Mouthier-en-Bresse
Mouthier-en-Bresse ist eine französische Gemeinde im Département Saône-et-Loire in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Sie gehört zum Arrondissement Louhans und zum Kanton Pierre-de-Bresse. Der Ort hat 406 Einwohner (Stand 1. Januar 2021). Die Einwohner werden Moustiérois, resp. Moustiéroises genannt.[1]
Mouthier-en-Bresse | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Bourgogne-Franche-Comté | |
Département (Nr.) | Saône-et-Loire (71) | |
Arrondissement | Louhans | |
Kanton | Pierre-de-Bresse | |
Gemeindeverband | Bresse Nord Intercom’ | |
Koordinaten | 46° 52′ N, 5° 23′ O | |
Höhe | 187–217 m | |
Fläche | 30,32 km² | |
Einwohner | 406 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 13 Einw./km² | |
Postleitzahl | 71270 | |
INSEE-Code | 71326 |
Geografie
Die Streusiedlung in der Landschaft Bresse ist großflächig und vorwiegend bäuerlich geprägt. Das Gemeindegebiet ist von Hügeln, Weihern, Wiesen und Wäldern durchsetzt. Mouthier stößt an seiner Nordgrenze an das Département Jura, sie bildet den Übergang in die Landschaft Vallée de la Saône.[2]
Die Gemeinde wird geprägt durch die Brenne[3], die fischreich ist und mehrere Male jährlich über die Ufer tritt. Im äußersten Osten münden La Chaux[4], im Norden die Dorme[5] in die Brenne. Entlang der nordwestlichen Gemeindegrenze zieht sich der Ruisseau des Tenaudins[6], der auf seinem Fluss etwa acht verschiedene Étangs durchfließt und deren Bewirtschaftung ermöglicht. Im Süden entspringt schließlich noch La Darge.[7] Im Norden und Süden der Gemeinde finden sich ausgeprägte Waldflächen, im Norden der Bois de Dissey, der sich bis zum Doubs weiterzieht und im Süden die Wälder um Four en Chaux, die sich in Beauvernois fortsetzen.
Die Gemeinde wird von keiner wichtigen Straße erschlossen, lediglich ganz im Süden streift die Départementsstraße D323 das Gemeindegebiet, wird im Département Jura zur Départementsstraße D1.[8] Sie liegt auf der Trasse einer Römerstraße, die von Bellevesvre nach Sellières und Poligny führte.
Zur Gemeinde gehören folgende Weiler und Fluren: Abergiers, Baraque, Baudrières, Belleville, Bellevue, Belmeix, Beuillis, Bois-de-Dissey, Champs, Champs-de-Gourins, Champs-Neufs, Charbonnière, Châtelet, Chaux, Chez-Guignol, Chouillère, Colombier, Cour-aux-Dames, Creuillons, Dissey, Dorme, Doinsserans, Durlet, Espreines, Espront, Etang-Girardin, Events, Favry, Four-en-Chaux[A 1], Foisset, Gehère, Gradelière, Grange, Grange-Bourreau, Hiège, Malan, Malestière, Marres, Migrin, Mistenflûte, Moirots, Moulin de l’Etang-Neuf, Petit-Chouillère, Petites-Rèpes, Rattes, Ronce, Rond, Sarmanat, Verne, Vernes de Four-en-Chaux, Ville-Neuve, Viserons.[9]
Klima
Das Klima in Mouthier-en-Bresse ist warm und gemäßigt. Es gibt das ganze Jahr über deutliche Niederschläge, selbst der trockenste Monat weist noch hohe Niederschlagsmengen auf. Die effektive Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger ist Cfb. Im Jahresdurchschnitt herrscht einer Temperatur von 10,9 °C. Über ein Jahr verteilt summieren sich die Niederschläge auf 837 mm.
