Morris C8

Der Morris C8 FAT war eine von Morris-Commerical Cars Ltd. ab Ende der 1930er Jahre gebaute britische Artilleriezugmaschine, welche im Zweiten Weltkrieg verwendet wurde um mittelschwere Geschütze der Feldartillerie zu ziehen. Das leichte, auch als "Quad" bezeichnete, 4x4 Zugfahrzeug entsprach einem generellen Anforderungsschema der britischen Armee, gemäß dem weitere Firmen (Guy und Karrier) Fahrzeuge lieferten. Der Morris C8 wurde in mehreren Versionen gebaut (Mk. I, Mk. II und Mk. III).

Morris C8
Basisinformation
HerstellerMorris Commercial Cars
ModellMorris C8 FAT (Field Artillery Tractor) Artillerieschlepper
Produktionszeit1939–1945
VariantenMark I, Mark II, Mark III
NachfolgemodellMorris-Commercial C8 GS
BesatzungFahrer + 5 Infanteristen
Technische Daten
Eigengewicht3,04 t
Länge4,42 m
Breite2,21 m
Höhe2,26 m
Watfähigkeit40 cm
Motor3,5-Liter-4-Zylinder-Seitenventil-Ottomotor
Leistung70 PS (51 kW)
Geschwindigkeit80 km/h
Kraftstoffvorrat2 x 68 l (25 gallons)
Reichweite256 km (160 miles)
Getriebe5 Gänge
Antriebsformel4 × 4
Elektrik12 V Bordnetz
Bereifung10,50 x 16 und 10,50 x 20

Entwicklung

Die Basis aller Artillerieschlepper dieser Klasse waren die leichten Lastkraftwagen der 15-cwt - Kategorie. Anfang der 1930er Jahre bestand die Absicht diverse leichte, dreiachsige Fahrzeuge, die für die Versorgung je eines Infanteriezuges gedacht waren, durch ein geländegängiges Mehrzweckfahrzeug mit Allradantrieb zu ersetzen. Der erste Entwurf für diese Klasse war der Morris-Commerical CS 8 im Jahr 1934.

Im Jahr 1937 erkannte man im britischen War Department (Kriegsministerium), dass man auch für die leichten Zugfahrzeuge von Dragon und den Morris CDSW, die zu dieser Zeit im Einsatz waren, neue leistungsfähigere Field Artillery Tractor (FAT) zum Ziehen der zunehmend schwerer werdenden Geschütze benötigte. Sowohl die Firma Guy Motors als auch Morris Commercial lieferten sehr schnell neue, recht konventionelle, Entwürfe ab, wobei der Entwurf von Morris-Commerical eine Weiterentwicklung des existierenden CS 8 war.

Hierbei war auf einem zweiten Rahmen ein Vierzylinder-Motor montiert, welcher wiederum an dem eigentlichen Fahrwerksrahmen montiert war. Wie bei dem Entwurf von Guy, hatte der Entwurf im oberen Bereich angeschrägte Wände, die zur käferartigen "beetle back"-Optik führten. Eine Luke im Dach über dem Beifahrerplatz, ermöglichte Beobachtung der Umgebung und wo erforderlich das Einweisen des Fahrers.

Ein Hintergrund für das Design war, dass man immer noch von der Gefahr einer chemischen Kriegsführung ausging und die Dekontaminierung erleichtert werden sollte. Auch sollte auf dem rückwärtigen Aufbau die Bodenplatte der Haubitzen transportierbar sein. Es konnte eine Mannschaft von sechs Mann und 24 Munitionskisten der Ordnance QF 25-pdr Haubitze und 8 Geschosse zur Panzerabwehr in Transportverpackung mitgeführt werden. Natürlich war auch das übliche Fahrzeug- und Geschützzubehör im und am Fahrzeug untergebracht.

Der erste Morris C8 "Quad" wurde im Oktober 1939 geliefert und das Fahrzeug blieb bei Morris bis Kriegsende in Produktion. Es gab auf der technischen Seite des Fahrzeugs in der Produktionszeit zwei große Veränderungen und auch bei den Aufbauten waren es zwei große Änderungen.

Fahrwerk und Motorisierung dienten bei weiteren Morris Fahrzeugen als Basis, wie zum Beispiel beim C8 Morris 15 cwt Truck. Mit einem verlängerten Fahrwerk wurde eine Flugabwehrselbstfahrlafette (Anti-Aircraft Tractor) entwickelt und produziert, der C9 B, der ein leichtes Bofors Geschütz trug.

