Myrtengewächse
Die Myrtengewächse (Myrtaceae) bilden eine Pflanzenfamilie in der Ordnung der Myrtenartigen (Myrtales). Die Familie wird in zwei Unterfamilien und einige Triben gegliedert; insgesamt umfasst sie etwa 131 Gattungen mit etwa 4620 Arten. Sie sind vor allem in Australien (etwa 85 Gattungen) und in der Neotropis beheimatet.
Myrtengewächse | ||||||||||||
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Myrte (Myrtus communis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Myrtaceae | ||||||||||||
Juss. | ||||||||||||
Unterfamilien | ||||||||||||
Beschreibung
Erscheinungsbild und Blätter
Die Pflanzenarten dieser Familie sind meist immergrüne (einige Eucalyptus-Arten sind laubabwerfend) Gehölze: Bäume und Sträucher. Sie sind helophytisch bis xerophytisch. Sie enthalten meist reichlich ätherische Öle in schizolysigenen Exkretbehältern. Das Sekundäre Dickenwachstum geht von einem konventionellen Kambiumring aus. Das deutlichste Unterscheidungsmerkmal dieser Familie ist allerdings, dass sich das Phloem innerhalb des Xylem befindet, bei allen anderen Pflanzen ist dies umgekehrt. Sie weisen bikollaterale Leitbündel auf.
Die meist gegenständig, seltener wechselständig und spiralig oder wirtelig angeordneten Laubblätter besitzen je nach Art eine sehr unterschiedliche Größe sowie Form und sie können gestielt sein. Die einfache Blattspreite ist ledrig bis krautig und ganzrandig. Die Blattflächen können drüsig gepunktet sein. Die Blätter können normal ausgerichtet sein oder um 90° gedreht. Die Stomata befinden sich meist nur auf einer Blattfläche, oder bei senkrechtgestellten Blättern auf beiden Blattflächen und sind meist anomocytisch oder seltener paracytisch. Bei vielen Arten liegt Heterophyllie vor. Nebenblätter fehlen oder sind nur klein (beispielsweise Calythrix).
Blütenstände und Blüten
Die Blüten stehen selten einzeln oder meist in end-, seitenständigen oder zwischen den Nodien stehenden (deutlich bei Beaufortia-, Callistemon- und Melaleuca-Arten), zymöse, ährige, schirmrispige, rispige oder köpfchenförmige (beispielsweise Actinodium) Blütenstände zusammen. Es können Tragblätter vorhanden sein. Bei manchen Arten wirken die Blütenstände mit ihren Tragblättern als Pseudanthien. Unter den Blüten stehen oft zwei Deckblätter. Die Pflanzen sind selten zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch) oder polygamomonözisch.
Ihre selten eingeschlechtigen oder meist zwittrigen, meist radiärsymmetrischen, selten etwas zygomorph (betrifft meist nur das Androeceum) Blüten sind meist vier-, seltener fünfzählig. Es ist oft ein becher- bis röhrenförmig vertiefter Blütenboden vorhanden (= Hypanthium). Es sind meist vier oder fünf (drei bis sechs), freie oder verwachsene Kelchblätter vorhanden oder sie sind nur noch rudimentär zu erkennen. Die vier- oder fünf Kronblätter sind frei oder verwachsen. Die Farben der Kronblätter reichen von weiß bis gelb, oder von rot über rosa- bis purpurfarben, aber blau kommt nicht vor. In der Regel sind, sekundär vermehrt, sehr viele (20 bis 150) freie Staubblätter vorhanden, seltener vier oder fünf, acht oder zehn; sie befinden sich meist am Rand des Hypanthiums. Die Staubblätter können alle fertil oder teilweise zu Staminodien umgewandelt sein. Die Staubfäden können zu Bündeln verwachsen sein (beispielsweise Lophostemon) und besitzen selten Anhängsel (beispielsweise Corynanthera). Die Pollenkörner besitzen meist drei (zwei bis vier) Aperturen und sind selten colpate, meist colporat oder porat, manchmal syncolpat. Es kann ein Diskus vorhanden sein. Meist zwei bis fünf, selten bis zu 16 Fruchtblätter sind zu einem synkarpen, mittel- bis unterständigen, selten fast oberständigen, meist zwei- bis fünf- (ein- bis 16-)kammerigen Fruchtknoten verwachsen. Einkammerigen Fruchtknoten können 30 bis 150 Samenanlagen enthalten, ansonsten enthält jede Fruchtknotenkammer 2 bis 50 Samenanlagen; sie sind hemianatrop bis anatrop und meist bitegmisch und crassinucellat. Jede Blüte enthält nur einen Griffel mit einer Narbe. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie) oder Vögel (Ornithophilie).
