Moritz von Baumbach

Moritz Ernst von Baumbach (* 25. Februar 1789 in Maastricht; † 15. Juni 1871 in Kassel) war ein kurhessischer Jurist, Mitglied und Präsident der kurhessischen Ständeversammlung sowie Justizminister des Kurfürstentums Hessen.

Leben

Herkunft und Jugend

Moritz von Baumbach wurde am 25. Februar 1789 in Maastricht geboren, wo sein Vater, Wilhelm Lebrecht von Baumbach (* 12. Februar 1757 in Nentershausen, † 8. Juli 1826 in Kassel) aus dem Zweig Kirchheim der Herren von Baumbach, Rittmeister, später Major in einem niederländischen Dragonerregiment und Adjutant des Gouverneurs von Maastricht, des Landgrafen Friedrich von Hessen-Kassel zu Rumpenheim, war. 1793, nachdem das revolutionäre Frankreich sowohl Großbritannien als auch den Vereinigten Niederlanden den Krieg erklärt hatte, kehrte seine Mutter Caroline Schenck zu Schweinsberg mit Moritz und seiner Schwester Caroline nach Hessen zurück. Der Vater folgte Anfang 1795, nach der Eroberung von Maastricht durch die Franzosen im Herbst 1794 und dem Ende der alten Republik der Vereinigten Niederlande, und kümmerte sich um den von seiner Mutter geerbten Besitz in Reichensachsen.[1] Die Mutter starb 1796, und Moritz von Baumbach und seine Geschwister wurden ab 1797 von des Vaters zweiter Gattin, Amalie Treusch von Buttlar, und einem Hauslehrer erzogen.[2] Als Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel nach langem Rechtsstreit 1800 die Reichensachsener Lehnsgüter der Boyneburger als erledigte Lehen einzog, ging die Familie auf die Baumbach'schen Familiengüter in Kirchheim.

Nachdem Wilhelm Lebrecht von Baumbach Anfang 1803 als Oberstallmeister in Fulda in den Dienst des Prinzen Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau, dem späteren Wilhelm I. der Niederlande, im 1802–1806 bestehenden Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda berufen worden war,[3] pendelte Moritz von Baumbach von 1803 bis 1805 zwischen Kirchheim, Fulda und dem Familienstammsitz in Nentershausen. Im Jahre 1805 immatrikulierte er sich an der Philipps-Universität Marburg, um Rechtswissenschaften zu studieren.

Berufliche Laufbahn

Nach dem Abschluss seines Studiums wurde Baumbach im seit 1807 bestehenden napoleonischen Königreich Westphalen zunächst Assessor am Distriktstribunal in Hersfeld und dann im Oktober 1810 am Tribunal in Kassel unter dessen Präsidenten Otto von Porbeck. Im Februar 1813 wurde er zum Staatsrats-Auditor ernannt.

Nach dem Ende des Königreichs Westphalen im Herbst 1813 trat Moritz als Freiwilliger in das kurhessische Bataillon Freiwilliger Jäger zu Pferde ein, das 1814 als Teil des kurhessischen Armeekorps Lothringen und Luxemburg besetzte und im Juli 1814 wieder entlassen wurde. Danach wurde er wieder im restaurierten kurhessischen Gerichtswesen eingestellt, wo er sich einer schnellen Karriere erfreute. Bereits 1825 wurde er als Appellationsrat an das Oberappellationsgericht, das höchste Landesgericht, berufen. Da ihm die Trennung von Rechtspflege und Verwaltung auch symbolisch wichtig war, gab er daraufhin seinen Kammerherrnschlüssel dem Kurfürsten zurück.

Nach der Verkündigung der Kurhessischen Verfassung von 1831 wählte die Ritterschaft des Bezirks Fulda Baumbach in die Kurhessische Ständeversammlung, wo er – gemäßigt liberal – sich bemühte, zwischen dem Parlament und dem reaktionären Innen- und Justizminister Ludwig Hassenpflug zu vermitteln. Bei seiner Wiederwahl 1832 als Vertreter der Ritterschaft des Bezirks Fulda wurde ihm jedoch der zur Ausübung des Mandats notwendige Urlaub als Staatsdiener verweigert, worauf sein Halbbruder Ludwig Carl an seiner Stelle zum Abgeordneten gewählt wurde.

Als Hassenpflug 1834 wieder Justizminister wurde, versetzte er Baumbach vom Oberappellationsgericht in Kassel als Obergerichtsdirektor nach Rinteln in die entlegene Exklave Schaumburg;[4] die Stände der Grafschaft Schaumburg wählten ihn jedoch wiederholt in die kurhessische Ständeversammlung, deren Präsident er schließlich von 1839 bis 1844 war.