Mouthier-en-Bresse | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Toponymie
Die erste Erwähnung des Ortes geht zurück auf das Jahr 926, Cœnobium Æthicens findet sich in der Bibliothek der Abtei Cluny, 1089 wird dort das Monasterium Sancti-Eugendi Etice erwähnt. Schließlich wird 1275 der Prior Monasterii in Brissia, also der Vorsteher des Klosters in der Bresse genannt. Aus dieser Bezeichnung bildete sich im Laufe der Zeit der Ortsname Mouthier-en-Bresse. Bei dem Heiligen, dem die Kirche geweiht war, handelte es sich um Eugendus.[10]
Geschichte
Der Name geht auf ein Benediktinerkloster zurück, das im 10. Jahrhundert errichtet und den Namen Monasterium in Brixia trug. Diese Bezeichnung ging später auf die Pfarrei und letztlich auf die Gemeinde über. Über das Kloster ist wenig bekannt, die Archive wurden wohl während der zahllosen Kriege im burgundisch-freigräflichen Grenzgebiet vernichtet. Die Gründung dürfte auf Bernon zurückgehen, dem nachmaligen, ersten Abt des Klosters Cluny, der durch die Herren von Bellevesvre unterstützt wurde. Das Kloster ist jedenfalls in Bernons Testament erwähnt, der dort seine Nachfolge für seine Abteien regelte und für Cœnobium Æthicense (Mouthier-en-Bresse) seinen Neffen Widon bestimmte. In verschiedenen Dokumenten aus dem 11. und 12. Jahrhundert wird Mouthier als Niederlassung des Klosters Baume genannt. Das Kloster wurde während der Revolution zerstört, es finden sich keine Spuren mehr. Während Jahrhunderten litten die Einwohner des Ortes unter den Abgaben und den Folgen der Toten-Hand. Durch die Unveräußerlichkeit der Güter, die der Kirche geschenkt worden waren, konnten die Eigenleute kein Eigentum erwerben.
1789 war Mouthier durch die Brenne in zwei Gemeinden geteilt, Mouthier südlich und Dissey nördlich, beide zur Vogtei Chalon-sur-Saône gehörig und kirchlich von Auxonne abhängig. Die Kirche ist dem Heiligen Vitus[11] geweiht, gehörte zur Diözese Besançon, zum Dekanat Neublans und unterstand der Kollatur des Klosters Baume-les-Messieurs, sie wurde im 18. Jahrhundert neben der Klosterkirche erbaut. Man pflegte die kranken Kinder über den Vitus-Stein zu rollen, damit sie wieder gesund wurden. 1889 erhielt der Weiler Chouillère ein eigenes Schulhaus, bis dahin wurden die Kinder in den Wohnhäusern des Weilers unterrichtet. Die Mädchenschule in Mouthier bestand bis 1965, die Knabenschule wurde zur Mairie. 1988 bestanden noch 61 Landwirtschaftsbetriebe.
In Mouthier befanden sich zwei Burgen, diejenige von Dissey, die in der Gegend von le Colombier lag, und diejenige von Events, von der ebenfalls keinerlei Spuren mehr vorhanden sind. Im Weiler Rond, direkt östlich angrenzend an Bellevesvre, bestand eine Motte, die mehrmals von den spanischen Habsburgern benutzt wurde, um ihre Angriffe gegen Bellevesvre zu führen.
Nachdem das Haus Burgund 1477 in männlicher Linie ausgestorben war, ging das Herzogtum Burgund an Frankreich, die Franche-Comté jedoch an den Burgundischen Reichskreis. Die Kriege im 16. und 17. Jahrhundert (Krieg gegen den savoyardischen Herzog Karl Emanuel I., Dreißigjähriger Krieg und Devolutionskrieg) bescherten dem Ort am äußersten Grenzpunkt des Herzogtums Burgund schreckliche Katastrophen.
