Tragwein

Tragwein ist eine Marktgemeinde in Oberösterreich im Bezirk Freistadt im Mühlviertel mit 3166 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023).

Marktgemeinde
Tragwein
WappenÖsterreichkarte
Wappen von Tragwein
Tragwein (Österreich)
Tragwein (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Oberösterreich
Politischer Bezirk: Freistadt
Kfz-Kennzeichen: FR
Fläche: 39,48 km²
Koordinaten: 48° 20′ N, 14° 37′ O
Höhe: 491 m ü. A.
Einwohner: 3.166 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 80 Einw. pro km²
Postleitzahl: 4284
Vorwahl: 07263
Gemeindekennziffer: 4 06 20
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Markt 33
4284 Tragwein
Website: www.tragwein.at
Politik
Bürgermeister: Josef Naderer (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2021)
(25 Mitglieder)
Insgesamt 25 Sitze
Lage von Tragwein im Bezirk Freistadt
Lage der Gemeinde Tragwein im Bezirk Freistadt (anklickbare Karte)
Lage der Gemeinde Tragwein im Bezirk Freistadt (anklickbare Karte)
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Kirche und Marktplatz von Tragwein
Kirche und Marktplatz von Tragwein
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Geografie

Der Ort Tragwein liegt auf 491 Meter Seehöhe inmitten der stark gegliederten Hügellandschaft zwischen den Flüssen Aist und Naarn, auf einer Kuppe zwischen den Nord-Süd verlaufenden Tälern des Lungitz- und Kettenbaches. Die höchsten Erhebungen sind der Katzenberg (592 m) im Norden und der Hennberg (~580m) im Südosten.

Die Ausdehnung des Gemeindegebiets beträgt von Nord nach Süd 11,2 und von West nach Ost 5,7 Kilometer. Die Gesamtfläche umfasst 39,48 Quadratkilometer, wovon 35 Prozent auf Wald und 57 Prozent auf landwirtschaftlich genutzte Flächen entfallen.[1]

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet umfasst folgende 14 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2023[2]):

  • Fraundorf (217)
  • Haarland (165)
  • Hinterberg (57)
  • Hohensteg (70)
  • Josefstal (22)
  • Knollnhof (88)
  • Lugendorf (163) samt Wögerer
  • Mistlberg (329) samt Hippenreith und In der Noth
  • Reichenstein (72)
  • Schedlberg (127)
  • Schmierreith (94)
  • Stranzberg (129)
  • Tragwein (1580) samt Reitgraben
  • Zudersdorf (53)

Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Hinterberg, Mistlberg und Tragwein.

Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Perg.

Nachbargemeinden

Gutau
Pregarten Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Bad Zell
Ried in der Riedmark (Bez. Perg) Schwertberg (Bez. Perg) Allerheiligen im Mühlkreis (Bez. Perg)

Geschichte

Etliche Funde, darunter steinerne Werkzeuge und Pfeilspitzen, belegen die Besiedelung des heutigen Tragweiner Ortsgebietes während der Steinzeit. An Tragwein führte der alte „Saumpfad“ vorbei, ein Handelsweg, der von der Donau nach Norden verlief.

Ab ca. 500 v. Chr. wird eine keltische Besiedelung vermutet. Auf die Anwesenheit slawischer Siedler im Rahmen der Völkerwanderung deuten wiederum slawische Bezeichnungen, wie am Beispiel von Stranzberg ersichtlich wird, das sich vom slawischen strans (Grenze, Rodungsgrenze) ableiten lässt. Später ließen sich im Tragweiner Gebiet, wie auch im gesamten Mühlviertel, germanische Siedler nieder, die zwischen dem 8. und dem 12. Jahrhundert auch die deutsche Sprache mitbrachten.

Das Gebiet zwischen Donau, Aist, Naarn und dem Nordwald wurde 853 von König Ludwig dem Deutschen dem Kloster Sankt Emmeram bei Regensburg bestätigt[3], samt Bayern und Slawen, Freien und Unfreien, wie der Urkundentext formuliert. Die Christianisierung der Region begann mit der Gründung einer Großpfarre in Naarn, die bereits im Jahr 823 erwähnt wurde.

Jener Siedlungsort im Gemeindegebiet, an dem sich das heutige Tragwein entwickelte, wurde 1230 erstmals urkundlich erwähnt. Etwa zur Mitte oder Ende des 13. Jahrhunderts wurde der Ort zum Markt erhoben. Dies berechtigte zur Durchführung von Wochenmärkten und zumindest einem Jahrmarkt. 1297 wurde Tragwein zu einer eigenständigen Pfarre, die ein sehr großes, jedoch nicht genauer abgegrenztes Gebiet umfasste. Es dürfte etliche der heutigen Nachbargemeinden umfasst haben. In vielen anderen, heute größeren Siedlungen, erfolgten Pfarrgründungen oft erst Jahrhunderte später, so etwa in Perg, wo eine eigene Pfarre erst 1666 gegründet wurde.

