im religiösen Jahr der Muslime war die mindestens 10-tägige[25] Prozession mussam[25] (auch mawsim[26]) zum Nabi Musa, dem vermuteten Grab Mose im Jordantal.[25] Sie zogen in großen Festzügen, auch Musiker und Derwische.[19] Animositäten mit den Jerusalemer Muslimen wurden auch handgreiflich.[19]
Nablus verstand sich traditionell als politischer Gegenpol[7] zu Jerusalem und war eine Hochburg[27] der von Raghib al-Naschaschibi angeführten Opposition gegen den Jerusalemer „Großmufti“ Mohammed Amin al-Husseini. So positionierte sich das von 1919[8] bis 1931[8] bestehende lokale Islamisch-christliche Komitee, das wegen der wenigen Christen in der Stadt nur mit Mühe[8] ein christliches Mitglied hatte auftreiben können, gegen Husseini und dessen Arabisch-palästinensische Partei (Hizb al-Arabiyya al-Filastiniyya). Der im Oktober 1935[28] von ʿAbd al-Latif Salah[27] aus Tulkarm[28] gegründete gemäßigt-nationale Nationale Block[27] fand zwar in Nablus Rückhalt, blieb aber im übrigen Palästina bedeutungslos.[8] Eine Niederlassung des al-Husseini verbundenen Al-Nadi al-Arabi[12] befand sich in der gleichnamigen[20] Straße. Der pro-arabische Offizier John Bagot Glubb berichtet, dass der territoriale Kompromiss der britischen Peel-Kommission vom 7. Juli 1937 in Nablus mit öffentlichen Freudenkundgebungen[29] gefeiert wurde, was auf pragmatische Einstellungen hinweist.
Die Stadt galt dennoch als ein Hort der Fanatiker, wie schon Heinrich Petermann[8] meinte. Bei zwei Tagungen der YMMA (Young Men's Muslim Association; jamʿiyyat al-shubban al-muslimin[8]) wurde im Juli und September 1931 erstmals öffentlich der bewaffnete Widerstand gefordert. Im November 1935 fand in Nablus der Große Volkskongress[30] statt, der eine Annäherung zwischen der Nationalbewegung und den Gewerkschaften der Arab Workers Society brachte. Von den zunehmenden Spannungen zwischen Arabern, Briten und Juden, sowie zwischen teilweise probritischen arabischen Landbesitzern und Nationalisten im Oktober 1933[31][22] und im Arabischen Aufstand (1936–1939) blieb Nablus nicht verschont. Als initiales Ereignis des Aufstands gilt die Ermordung von zwei[32][19] Juden in Nablus im April 1936 und die anschließende Gegengewalt des Irgun.[32][19] Die Tat bei Nablus setzte zudem einen Deutschen frei, der behauptete, „ein Nazi in Hitlers Namen“[19] zu sein. Der lokale Istiqlal[27] übernahm in der ersten Phase der thawra die Streikführung, die jedoch bald von Amin al-Husseinis Einheitsfront des Arabischen Hohen Komitees beansprucht wurde,[27] das jedoch mangels lokaler Strukturen auf die Aktivität eines sogenannten Nationalkomitees[32] setzte, wie es sich nach Jerusalem oder Jaffa auch in Nablus bildete. Mitte Juni[27] 1936 war Nablus wieder in der Hand der Briten.
1941 und 1942 berichtete der samaritanische Geheimagent Yaakov Cohen[21] den Zionisten betreffend des Kenntnisstands der Husseini-Unterstützer in Nablus über den Fortgang des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Während einige diese Meldungen anzweifelten,[21] da sie die Deutschen für ein besonders kultiviertes Volk hielten, das dazu nicht fähig sei,[21] bewerteten andere diese Meldungen für sich positiv.[21] Der Doktor Musa al-Husseini,[19] ein Cousin Amin al-Huseinis, gehörte zu ihnen. Als Gegner der Nazis gab sich hingegen der Bürgermeister von Nablus zu erkennen.[22] Im Mai 1948 zogen sich die Briten aus Palästina zurück und David Ben-Gurion erklärte die Unabhängigkeit Israels. Bevor die Hagana am 23. April 1948[28] Haifa einnahm, flohen von dort[28] viele Einwohner nach Nablus. Im Zuge der als Nakba bezeichneten Ereignisse im Palästinakrieg wurden die Flüchtlingslager Askar (im Norden[33]) und Balata (im Süden[33]) geschaffen. In den Lagern leben nach Angaben der UN noch heute fast 40.000 Menschen.
