Mitoviren

Mitoviridae (Mitoviren) ist eine Familie von Einzelstrang-RNA-Viren. Ihre Mitglieder wurden früher in der monotypischen Gattung Mitovirus zusammengefasst, die aber 2021 vom International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV) in mehrere Gattungen aufgesplittet wurde.[2]

Mitoviren

Die Mitoviren haben kein Kapsid und keine
Virus­hülle, RNA-Genom und RdRp bilden
einen nackten Ribo­nukleo­protein-Komplex

Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Riboviria[1]
Reich: Orthornavirae[2]
Phylum: Lenarviricota
Klasse: Howeltoviricetes
Ordnung: Cryppavirales
Familie: Mitoviridae
Taxonomische Merkmale
Genom: (+)ssRNA linear
Baltimore: Gruppe 4
Symmetrie: ohne Kapsid
Hülle: keine
Wissenschaftlicher Name
Mitoviridae
Links
NCBI Taxonomy: 2732892
ViralZone (Expasy, SIB): 304 („Mitovirus“)
ICTV Taxon History: 202007204

Die frühere Gattung Mitovirus war ursprünglich ein Mitglied der Familie Narnaviridae (als Schwestergattung von Narnavirus), wurde aber vom ICTV bereits vor ihrer Aufspaltung in eine eigene Familie, Ordnung und Klasse ausgegliedert, da trotz ähnlich einfacher Morphologie die phylogenetischen Beziehungen weitläufiger sind als zunächst angenommen. Es gibt (mit Stand April 2022) vier vom ICTV bestätigte Gattungen mit insgesamt 105 bestätigten Arten (Spezies) in dieser Gattung.[3]

Als natürliche Wirte dienen Pilze, was die Vertreter dieser Gattung als Mykoviren klassifiziert.[4]

Aufbau

Mitoviren (im Sinn von Mitgliedern der Gattung Mitovirus) haben weder Strukturproteine noch ein Kapsid. Sie haben daher kein echtes Virion.[4]

Genom

Genomkarte der Gattung Mitovirus

Das Genom der Mitoviren ist nicht segmentiert (monopartit) und besteht aus einem Einzelstrang-RNA-Molekül mit positiver Polarität. Es hat einen Offenen Leserahmen (en. open reading frame, ORF), der für die RNA-abhängige RNA-Polymerase (RdRp) kodiert. Das Genom ist mit der RdRp im Zytoplasma des Wirtspilzes assoziiert und bildet einen nackten Ribonukleoprotein-Komplex.[5]

Replikationszyklus

Die Replikation erfolgt im Zytoplasma. Sie folgt dem üblichen Modell der Replikation positiv-strängiger RNA-Viren; gleiches gilt für die Transkription. Als natürliche Wirte dienen Pilze. Das Virus verlässt die Wirtszelle durch eine Bewegung von Zelle zu Zelle. Die Übertragungswege sind vertikal (auf die Nachkommen des Wirts) und sexuell.[4]

Systematik

Innere Systematik

Mit Stand April 2022 gibt es vier Gattungen in der Familie:[2]

Familie Mitoviridae

  • Gattung Duamitovirus (49 Spezies)
    • Duamitovirus crpa1 (früher Cryphonectria mitovirus 1)
    • Duamitovirus opno1c (früher „Ophiostoma mitovirus 1c“)
    • Duamitovirus opno3a (früher Ophiostoma mitovirus 3a)
  • Gattung Kvaramitovirus (1 Spezies)
    • Spezies Kvaramitovirus opno7
  • Gattung Triamitovirus (9 Spezies)
  • Gattung Unuamitovirus (46 Spezies)
    • Spezies Unuamitovirus opno4 (früher Ophiostoma mitovirus 4)
    • Spezies Unuamitovirus opno5 (früher Ophiostoma mitovirus 5)
    • Spezies Unuamitovirus opno6 (früher Ophiostoma mitovirus 6)