Seit 1490 wird Tragwein dem Fürstentum Österreich ob der Enns zugerechnet. Während der Napoleonischen Kriege war der Ort mehrfach besetzt. Seit 1918 gehört der Ort zum Bundesland Oberösterreich. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März 1938 gehörte der Ort zum Gau Oberdonau. Nach 1945 erfolgte die Wiederherstellung Oberösterreichs.

Etymologie

Jahr Urkundliche
Bezeichnung
1230 Trageu, Traegun
1240 Thrageun
1287 Tragaeun
1299 Trageun
1379 Trogeun
1384 Tragawn, Tragawin
1384 Tragawinerpfarr
1449 Tragein
1787 Tragwein

Der Name Tragwein ist slawischen Ursprungs und könnte vom Personennamen Dragun (der „Kostbare“) stammen.[4] Dem entspricht das slawische Wort „Dragovina“, das vom altslawischen „drago“ für „teuer“ stammte. Spekuliert wird auch eine Ableitung von der westslawischen Volksgruppe der „Drewaner“ (Drevani), die manche ihrer Siedlungen nach ihrem süddalmatinischen Herkunftsort „Derva“ benannten (u. a. „Drawey“, „Drawein“, „Drawehn“). Im späteren Mittelalter war „Drawehn“ eine Bezeichnung für „Waldland“.[5]

Die Entwicklung der Bezeichnungen Tragweins im Laufe der Geschichte ist durch verschiedene Urkunden dokumentiert.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung[6]
JahrEinwohner JahrEinwohner
18692.178 19512.479
18802.418 19612.649
18902.514 19712.768
19002.557 19812.764
19102.599 19912.854
19232.438 20012.971
19342.525 20113.082
19392.549 20213.313

Entwicklung und Struktur

Im Jahr 1869 wohnten im Gemeindegebiet 2178 Menschen. Bis 1981 wuchs die Einwohnerzahl stetig, seitdem wird ein stärkeres Wachstum verzeichnet. Im Jahr 1991 hatte die Gemeinde 2854 Einwohner, bei der Volkszählung 2001 bereits 2971, was einem Anstieg von 4,1 % entspricht. Am 1. Jänner 2008 verzeichnete die Gemeinde 3094 Einwohner, den höchsten Stand in der Geschichte und es zeigt, dass das Wachstum weitergeht.[6]

Bei der Volkszählung 2001 betrug der Anteil der Einwohner, die 60 Jahre und älter waren, 18,9 %; 21,4 % waren unter 15 Jahre alt. Der Anteil der weiblichen Bevölkerung lag bei 49,1 %.[7]

Von den 2335 Bewohnern Tragweins, die 2001 über 15 Jahre alt waren, hatten 3,6 % eine Universität, Fachhochschule oder Akademie abgeschlossen. Weitere 7,2 % hatten eine Matura absolviert, 41,2 % hatten einen Lehrabschluss oder eine berufsbildende mittlere Schule besucht und 42 % aller Tragweiner hatten die Pflichtschule als höchsten Abschluss.[8]

Herkunft und Sprache

Der deutsche Dialekt, der im Raum Tragwein sowie in Oberösterreich allgemein gesprochen wird, ist das Mittelbairische. 98 % der Tragweiner gaben 2001 Deutsch als Umgangssprache an. Weitere 0,4 % sprachen hauptsächlich Kroatisch, je 0,3 % sprachen Bosnisch oder Türkisch, der Rest sprach andere Sprachen.

Der Anteil der Tragweiner mit ausländischer Staatsbürgerschaft lag 2001 mit 1,7 % weit unter dem Durchschnitt Oberösterreichs. Dabei hatten 0,7 % der Tragweiner Bevölkerung die Staatsbürgerschaft Bosnien-Herzegowinas, 0,3 % die der Türkei und 0,7 % entfielen auf sonstige Staatsbürger. Insgesamt waren 2001 etwa 2,3 % der Tragweiner in einem anderen Land als in Österreich geboren.[7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Burgruine Reichenstein
  • Katholische Pfarrkirche Tragwein Hll. Peter und Paul: Der einjochige, kreuzrippengewölbte Chor der Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert. Der Kirchturm aus dem 15. Jahrhundert weist eine Höhe von 35 Metern einschließlich Turmkreuz auf.
  • Kloster und Bildungshaus Greisinghof

Museum

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Tragwein hat ein sehr hohes Pendleraufkommen: Von den 1.351 Erwerbstätigen im Jahr 1991 pendelten 930 Person aus. 1999 gab es in Tragwein noch 176 landwirtschaftliche Betriebe.

In einem Teil der Gemeinde befindet sich die Betriebsstätte Kriechbaum-Weinzierl der österreichischen Kaolin- und Montanindustrie Aktiengesellschaft (KAMIG) mit Sitz in Schwertberg für den Abbau von Kaolin. 2004 wurden in der gesamten Betriebsstätte 16.345 Tonnen Reinkaolin im Tagbau gewonnen.

