Mindel

Die Mindel ist ein 78 km langer, rechter Nebenfluss der Donau in den Landkreisen Ostallgäu, Unterallgäu, Günzburg und Dillingen. Der Flussname ist keltischen Ursprungs und bedeutet klar/(rein), altirisch mend / mind. In den ältesten schriftlichen Quellen erscheint die Bezeichnung „Mindil“. Die Mindel wird erstmals im März (849-)853 bei einer gerichtlichen Grenzfestlegung für das Kloster Kempten durch König Ludwig den Deutschen urkundlich erwähnt: „Die Abgrenzung geht....vom Brunnen bei Böhen über die Mindelquelle („Mindilunursprinc“) zur Wertach...“. In einer Urkunde von König Heinrich IV. vom Oktober 1075 für das Kloster Hirsau ist "Adelgoz de Mindilowa" (Mindelau) Zeuge.

Mindel
Mindelquelle am Mindelberg

Mindelquelle am Mindelberg

Daten
Gewässerkennzahl DE: 116
Lage Schwaben (Bayern)
Flusssystem Donau
Abfluss über Donau Schwarzes Meer
Quelle an der Mindelmühle bei Ronsberg
47° 53′ 53″ N, 10° 26′ 24″ O
Quellhöhe ca. 760 m
Mündung bei Gundremmingen in die Donau
48° 30′ 26″ N, 10° 23′ 14″ O
Mündungshöhe ca. 430 m
Höhenunterschied ca. 330 m
Sohlgefälle ca. 4,2 
Länge 77,9 km[1] , mit Wörthbach – Flossach: 90,2 km
Einzugsgebiet 953 km²
Abfluss am Pegel Offingen[2]
AEo: 948 km²
Lage: 3,2 km oberhalb der Mündung
NNQ (01.08.1996)
MNQ 1946–2006
MQ 1946–2006
Mq 1946–2006
MHQ 1946–2006
HHQ (12.08.2002)
2,56 m³/s
6,38 m³/s
12 m³/s
12,7 l/(s km²)
68,4 m³/s
125 m³/s
Linke Nebenflüsse Kammel
Rechte Nebenflüsse Flossach
Kleinstädte Mindelheim, Thannhausen, Burgau
Gemeinden Markt Obergünzburg, Markt Ronsberg, Eggenthal, Unteregg, Markt Dirlewang, Apfeltrach, Markt Pfaffenhausen, Salgen, Breitenbrunn, Markt Kirchheim in Schwaben, Aletshausen, Ursberg, Balzhausen, Markt Münsterhausen, Markt Neuburg an der Kammel, Markt Burtenbach, Markt Jettingen-Scheppach, Rettenbach, Dürrlauingen, Markt Offingen, Gundremmingen

Verlauf

Die Mindel entspringt am Fuß des Mindelberges nördlich des Weilers Mindelberg (Markt Obergünzburg), östlich von Ronsberg. Nahe der Quelle, aus einer Bacherweiterung im Wald, strömt das Wasser in das kleine E-Werk der ehemaligen Mindelmühle, die bereits 1448 als Lehen des Stiftes Kempten erwähnt wurde. In nördlicher Richtung fließt die Mindel aus dem Ostallgäu dann durch die Landkreise Unterallgäu und Günzburg. Bei Gundremmingen (Landkreis Günzburg) mündet die Mindel in die Donau. Auf den letzten 1080 Metern vor der Mündung, unterhalb des Donau-Wasserkraftwerks Gundelfingen, fließt die Mindel noch durch den Landkreis Dillingen. Die wichtigsten Nebenflüsse sind die Kammel und die Flossach. Unterhalb von Rammingen mündet der 35 km lange Wörthbach (im Oberlauf auch Friesenrieder Bach genannt) in die Flossach. Für die anderen direkten und indirekten Nebenflüsse und Bäche der Mindel → Liste der Gewässer im Flusssystem Mindel

Der Fluss hat ein Einzugsgebiet von 953 km², einen Mittelwasserabfluss von 12 m³/s und einen mittleren Hochwasserabfluss von gut 68 m³/s[2]. 2002 wurden 125 m³/s gemessen. Allein im Bereich des Landkreises Günzburg wird in 30 Wasserkraftwerken Energie erzeugt.

Die Mindel ist in dem 31,1 Kilometer langen Abschnitt zwischen der Mündung des Mühlkanals ca. 500 Meter unterhalb Salzstraßmühle (Gem. Unteregg) und der Mündung der Flossach nördlich von Hasberg ein Gewässer zweiter Ordnung[3]. Auf den 38,9 Flusskilometern von der Mündung der Flossach bis zur Mündung in die Donau ist die Mindel ein Gewässer erster Ordnung[4].