Zuvor gab es mit Stand März 2021 nur fünf bestätigte Spezies in der damaligen Gattung Mitovirus,[3] dazu kommt immer noch eine große Anzahl von Vorschlägen:[6]

Familie Mitoviridae mit einziger Gattung Mitovirus

  • Stamm Cryphonectria cubensis mitovirus 1a
  • Stamm Cryphonectria cubensis mitovirus 1b
  • Stamm Cryphonectria cubensis mitovirus 1c
  • Stamm Cryphonectria parasitica mitovirus 1-NB631 (Referenzstamm)
  • Spezies Ophiostoma mitovirus 4
  • Spezies Ophiostoma mitovirus 5
  • Spezies Ophiostoma mitovirus 6
  • Spezies Ophiostoma mitovirus 3a

Zu dieser Zeit (Stand 17. Juni 2021, Auswahl nach NCBI) hatten die folgenden Spezies alle noch Vorschlagsstatus:[7]

  • Spezies „Thrips tabaci associated mitovirus 1
  • Spezies „Thrips tabaci associated mitovirus 2
  • Spezies „Thrips tabaci associated mitovirus 3
  • Spezies „Tuber aestivum mitovirus
  • Spezies „Tuber excavatum mitovirus
  • Spezies „Valsa cypri mitovirus
  • Spezies „Valsa malicola mitovirus 1
  • Spezies „Valsa malicola mitovirus 2

Diese Kandidaten werden beim NCBI zwar provisorisch als Spezies geführt, können sich aber unter Umständen lediglich als Stämme bereits bekannter oder (zusammen mit anderen) neuer Spezies erweisen.

Anmerkung: Die Namensgebungen weisen nicht alle auf Pilze hin. Entweder parasitieren die betreffenden Kandidatenmitglieder andere Eukaryoten (etwa Stechmücken): Bei Genomsequenzen aus der Metagenomik besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass sie deswegen mit diesen vergesellschaftet (assoziiert) sind, weil ihr Wirt ein Pilz ist, der mit diesen Tieren, Pflanzen usw. in einer symbiotischen (vielleicht parasitären) Beziehung steht und auf oder in diesen lebt. Diese Frage ist in den betreffenden Fällen daher noch zu klären.[8]

Äußere Systematik

Zwar gibt es mit dem derzeitigen Stand vom 18. Juni 2021 in den Mitoviridae außerhalb der Gattung Mitovirus keine bestätigten Gattungen oder Spezies, das NCBI listet jedoch folgende Kandidaten:[9]

  • Spezies „Soybean thrips mito-like virus 1“ (Soya-Thripse Neohydatothrips variabilis, Thripidae)
  • Spezies „Soybean thrips mito-like virus 2

Einzelnachweise

  1. ICTV Master Species List 2018b.v2. MSL #34, März 2019.
  2. ICTV: ICTV Master Species List 2021.v1, New MSL including all taxa updates since the 2020 release, March 2022 (MSL #37)
  3. Virus Taxonomy: 2021 Release. International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV), März 2022, abgerufen am 11. April 2022.
  4. Viral Zone. ExPASy, abgerufen am 15. Juni 2021.
  5. Viral Zone. ExPASy, abgerufen am 15. Juni 2021.
  6. L. Botella et al. (ICTV Mitoviridae SG, Fungal and Protist Viruses Subcommittee Chair): Proposal 2021-003F, Create 100 new species and four new genera (Cryppavirales: Mitoviridae). Oktober 2020.
  7. NCBI: unclassified Mitovirus (list)
  8. Joseph R. Fauver, Shamima Akter, Aldo Ivan Ortega Morales, William C. Black IV, Americo D. Rodriguez, Mark D. Stenglein, Gregory D. Ebel, James Weger-Lucarelli: A reverse-transcription/RNase H based protocol for depletion of mosquito ribosomal RNA facilitates viral intrahost evolution analysis, transcriptomics and pathogen discovery, in: Virology, Band 528, Februar 2019, S. 181–197, doi:10.1016/j.virol.2018.12.020
  9. NCBI: unclassified Mitoviridae (list)
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