Mitterrohrenstadt
Mitterrohrenstadt ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz in Bayern.
Mitterrohrenstadt Gemeinde Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz | |
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Koordinaten: | 49° 23′ N, 11° 26′ O |
Höhe: | 445 m ü. NHN |
Einwohner: | 142 (31. Dez. 2015) |
Postleitzahl: | 92348 |
Vorwahl: | 09189 |
Mitterrohrenstadt |
Geografie
Das Dorf liegt im Oberpfälzer Jura, ca. 6,5 km nördlich des Gemeindesitzes im Tal des Rohrenstädter Baches. Es ist mit Oberrohrenstadt zusammengewachsen.
Mitterrohrenstadt ist über eine Gemeindeverbindungsstraße zu erreichen, die von der Kreisstraße NM 9 nahe bei der Ausfahrt Oberölsbach der A 3 abzweigt und über Unterrohrenstadt und Mitterrohrenstadt weiter nach Oberrohrenstadt führt.
Vom Ort geht eine Gemeindeverbindungsstraße hinauf nach Stöckelsberg. Über einen Wanderweg, dem 2016 errichteten „Racklburgweg“, gelangt man zum Standort der einstigen Racklburg.[1]
Geschichte
Der Ort Rohrenstadt ist geteilt in Unterrohrenstadt, Mitterrohrenstadt und Oberrohrenstadt. In (Mitter-)Rohrenstadt saßen ursprünglich die Rohrenstädter/Rornstädter, die um die Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals fassbar werden. Sie waren Ministeriale der Hirschberger und Wohltäter des Benediktinerklosters Kastl. Ihr Stammsitz stand auf dem Berg oberhalb von Mitterrohrenstadt, im Volksmund „Racklburg“ genannt (nordöstlich von Mitterrohrenstadt und westlich von Wünricht gelegen); es sind nur noch Steinhaufen und -wälle sichtbar. Zum Schloss gehörten die Ackergründe am Berg gegen Wünricht und Wiesengründe am Rohrenstädter Bach.[2] Um 1350 ist die Kirche von (Ober-)Rohrenstadt erstmals urkundlich erwähnt, als eine Glocke angeschafft wurde; selbständige Pfarrei war Rohrenstadt St. Kolomann, zu der Mitterrohrenstadt gehörte, von 1444 bis zur Reformation 1625, wobei das Präsentationsrecht die Rornstädter bis zum Verzicht im Jahre 1522 besaßen und auch ein späterer Schlossbesitzer mit seinem Gesuch von 1693 an die Regierung in Amberg nicht mehr beanspruchen konnte.[3] Der letzte Rornstädter, Georg von Rornstatt, hatte nämlich seinen Besitz, das „Pfarrlehen, Vogtey, Höfe, Zins, Gült, Mannschaft und Gerechtigkeiten zu Ober-. Mitter- und Unterrohrenstatt“ 1522 an den pfälzischen Kurfürsten Ludwig V. verkauft, der Rohrenstadt dem Pflegamt Haimburg unterstellte.[4] Der größere Besitz im Mitterrohrenstadt war stift-kastlisch und gehörte zur klösterlichen Hofmark Litzlohe.[5] Dieses Lehensgut wurde bis zur Säkularisation des Klosters 1803 an verschiedene Adelige verliehen. Auch die Reichsstadt Nürnberg war in Mitterrohrenstadt begütert.[6]
Im Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05 wurde das Dorf gebrandschatzt.[7] Vermutlich wurde auch die Racklburg in diesem Krieg, durch den die Gegend für fast zwei Jahrzehnte an Nürnberg fiel, zerstört.[8] Im Dreißigjährigen Krieg meldete das Amt Pfaffenhofen 1639 der pfalzgräflichen Regierung in Amberg für Unterrohrenstadt, Mitterrohrenstadt und Reichelshof (= Reicheltshofen) zusammen nur acht Höfe als belegungsfähiges Winterquartier für Truppen; die Mehrzahl der Höfe lag wohl kriegsbedingt öd.[9] Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand Mitterrohrenstadt aus 15 Anwesen, die fünf Grundherren gehörten. Größter Grundherr war das Kastenamt Pfaffenhofen, dessen Untertanen auf einem Dreiachtelhof, einem Viertelhof, zwei Dreisechzehntelhöfen, drei Einachtelhöfen und einem Sechzehntelhof saßen. Stift-kastlich waren ein Viertelhof und ein Sechzehntelhof. Dem Kastenamt Haimburg gehörte der Halbhof Bogner, dem Klosterpflegeamt Engelthal der Halbhof „Merzenhof“, wohl die Schenkung einer Nürnberger Patrizierfamilie. Die Reichsstadt Nürnberg verwaltete im Landalmosenamt das Mühlgut, einen Achtelhof und einen Zweiunddreißigstelhof. Die Hochgerichtsbarkeit übte das kurfürstliche Pflegamt Haimburg aus.[10]
Im Königreich Bayern (1806) wurde ein Steuerdistrikt Stöckelsberg, bei der Gemeindebildung um 1810/20 die Ruralgemeinde Stöckelsberg im Landgericht und Rentamt Kastl gebildet. Ihr gehörten die Ansiedelung Stöckelsberg und das ehemalige, vom Kloster Kastl als Lehen vergebene Rittergut Rornstadt an, bestehend aus Unter-, Mitter- und Oberrohrenstadt.[11] 1862 kam das Landgericht Kastl und damit auch die Gemeinde Stöckelsberg zum neuen Bezirksamt Velburg, bei dessen Auflösung im Jahr 1880 zum Bezirksamt Neumarkt in der Oberpfalz.
