Deutsch Jahrndorf

Deutsch Jahrndorf (ungarisch Németjárfalu, kroatisch Nimški Jandrof, slowakisch Nemecké Jarovce)[1] ist eine Gemeinde mit 656 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) im Bezirk Neusiedl am See im Burgenland in Österreich.

Deutsch Jahrndorf
WappenÖsterreichkarte
Wappen von Deutsch Jahrndorf
Deutsch Jahrndorf (Österreich)
Deutsch Jahrndorf (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Burgenland
Politischer Bezirk: Neusiedl am See
Kfz-Kennzeichen: ND
Fläche: 27,43 km²
Koordinaten: 48° 1′ N, 17° 6′ O
Höhe: 133 m ü. A.
Einwohner: 645 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 24 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2423
Vorwahl: 02144
Gemeindekennziffer: 1 07 04
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Obere Hauptstraße 12
2423 Deutsch Jahrndorf
Website: www.deutsch-jahrndorf.at
Politik
Bürgermeister: Gerhard Bachmann (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022)
(13 Mitglieder)
Insgesamt 13 Sitze
Lage von Deutsch Jahrndorf im Bezirk Neusiedl am See
Lage der Gemeinde Deutsch Jahrndorf im Bezirk Neusiedl am See (anklickbare Karte)
Lage der Gemeinde Deutsch Jahrndorf im Bezirk Neusiedl am See (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
BW

Geografie

Deutsch Jahrndorf ist der einzige Ort in der Gemeinde. Er liegt im Dreiländereck von Österreich, Ungarn und der Slowakei. Die angrenzende Landschaft rund um das Dorf ist überwiegend flach und durch landwirtschaftliche Felder geprägt; weiters existieren auch zahlreiche Waldstücke, in welchen sich bedrohte Arten, wie zum Beispiel die Großtrappe, eingefunden haben. Einige Kilometer außerhalb der Gemeinde befindet sich ein kleiner Kanal der Leitha, der „Mühlbach“ genannt wird.

Deutsch Jahrndorf ist die östlichste Gemeinde Österreichs und damit seit 1945 auch der östlichste Punkt des geschlossenen deutschen Sprachraums. Das westliche Pendant dazu ist je nach Definition die Gemeinde Selfkant in Deutschland, Lontzen in Belgien oder Rambruch in Luxemburg.

Nachbargemeinden

Pama
Zurndorf Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Ungarn
Nickelsdorf

Geschichte

Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Német-Járfalu verwendet werden. Der Ort trägt seinen Namen Deutsch Jahrndorf aufgrund seiner hauptsächlich deutschsprachigen Bevölkerung, im Gegensatz zur heute in der Slowakei liegenden Nachbargemeinde Kroatisch Jahrndorf (slowak. Jarovce, ung. Horvátjárfalu), das bis zum Zweiten Weltkrieg vor allem von Kroaten bewohnt war.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland.

Bevölkerungsentwicklung

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Deutsch Jahrndorf (links unten) um 1873 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)

Zum Ortsgebiet von Deutsch Jahrndorf gehören zwei Meierhöfe:

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Infrastruktur entspricht der einer Gemeinde dieser Größe üblichen. Bis vor einigen Jahren gab es in Deutsch Jahrndorf ein Erdwerk, das bis zum endgültigen Schließen nach vielen Demonstrationen und Verhandlungen wegen der Geruchsbelästigung durch die Kompostieranlage der größte Betrieb des Dorfes war.

Seit dem Jahr 2004 gibt es in Deutsch Jahrndorf eine Wohnmobil-Park- und Übernachtungsanlage, von welcher aus jährlich zahlreiche Besucher die Rad- und Wanderwege des Ortes nutzen. Deutsch Jahrndorf ist der Ausgangspunkt des Burgenland-Weitwanderwegs, weiters führt der Ostösterreichische Grenzlandweg durch den Ort.

Skulpturenpark am Dreiländereck Österreich-Ungarn-Slowakei

Bildung

  • Kindergarten
  • Volksschule
  • Musikschule

Vereine

  • Freiwillige Feuerwehr Deutsch Jahrndorf, gegr. 1887
  • ASV Deutsch Jahrndorf, gegr. 1954 (Sportverein)
  • Reitverein (Tiersportverein)
  • Kulturverein (Allgemeinverein)
  • Tourismusverein
  • Fischerverein
  • Pensionistenverein

Politik

Gemeinderat

Gemeinderatswahl 2022
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
68,88
(+7,48)
26
(−5,07)
5,12
(−2,42)
2017

2022


Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Einwohnerzahl insgesamt 13 Mitglieder.

Ergebnisse der Gemeinderatswahlen seit 1997
Partei 2022[3] 2017[4] 2012[5] 2007[6] 2002[7] 1997[7]
Sti. % M. Sti.%M. Sti.%M. Sti.%M. Sti.%M. Sti.%M.
SPÖ 363 68,88 10 33461,408 25950,497 21443,586 16939,675 13737,234
ÖVP 137 26,00 3 16931,074 22443,666 19239,105 16338,264 14940,495
FPÖ 27 5,12 0 417,541 305,850 8517,312 9422,072 8222,282
Wahlberechtigte 698 684 643 647 499 497
Wahlbeteiligung 79,94 % 85,96 % 91,60 % 81,76 % 91,98 % 85,51 %