Geschichte

Die Field Artillery Tractor der britischen Armee war die Ausstattung der Field Artillery Regiments ab Beginn des Zweiten Weltkrieges. Jedes Regiment hatte 36 Quad für 24 Kombinationen aus Geschütz und Protze und 12 Kombinationen mit zwei Protzen hintereinander.

Ende 1939 als Organisation eingeführt, zogen die Quad in Frankreich 1940 die 18-pdr, 18/25-pdr und 4,5-inch Haubitzen. Die katastrophale Niederlage der französischen Streitkräfte und der dadurch bedingte fluchtartige Rückzug der British Expeditionary Force (BEF) – Einheiten nach Dünkirchen, führte dazu, dass der Großteil der in Frankreich eingesetzten Fahrzeuge von der Wehrmacht erbeutet wurde, oder dass die Fahrzeuge vernichtet worden waren.

Auch die 75-mm-Geschütze, welche die USA zur Verfügung stellte, wurden ab Juni 1940, mit und ohne Protze von den FAT geschleppt. Auch wenn vorrangig die 25-pdr-Haubitzen geschleppt wurden, so waren diese Fahrzeuge überall, von Island bis Malaysia, im Einsatz, wo Field Artillery Regiments zum Einsatz kamen. Nahezu alle Commonwealth und sonstigen alliierten Einheiten, die 25-pdr-Haubitzen hatten waren mit diesem Fahrzeugtyp ausgerüstet.

Wenn auch etwas klein für die gesamte Ausrüstung, so war das Fahrzeug bei den Mannschaften recht beliebt. Doch die Motorisierung von 70 PS war für ein Gewicht von 9 t, die ein vollausgestatteter Geschützzug hatte, relativ gering und Steigungen konnten nur mit recht geringer Geschwindigkeit überwunden werden. Die eingebauten Winden kamen deshalb an Steigungen und im Schlamm regelmäßig zum Einsatz.

Mit dem Erscheinen der Panzerabwehrgeschütze 6-pdr und 17-pdr wurden auch diesen Quads als Zugmaschinen zugeteilt. Meist wurden diese Waffen ohne Protze gezogen, doch vereinzelt wurden 17-pdr mit Protzen bewegt, was wohl darauf zurückzuführen war, dass die Protzen eine Bremse hatte und damit das Geschütz schonender transportiert werden konnte, denn die Munition der 17-pdr passte wegen der Geschoßlänge nicht in diese Protzen.

Die bewährten Fahrzeuge blieben auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bei den britischen Streitkräften im Einsatz.

Die Konflikte in Korea und Malaysia sahen die FAT noch im intensiven Einsatz.

Alliierte und Commonwealth-Streitkräfte, welche die Fahrzeuge im Zweiten Weltkrieg zur Verfügung gestellt bekommen hatten, behielten diese gern und erhielten auch weitere Fahrzeuge, die zuvor mit der britischen Armee im Einsatz gestanden hatte, um Einheiten vollständig auszurüsten. Ein Beispiel ist die Königlich Niederländische Armee in Ostindien, welche diese intensiv nutzte.

Die Fertigung der Quads lief bis Anfang der 1950er Jahre, und die Fahrzeuge blieben bis 1959 im Dienst, als schließlich das letzte Fahrzeug verkauft wurde. Sie wurden von weniger spezialisierten Fahrzeugen, wie den 3-ton Lastkraftwagen Bedford RL und dem Fordson Thames E4, ersetzt.

Varianten

Mark I

Zwischen 1939 und 1940 wurden etwa 200 Fahrzeuge dieser frühen Ausführung gefertigt. Die Frontachse war mit einem Sperrdifferenzial konzipiert und die Achse war über der Federung montiert. Das Fahrzeug war grundsätzlich vierrad-angetrieben und hatte 10.50 x 20 inch Reifen. Das Gaspedal war mittig positioniert und nicht wie üblicherweise außen links.

Mark II

Etwa 4000 Stück der Ausführung Mk. II wurden von 1940 bis Anfang 1941 gebaut. Das Fahrzeug entsprach praktisch dem Typ Mk. I, aber bei der Frontaxe gab es Änderungen, das Sperrdifferenzial der Vorderachse entfiel.

Mark III

Die meisten gebauten Fahrzeuge gehörten zur 3. Ausführung. Etwa 6000 Stück wurden von 1941 bis 1945 gebaut. Die Frontachse wurde nun unter die Blattfederung gesetzt und aus dem permanenten Vierradantrieb wurde ein zuschaltbarer. Die Reifengröße änderte sich auf 10.50 x 16 inch und das Gaspedal wurde, wie allgemein üblich rechts montiert.