Feuerwehr

Die Jugendgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Tragwein wurde schon viermal Weltmeister (Arco 1995, Herning 1997, Varaždin 2005 und Revinge 2007) und gewann fünfmal den Bundeswettbewerb. Weiter existieren noch Freiwillige Feuerwehren in den Ortsteilen Hinterberg und Mistlberg. Die Jugendgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Hinterberg gewann ebenfalls schon einmal die Weltmeisterschaft (Altkirch 1999).

Verkehr

Öffentliche Einrichtungen und Bildung

Im Ort stehen ein Kindergarten, eine Volksschule und eine Hauptschule zur Verfügung. Zusätzlich besteht eine Bücherei und eine Eishalle. Weiters gibt es zwei Ärzte der Allgemeinmedizin und einen Zahnarzt in der Gemeinde.

Politik

BW

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat 25 Mitglieder.

Die Bürgerliste Tragwein wurde 1997 vor der FPÖ die drittstärkste Partei, beide Parteien traten 2003 nicht an. 2003 wurde die ÖVP mit 54,7 % stimmenstärkste Partei.[11] Bei den Wahlen 2009 konnte die ÖVP ihre absolute Mehrheit auf 58,2 % ausbauen.[12]

Bürgermeister

  • seit ? Josef Naderer (ÖVP)

Gemeindepartnerschaften

Seit 1996 besteht eine Ringpartnerschaft und Städtepartnerschaft mit den Städten und Gemeinden[13]

Wappen

Wappenbeschreibung: „In Schwarz ein goldenes Weinfass, auf einer goldenen Trage querhin liegend.“

Das Wappen symbolisiert die Sage zur Entstehung des Ortsnamens, als man zum Kirchenbau beim Mörtel anmachen Wein verwendete, als das Wasser knapp wurde (Sprechendes Wappen).

Über die Verleihung des Gemeindewappens ist nichts bekannt. Der erste Nachweis des heutigen Wappens war ein Aufdruck auf einem Akt aus dem Jahre 1710. Das Siegel hatte die Umschrift MARCKT * TRAGEIN * 1510.[14]

Persönlichkeiten

Töchter und Söhne der Gemeinde

Personen mit Bezug zur Gemeinde

Literatur

  • Tragwein. Ein Heimatbuch für die Pfarre und Gemeinde Tragwein. Verschönerungsverein, Tragwein 1987.
  • Josef Heider: Beiträge zur Geschichte des Marktes Tragwein. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 26, Heft 1/2, Linz 1972, S. 17–22 (ooegeschichte.at [PDF]).
  • Naturraumkartierung Oberösterreich. Landschaftserhebung Gemeinde Tragwein. Endbericht. In: Gutachten Naturschutzabteilung Oberösterreich. Nr. 593, 2004, S. 1–137 (zobodat.at [PDF]).
Commons: Tragwein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ein Blick auf die Gemeinde Tragwein, Fläche und Flächennutzung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 1. Dezember 2021.
  2. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  3. Kloster St. Emmeram Regensburg Urkunden 8. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research;
  4. Karl Hohensinner, Peter Wiesinger, unter Mitarbeit von Hermann Scheuringer, Michael Schefbäck: Die Ortsnamen der politischen Bezirke Perg und Freistadt (Östliches Mühlviertel) (= Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich. Band 11). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 978-3-7001-3103-8, S. 127, Nr. 11.4.3.2.
  5. Vgl. die Hügellandschaft Drawehn in Niedersachsen.
  6. Statistik Austria: Einwohnerzahl und Komponenten der Bevölkerungsentwicklung (download als pdf; 35 kB)
  7. Volkszählung 2001: Demografische Daten (download als pdf; 10 kB)
  8. Volkszählung 2001: Wohnbevölkerung (download als pdf; 10 kB)
  9. Wahl Oberösterreich 2021 orf.at
  10. Wahl Oberösterreich 2021 oberoesterreich.gv.at
  11. Gemeinderatswahlen Prozentanteile: Gemeindewahl Tragwein@1@2Vorlage:Toter Link/www2.land-oberoesterreich.gv.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 29. Oktober 2008)
  12. Wahlergebnis 2009@1@2Vorlage:Toter Link/wahl.land-oberoesterreich.gv.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 3. Dezember 2009)
  13. Partnergemeinden. Gemeinde Tragwein, abgerufen am 1. Dezember 2021.
  14. Land Oberösterreich, Landesgeschichte: Wappen der Gemeinde Tragwein (abgerufen am 28. Oktober 2008)
  15. Alois Leitner, in: Webpräsenz von Regiowiki.at abgefragt am 24. November 2017
  16. Veröffentlichungen (Stand 2023): 9 Lyrikbände, 2 Gedichtbändchen zusammen mit ihren Schulkindern sowie 32 Haiku-Bände (Haiku: eine japanische Gedichtform, die jeweils 3 kurze Zeilen umfasst).
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