Bürgermeister

Bürgermeister ist seit 2012 Gerhard Bachmann (SPÖ). Bei der Gemeinderatswahl 2017 erreichte er 74,48 % der Stimmen gegen Hubert Wolf (ÖVP), der es auf 25,52 % brachte.[4] Bei der Position des Vizebürgermeisters, die aufgrund des Wahlergebnisses ebenfalls die SPÖ besetzen konnte, kam es zur Rückkehr von Johann Muhr, der bereits von 2003 bis 2012 in dieser Funktion tätig war.[8]

Bei der Wahl 2022 wurde Gerhard Bachmann mit 80,26 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang im Amt bestätigt.[3]

Chronik der Bürgermeister seit 1945

Städtepartnerschaften

Die Gemeinde unterhält Partnerschaften zu:[9]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Alfred Pahr (1894–1946), Maler, Österreichischer Staatspreis 1929
  • Elisabeth Rechnitzer geb. Warenits (1937–1993), Landtagsabgeordnete
  • Franz Rechnitzer (1927–1987), Landtagsabgeordneter
  • Hans Rosenberger (1904–1977), Landtagsabgeordneter
  • Paul Rosenberger (1897–1981), Landwirt und Politiker
  • Lisa Stromszky-Stockhausen geb. Reisinger (1921–1999), Schriftstellerin
  • Bernhard Hans Zimmermann (1904–1993), evangelischer Pfarrer und Historiker

Ehrenbürger der Gemeinde

Ehrenbürger der Gemeinde sind:[10]

  • Robert Csokay, Rechtsanwalt
  • Friedrich Karl Flick (1927–2006), Unternehmer und Milliardär
  • Ingrid Flick, Ehefrau von Friedrich Karl Flick
  • Karl Renner (1870–1950), österreichischer Politiker und Jurist[11]
  • Helmut Szalay (2022)[12]

Literatur

  • Burgenländische Landesregierung (Hg.): Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes. Erster Band: Der Verwaltungsbezirk Neusiedl am See. Eisenstadt 1954. Deutsch Jahrndorf: S. 166–172
  • Gerhard Harkam (Hg.): 150 Jahre Evangelische Kirche Deutsch Jahrndorf: Festschrift zum Kirchweihjubiläum. Evangelischer Presseverband, Wien 1988.
  • Roman Kriszt: Ortsgeschichte von Deutsch Jahrndorf. Bd. 1, Häuserbuch, Jentzsch, Wien 2008, ISBN 978-3-7142-0030-0.
  • Roman Kriszt: Dokumente zur Geschichte der Evangelischen Pfarrgemeinde Deutsch Jahrndorf. Deutsch Jahrndorf (Eigenverlag) 2009, 255 Seiten.
  • Roman Kriszt: Dokumente zur Geschichte der Katholischen Pfarrgemeinde Deutsch Jahrndorf. Deutsch Jahrndorf (Eigenverlag) 2010, 240 Seiten.
  • Roman Kriszt: 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Deutsch Jahrndorf. Deutsch Jahrndorf (Eigenverlag) 2012, 80 Seiten.
  • Ludwig Volker Toth: Evangelische Kirchen im Burgenland, sichtbar–erlebbar. Salzburg (Edition Tandem) 2011, S. 10–13
  • Österreichische Kunsttopographie, Band LIX: Die Kunstdenkmäler des Politischen Bezirkes Neusiedl am See (Bearbeitet von Henny Liebhart-Ulm). Horn (Berger) 2012, S. 151–172
  • Abschnitt „Die Partnergemeinden“ in „TÜPL Bruckneudorf – 150 Jahre Brucker Lager“ von Petra Weiß, Hrsg. Stadtgemeinde Bruck an der Leitha, April 2017, S. 422/423
Commons: Deutsch Jahrndorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Erwin Schranz (Hrsg.): Orts-, Fluss- und Flurnamen im burgenländisch-pannonischen Raum. Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft, Oberschützen 2008, S. 78.
  2. Benediktiner von St. Martinsberg-Pannonhalma in Deutsch-Jahrndorf (Memento des Originals vom 2. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kulturgueter.kath-orden.at. kulturgueter.kath-orden.at.
  3. Gemeinderatswahlen 2022-10-02. Land Burgenland, abgerufen am 30. Oktober 2022.
  4. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2017 in Deutsch Jahrndorf. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 29. Oktober 2017, abgerufen am 17. Januar 2020.
  5. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2012 in Deutsch Jahrndorf. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 4. November 2012, abgerufen am 17. Januar 2020.
  6. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2007 in Deutsch Jahrndorf. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 21. Oktober 2007, abgerufen am 17. Januar 2020.
  7. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2002 in Deutsch Jahrndorf. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 21. Oktober 2002, abgerufen am 17. Januar 2020.
  8. BVZ vom 2. November 2017: Muhr nach Pause wieder im Amt (abgerufen am 1. Dezember 2017)
  9. Partnergemeinden. Gemeinde Deutsch Jahrndorf, abgerufen am 30. Oktober 2022.
  10. Ehrenbürger. Gemeinde Deutsch-Jahrndorf, abgerufen am 30. Oktober 2022.
  11. http://www.deutsch-jahrndorf.at/index.php?option=com_content&task=view&id=30&Itemid=50, abgerufen am 15. November 2009
  12. Kathrin Haider: Gemeinde Deutsch Jahrndorf: Ehrenbürgerschaft für Helmut Szalay. In: meinbezirk.at. 5. September 2022, abgerufen am 6. September 2022.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.