Am 26. April 1978 wurde auf einen parkenden Bus auf einem Platz in Nablus, in dem sich 34 junge Deutsche, Freiwillige der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, befanden, ein Terroranschlag verübt. Der Bus war nach einer viertägigen Exkursion in den Norden Israels und einem Zwischenstopp in Nablus auf der Rückfahrt nach Jerusalem, als ein junger Palästinenser seine selbstgebastelte Rohrbombe, gefüllt mit abgesägten Nägeln, durch ein offenes Fenster in den Bus warf. Dabei starben die beiden Freiwilligen Susanne Zahn und Christoph Gaede, fünf weitere Personen wurden schwer verletzt.[34]
21. Jahrhundert
Im Februar 2023 kamen bei einem israelischen Militäreinsatz in Nablus mindestens zehn Palästinenser (darunter zwei Kommandeure der islamistischen Terrororganisation Islamischer Dschihad) ums Leben, weitere 102 Menschen wurden verletzt.[35] In der Stadt gibt es eine Gruppe, die sich die „Höhle des Löwen“[36] nennt. Die Industrie in Nablus leidet unter den israelischen Sperranlagen und Checkpoints. Eine Lastwagenladung nach Ramallah benötigt statt wie früher 90 Minuten heute drei bis vier Stunden, dabei muss dessen Ladung vollständig entladen und vorgeführt werden.[36]
Sehenswürdigkeiten
Die Altstadt von Nablus mit vielen Relikten historischer Bausubstanz und den Einkaufsmöglichkeiten in seinem Suq ist alleine schon eine touristische Attraktion. Ziel von Pilgern ist der sogenannte Jakobsbrunnen, der im Johannesevangelium erwähnt wird. An ihm soll einst Jesus eine Frau aus der Volksgruppe der Samaritaner getroffen haben, die ihm zu trinken anbot. Darüber steht heute eine griechisch-orthodoxe Kirche.
Zu nennen ist die Ausgrabungsstätte Balata mit den Spuren von Sichem. Aus römischer Zeit sind die Überreste eines Amphitheaters erhalten geblieben. Auch ein Besuch der verbliebenen Samaritaner-Gemeinde auf dem Berg Garizim ist möglich.
Wirtschaft
Die Wirtschaft in Nablus ist heute durch die politischen Rahmenbedingungen für die palästinensischen Autonomiegebiete und die praktische Abhängigkeit von israelischen Behörden stark eingeschränkt. Eine Spezialität ist die Herstellung von Speiseöl. Schon um 1300 berichtete der arabische Geograph Al-Dimashqi: „Die Stadt steht wie ein Palast in ihren Gärten und hat eine große Anzahl von Bäumen. Das Öl ihrer Oliven wird in alle Länder Ägyptens, Syrien, den Hedschas und die arabische Wüste gebracht“. Das Öl wird auch für die Seifenherstellung verwendet. Die Fertigung von Nabulsi-Seife lässt sich bis ins 10. Jahrhundert zurückverfolgen und trug wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung bei.
Ein starkes Standbein ist außerdem die Textilindustrie, insbesondere die Jeans-Fertigung. Über die Grenzen von Nablus hinaus ist die Süßspeise Kunafah begehrt. Schließlich beherbergt Nablus seit 1995 die Börse Palästinas (PEX). An ihr sind 49 Unternehmen gelistet (Stand Oktober 2015).
