Mittelkalbach

Mittelkalbach ist der größte Ortsteil der Gemeinde Kalbach im osthessischen Landkreis Fulda und Sitz der Gemeindeverwaltung. Zu Mittelkalbach gehören die Weiler Bucheller und Grashof.

Mittelkalbach
Gemeinde Kalbach
Koordinaten: 50° 25′ N,  38′ O
Höhe: 311 (301–370) m ü. NHN
Fläche: 10,56 km²[1]
Einwohner: 1911 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 181 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 36148
Vorwahl: 06655
Mittelkalbach von der Bornhecke aus gesehen
Mittelkalbach von der Bornhecke aus gesehen

Geographie

Lage

Mittelkalbach liegt im Süden des Landkreises Fulda, im Naturpark „Hessische Rhön“.

Nachbarorte

Mittelkalbach grenzt im Norden an den Ort Niederkalbach, im Osten an den Ort Oberkalbach, im Südosten an die Orte Eichenried und Veitsteinbach, im Süden an den Ort Hutten und im Westen an den Ort Schweben.

Geschichte

Im Mittelalter hatte sowohl das Kloster Neuenberg Besitz in Mittelkalbach, wie auch die Herren von Lauter aus Schlüchtern. Im 17. Jahrhundert ging der Besitz auf das Hochstift Fulda über, welches in Mittelkalbach eine Meierei einrichtete.

Auswanderer aus Mittelkalbach zählen zu den ersten Siedlern in Fulda, Ohio.[2]

Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde kraft Landesgesetz am 1. August 1972 Mittelkalbach in die neue Großgemeinde Kalbach eingegliedert.[3][4] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Mittelkalbach.

Einwohnerentwicklung

 1812:80 Feuerstellen, 600 Seelen[5]
Mittelkalbach: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020
Jahr  Einwohner
1812
 
600
1834
 
934
1840
 
1.100
1846
 
875
1852
 
841
1858
 
891
1864
 
894
1871
 
768
1875
 
898
1885
 
802
1895
 
825
1905
 
880
1910
 
910
1925
 
1.024
1939
 
1.162
1946
 
1.402
1950
 
1.358
1956
 
1.317
1961
 
1.408
1967
 
1.617
1970
 
1.647
1972
 
1.668
1987
 
1.625
1989
 
1.683
1996
 
1.896
2006
 
1.960
2011
 
1.935
2016
 
1.899
2020
 
1.911
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [5] nach 1970 Gemeinde Kalbach:[1]; Zensus 2011[6]

Religionszugehörigkeit

Katholische Kirche St. Sebastian Mittelkalbach

 Quelle: Historisches Ortslexikon[5]

 1885:03 evangelische (= 0,37 %), 798 katholische (= 99,50 %) und 1 jüdischer (= 0,12 %) Einwohner
 1961:33 evangelische (= 2,34 %), 1362 römisch-katholische (= 96,73 %) Einwohner

Religion

Im Ort steht eine katholische Kirche St. Sebastian. Im Jahr 1898 bestellte Pfarrer Dr. Rügel für die Kirche zwei Bronzeglocken bei der renommierten Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen. Sie wurde im 1. Weltkrieg eingeschmolzen. In den Jahren 1920 und 1926 goss Otto zwei neue Bronzeglocken. Sie wurden im 2. Weltkrieg beschlagnahmt und eingeschmolzen. Die dritte Generation Otto-Glocken wurde 1950 gegossen und geliefert. Das Geläut wiegt 2.340 kg und hat die Schlagtonreihe: f – as – b – c. Die Glocken haben folgende Durchmesser: 1170 mm, 984 mm, 876 mm und 780 mm.[7][8]

Heute ist die Kirche St. Sebastian Pfarrkirche der Pfarrei St. Kilian, welche organisatorisch zum Pastoralverbund Heiliger Geist Kalbach-Neuhof gehört.

Politik

Bei den Kommunalwahlen 2021 erlangten die CDU und die Bürger für Kalbach (BfK) jeweils vier Sitze und die SPD einen Sitz im Ortsbeirat.[9] Ortsvorsteher ist Arnd Rössel[10] (BfK).

Wirtschaft und Infrastruktur

  • Mittelkalbach hat ein eigenes Bürgerhaus, eine Grundschule und einen viergruppigen Kindergarten.
  • In der Nähe von Mittelkalbach befindet sich der ehemals größte Solarpark des Landkreises Fulda. Die Anlage hat eine Gesamtleistung von 365 kW und wird von der Rhön Energie Fulda betrieben.

Verkehr

Durch den Ort führen die Landesstraße 3206 und die Kreisstraßen 77 und 79.

Eisenbahn

Eisenbahn-Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg

Durch Mittelkalbach verläuft die Eisenbahn-Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg. Der 1298 m lange Kalbachtunnel, die je 773 m langen Tunnel Hartberg und Bornhecke sowie die Kalbach-Talbrücke (364 m) liegen auf dem Gebiet der Gemeinde. Das nördliche Viertel des Landrückentunnels, des mit einer Länge von 10.779 m längsten Tunnels in Deutschland, liegt ebenfalls auf Gemeindegebiet.

