Muggenbrunn

Muggenbrunn ist seit der Verwaltungsreform am 1. April 1974 ein Stadtteil von Todtnau im baden-württembergischen Landkreis Lörrach.

Muggenbrunn
Stadt Todtnau
Wappen von Muggenbrunn
Koordinaten: 47° 51′ N,  55′ O
Höhe: 970 m ü. NN
Fläche: 4,08 km²
Einwohner: 236 (2. Jan. 2022)
Bevölkerungsdichte: 58 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1974
Eingemeindet nach: Todtnau
Postleitzahl: 79674
Vorwahl: 07671
Karte
Lage von Muggenbrunn innerhalb Todtnau
Blick auf den Ortskern von Todtnau-Muggenbrunn vom Heubühl.
Blick auf den Ortskern von Todtnau-Muggenbrunn vom Heubühl.

Geographie

Muggenbrunn liegt auf einer Höhe von 970 Metern in einer Verflachung des Langenbachtales, wobei hier der Holzschlagbach und das Gartenbächle einmünden. Im Süden und Osten grenzt die Gemarkung an jene des Todtnauer Stadtteils Aftersteg und im Westen an die Gemarkung der Gemeinde Wieden. Im Norden und Nordosten grenzt Muggenbrunn an Waldgebiete die bei der Waldaufteilung 1838 den Gemarkungen Todtnau und Schlechtnau zugewiesen wurden. Auch die Passhöhe des Notschrei gehört zur Gemarkung Todtnau.

Zum Stadtteil Muggenbrunn gehört der Wohnplatz Oberhäuser.[1]

Name

Für den Namen Muggenbrunn gibt es grundsätzlich zwei Erklärungsansätze. Einerseits wird eine Ableitung aus dem Wort Mugen (= Baumstümpfe) angenommen und andererseits auf einen Personennamen, Muggo (also Muggenbrunn = das Heim des Muggo am Brunnen).[2]

Geschichte

1483 wird ein Hoff ze Mugenbrunnen erwähnt und 1605 findet sich in einem Schreiben die Form Muckhenprun. Die Besiedelung des Hochtals des Schönenbaches von Aftersteg her. „Die verstreut liegenden Höfe verdichteten sich erst im 16. Jahrhundert zu dorfähnlichen Charakter.“[3] Der Bau einer Silberhütte (1534) am Zusammenfluss von Schönenbach und Holzschlagbach förderte die Bildung des Dorfes. Es wird angenommen, dass bereits damals neben der Schmelzhütte auch eine Poche zur Zerkleinerung des Erzes bestand. Der Standort Muggenbrunn wurde aufgrund des Waldreichtums gewählt, da für den Betrieb einer Schmelze große Mengen an Holz/Holzkohle verbraucht wurden. Erz wurde in den Silberbergwerken in Todtnau und am Schauinsland gefunden, wobei jene in Aftersteg und Todtnauberg bereits 1564/65[4] und in Todtnau um 1580 aus Mangel an ergiebigen Erzgängen eingestellt wurden.[5] Die verbleibende Bevölkerung musste sich aus Land- und Forstwirtschaft ernähren, entwickelte aber mit der Schneflerei[6] und der Bürstenholzmacherei zusätzliche Gewerbe. Die Bürstenmacherei hatte sich Ende des 18. Jahrhunderts in Todtnau entwickelt und im frühen 19. Jahrhundert folgte Muggenbrunn mit den ersten Bürstenholzmachern (Herstellung von Bürstenkörpern aus Holz). Erst später (ab 1839) finden sich auch in Muggenbrunn Bürstenbinder, die die Bürstenkörper z. B. mit Schweinshaaren bestückten.[7] Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts finden sich in Muggenbrunn erste Spuren eines Fremdenverkehrsgewerbes, das durch den Bau der Straße über den Notschrei gefördert wurde. Notwendige Investitionen in die Infrastruktur der Gemeinde wurden ab 1922 durch eine Fremdensteuer-Ordnung (Kurtaxe) finanziert.[8]

Muggenbrunn gehörte zur sanktblasianischen Talvogtei Todtnau, die wiederum zur vorderösterreichischen Grafschaft Hauenstein gehörte und Waldvogt in Waldshut verwaltet wurde, da das Kloster zu den Breisgauer Landständen gehörte und die Landeshoheit bei den Habsburgern lag.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss kam der vorderösterreichische Breisgau an das kurzlebige Herzogtum Modena-Breisgau, das alsbald wieder an das Haus Habsburg vererbt wurde. Durch den Frieden von Pressburg kam dieses Herzogtum 1806[9] an das Kurfürstentum Baden, das noch im gleichen Jahr von Napoleon zum Großherzogtum Baden gemacht wurde.

