M'zab
M'zab (Zentralatlas-Tamazight ⴰⵖⵍⴰⵏ Aɣlan, arabisch مزاب) ist eine Oasen-Region in der Provinz Ghardaia in Zentral-Algerien, die vor allem von den Mozabiten bewohnt wird. Diese Nachkommen der Charidschiten praktizieren eine strenge Form des Islam, bei der die Frauen vom öffentlichen Leben nahezu ausgeschlossen sind. 1982 wurde ein Teil dieses Gebietes unter der Bezeichnung Tal von M'zab von der UNESCO als Weltkulturerbe in das UNESCO-Welterbe aufgenommen.[1]
Tal von M'zab | |
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UNESCO-Welterbe | |
Ghardaia | |
Vertragsstaat(en): | Algerien |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | (ii) (iii) (v) |
Fläche: | 665,03 ha |
Referenz-Nr.: | 188 |
UNESCO-Region: | Arabische Staaten |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 1982 (Sitzung 6) |
Geschichte
Die Region ist seit dem Neolithikum besiedelt. Seit dem 9. Jahrhundert wurde der wenig bevölkerte M'zab zur Zufluchtsstätte von Charidschiten.
Spuren sehr früher Besiedlung wurden gefunden, die heute vorhandenen Stätten stammen jedoch vom Anfang des 11. Jahrhunderts. Die Erbauer waren Ibaditen, Angehörige einer damals im Maghreb vorherrschenden Richtung des Islam. Nachdem ihre Hauptstadt in Tahert im Jahr 909 niedergebrannt worden war, zogen sie nach Sedrata und schließlich nach M'zab. Der bis dahin nur sporadisch durch Nomaden bewohnte Landstrich wurde wegen der guten Verteidigungsmöglichkeiten und auch in einer selbst gewählten Isolation zur Bewahrung der eigenen Identität gewählt.
Fünf zitadellenartige, befestigte Dörfer oder Ksur wurden gegründet: El Atteuf, Bou Noura, Beni Isguen, Melika und der heutige Hauptort Ghardaia. Jede ist mit einer Festungsmauer umgeben und wird von der Moschee beherrscht, deren Minarette als Wachturm dienen. Die Moschee diente auch als Arsenal und Kornspeicher und als eigenständige Befestigungsanlage in der Festung, ähnlich dem Bergfried im europäischen Mittelalter. Die Häuser sind in mehreren Kreisen konzentrisch um die Moschee gebaut und bestehen jeweils aus einem Raum einheitlicher Größe. Außerhalb der Mauern liegt der Friedhof, ebenfalls mit einfachen, einheitlichen Gräbern, nur die Heiligengräber und kleine Moscheen sind aufwendiger gestaltet.
Im 18. Jahrhundert war der Mzab ein wichtiges Handelszentrum im Transsahara-Handel. 1853 schlossen die sieben Oasen einen Vertrag mit Frankreich, der ihnen Autonomie zusicherte. Dennoch wurde der Mzab später von Frankreich annektiert.
Im Sommer zogen die Bewohner in Palmhaine, wo ebenfalls befestigte Häuser und Wachtürme um eine Moschee ohne Turm gruppiert waren. Diese Lebensweise wurde kontinuierlich bis ins 20. Jahrhundert fortgeführt.
Geografie
M'zab liegt etwa 600 km südlich von Algier in der Sahara. Der Mzab ist ein felsiges Plateau mit einer Fläche von 72 km² auf einer Höhe zwischen 300 und 800 Metern. Ein Wadi (Wadi M'zab oder Oued M'zab genannt) durchquert das Plateau von Nordwest nach Südost.
Der Mzab umfasst folgende sieben Oasen:
- Ghardaia
- Mélika
- Beni Isguen
- Bou Noura
- El Atteuf
- Guerrara
- Berriane
Weltkulturerbe
Das Tal von M'zab wurde 1982 aufgrund eines Beschlusses der 6. Sitzung des Welterbekomitees in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen.[2] In der Begründung für die Eintragung heißt es unter anderem:[1]
Im Tal von M'zab ist ein traditioneller menschlicher Lebensraum, der im 10. Jahrhundert von den Ibaditen um ihre fünf Ksur herum geschaffen wurde, erhalten geblieben. Einfach, funktional und perfekt an die Umwelt angepasst war die Architektur von M'Zab für das Gemeinschaftsleben konzipiert und respektierte die Struktur der Familie. Sie ist eine Inspirationsquelle für heutige Stadtplaner.
Die Eintragung erfolgte aufgrund der Kriterien (ii), (iii) und (iv).[1]
(ii): Die anthropischen Ensembles des Tals von M'zab geben mit ihrer außerordentlich ursprünglichen Architektur aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts und mit ihrer Rigorosität und Organisation Zeugnis für ein herausragendes und originales Modell der Bewohnung menschlicher Siedlungen des Kulturbereichs der Zentralsahara. Diese Modellsiedlung hat seit fast einem Jahrtausend einen bedeutenden Einfluss auf die arabische Architektur und die Stadtplanung ausgeübt und auch auf Architekten und Stadtplaner des 20. Jahrhunderts von Le Corbusier zu Fernand Pouillon und André Raverau.