Söhne und Töchter der Stadt
- Awni Abd al-Hadi (1889–1970), Politiker
- Abdel Wael Zwaiter (1934–1972), Übersetzer
- Wadi Soudah (* 1948), Schriftsteller
- Samer Allawi (* 1966), Journalist
- Adel Salameh (1966–2019), Oudspieler
- Dima Bashar (* 2000), Sängerin, Kinderdarstellerin und Moderatorin
Partnerstädte
Nablus unterhält folgende Städtepartnerschaften:[37]
Siehe auch
Weblinks
- Zajel Youth Exchange (Website der freiwilligen Organisation Zajel aus Nablus, die zur Universität gehört. Neben aktuellen Nachrichten aus der Region sind auch viele Informationen zur Geschichte und Kultur der Stadt und anderen Städten aus dem Westjordanland zu finden.)
Einzelnachweise
- Leonhard Bauer, unter Mitwirkung von Anton Spitaler (Hrsg.): Deutsch-arabisches Wörterbuch der Umgangssprache in Palästina und im Libanon. Wörterbuch der arabischen Umgangssprache. Deutsch - Arabisch. 2., erweiterte und verbesserte Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1957, DNB 450262200, S. 212.
- Hans Wehr, unter Mitwirkung von Lorenz Kropfitsch: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch - Deutsch. 5. Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1985, ISBN 3-447-01998-0, S. 1240.
- Palästinensisches Zentralamt für Statistik
- Amnon Cohen, Henry Laurens: Palestine. In: François Georgeon, Nicolas Vatin, Gilles Veinstein, avec la collaboration d’Elisabetta Borromeo (Hrsg.): Dictionnaire de l’Empire ottoman (= Collection Biblis. Nr. 255). 2. Auflage. 2 (K-Z). CNRS Éditions (Centre national de la recherche scientifique), Paris 2022, ISBN 978-2-271-13934-4, S. 1583–1588, hier S. 1583 f. (erste Auflage bei Librairie Arthème Fayard, Paris 2015).
- Beshara Doumani: Rediscovering Palestine – Merchants and Peasants in Jabal Nablus, 1700–1900. University of California Press, Berkeley 1995, ISBN 0-520-08895-6, S. 34, 59, 119 f.
- Anne-Laure Dupont, Catherine Mayeur-Jaouen, Chantal Verdeil: Histoire du Moyen-Orient du XIXe siècle à nos jours. In: Collection U Histoire. Éditions Armand Colin, Malakoff 2016, ISBN 978-2-200-25587-9, S. 106.
- Bichara Khader: L’Europe et la Palestine : des croisades à nos jours. In: Jean-Paul Chagnollaud (Hrsg.): Collection Comprendre le Moyen-Orient. Éditions L’Harmattan/Éditions Bruylant (Bruylant-Academia)/Éditions Fides et Labor, Paris-Montréal/Bruxelles/Genève 1999, ISBN 978-2-7384-8609-7, S. 78, 130, 145.
- Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas – Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel (= Beck’sche Reihe. Nr. 1461). Verlag C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47601-5, S. 85, 110, 118 f., 241, 298 f., 301.
- Vincent Lemire: Urbanités, municipalités, citadinités. In: Leyla Dakhli (Hrsg.): Le Moyen-Orient – Fin XIXe–XXe siècle (= Points Histoire). Éditions du Seuil, Paris 2016, ISBN 978-2-7578-6197-4, Kap. 3, S. 115–134, hier S. 130 (dort zitiert nach: Mahmoud Yazbak: The municipality of a Muslim town : Nablus 1868–1914. In Archiv Orientalni : Journal of African and Asian Studies, n° 67, 1999, S. 339–360).
- Dana Sajdi: The Barber of Damascus – Nouveau Literacy in the Eighteenth-Century Ottoman Levant. Stanford University Press, Stanford (California) 2013, ISBN 978-0-8047-8532-7, S. 91, 143 (das Buch behandelt den Damaszener Barbier und Chronisten Ibn Budayr).