Das Mindeltal ist nach der Vereinigung mit dem Flossachtal ab Pfaffenhausen/Salgen bis zur Donau erheblich erweitert. Dies ist auf eine eiszeitliche geologische Besonderheit, die sogenannte Wertachgabel bei Türkheim zurückzuführen. Hier geht der Wertachtalboden nach Westen ohne wesentliche Höhendifferenz in das Flossachtal über. Bei seinem weitesten Vorstoß in der Risskaltzeit teilte sich der Wertachgletscher hier am südlichen keilförmigen Ausläufer der Stauden (Türkheimer Sporn). Ein Gletscherarm lief ins Wertachtal, der andere reichte ins heutige Flossachtal und entwässerte über das Mindeltal in die Donau. Zum letzten (Würm-)Glazial stieß das Eis nicht mehr so weit vor, die Wertach teilte sich aber noch länger an der Wertachgabel in zwei Arme. Das für die Gewässergröße breite Flossachtal und die anschließende Mindeltalerweiterung ab Pfaffenhausen/Salgen wurden durch die eiszeitliche Wertach geformt.[5] Ein Beleg dafür ist, dass man im Mindeltal alpine Sedimente und Steine aus dem Einzugsgebiet der Wertach findet.

Die von der Mündung in die Donau entfernteste Quelle des gesamten Wassereinzugsystems der Mindel ist nicht die Mindelquelle selbst, sondern die Quelle des Wörthbaches (ca. 820 m ü. NHN) im Hollenwald östlich von Wenglingen (Gemeinde Aitrang). Der Wörthbach, im Oberlauf auch Friesenrieder Bach genannt, mündet bei Rammingen in den Mindelnebenfluss Flossach. Von seiner Quelle über die Flossach und deren Mündung in die Mindel bis zur Donau sind es 90,5 km.

Einzugsgebiet der Mindel. In den schraffierten Bereichen erfolgt der Abfluss weitgehend kanalisiert.

Einzugsgebiet

Das 953 km² große Einzugsgebiet der Mindel erstreckt sich als schmaler, 10 bis 20 km breiter Streifen von den Endmoränen des würmkaltzeitlichen Iller-Wertach-Lech-Gletschers entlang früherer glazialer Abflussrinnen[6] nach Norden zur Donau.

Wirtschaftliche Nutzung

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts breitete sich die Mindel mit vielen Mäandern, begleitet von Altwässern und Seitenarmen in ihrem Tal aus (siehe Kartenaufnahmen von 1820 bei Hans Müller). Dann erfolgten zur Gewinnung von landwirtschaftlichen Flächen und Ausweitung von Dörfern zunehmende Regulierungen und Trockenlegungen. Der Verlust von Retentionsräumen führte dabei vor allem im unteren Mindeltal zur Zunahme von Überschwemmungen.

Die Wasserkraft wurde im Mindeltal seit dem Mittelalter intensiv genutzt. Die Spöcker Mühle bei Kirchheim wird im August 1225 in einer Papsturkunde für das Kloster Elchingen genannt, die Riedmühle nahe Burgau in einer Verkaufsurkunde von 1361. Alleine im Bereich des Hauptflusses und der unteren Flossach sind von der Quelle (Mindelmühle) bis zur Mündung in die Donau noch heute über 50 frühere Mühlen bekannt, teils kombiniert mit Sägereien und Hammerschmieden. An den meisten dieser ehemaligen Mühlenstandorte wird heute die Wasserkraft zur Stromerzeugung genutzt.

Nach der letzten Eiszeit kamen in Teilen des Mindeltales ausgedehnte Niedermoore vor. Diese bildeten die Grundlage für die Torfvorkommen, die bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts vor allem im Bereich Salgen, Jettingen, Scheppach, Röfingen und Burgau abgebaut wurden. Im Flossachtal hatte der Torfabbau bei Tussenhausen wirtschaftliche Bedeutung. Mit Fertigstellung der Bahnverbindung Burgau – Augsburg 1854 begann neben dem Eigenbedarf auch der gewerbliche Torfabbau. Im Jahre 1901 wurden vom Bahnhof Burgau 19583 Tonnen Torf versandt, wobei dieses Geschäft der zunehmenden Konkurrenz durch die Steinkohle nicht gewachsen war. In der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg reaktivierten viele Landwirte ihre Torfstiche nochmals, bis diese Ära um 1960/65 beendet war. Der Torflehrpfad Jettingen dokumentiert anschaulich den früheren Torfabbau. Ein Relikt dieser Zeit ist die Jettinger Torfwirtschaft Hamp, die sich aus einer schon 1864 im "Herrschaftsmoos" der Grafen Stauffenberg betriebenen Torfstecherkantine entwickelte. Das historische Kleinod aus dem Mindeltal steht heute behutsam renoviert mit den schrägen Böden (Absenkung im Moor) naturgetreu aufgebaut im schwäbischen Bauernhofmuseum in Illerbeuren.

