Motilitätsmodell
Das Motilitätsmodell ist eines der zehn Basismodelle des Unterrichts, das der Schweizer Erziehungswissenschaftler Fritz Oser entwickelt hat.[1] Im Vordergrund steht die Verarbeitung affektiver Spannung durch schöpferisches Tun, insbesondere durch Motilität (= geistige Beweglichkeit).
Das Motilitätsmodell gliedert sich in folgende fünf Schritte:
- Vorwegnehmende Schemata, damit später der psychische Erregungszustand nicht gestört oder frühzeitig aufgelöst werden kann (Planung des Ablaufs, Materialbereitstellung).
- Spannungsbildung: Präsentation eines Textes, einer Erzählung, einer Geschichte, deren Elemente zur Erhöhung der emotionalen Spannung der Schülerin/des Schülers beitragen.
- Kognitive Umstrukturierung der aufgestauten Energie und Anstoß für eine kreative Entladung.
- Transformation der Energie und kreativer Ausdruck (Zeichnung, Pantomime, Musik, Gedichte, Soziodrama etc.).
- Verstärkung und Transfer der Erfahrung durch die Präsentation eines anerkannten Kunstwerkes.
Das Motilitätsmodell wurde in einer empirischen Studie zum Kunstunterricht der Maturitätsschulen von Stefan Haenni ausführlich beschrieben und untersucht.[2] Darin konnte der lernpsychologische Mehrwert von Emotionen für den Aufbau von Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten durch kreatives Schaffen wissenschaftlich belegt werden.[3]
Belege
- Oser, F. & Patry, J.-L. 1990: Choreographien unterrichtlichen Lernens. Basismodelle des Unterrichts. In: Berichte zur Erziehungswissenschaft. Nr. 89. Pädagogisches Institut der Universität Fribourg
- Haenni, S. 1995: Das Motilitätsmodell. Eine empirische Studie zum Kunstunterricht der Maturitätsschulen. Unveröffentlichte Dissertation Universität Fribourg
- Haenni, S. 1996: Emotion und bildnerisches Gestalten im Unterricht. Peter Gaffuri, Bern.
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