Mulda/Sa.

Mulda/Sa. (Mulda/Sachsen) ist eine Gemeinde im sächsischen Landkreis Mittelsachsen.

Wappen Deutschlandkarte
Mulda/Sa.
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Mulda/Sa. hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 49′ N, 13° 24′ O
Bundesland:Sachsen
Landkreis: Mittelsachsen
Höhe: 424 m ü. NHN
Fläche: 43,14 km2
Einwohner: 2428 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 56 Einwohner je km2
Postleitzahl: 09619
Vorwahl: 037320
Kfz-Kennzeichen: FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL
Gemeindeschlüssel: 14 5 22 390
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstr. 59
09619 Mulda/Sa.
Website: www.gemeinde-mulda.de
Bürgermeister: Michael Wiezorek (parteilos)
Lage der Gemeinde Mulda/Sa. im Landkreis Mittelsachsen
Karte
Karte

Geographie

Mulda liegt etwa 10 Kilometer südlich von Freiberg an der nördlichen Abdachung des Erzgebirges im Tal der Freiberger Mulde, die den Ort von Südosten nach Nordwesten durchfließt. In die Freiberger Mulde münden im Ort zudem der Chemnitzbach und der Zethaubach, jeweils von links.

Gemeindegliederung

Zu Mulda/Sa. gehören neben dem Hauptort Mulda die Ortsteile:

Nachbargemeinden

An Mulda grenzen die Gemeinden Lichtenberg im Norden, Großhartmannsdorf im Westen und Dorfchemnitz im Süden, die Stadt Frauenstein im Osten (alle Landkreis Mittelsachsen) sowie die zum Erzgebirgskreis gehörende Stadt Olbernhau im Südwesten,.

Geschichte

Erbgericht Mulda (um 1860)
Kirche und Erbgericht
Evangelische Kirche Mulda

Mulda wurde wahrscheinlich zwischen 1160 und 1260 von fränkischen Siedlern als Waldhufendorf gegründet. 1331 wurde ein Petrus de Mulda erwähnt, der Ort selbst wurde 1333 in einem Papier der Stadt Freiberg als Mulda erwähnt. 1419 wurde dem Burggraf von Meißen in einem Lehnsbrief die Obergerichtsbarkeit zuerkannt. Die Bewohner Muldas betrieben in der Vergangenheit hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht, wobei vornehmlich Flachs angebaut wurde.

In Helbigsdorf betrieb man in großem Umfang Schafzucht. 1710 lebten dort der Chronik nach einige Strumpfwirker, Uhr- und Geigenmacher.

Randeck gilt als das älteste Uhrmacher- und Geigenbauerdorf des Erzgebirges. Im 19. Jahrhundert wich der Instrumentenbau der Korbflechterei und der Holzwarenherstellung. An der Mulde und ihren zahlreichen Nebenbächen waren einstmals viele Öl- und Mahlmühlen in Betrieb. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurden in Mulda mehrere Häuser und das Rittergut von den Schweden niedergebrannt. Bis 2005 zeugte eine eingemauerte Kanonenkugel im nun eingestürzten Lehngut vom Beschuss „von preußischen Völkern“ (Inschrift unterhalb der Kugel) im Siebenjährigen Krieg. Unter General Kleist wurden sieben Bauernhöfe und sechs Häuser niedergebrannt. Das vorher selbständige Rittergut kam 1920 zu Mulda. Am 1. August 1934 wurde Randeck eingemeindet.[2] Die Gemeinde hieß dann Mulda-Randeck, ab dem 25. Januar 1941 wieder Mulda.[3]

Heute ist der bauliche Übergang zwischen Mulda und Randeck kaum noch zu erkennen. Am 1. Januar 1994 wurden Zethau und Helbigsdorf Ortsteile von Mulda.

Als im August 2002 bei der sogenannten „Jahrhundertflut“ auch die Freiberger Mulde extremes Hochwasser führte, wurden im Ort große Zerstörungen angerichtet.