1850/51 wurde der Zweidrittelzehnt des Pfarrers von Stöckelsberg „in den 3 Rohrenstadt“ fixiert auf 23 Scheffel Korn und elf Scheffel Haber.[12] In der Flur von Mitterrohrenstadt standen um 1937 zwei Feldkreuze. 1908 gab es im Dorf eine Schule, in die die Kinder von ganz Rohrenstadt, Reicheltshofen und Wünricht gingen.[13]
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern fusionierten am 1. Mai 1972 die Gemeinde Stöckelsberg und die aufgelöste Gemeinde Häuselstein mit ihren vier Gemeindeteilen Häuselstein, Reicheltshofen, Wünricht und Mauertsmühle. Diese vergrößerte Gemeinde wurde ihrerseits am 1. Mai 1978 in die Großgemeinde Berg eingegliedert. Seitdem ist Mitterrohrenstadt ein Gemeindeteil von Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz. Hatte Mitterrohrenstadt im 19. Jahrhundert etwa 100 Einwohner, so stieg diese Zahl im 20. Jahrhundert an, bei zunehmendem Wohnungsbau deutlich in den 1980er Jahren, so dass die Einwohnerzahl inzwischen bei rund 140 liegt.
Die Mühle von Mitterrohrenstadt wurde von einem 300 m langen, inzwischen verfüllten Mühlbach des Rohrenstädter Baches angetrieben und war mit einem oberschlächtigen Mühlrad ausgestattet, bis 1939 eine Francis-Turbine mit 6,5 PS Leistung eingebaut wurde. Der Mahlbetrieb wurde um 1960 aufgegeben, das bei einer Versteigerung der Wurm’schen Mühle im Jahr 1865 erwähnte Sägewerk bereits 1910 stillgelegt.[14]
Der 1964 gegründete Schützenverein Wiesengrund Rohrenstadt hat sein 1998 eingeweihtes Schützenhaus in der Unteren Dorfstraße von Unterrohrenstadt.[15]
Einwohnerentwicklung von Mitterrohrenstadt
- 1836: 93 (18 Häuser)[16]
- 1871: 93 (37 Gebäude; Viehbestand: 4 Pferde, 67 Stück Rindvieh)[17]
- 1900: 115 (24 Wohngebäude)[18]
- 1937: 108 (Katholiken)[19]
- 1950: 135 (24 Wohngebäude)[20]
- 1961: 116 (23 Wohngebäude)[21]
- 1970: 120[22]
- 1987: 128 (38 Wohngebäude, 40 Wohnungen)[23]
- 2015: 142 (Stand: 31. Dezember; 77 männlich, 65 weiblich)[24]
Literatur
- Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1937, II. Band 1938 (Digitalisat von Band II)
- Bernhard Heinloth: Neumarkt. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 16. Kommission für Bayrische Landesgeschichte, München 1967, ISBN 3-7696-9900-9 (Digitalisat).
- Ober-, Mitter- und Unterrohrenstadt. In: Josef Breinl: Chronik der Grossgemeinde Berg. Mit Heimatgeschichte aller Ortsteile, Berg 1996, S. 110–114
Weblinks
- Mittelohrenstadt in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 7. Februar 2022.
- Wanderwegschilderung Rohrenstädter Tal
- Ansporn 3/2015, Magazin für nachhaltige Entwicklung im Landkreis Neumarkt
Einzelnachweise
- neumarkt-tv.de
- Breinl, S. 111
- Buchner II, S. 553 f.
- Breinl, S. 110–114; Buchner II, S. 554, (Digitalisat)
- Heinloth, S. 221, (Digitalisat)
- Heinloth, S. 249, (Digitalisat)
- Armin Gugau: Untersuchungen zum Landshuter Erbfolgekrieg von 1504/1505. Die Schäden und ihre Behebung, München 2015, S. 158, 225
- Exkursionsnotizen von F. Fürnrohr und J. Sigl (Memento des vom 15. September 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, 84. Band, 1934, S. 136, (Digitalisat, dort S. 136) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Heinloth, S. 302, (Digitalisat)
- Heinloth, S. 329, (Digitalisat)
- Buchner II, S. 557, (Digitalisat)
- Buchner II, S. 559, (Digitalisat)
- Kurt Romstöck (Text) und Alfons Dürr (Zeichnungen): Die Mühlen im Landkreis Neumarkt i. d. Opf. , Neumarkt i. d. Opf. 2004, S. 89; Beilage zum Allgemeinen Anzeiger der Bayerischen Zeitung, Nr. 188, 11. Juli 1865, S. 1542
- Website des Schützenvereins
- Popp, Th. D. (Hg.): Matrikel des Bissthumes Eichstätt, Eichstätt: Ph. Brönner, 1836, S. 145
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 975, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 874 (Digitalisat).
- Buchner II, S. 558, (Digitalisat)
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 749 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 553 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 129 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 257 (Digitalisat).
- Mitteilungsblatt Gemeinde Berg vom Februar 2016, S. 8