Früchte und Samen
Die fleischigen oder trockenen, bei Reife sich öffnenden oder geschlossen bleibenden Früchte können Kapselfrüchte, Steinfrüchte, Nuss oder Beeren sein. Die Samen enthalten kein Endosperm und können geflügelt (bei einigen Eucalyptus-Arten) oder ungeflügelt sein. Der Embryo ist gerade bis mehr oder weniger stark gekrümmt, manchmal gedreht. Über häufige Polyembryonie wurde berichtet.
Chromosomenzahlen
Die Chromosomengrundzahlen betragen n = meist 11 (5 bis 12).
Systematik
Die Familie der Myrtaceae wurde 1789 durch Antoine Laurent de Jussieu aufgestellt.[1] Typusgattung ist Myrtus L.[2]
Die Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae) wird seit Wilson et al. 2005 in zwei Unterfamilien sowie etwa 17 Tribus gegliedert und umfasst etwa 131 bis 138 Gattungen[3][4][5] mit insgesamt etwa 4620 Arten:
- Unterfamilie Psiloxyloideae: Sie enthält nur zwei Tribus aus jeweils einer Gattung mit insgesamt etwa vier Arten.
- Unterfamilie Myrtoideae: Sie enthält den größten Teil der Arten der Familie in etwa 15 Tribus.
Nutzung
Neben der namenstiftenden Myrte gehören zur Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae) Pflanzenarten wie die Gewürznelke und die Eukalyptus-Arten. Viele Arten liefern ätherische Öle für Parfümherstellung und Pharmazie. Einige Arten liefern essbare Früchte, einige Psidium-Arten (beispielsweise die Guave) und Campomanesia- sowie Eugenia-Arten.
Eponyme
Der Asteroid (9203) Myrtus ist nach den Myrtaceae benannt.
Quellen
- Die Familie der Myrtaceae bei der APWebsite. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
- Die Familien der Myrtaceae, Heteropyxidaceae und Psiloxylaceae bei DELTA von L. Watson & M. J. Dallwitz. (Abschnitt Beschreibung)
- Die Evolution der Myrtaceae (in Australien). (engl.)
- Die Familie Myrtaceae in der Western Australian Flora. (Abschnitt Beschreibung)
- Jie Chen, Lyn A. Craven: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 13 - Clusiaceae through Araliaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2007, ISBN 978-1-930723-59-7. Myrtaceae, S. 321 textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitt Beschreibung)
- Peter G. Wilson, M. M. O’Brien, M. M. Heslewood, C. J. Quinn: Relationships within Myrtaceae sensu lato based on a matK phylogeny. In: Plant Systematics and Evolution. Volume 251, 2005, S. 3–19.
Einzelnachweise
- Antoine Laurent de Jussieu: Genera Plantarum, S. 322–323
- Myrtaceae bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- Myrtaceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- Rafaël Govaerts, N. Sobral, P. Ashton, F. Barrie, B. K. Holst, L. L. Landrum, K. Matsumoto, F. Fernanda Mazine, E. Nic Lughadha, C. Proença et al. 2008: World Checklist of Myrtaceae: 1–455. Kew Publishing, Royal Botanic Gardens, Kew. Myrtaceae. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 28. September 2019..
- Barbara L. Rye: An interim key to the Western Australian tribes and genera of Myrtaceae. In: Nuytsia. Volume 19, 2009, Nr. 2, S. 313–323: PDF (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..
Weblinks
- Theodor C. H. Cole: Myrtaceae – Phylogeny and Characteristics of Essential Myrts. (englisch).
- Eintrag in der Gehölzflora der Anden Ecuadors. (span.)
- Jens Rathcke: Wissenswertes über die Myrtengewächse auf www.myrtus-communis.de.