Einwohnerentwicklung

Im Jahr 1551 wirtschafteten in Mulda 28 besessene Mann und 106 Inwohner. Innerhalb der nächsten 30 Jahre sank die Bevölkerungsgröße, so dass 1581 noch 24 besessene Mann und 47 Häusler gezählt wurden. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts veränderte sich diese Zahl kaum noch, es wurden 20 besessene Mann und 50 Häusler gezählt.[4]

bis 1900
18340.842
18711.022
18901.666
1901 bis 2000
19101.536
19251.488
19462.396
19502.381
19642.107
19903.306
19983.236
19993.212
20003.152
2001 bis 2010
20013.100
20023.071
20033.003
20043.017
20052.931
20062.874
20072.810
20082.785
20092.778
20102.706
2011 bis 2020
20112.687
20122.679
20132.617
20142.597
20152.562
20162.567
20172.549
20182.498
20192.484
20202.469
ab 2021
20212.474
20222.439
20232.421

1990: Stand zum 3. Oktober, ab 1991 Stand zum 31. Dezember

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Daten ab 2010: Einwohnermeldeamt Mulda[5]

Politik

Gemeinderat

Gemeinderatswahl 2019[6]
Wahlbeteiligung: 68,2 % (2014: 52,4 %)
 %
50
40
30
20
10
0
42,0 %
41,4 %
9,5 %
7,1 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
−2,6 %p
−1,1 %p
−3,4 %p
+7,1 %p
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Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 14 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:

  • Freie Wähler Mittelsachsen e.V.: 6 Sitze
  • CDU: 6 Sitze
  • Handel und Gewerbe (HuG): 1 Sitz
  • FDP: 1 Sitz

Bürgermeister

Reiner Stiehl wurde 2007 mit 97,9 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt und 2014 mit 98,8 Prozent im Amt bestätigt. Bei der Wahl im März 2021, bei der Stiehl nach 21 Jahren im Amt nicht wieder antrat,[7] setzte sich der parteilose Einzelbewerber Michael Wiezorek mit 62,5 Prozent gegen einen Mitbewerber durch.[8]

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2021 Michael Wiezorek Wiezorek 62,5
2014 Reiner Stiehl Stiehl 98,8
2007 97,9

Wappen

Blasonierung: „Durch Göbelschnitt geteilt; vorn in Rot drei silberne Orgelpfeifen, hinten in Gold pfahlweise drei blaue Leinblüten, die mittlere nach Innen versetzt, mit jeweils fünf Blütenblättern und goldenem Butzen, unten in Silber wachsend aus blauem Wellenschildfuß ein schwarzes Mühlrad, im Wellenschildfuß fünf 3:2 stehende silberne Wellen.“[9]

Das Wappen wurde 2012 vom Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet. Das Ziel zur Schaffung eines eigenen Wappens bestand darin, alle drei Ortsteile darin vereint zu repräsentieren. Das heißt, für Helbigsdorf steht die Silbermannorgel, für Zethau der Flachs- bzw. der Leinanbau und für Mulda die Nutzung der Wasserkraft entlang der Freiberger Mulde.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Rittergut Mulda/Sa., Portal Herrenhaus

Die Orgel der Kirche Helbigsdorf wurde 1728 vom Orgelbaumeister Gottfried Silbermann fertiggestellt und beeindruckt durch ihren brillanten Klang.

Auf dem Ortsfriedhof von Mulda erinnert eine Grabstätte an einen namentlich bekannten sowjetischen Zwangsarbeiter, der während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt wurde.

Im Staatsforstrevier Frauenstein (Forstabteilung 91), 2,5 km südöstlich der Kirche von Mulda, liegen in einem leicht nach Nordosten geneigten Gelände oberhalb des westlichen Steilhanges der Freiberger Mulde die Reste der Wasserburg Mulda und des wüstgefallenen Dorfes Gruene.[10]

Wirtschaft und Infrastruktur

Sägewerk

Vor dem Bau der Eisenbahn 1875–1884 waren in Mulda mehrere Mühlen, Anbau von Flachs, mehrere Garn- und Leinwandbleichen sowie Handwerksbetriebe bekannt. Im jetzigen Ortsteil Randeck existierte Geigenbauer- und Uhrmacherhandwerk. Durch die Eisenbahn hielt auch die Industrie Einzug – vor allem holzverarbeitende Betriebe prägten den Ort bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990. Ein Traditionsunternehmen, das diese Umbruchphase überlebte, ist die 1898 gegründete Manufaktur für Holzstative Berlebach.