- Ian Black: Nemici e vivini – Arabi ed ebrei in Palestina e Israele. In: Collana Biblioteca. Nr. 44. Einaudi, Torino 2017, ISBN 978-88-06-23851-3, S. 22 (englisch: Enemies and Neighbours. Arabs and Jews in Palestine and Israel, 1917–2017.).
- Mark Tessler: A History of the Israeli-Palestinian Conflict. In: Mark Tessler (Hrsg.): Indiana Series in Middle East Studies. 2. Auflage. Indiana University Press, Bloomington and Indianapolis 2009, ISBN 978-0-253-22070-7, S. 129 und Fußnote 16, S. 859; 131, 220.
- Nadine Picaudou: Les Palestiniens – Un siècle d’histoire. 2. Auflage. Éditions Complexe, Paris 2003, ISBN 2-87027-962-0, S. 17.
- Nathan Weinstock: Terre promise, trop promise – Genèse du conflit israélo-palestinien (1882–1948). Éditions Odile Jacob, Paris 2011, ISBN 978-2-7381-2684-9, S. 175, 191.
- Marwan R. Buheiry, Leila Ghantus Buheiry: The Splendor of the Holy Land: Artists, Geographers and Travellers. Caravan Books, Delmar (New York State) 1978, ISBN 0-88206-019-8, S. Text zu Bildtafel 118 (dort zitiert nach M. E. Rogers: Picturesque Palestine, II, pp. 10–11).
- Hind Abu Shaa‘r: Ammān ‘abra al-‘uṣūr /Amman Through Ages. Hrsg.: Abdullah Radwan. al-Tab 'ah, Amman 2008, S. 185 (zweisprachige Publikation in Arabisch und Englisch; englische Übersetzung von Odeh Al-Qudah, Review von Mohammed Farghal, Fotografien von Waheed Al-Maqusy).
- Jean-Pierre Filiu: Histoire du Moyen-Orient – De 395 à nos jours (= Collection Points. H602). 2. Auflage. Éditions du Seuil, Paris 2023, ISBN 978-2-7578-9937-3, S. 266.
- Michelle U. Campos: Ottoman Brothers – Muslims, Christians, and Jews in Early Twentieth-Century Palestine. Stanford University Press, Stanford (California) 2011, ISBN 978-0-8047-7068-2, S. 97, 121.
- Simon Sebag Montefiore: Jerusalem – Die Biographie. 4. Auflage. Nr. 17631. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-596-17631-1, S. 511 f., 589, 632, 682 (Originalausgabe: Jerusalem. The Biography. Weidenfels & Nicolson, London 2011; übersetzt von Ulrike Bischoff und Waltraud Götting).
- Nadi Abusaada: Urban Encounters: Imaging the City in Mandate Palestine. In: Karène Sanchez Summerer and Sary Zananiri (Hrsg.): Imaging and Imagining Palestine – Photography, Modernity and the Biblical Lens, 1918–1948 (= Open Jerusalem. Nr. 3). Brill, Leiden (Netherlands) and Boston 2021, ISBN 978-90-04-43793-7, Kap. 11, S. 97–156, hier S. 110 f., 113 ff., 119.
- Michael Joseph Cohen: Britain’s Moment in Palestine – Retrospect and Perspectives, 1917–48. In: Efraim Karsh, Series Editor (Hrsg.): Israeli History, Politics and Society Series. Band 55. Routledge (Taylor & Francis Group), London/New York 2014, ISBN 978-0-415-72985-7, S. 130, 402 f.
- Georges Bensoussan: Les origines du conflict israélo-arabe (1870–1950) (= Que sais-je ?). Éditions Humensis, Paris 2023, ISBN 978-2-13-079489-9, S. 29, 39, 69 (der Autor zitiert bezüglich dem Nationalen Pakt in: Henry Laurens, La Question de Palestine, Bd. 2: Une mission sacrée de civilisation (1922–1947), Éditions Fayard, Paris 2002, S. 31).