Im Zuge der Märzrevolution 1848 wurde Moritz von Baumbach am 11. März 1848 in der sogenannten Märzregierung des bisherigen Hanauer Oberbürgermeisters Bernhard Eberhard mit dem kurhessischen Justizministerium betraut. Die mit dem Einmarsch vor allem bayerischer Bundestruppen, von der hessischen Bevölkerung Strafbayern genannt, eingeläutete Reaktion markierte das Ende der beruflichen und politischen Laufbahn Baumbachs. Er wurde am 23. Februar 1850 als Justizminister entlassen, als das gesamte Ministerium zurücktrat und durch das zweite Ministerium Hassenpflug ersetzt wurde. Er bekam am 2. März 1850 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Kassel verliehen, wurde eine Woche später zum Präsidenten des Obergerichts in Marburg ernannt und legte dieses Amt im Dezember 1850 nieder, da er Hassenpflugs reaktionäre Politik nicht mittragen wollte.

Lebensabend

Er verbrachte seinen Lebensabend als Privatmann teils in Marburg und teils in Kassel. Moritz von Baumbach starb, nachdem er mehrere Schlaganfälle erlitten hatte, am 15. Juni 1871 in Kassel.

Ehe und Nachkommen

Moritz von Baumbach war zweimal verheiratet. Seine erste Ehe mit Luise Schenck zu Schweinsberg, Tochter des späteren (1830–1831) kurhessischen Justizministers Ferdinand Schenck zu Schweinsberg (1765–1842) und dessen Frau Christiane Friederike Wilhelmine Charlotte Treusch von Buttlar (1770–1832), endete mit dem frühen und kinderlosen Tod seiner Frau.[5] Daraufhin heiratete am 1. Juni 1827 deren jüngere Schwester Maria Sophia Caroline Schenck zu Schweinsberg (* 4. Januar 1800 in Marburg, † 27. Juni 1888 in Meiningen). Dieser Ehe entstammte eine Tochter, Luise Christiane Amalie Marie Sophie Caroline (* 11. Juni 1829 in Kassel, † 30. Mai 1887 in Meiningen), die den meiningischen Oberforstmeister Ernst von Baumbach (1821–1870), einen entfernten Verwandten ihres Vaters aus dem Hause Nassenerfurth, heiratete und mit diesem zwei Söhne hatte, Moritz und Carl.[6]

Literatur

  • Ewald Grothe (Hrsg.): Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlungen 1830–1866. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 13 = Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 43). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2016, ISBN 978-3-942225-33-5, Nummer KSV-024.
  • Ewald Grothe: Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt. Das Kurfürstentum Hessen in der ersten Ära Hassenpflug 1830–1837 (= Schriften zur Verfassungsgeschichte. Bd. 48), Duncker u. Humblot, Berlin 1996, ISBN 3-428-08509-4.
  • Harald Höffner: Kurhessens Ministerialvorstände der Verfassungszeit 1831–1866, masch.-schr., phil. Diss., Gießen 1981.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 64.
  • Philipp Losch: Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlung 1830–1866. Elwert, Marburg 1909, S. 13.
  • Hellmut Seier (Hrsg.): Akten und Briefe aus den Anfängen der kurhessischen Verfassungszeit 1830–1837, bearb. von Ewald Grothe und Hellmut Seier (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, Bd. 48,4; Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen, Bd. 8), Elwert, Marburg 1992, ISBN 3-7708-0993-9.
  • Karl Wilhelm Wippermann: Kurhessen seit dem Freiheitskriege. Kassel 1850.

Fußnoten

  1. Wilhelm Lebrechts Mutter war Christine Luise, oder auch Louisa Christina, von Boyneburg gen. Hohenstein (* 17. Mai 1730 in Reichensachsen, † 28. Dezember 1805 in Nentershausen), Tochter von Dietrich Philipp von Boyneburg gen. von Hohenstein (Hanstein) zu Reichensachsen und Henriette von Bodenhausen; sie hatte 1745 Reinhard IV. von Baumbach (1708–1765) geheiratet. Mit dem Tod des Hessen-Kasseler Oberhofmarschalls Carl von Boyneburg gen. Hohenstein (1729–1792) fielen die Allodial- und Lehnsgüter der Boyneburg zu Reichensachsen an sie.
  2. Wilhelm Lebrecht von Baumbach war zweimal verheiratet. Der am 7. Mai 1788 mit Caroline Schenck zu Schweinsberg (7. Mai 1770 in Schweinsberg, † 11. November 1796 in Kassel) geschlossenen Ehe entstammten Moritz, Caroline und der 1796 geborene Friedrich. 1798 heiratete er Amalie Treusch von Buttlar aus dem Hause Altefeld, mit der er die Söhne Ludwig, Ernst und Hermann und die Töchter Marie, Mathilde und Auguste hatte. (Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim: Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799–1883).)
  3. Diese Stellung verlor er im Oktober 1806, als das Fürstentum von Napoléon aufgelöst wurde.
  4. Karl Wilhelm Wippermann: Kurhessen seit dem Freiheitskriege, Kassel 1850, S. 345.
  5. Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim: Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799–1883) und August von Baumbach: Geschichte der zur althessischen Ritterschaft gehörenden Familie von Baumbach. Elwert, Marburg 1886, S. 90.
  6. August von Baumbach: Geschichte der zur althessischen Ritterschaft gehörenden Familie von Baumbach. Elwert, Marburg 1886, S. 90.
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