Auch Bergbau wurde bis 1754 betrieben, allerdings waren die Ausbeuten gering. Die Reste einer Abraumhalde findet man noch im Ortsteil Randeck am Ortsausgang Richtung Zethau.

Verkehr

Mulda liegt an der Bahnstrecke Nossen–Moldau. Von 1897 bis 1966 war Mulda Ausgangspunkt der Schmalspurbahn Mulda–Sayda. Im Bahnhof Mulda konnte ein Übergang von Gütern und Personen von der Regelspur erfolgen.[11]

Bildungseinrichtungen

Für die Klassenstufen 1 bis 4 gibt es in Mulda eine Grundschule mit Ganztagsangeboten.

Persönlichkeiten

  • Georg Renkewitz (1687–1758), Organist und Orgelbauer
  • Carl Geißler (1802–1868), Kantor, Organist, Musikpädagoge und Komponist
  • Friedrich Klemm (1904–1983), Technikhistoriker und Bibliotheksdirektor des Deutschen Museums in München
  • Kurt Möbius (1908–1993), Chemiker und Feuerwehrfunktionär
  • Helmut Heinze (* 1932), Bildhauer, Professor für Plastik

Literatur

  • Mulda, Mulde. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 6. Band. Schumann, Zwickau 1819, S. 634–638.
  • Die Parochie Mulda. in: G. Buchwald (Hrsg.): Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Freiberg. Strauch Verlag, Leipzig 1901, Sp. 353–368 (Digitalisat).
  • Sommerkurort Mulda (Station der Linie Freiberg-Bienenmühle) – einige Notizen zur Orientierung. Mauckisch, Freiberg 1885 (Digitalisat).
  • Richard Steche: Mulda. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 110.
Commons: Mulda/Sa. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943, Seiten 237, 239
  3. Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943, Seite 237
  4. Mulda/Sa. im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  5. https://www.gemeinde-mulda.de/amtsblatt/index.php Einwohnerzahlen 2010–2013: Amtsblatt Ausgabe 2/2017 S. 2 "Statistischer Jahresrückblick" Einwohnerzahlen 2014–2023: Amtsblatt Ausgabe 3/2024 S. 2 "Statistischer Jahresrückblick"
  6. Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019
  7. Heike Hubricht: Wechsel im Muldaer Rathaus: Reiner Stiehl geht, Michael Wiezorek kommt. Nach 21 Jahren wurde Muldas Alt-Bürgermeister vom Gemeinderat verabschiedet. Zudem stellte sich sein Nachfolger vor. In: FP Freie Presse. 18. Mai 2021, abgerufen am 5. Oktober 2021.
  8. Heike Hubricht: Michael Wiezorek ist Muldas neuer Bürgermeister. Die Wahlbeteiligung in der Erzgebirgsgemeinde lag am Sonntag bei rund 73 Prozent. Der neue Rathauschef will als erstes eine Prioritätenliste für die nächsten Jahre aufstellen. In: FP Freie Presse. 22. März 2021, abgerufen am 5. Oktober 2021.
  9. Muldaer Anzeiger, Amtsblatt der Gemeinde Mulda/Sa. September 2012, Seite 1.
  10. Wüstung Grün im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  11. Michael Kirchner: Schmalspur-Album Sachsen. 11. Deutsche Reichsbahn [1920–1945]: Goßdorf-Kohlmühle, Hohnstein, Mulda-Sayda, Hetzdorf-Großwaltersdorf, Thumer Streckennetz, Wolkenstein-Jöhstadt. Fürstenfeldbruck 2011, ISBN 978-3-00-035950-7.
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