Das Großherzogtum schuf in der Verwaltungsreform von 1807 das Bezirksamt Schönau, dem auch Muggenbrunn (zusammen mit der ganzen Talvogtei Todtnau) zugeordnet wurde. Erst bei der Auflösung der Talvogtei Todtnau 1809 wurde Muggenbrunn eine selbständige Gemeinde und blieb dies dann 165 Jahre lang. Die Gemarkung wurde 1838 nach der Aufteilung der Wälder der Talvogtei auf die selbständigen Gemeinden festgelegt, wobei die Wälder am Notschrei bei Todtnau verblieben. Nach der Auflösung des Bezirksamtes Schönau 1924 wurde das Bezirksamt Schopfheim für Muggenbrunn zuständig. Mit Verordnung vom 25. November 1937 wurde auch für den bisherigen Amtsbezirk Schopfheim das Gesetz über die Neueinteilung der inneren Verwaltung vom 30. Juni 1936 per 1. April 1938 voll in Kraft gesetzt[10] und Muggenbrunn kam zum Landkreis Lörrach. Per 1. April 1939 wurden Muggenbrunn und Aftersteg vom Landkreis Lörrach in den Landkreis Neustadt im Schwarzwald umgegliedert.[11] Die französische Militärregierung beließ 1945 grundsätzlich die Gemeinde und Landkreiseiteilung in ihrem Besatzungsgebiet, aber per 1. Oktober 1945 wurde die Gemeinde Muggenbrunn (zusammen mit Aftersteg, Todtnau und Todtnauberg) vom Landkreis Neustadt zum Landkreis Lörrach umgegliedert.[12]

Politik

Eingemeindung

Am 1. April 1974 wurde Muggenbrunn zusammen mit Aftersteg, Geschwend, Präg und Todtnauberg nach Todtnau eingemeindet.[13]

Ortschaftsrat

Die Gemeindeordnung (GeO) Baden-Württemberg[14] regelt die Ortschaftsverfassung in den §§ 67–76.[15] Die Stadt Todtnau hat auf dieser Grundlage eine Ortschaftsverfassung eingeführt. Muggenbrunn hat einen Ortschaftsrat mit sechs Mitgliedern.[16] Ortsvorsteherin ist Marion Isele.

Wappen

Blasonierung: „In Silber auf grünem Schildfuß ein roter Brunnen mit blauem Wasserstrahl.“[17] Das Wappen wurde vom Generallandesarchiv Karlsruhe entworfen und von der Gemeinde 1901 angenommen. Im 19. Jahrhundert und noch teilweise bis 1938 im Gebrauch war ein Ortssiegel das im Vordergrund einen Baumstumpf mit einem daraus sprossenden Blätterzweig und im Hintergrund einen Brunnen mit laufendem Wasserstrahl zeigt.

Bevölkerung und Religion

Einwohner

Die Zahl der Einwohner von Muggenbrunn entwickelte sich wie folgt:[18]

Jahr Einwohner
1852350
1871363
1880325
1890308
1900314
1910285
1925268
Jahr Einwohner
1933262
1939263
1950335
1956304
1961307
1970294
2022236[19]

Religion

St. Cornelius in Todtnau-Muggenbrunn

Aufgrund der historischen Zugehörigkeit zu Vorderösterreich war die katholische Konfession über Jahrhunderte dominierend und ist auch heute noch die weitaus stärkste Konfession. In Muggenbrunn steht die katholische Filialkirche St. Cornelius, die zur Seelsorgeeinheit Oberes Wiesental[20] gehört.

Die Evangelischen Bewohner werden durch die evangelische Kirchengemeinde Todtnau betreut.[21]

Die Zugehörigkeit zu den Religionsgemeinschaften verteilte sich in der Vergangenheit wie folgt:[22][23]

Religionszugehörigkeit in Muggenbrunn
JahrReligion
evangelischkatholischsonstige
18580,0 %100,0 %0,0 %
19250,0 %100,0 %0,0 %
195016,1 %82,4 %1,5 %
196110,4 %89,6 %0,0 %
19706,5 %92,9 %0,7 %

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Neben der katholischen St. Cornelius-Kirche gibt es die ehemalige Evangelische Kirche Muggenbrunn. 2017 wurden in Muggenbrunn die Reste einer ausgedehnten Schanzenanlage dokumentiert.[24]

Grünflächen und Naherholung

Seit 1995 ist auf der Gemarkung Muggenbrunn das Naturschutzgebiet Langenbach-Trubelsbach mit einer Fläche von 36 Hektar ausgewiesen, wobei es sich um ein Mosaik von Mooren und Feuchtgebieten handelt.

Sport

Der Ski-Club Muggenbrunn wurde bereits 1922 gegründet.[25]

Wirtschaft und Infrastruktur

Bildung

Die Grundschulkinder besuchen die Grundschule in Todtnauberg, die eine Außenstelle der Grundschule Oberes Wiesental ist. Hier steht auch Skifahren auf dem Lehrplan.[26] Auch der nächste Kindergarten ist in Todtnauberg.