Neubaustrecke Gelnhausen–Kalbach

Tunnelentwässerung

Durch die Gemeinde Kalbach führt die von der DB Netz AG bevorzugte Trasse für die Neubaustrecke Gelnhausen-Kalbach, (Trassenvariante IV)[11]. Geplant ist zwischen Schlüchtern und Mittelkalbach ein ca. 10 km langer Eisenbahntunnel, der den Landrücken nicht auf dem kürzesten Weg von Süd nach Nord (Trassenvariante Variante V) quert, sondern von Schlüchtern kommend, über eine längere Distanz längs von West nach Ost über die Gemarkung Rückers mit der Steinkammer (Naherholungs- und Quellgebiet im Naturpark Rhön) nach Mittelkalbach führt. In Mittelkalbach ist dann die Einfädelung in die Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg geplant[12] und nördlich von Schlüchtern eine Verknüpfung mit der Bestandsstrecke vorgesehen.

Im großräumigen Gebiet befinden sich die Rhein-Weser-Wasserscheide und die wichtigsten Quellen der Gemeinden Kalbach und Flieden. Dies sind die Quellen im Tiefwieschen unterhalb des Fliegenhäubchens (Wasserversorgung der Gemeinde Kalbach), die Quellen im Hermannswinkel und unterhalb der Steinkammer, die Struth- und die Aschquelle (Wasserversorgung der ehem. Gemeinde Rückers) und die Quellen im Kalkofen (Wasserversorgung der Gemeinde Flieden). Befürchtet wird durch die Drainagewirkung des Tunnels (Ableitung des Bergwassers) eine Entwässerung des Berges und das Auftreten von Erdfällen.

Zurzeit läuft das Raumordnungsverfahren[13]. Parallel zum Raumordnungsverfahren laufen bereits die Erkundungsbohrungen für den Ausbau der Strecke[14]. Im Februar 2022 wurde die Vorplanung ausgeschrieben[15].

Die von der Variante IV stark betroffenen Kommunen Bad Soden-Salmünster, Schlüchtern, Steinau und Kalbach lehnen diese Variante ab[16][17].

Sonstiges

  • Bekannt wurde der Ort, als am 26. April 2008 im nahegelegenen Landrückentunnel ein ICE in eine Schafherde fuhr und die 170 Fahrgäste in das Bürgerhaus von Kalbach gebracht wurden.[18]

Einzelnachweise

  1. Lage, Fläche, Einwohner. In: Webauftritt. Gemeinde Kalbach, abgerufen im Januar 2021.
  2. The German beginning of Fulda, Ohia (engl.) (Memento vom 3. Dezember 2002 im Webarchiv archive.today)
  3. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fulda und Hünfeld und der Stadt Fulda (GVBl. II 330-14) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 220, § 11 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 395.
  5. Mittelkalbach, Landkreis Fulda. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Dezember 2020;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  7. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbes. S 509, 520, 528.
  8. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, hier insbes. S. 476, 484, 489, 504, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
  9. Ergebnis der Ortsbeiratswahl auf Votemanager, abgerufen am 22. März 2021.
  10. Ortsvorsteher der Gemeinde Kalbach (Memento des Originals vom 28. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gemeinde-kalbach.de, abgerufen im Juni 2016.
  11. RP Darmstadt "Landesplanungsrechtliches Verfahren - Aktuelles Raumordnungsverfahren"@1@2Vorlage:Toter Link/rp-darmstadt.hessen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  12. Vorzugsvariante für Neubaustrecke Gelnhausen – Fulda steht fest. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 10, Oktober 2018, ISSN 1421-2811, S. 544.
  13. Regierungspräsidium Kassel: "Ausbau/Neubau Schienenstrecken NBS Gelnhausen - Kalbach" (Memento des Originals vom 20. November 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/rp-kassel.hessen.de
  14. Baugrund-wird-untersucht-Bohrungen-in-Vorbereitung-der-neuen-Bahnstrecke (Memento des Originals vom 2. Dezember 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bahnblogstelle.net
  15. Neubaustrecke Gelnhausen – SFS Fulda/Würzburg, BIM Planungsleistungen LPH 1-2 (Option 3-4, 6-7). In: bieterportal.noncd.db.de. 9. Februar 2022, abgerufen am 9. Februar 2022.
  16. Osthessen-News vom 22. Oktober 2020: „Geplanter Bahnausbau: Vier Kommunen sprechen sich gegen Variante IV aus!“
  17. Viel Kritik seitens der betroffenen Kommunen - Bahnstrecke Hanau-Würzburg/Fulda: Jetzt äußern sich die Bürgermeister
  18. FAZ: ICE raste in Schafherde
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