Bevölkerung
Mouthier-en-Bresse: Einwohnerzahlen von 1793 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1793 | 1.442 | |||
1800 | 1.371 | |||
1806 | 1.346 | |||
1821 | 1.503 | |||
1831 | 1.604 | |||
1836 | 1.703 | |||
1841 | 1.690 | |||
1846 | 1.713 | |||
1851 | 1.700 | |||
1856 | 1.613 | |||
1861 | 1.627 | |||
1866 | 1.642 | |||
1872 | 1.646 | |||
1876 | 1.660 | |||
1881 | 1.728 | |||
1886 | 1.659 | |||
1891 | 1.652 | |||
1896 | 1.617 | |||
1901 | 1.655 | |||
1906 | 1.643 | |||
1911 | 1.545 | |||
1921 | 1.349 | |||
1926 | 1.237 | |||
1931 | 1.141 | |||
1936 | 1.064 | |||
1946 | 943 | |||
1954 | 904 | |||
1962 | 802 | |||
1968 | 753 | |||
1975 | 634 | |||
1982 | 557 | |||
1990 | 468 | |||
1999 | 418 | |||
2009 | 400 | |||
2014 | 432 | |||
2020 | 411 | |||
Quelle(n): EHESS/Cassini bis 2006,[12] ab 2009 INSEE[13] Ammerkung(en): • Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz • Höchste Einwohnerzahl 1881 mit 1728, tiefste Einwohnerzahl 2009 mit 400 (33,8 % vom Maximum) |
Wirtschaft und Infrastruktur
Im Dorf gibt es eine Kirche, eine Mairie, eine Primarschule, 24 Landwirtschaftsbetriebe, vier Betriebe der Bau- und ein Betrieb der Forstwirtschaft und eine Gärtnerei mit Gartenbaubetrieb. Die Bevölkerung ist für ihren täglichen Bedarf auf den Nachbarort Bellevesvre und auf die regionalen Einkaufszentren angewiesen. Als AOC-Produkte sind in Mouthier-en-Bresse Comté[14] und Morbier[15] zugelassen, ferner Volaille de Bresse[16] und Dinde de Bresse[17].
Bildungseinrichtungen
In der Gemeinde besteht eine École primaire (École maternelle und École élémentaire), die der Académie de Dijon[18] untersteht und von 20 Kindern besucht wird. Für die Schule gilt der Ferienplan der Zone A.[19]
Literatur
- Claude Courtépée (1721–1781): Description historique et topographique du Duché de Bourgogne. Band 5. Chez Causse, Dijon 1780 (französisch, Google Books).
- Lucien Guillemaut (1842–1917): Histoire de la Bresse Louhannaise. Bd. 1, Louhans 1897.
- Lucien Guillemaut (1842–1917): Armoiries et familles nobles de la Bresse louhannaise: armoiries ouvrières, armoiries particulières et de familles. Vve L. Romand, Louhans 1909 (französisch, gallica).
- Albert Rebouillat, Histoire de Mouthier-en-Bresse, Monographies des villes et villages de France, Collection dirigée par M.-G. Mieberth, Verlag: Le Livre d’histoire-Lorisse, Paris, 2010, ISBN 978-2-7586-0413-6, ISSN 0993-7129
- Guillaume Badet: Ein Kloster in Mouthier. Die ersten Gebäude entstanden im 9. Jahrhundert. In: Le Journal du Saône-et-Loire. 27. Mai 2012, abgerufen am 22. April 2015 (französisch).
Weblinks
- Mouthier-en-Bresse. auf INSEE. Institut national de la statistique et des études économiques, abgerufen am 20. November 2023 (französisch).
- Mouthier-en-Bresse. Présentation de la commune. © Ecomusée de la Bresse Bourguignonne, Autorin: Prost Gaëlle, 21. September 2020, abgerufen am 5. Dezember 2023 (französisch).
- Mouthier-en-Bresse. in der Base Mérimée. Ministère de la Culture, abgerufen am 20. November 2023 (französisch).
- Mouthier-en-Bresse. in Patrimoine en Bourgogne-Franche-Comté. Direction Culture, Sport et Jeunesse, abgerufen am 20. November 2023 (französisch).
- Webpräsenz der Gemeinde. Mouthier-en-Bresse. Mairie de Mouthier-en-Bresse, abgerufen am 20. November 2023 (französisch).
Anmerkungen
- Der Flurname Four-en-Chaux ist eine Besonderheit, er taucht ausschließlich in Mouthier en Bresse auf. Der Flurname nimmt auch nicht Bezug auf einen Kalkofen wie oft angenommen wird. Die Bezeichnung nimmt vielmehr Bezug auf die Römerstraße. Die häufigen Bezeichnungen Chaux in der Bresse gehen zurück auf das lateinische callis für die Straße. Das Four hingegen geht zurück auf das lat. foris (vor, außerhalb, bei). Tatsächlich liegt etwa 6 Kilometer östlich die Gemeinde La Chaux, aber auch lediglich einige Hundert Meter südlich liegt ein Weiler namens La Chaux direkt an der D323, im heutigen Gemeindegebiet von Chapelle-Voland. So dürfte die Bezeichnung Four-en-Chaux zurückzuführen sein auf gallo-röm. foris calle im Sinne von in der Nähe der Straße. Dass der Flurname keinesfalls mit Kalkstein zusammenhängt, geht aus der Geomorphologie der Bresse eindeutig hervor.