Tourismus

Muggenbrunn ist ein Wintersportort mit fünf Liftanlagen.[27] Es gibt einen Campingplatz[28], sowie mehrere Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe.

Persönlichkeiten, die im Ortsteil gewirkt haben

Literatur

  • Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau (Bearbeiter): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg. Der Landkreis Lörrach. Band II. B. Gemeindebeschreibungen Kandern bis Zell im Wiesental. Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lörrach. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-1354-X. S. 704–705.
  • Harald Huber: Wappenbuch Landkreis Lörrach. Südkurier, Konstanz 1984, ISBN 3-87799-046-0. S. 124.
  • Wolfgang Hilger, Ortsverwaltung Todtnau-Muggenbrunn (Hrsg.): Geschichte eines Schwarzwalddorfes : Vom Bürstenmacherdorf zum Luftkurort, 2004.
Commons: Muggenbrunn – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Oberhäuser - Wohnplatz – Historisches Ortslexikon Baden-Württemberg. In: LEO-BW, Landesarchiv Baden-Württemberg.
  2. Siehe Hilger S. 17. Eine Quelle für die Deutung des Wortes Mugen, die auch in Der Landkreis Lörrach S. 704 zu finden ist, wird nicht angegeben.
  3. Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau (Bearbeiter): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg. Der Landkreis Lörrach. Band II. B. Gemeindebeschreibungen Kandern bis Zell im Wiesental. Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lörrach. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-1354-X. S. 704
  4. Siehe Albrecht Schlageter et al. (Autoren), Stadt Todtnau (Hrsg.): Todtnau. Stadt und Ferienland im südlichen Hochschwarzwald. Freiburg 1989, S. 85.
  5. Siehe Hilger S. 119–120.
  6. „Die Berufsbezeichnung Schnefler kommt von Holzschnipfeln: Es ist die Bearbeitung eines Holzstückes mit einem Ziehmesser auf einem Schneidstuhl. Die Leute waren früher gleichzeitig Bauer und Schnefler. Die Schnefler hat man auch als Holzwarenfertiger bezeichnet.“ Landesarchiv Baden-Württemberg. Hauptstaatsarchiv Stuttgart. R 1/004 D931038/103
  7. Siehe Hilger S. 53–55.
  8. Siehe Hilger S. 261.
  9. Friedensvertrag vom 26. Dezember 1805 aber Protokoll über die gepflogene Landes-Übergabe vom 15. April 1806
  10. In: Badisches Gesetz- und Verordnungs-Blatt Nr. 40 vom 29. November 1937, S. 295
  11. Gesetz über die Landkreisselbstverwaltung in Baden (Landkreisordnung) vom 24. Juni 1939; § 31. In: Badisches Gesetz- und Verordnungs-Blatt Nr. 11 vom 28. Juni 1939, S. 99
  12. Siehe Landratsamt Lörrach (Herausgeber): Vom Oberamt Rötteln zum Landratsamt Lörrach. Anfänge und geschichtliche Entwicklung der Verwaltungsgliederung 1382–1982/83, Lörrach-Haagen 1983, S. 37.
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 521.
  14. landesrecht-bw.de: Gemeindeordnung für Baden-Württemberg (Gemeindeordnung - GemO) in der Fassung vom 24. Juli 2000 (Zuletzt aufgerufen: 24. Februar 2023)
  15. Gemeindeordnung für Baden-Württemberg (Gemeindeordnung - GemO) in der Fassung vom 24. Juli 2000. 4. Ortschaftsverfassung (Zuletzt aufgerufen: 24. Februar 2023)
  16. Ortschaftsrat Muggenbrunn auf der Homepage der Stadt Todtnau; abgerufen am 24. Februar 2023.
  17. Siehe Huber
  18. Bevölkerungsentwicklung: Muggenbrunn, aufgerufen am 21. Februar 2023.
  19. Einwohnerstatistik per 2. Januar 2022 auf der Homepage der Stadt Todtnau – ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz; abgerufen am 21. Februar 2023.
  20. Homepage der Seelsorgeeinheit Oberes Wiesental; abgerufen am 23. Februar 2023.
  21. Homepage der Evangelischen Kirchengemeinde Todtnau; aufgerufen am 23. Februar 2023.
  22. Religionszugehörigkeit 1858 und 1925: Muggenbrunn, aufgerufen am 21. Februar 2023.
  23. Religionszugehörigkeit: Muggenbrunn; aufgerufen am 21. Februar 2023.
  24. Siehe Die Schanz-Anlagen von Muggenbrunn. Homepage der AG MINIFOSSI von Werner Störk.
  25. Homepage des Vereins.
  26. Homepage der Grundschule Oberes Wiesental.
  27. Karte des Skigebiets Muggenbrunn auf der Homepage des Skizentrums Muggenbrunn
  28. www.camping-hochschwarzwald.de
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