Monotypie

Monotypie ist ein im 17. Jahrhundert wohl von Giovanni Benedetto Castiglione (1609–1664) erfundenes Verfahren der Bildenden Kunst.

Castiglione: Kopf eines Orientalen, 1655, Monotypie aquarelliert und mit Öl überarbeitet

Statt auf Papier oder Leinwand wird auf Glas-, Igelit-, Acryl- oder Metallplatten gezeichnet oder gemalt und, solange die Farbe noch feucht ist, mittels Presse oder Handabreibung auf das Papier gedruckt. Geschieht das mit einer Druckpresse, hat der Abzug einen Plattenrand wie ein Tiefdruck.

Die Bildgestaltung erfolgt als Druckvorgang entweder durch selektives Auftragen der Farbe oder durch selektives An- beziehungsweise Durchpressen des Druckstoffes etwa eines dünnen Papiers. Das Motiv wird mit feuchter Farbe auf das Trägermedium gemalt, der Abzug angefertigt, während die Farbe noch nass ist.

Eine alternative Monotypietechnik funktioniert folgendermaßen: Auf eine absolut gleichmäßig mit einer Druckfarbe (zum Beispiel Offsetdruckfarbe, als Rest in einer Druckerei erhältlich) eingewalzte Glas-, Stein- oder Acrylplatte wird ein sehr dünnes Papier gelegt. Auf der obenliegenden Rückseite des Papiers wird seitenverkehrt das Motiv gezeichnet.

Es kann vor dem Auflegen auf die eingewalzte Platte vorgezeichnet werden. Weiche Zeichengeräte, beispielsweise Graphitkreide, erzeugen einen weichen samtenen Strich, harte, wie zum Beispiel ein Kugelschreiber, eine entsprechend klare Linie auf der Unterseite. Halbtöne werden durch Anreiben mit dem Daumen oder Handballen erzeugt oder durch Verwendung von Farbflächen mit unterschiedlicher Fetthaltigkeit der Farbe. Bei Verwendung von Ölfarben sind ebenfalls Schattierungen durch Abtupfen mit einem Lappen oder Verdünnen der Farbe mit Terpentin möglich und bei einem Druck/Handabrieb auf Seidenpapier und ähnlichem Material erscheinen die Abzüge ähnlich einer Lithographie.

Peter Trautner: Drache, Monotypie von Öl auf Glasplatte gedruckt

Mehrfarbige Monotypien bekommt man durch neu oder zusätzlich mit weiteren Farben eingewalzte Glasplatten.

Durch die Verbindung beider Techniken erreicht man reizvolle Ergebnisse.

Durch Aneinanderreihen von Monotypien in der Senk- und Waagerechten erhält man Mosaike, die einen besonderen Reiz ausüben.

Die Monotypie (mono-, griechisch „allein, einzig, ein“, und typographía „Schlag, Abdruck, Figur, Typ“ – „ein einziger Druck“) ist somit ein Unikat und kann nicht der herkömmlichen Druckgrafik zugerechnet werden, da das Hauptmerkmal der Druckgrafik, die Herstellung beliebig vieler (nahezu) identischer Abbildungen, von denen jedes ein Original darstellt, nicht gegeben ist.

Nicht die Druckform bestimmt das Bild, sondern die Art und Weise, wie die Farbe auf eine ebene Fläche aufgetragen und davon abgenommen wird. Die Verbindung zur Druckgrafik ist darin zu sehen, dass die Bildfläche nicht direkt, sondern in mittelbarer Arbeitsweise bearbeitet wird.

Die Monotypie ist daher eine Verbindung von Malerei, Zeichnung und Grafik. In Deutschland schufen u. a. Otto Engelhardt-Kyffhäuser, Max Lachnit, Wilhelm Lachnit, Herbert Tucholski, Willi Ulfig und Willy Wolff Monotypien.

Siehe auch

Literatur

  • Walter Koschatzky: Die Kunst der Graphik: Technik, Geschichte, Meisterwerke (= dtv Taschenbuch. Band 30742). 14. Auflage. dtv, München 2003, ISBN 978-3-423-30742-0.
  • Jonas Beyer: Zwischen Zeichnung und Druck: Edgar Degas und die Wiederentdeckung der Monotypie im 19. Jahrhundert. Fink, Paderborn 2014, ISBN 978-3-7705-5568-0 (406 Seiten mit Illustrationen, Dissertation Freie Universität Berlin 2012, Inhaltsverzeichnis, Kurzangabe).
Commons: Monotypie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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