Veränderungen am Aufbau:

  • Alle Mk. I und vermutlich ca. 3000 der Mk. II hatten den "beetle back" Aufbau. Dieser hatte zwei Türen, nur zwei kleine Fenster auf der rechten Seite und eines an der linken Seite. Auf dem Dach waren zwei herausragenden runden Lüftern.
  • Die späteren Mk. II und die ersten 4000 Mk. III hatten den späten "beetle back" Aufbau mit einem zusätzlichen schmalen Fenster auf der rechten Vorderseite und Fenstern in beiden Türen. Das Dach war eine Plane auf einer gekreuzten Stahlrahmen-Konstruktion über dem Mannschaftsraum und zwei rechteckigen Lüftern hintern der Abdeckplane. Zusätzlich erhielt das Fahrzeug größere Tanks und größere Tanköffnungen.
  • Die letzten 2000 Mk. III wurden mit dem Aufbau "No. 5" geliefert. Eine neue rechteckige Form des Aufbaus und ein neues Planendach mit zwei runden Lucken sowie vier Seitentüren mit Fenstern stellten einen völlig neuen Entwurf dar.

Als die 18-pdr und 18/25-pdr Haubitzen nicht mehr im Einsatz waren, benötigten die Fahrzeug die Halterung für Plattformen auf dem hinteren Aufbau nicht mehr. Die Haltevorrichtung wurden grob entfernt und normalerweise wurde an dieser Stelle nun ein Gestell für zusätzliche Lasten montiert.

C8 / GS 4x4

Der Bedarf an Field Artillery Tractoren war 1944 weitgehend gedeckt und das Fahrwerk des Mk. III wurde für einen normalen Pritschen-Aufbau der 15-cwt - Kategorie verwendet (General Standard). Durch seinen Ursprung saß bei diesem Fahrzeug die Fahrerkabine relativ hoch und die Frontachse etwas weiter hinten im Vergleich zu anderen 15-cwt - Kategorie Fahrzeugen. Die Pritschen konnten je nach Zulieferer in Holz- oder Stahlausführung gehalten sein.

Galerie

Technische Daten

  • Gewicht: 3042 kg
  • Länge: 4,42 m
  • Breite: 2,21 m
  • Höhe: 2,26 m
  • Tankinhalt: 2 × 68 Liter (25 gallons)
  • Reichweite: 256 km (160 miles)
  • Motor: Morris 3,5-Liter-4-Zylinder-Seitenventil-Ottomotor mit 70 PS (52 kW)
  • Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h[1]

Trivia

Die Pritschenversion stand als deutscher LKW in der Serie „Ein Käfig voller Helden“ Pate.[2]

Literatur

  • Chris Bishop (Hrsg.): Waffen des zweiten Weltkriegs : eine Enzyklopädie. über 1500 Waffensysteme: Handfeuerwaffen, Flugzeuge, Artillerie, Kriegsschiffe, U-Boote. Dt. Erstausg. Auflage. Bechtermünz, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-5385-9 (Originaltitel: The Encyclopedia of weapons of World War II : the comprehensive guide to over 1,500 weapons systems, including tanks, small arms, warplanes, artillery, ships, and submarines. 1998. Übersetzt von Neumann & Nürnberger).
  • Mike Conniford: Morris CS8 & C4. Inkpen Art Productions, Caversham, Reading (Berks) 1981, ISBN 0-907403-05-0.
  • G.N. Georgano: World War Two Military Vehicles Transport & Halftracks. Reprint Auflage. Osprey, London 1995, ISBN 1-85532-406-7, S. 208.
  • Morris Commercial Cars Ltd. (Hrsg.): Driver's handbook : trucks, 15-cwt, 4 x 4, GS., wireless, light warning and air compressor. Birmingham (England) 1944, OCLC 506080724.
  • Philip Trewhitt: Panzer. Neuer Kaiserverlag, Klagenfurt 2006, ISBN 3-7043-3197-X, S. 150 (Original: Armoured Fighting Vehicles. Dempsey-Parr, Bristol 1999)
Commons: Morris C8 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Technische Daten, bei armyvehicles.dk
  2. http://www.imcdb.org/vehicle_524130-Morris-Commercial-CS8.html Morris-Commercial CS8 auf Internet Movie Cars Database
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