- Tom Segev: Es war einmal Palästina – Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels. Pantheon Verlag (Random House), München 2006, ISBN 978-3-570-55009-0, S. 298 (Originalausgabe: One Palestine, Complete: Jews and Arabs under the British Mandate, Metropolitan Books, New York 2000; übersetzt von Doris Gerstner; leicht gekürzte deutschsprachige Ausgabe).
- Elias Sanbar, Salim Tamari, Nazim Al-Jubeh, Emma Aubin-Boltanski, Jean-Michel de Tarragon: Jérusalem et la Palestine – Le fonds photographique de l’École biblique de Jérusalem. Hrsg.: Elias Sanbar. Éditions Hazan, Paris 2013, ISBN 978-2-7541-0615-3, S. 75 (der Band enthält Aufnahmen aus dem Archiv der École biblique et archéologique française de Jérusalem).
- Arnold J. Band (Introduction), in: Yitzhaq Shami: Nouvelles d’Hébron : La vengeance des patriarches. In: Josef Zernik (Hrsg.): Collection terres promises. Éditions Labor et Fides, Genève 2006, ISBN 2-8309-1196-2, S. 9–17, hier S. 16 sowie der Erzähltext, S. 19–133, hier S. 19, 21 f. (Originalausgabe bei Neuman, Jerusalem 1952; übersetzt von Laurent Schuman und Iris Mizrahi).
- Salim Tamari: Ishaq Shami: Le dilemme des juifs arabes en Palestine, 1888–1949. In: Sabri Giroud (Hrsg.): La Palestine en 50 portraits – De la préhistoire à nos jours. Éditions Riveneuve, Paris 2023, ISBN 978-2-36013-674-2, S. 201–210, hier S. 209.
- Amnon Cohen, préface de Michel Abitbol et Abdou Filali-Ansary: Juifs et musulmans en Palestine et en Israël – Des origines à nos jours. In: Collection Texto. 2. Auflage. Éditions Tallandier, Paris 2021, ISBN 979-1-02104776-1, S. 117, 123, 127, 130.
- Simha Flapan: The Birth of Israel – Myths and Realities. Croom Helm Publisher, London and Sydney 1987, ISBN 0-7099-4911-1, S. 62, 89.
- John Bagot Glubb: Britain and the Arabs – A Study of Fifty Years, 1908 to 1958. Hodder and Stoughton, London 1959, S. 153.
- Taher Labadi: George Mansour: Du combat syndical à la lutte nationale, 1905–1963. In: Sabri Giroud (Hrsg.): La Palestine en 50 portraits – De la préhistoire à nos jours. Éditions Riveneuve, Paris 2023, ISBN 978-2-36013-674-2, S. 245–252, hier S. 248.
- Gardner Thompson: Legacy of Empire – Britain, Zionism and the Creation of Israel. 2. Auflage. Saqi Books, London 2021, ISBN 978-0-86356-482-6, S. 214 f.
- James L. Gelwin: The Israel-Palestine Conflict – One Hundred Years of War. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge/New York 2010, ISBN 978-0-521-71652-9, S. 109 f.
- Baruch Kimmerling, Joel S. Migdal: The Palestinian People, a History. 2. Auflage. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2003, ISBN 0-674-01129-5, S. 160 (Karte) (als Quelle der Karte wird angegeben: Dep. of Geography, Hebrew University).
- Die Bombe und die Frage nach dem „Warum?“ In: Israelnetz.de. 12. Dezember 2018, abgerufen am 6. Januar 2019.
- Westjordanland: Mindestens zehn Tote und über 100 Verletzte nach israelischem Militäreinsatz. In: Der Spiegel. 22. Februar 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. Februar 2023]).
- Martin Schäuble: Die Geschichte der Israelis und Palästinenser – Der Nahost-Konflikt aus der Sicht derer, die ihn erleben. Carl Hanser Verlag, München 2024, ISBN 978-3-446-27933-9, S. 159, 184.
- بلدية نابلس - Public Relations. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 16. September 2016; abgerufen am 28. September 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Nürnberg International – Informationen zu den Auslandsbeziehungen der Stadt Nürnberg sowie www.nablus-initiative.de