Einzelnachweise
- Mouthier-en-Bresse. auf habitants.fr. Abgerufen am 31. Dezember 2015 (französisch).
- Les communes de la Vallée de la Saône. In: Atlas des paysages de Saône-et-Loire. Préfet de Saône-et-Loire, abgerufen am 10. Januar 2024 (französisch).
- La Brenne, Länge 53,8 km, Zufluss zum Bras la Seillette Aval, Quelle bei 46° 47′ 46″ N, 5° 40′ 6,6″ O in Miéry auf ca. 437 m, Mündung bei 46° 44′ 12,8″ N, 5° 17′ 27,2″ O in Sens-sur-Seille auf ca. 181 m, La Brenne auf sandre.eaufrance.fr
- La Chaux, Länge 12,1 km, Zufluss zur Brenne, Quelle bei 46° 46′ 59,9″ N, 5° 27′ 24,8″ O in Commenailles auf ca. 214 m, Mündung bei 46° 51′ 36″ N, 5° 25′ 30″ O in Mouthier-en-Bresse auf ca. 191 m, La Chaux auf sandre.eaufrance.fr
- La Dorme, Länge 15,7 km, Zufluss zur Brenne, Quelle bei 46° 54′ 47,9″ N, 5° 32′ 21,8″ O in Bretenières auf ca. 234 m, Mündung bei 46° 51′ 40″ N, 5° 24′ 46,1″ O in Mouthier-en-Bresse auf ca. 190 m, La Dorme auf sandre.eaufrance.fr
- Ruisseau des Tenaudins, Länge 13,4 km, Zufluss zur Brenne, Quelle bei 46° 53′ 30,1″ N, 5° 22′ 57″ O in Mouthier-en-Bresse (als Bief Fourneau) auf ca. 212 m, Mündung bei 46° 50′ 24,4″ N, 5° 19′ 32,2″ O in Torpes auf ca. 186 m, Ruisseau des Tenaudins auf sandre.eaufrance.fr
- La Darge, Länge 10,2 km, Zufluss zur Brenne, Quelle bei 46° 50′ 36,2″ N, 5° 24′ 41,8″ O in Mouthier-en-Bresse auf ca. 209 m, Mündung bei 46° 48′ 46,4″ N, 5° 19′ 42,6″ O in Le Planois auf ca. 184 m, La Darge auf sandre.eaufrance.fr
- Départementsstraße D1. auf routes.wikia.com. Abgerufen am 16. April 2015 (französisch).
- Dictionnaire Topographique de Saône-et-Loire. Comité des Travaux Historiques et Scientifiques, abgerufen am 23. Juli 2023 (französisch).
- Eugendus, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon. In: Stadlers Heiligen-Lexikon. Abgerufen am 22. April 2015.
- Joachim Schäfer: Veit, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon. Abgerufen am 22. April 2015.
- Einwohnerstatistik auf cassini.ehess.fr. cassini.ehess.fr, abgerufen am 31. März 2024 (französisch).
- Dossier complet, Commune de Mouthier-en-Bresse (71326). Insee.fr, abgerufen am 31. März 2024 (französisch).
- Comté. auf INAO, L'Institut national de l'origine et de la qualité. Abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).
- Morbier. auf INAO, L'Institut national de l'origine et de la qualité. Abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).
- Poulet de Bresse. auf INAO, L'Institut national de l'origine et de la qualité. Abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).
- Dinde de Bresse. auf INAO, L'Institut national de l'origine et de la qualité. Abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).
- Homepage der Académie de Dijon. Abgerufen am 10. Januar 2016 (französisch).
- Ferien- und Feiertagsplan der Zone A. Mouthier-en-Bresse. Abgerufen am 10. Januar 2016 (französisch).