Flussarme

In diesem Abschnitt werden die Flussarme der Mindel von der Mündung bis zur Quelle beschrieben:

  • Südlich von Mindelzell (Gemeinde Ursberg) teilt sich die Mindel in die Große Mindel (Gewässer erster Ordnung) und die Kleine Mindel (Gewässerkennzahl: 116592; Gewässerlänge: 16,84 km[1]; Gewässer zweiter Ordnung[3]). Südlich von Eberstall (Gemeinde Markt Jettingen-Scheppach) vereint sich die Kleine Mindel wieder mit dem Hauptfluss.
  • Nördlich von Lohhof (Ortsteil der Stadt Mindelheim) spaltet sich von der Mindel die Östliche Mindel (Gewässerkennzahl: 11632; Gewässerlänge: 10,65 km[1]; Gewässer zweiter Ordnung[3]) ab. Südlich von Hasberg (Gemeinde Kirchheim in Schwaben) fließen die Teilgewässer wieder zusammen.

Orte an der Mindel bzw. im Mindeltal

von Süden nach Norden[7]:

im Landkreis Ostallgäu:

im Landkreis Unterallgäu:

im Landkreis Günzburg:

Mindel Höhe Balzhausen
Panoramabild Mindel, von Norden aus betrachtet

Sonstiges

Commons: Mindel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Literatur / Quellen

  • Joseph Schnetz: Flussnamen des Bayerischen Schwabens, Augsburg 1950, Mindel.
  • Reinhard Bauer: Die ältesten Grenzbeschreibungen in Bayern und ihre Aussage für Namenskunde und Geschichte, München 1988, Kemptener Mark, S. 189–201, Regenunto (Regensburg), (849-) 853 März 11.
  • Württembergisches Urkundenbuch, Band I., Nr. 233, S. 276 – 280, Worms, 1075 Oktober 9.
  • Lorenz Scheuenpflug: Zur würm- und nacheiszeitlichen Talgeschichte der Wertach außerhalb der Jungendmoränen in: Berichte des naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben e.V., 93/1, Augsburg 1989, S. 14–27.
  • Württ. Urkundenbuch Bd. 5, Nr. N29, Reate, 1225 August 16, („ ...in Speche molendinum unum.“).
  • Steichele/Schröder, Bistumsbeschreibung Augsburg, Band 5, S. 690 mit Anm. 6 (Sophie die Halderin verkaufte die Burg Konzenberg, den Muckenberg, den Weiher und die Riedmühle an Heinrich von Waldkirch).
  • Hans Müller: Die Mindel von der Quelle bis zur Mündung, Mindelheim 2010, (mit Fotos aller Orte an der Mindel und der noch stehenden ehemaligen Mühlen, historische Kartenaufnahme des Tales von ca. 1820).
  • Otto Kettemann: Die "Torfwirtschaft Otto Hamp", in: Mensch und Moor, Peter Fassl, Otto Kettemann (Hrsg.), Kronburg-Illerbeuren 2014, S. 15–24.
  • Gabriel Kitzinger: Die Torfwirtschaft und ihre Entwicklung in Bayern, Heidelberg 1903, Tabelle S. 79.
  • Philipp Jedelhauser: Die Mindel, in: Stadtzeitung „Burgau aktuell“ Ausgabe Mai 2018, S. 22 / 23, im Internet über -Stadtzeitung „Burgau aktuell“- abrufbar.

Einzelnachweise

  1. Gewässerkennzahlen, Gewässerlänge und weitere Informationen über Gewässer in Bayern beim Bayerischen Landesamt für Umwelt (Memento vom 9. April 2005 im Webarchiv archive.today)
  2. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Donaugebiet 2006 Bayerisches Landesamt für Umwelt, S. 112, abgerufen am 4. Oktober 2017, Auf: bestellen.bayern.de (PDF, deutsch, 24,2 MB).
  3. Verzeichnis der Gewässer zweiter Ordnung in Schwaben (Memento des Originals vom 17. Mai 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.regierung.schwaben.bayern.de
  4. Bayerisches Wassergesetz (BayWG) - Anlage I - Verzeichnis der Gewässer erster Ordnung
  5. P. Zenetti: Der geologische Aufbau des bayerischen Nord-Schwabens u. der angrenzenden Gebiete. Verlag von Theodor Lampert, Augsburg 1904, S. 126.
  6. Geologische Übersichtskarte der Bundesrepublik Deutschland 1 : 200 000, Hrgb. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
  7. BayernViewer der Bayerischen Vermessungsverwaltung (Memento des Originals vom 27. März 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geodaten.bayern.de
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