(iii): Die drei Elemente, die die städtischen Ensembles und Siedlungen des Tals von M'zab bilden: Ksur, Friedhof und Palmenhain mit seiner Sommerzitadelle, sind ein außergewöhnliches Zeugnis der Ibaditen-Kultur auf ihrem Höhepunkt und des von der mozabitischen Gesellschaft sorgfältig angewandten egalitären Prinzips.
(iv): Die Elemente, die das Tal von M'zab bilden, sind ein hervorragendes Beispiel für eine traditionelle menschliche Siedlung, die repräsentativ für die Ibaditen-Kultur ist, die durch das geniale System zum Auffangen und Verteilen von Wasser und das Anlegen von Palmenhainen die extrem effiziente menschliche Interaktion mit einer Halbwüstenumgebung aufzeigt.
Das Welterbe hat einen Schutzbereich von insgesamt 665 ha.[1] Sie ist aus 27 einzelnen Arealen zusammengesetzt.[3]
Ref.-Nr. | Bezeichnung | Koordinaten | Fläche | Anmerkungen | Bild |
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188-001 | Ksar El Atteuf | 32° 28′ 31″ N, 3° 44′ 44″ O | 7,72 ha | ||
188-002 | Ksar Bou Noura | 32° 28′ 58″ N, 3° 42′ 16″ O | 4,79 ha | ||
188-003 | Ksar Melika | 32° 28′ 59″ N, 3° 41′ 11″ O | 6,64 ha | ||
188-004 | Ksar Beni Isguen | 32° 28′ 27″ N, 3° 41′ 45″ O | 14,52 ha | ||
188-005 | Ksar Ghardaia | 32° 29′ 21″ N, 3° 40′ 28″ O | 22,84 ha | Hauptort von M'zab | |
188-006 | Palmenhain von El Atteuf mit Aouel-Aouel-Moschee und Aghern Baba Hanni | 122,36 ha | |||
188-007 | Palmenhain von Ghardaia | 281,45 ha | |||
188-008 | Palmenhain von Bou Noura | 21,46 ha | |||
188-009 | Palmenhain von Beni Isguen | 32° 28′ 10″ N, 3° 41′ 28″ O | 180,61 ha | ||
188-010 | Agherm N'tlasdit | 0,11 ha | |||
188-011 | Agherm Baba Saad | 32° 29′ 13″ N, 3° 39′ 39″ O | 1,95 ha | ||
188-012 | Sidi-Brahim-Moschee | 32° 28′ 25″ N, 3° 44′ 41″ O | 0,05 ha | ||
188-013 | Oukhira-Moschee | 32° 28′ 18″ N, 3° 44′ 6″ O | 0,09 ha | ||
188-014 | Ba-Abdellah-Moschee | 32° 28′ 43″ N, 3° 44′ 43″ O | 0,007 ha | ||
188-015 | Bayoub-Boukacem-Moschee | 32° 28′ 48″ N, 3° 44′ 47″ O | 0,009 ha | ||
188-016 | Abu-Bakr-Bethalle | 32° 28′ 48″ N, 3° 41′ 15″ O | 0,04 ha | ||
188-017 | Aguerm-Ouadaï-Moschee | 32° 29′ 6″ N, 3° 41′ 12″ O | 0,04 ha | ||
188-018 | Sidi-Aïssa-Bethalle | 0,1 ha | |||
188-019 | Hadj-Mhamed-Moschee | 0,003 ha | |||
188-020 | Hadj-Messaoud-Moschee | 32° 28′ 56″ N, 3° 41′ 41″ O | 0,002 ha | ||
188-021 | Ba-Abderrahmane-Moschee | 32° 28′ 20″ N, 3° 41′ 59″ O | 0,03 ha | ||
188-022 | Ba-Mhamed-Moschee | 32° 28′ 23″ N, 3° 41′ 27″ O | 0,05 ha | ||
188-023 | Cheikh-Baelhadj-Bethalle | 32° 28′ 24,5″ N, 3° 41′ 33,8″ O | 0,07 ha | ||
188-024 | Ami-Said-Moschee | 32° 29′ 28,1″ N, 3° 40′ 41,7″ O | 0,02 ha | ||
188-025 | Grab von Ami Said | 32° 29′ 44″ N, 3° 40′ 7,9″ O | 0,001 ha | ||
188-026 | Baba-Oualdjemma-Moschee | 32° 29′ 20,2″ N, 3° 39′ 37,3″ O | 0,008 ha | ||
188-027 | Baba-Saad-Moschee | 0,06 ha |
Weblinks
- The fortified cities on the fringes of the Sahara, BBC Travel (englisch)
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
Einzelnachweise
- M'Zab Valley. In: whc.unesco.org. UNESCO World Heritage Centre, abgerufen am 8. Juni 2017 (englisch).
- Decision : CONF 015 VIII.20. In: whc.unesco.org. UNESCO World Heritage Centre, abgerufen am 8. Juni 2017 (englisch).
- M'Zab Valley. Maps. In: whc.unesco.org. UNESCO World Heritage Centre, abgerufen am 8. Juni 2017 (englisch).