Midnight in Paris

Midnight in Paris ist eine romantische Filmkomödie aus dem Jahr 2011 von Woody Allen, der auch das Drehbuch geschrieben hat, für das er 2012 den Oscar erhielt. In der Hauptrolle ist Owen Wilson zu sehen.

Handlung

Der erfolgreiche Hollywood-Drehbuchautor Gil Pender begleitet mit seiner Verlobten Inez ihre Eltern auf einer Geschäftsreise nach Paris. Mit den Schwiegereltern versteht sich Gil nicht besonders gut. Inez’ Vater steht politisch am rechten Rand der Republikanischen Partei und sympathisiert mit der Tea-Party-Bewegung. Auch mit seiner Verlobten hat Gil wenig gemeinsam. Er arbeitet gerade an seinem ersten Roman, mit dem er beweisen will, dass er imstande ist, literarisch Höherstehendes zu verfassen als nur Drehbücher. Gil ist fasziniert von Paris und würde am liebsten nach der Hochzeit dorthin ziehen. Bei Inez stoßen diese Pläne jedoch auf wenig Gegenliebe. Gils Begeisterung gilt vor allem dem Paris der „Goldenen Zwanziger“, in denen er gern gelebt hätte.

Eines Tages trifft das Paar zufällig auf Inez’ früheren Studienkollegen Paul und seine Frau, mit denen Gil und Inez von nun an viel Zeit verbringen. Paul versucht dabei, die anderen bei jeder Gelegenheit durch sein enzyklopädisches Wissen zu beeindrucken. Gil ist von dem in seinen Augen pseudointellektuellen Paul allerdings weniger angetan als seine Verlobte. So kommt es, dass sich Gil eines Abends nach einer Weinverkostung von der Gruppe absondert.

Auf dem Weg zum Hotel verirrt er sich und nimmt entmutigt auf einer Treppe in einer ruhigen Seitenstraße Platz. Kurz nach dem Mitternachtsläuten hält ein altmodisches Auto vor ihm an und die heiteren Fahrgäste laden ihn ein, mitzukommen. Er findet sich auf einer Party wieder, bei der alle Gäste Mode der 1920er Jahre tragen. Der Pianospieler, der Cole-Porter-Songs singt, kommt Gil optisch und musikalisch irgendwie bekannt vor. Als sich ihm ein Schriftsteller namens F. Scott Fitzgerald vorstellt und sagt, die Party sei zu Ehren von Jean Cocteau, denkt er zunächst an einen Scherz, bis ihm bewusst wird, dass er einen Zeitsprung gemacht hat; er ist im Paris der 1920er Jahre gelandet und trifft dort Ernest Hemingway, Josephine Baker sowie die Surrealisten Salvador Dalí, Man Ray und Luis Buñuel (diesem schlägt er in einer späteren Szene eine Handlung für einen Film vor, welche exakt der von Buñuels Film Der Würgeengel von 1962 entspricht). Er kann sein Glück kaum fassen und verbringt von nun an jede Nacht mit seinen neuen Freunden. Dadurch entfremdet er sich immer mehr von Inez.

Einerseits verunsichert bezüglich seines Geisteszustandes, andererseits beschwingt durch die nächtlichen Ausflüge, fällt ihm die Arbeit an seinem Roman, den er Gertrude Stein zur Lektüre gibt, zunehmend leichter. Bei ihr lernt er auch den schweigsamen Pablo Picasso und vor allem dessen reizende Geliebte Adriana kennen, von der er sogleich angetan ist. Adriana ist ebenfalls nostalgisch veranlagt; ihre Bewunderung gilt allerdings der Zeit der Jahrhundertwende, der sogenannten „Belle Époque“. Tagsüber lebt Gil in der Gegenwart, nachts in den 1920ern. Als er in einem Antiquariat Adrianas Tagebuch findet, erfährt er, dass sie sich in ihn verliebt hat; und er gesteht ihr nachts ebenfalls seine Liebe. Nachdem sie sich geküsst haben, steigen Gil und Adriana in eine Kutsche, die sie in die Belle Époque bringt, wo sie im Moulin Rouge Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Gauguin und Edgar Degas begegnen. Adriana ist entzückt und will in dieser Zeit bleiben. Im Gespräch mit den drei Herren stellt sich heraus, dass auch diese lieber in einer vergangenen Zeit, der Renaissance, leben würden.

Gil erkennt, dass sich Menschen nach der Vergangenheit sehnen, da die Gegenwart stets glanzlos und mühsam auf sie wirkt. Er entscheidet sich dafür, die Gegenwart anzunehmen. Inez gesteht ihm einen Seitensprung mit Paul. Gil trennt sich von ihr. In der Zwischenzeit hatte Inez’ Vater einen Privatdetektiv beauftragt, welcher herausfinden soll, wo Gil die Nächte verbringt. Da dieser im Schloss Versailles festgenommen wurde, gilt er als verschwunden. In der nächsten Nacht führt ihn der Spaziergang nicht mehr zu der ruhigen Seitenstraße, von wo aus er seine Zeitreisen gestartet hat. Stattdessen trifft er beim Spazieren die attraktive Antiquitätenverkäuferin Gabrielle (bei der er einen Tag zuvor eine alte Cole-Porter-Schallplatte gekauft hat) und begleitet sie im Regen nach Hause.

Soundtrack

Nr.TitelInterpret
1Si tu vois ma mèreSidney Bechet
2Je suis seul ce soirSwing 41
3RecadoOriginal Paris Swing
4Bistro FadaStéphane Wrembel
5Let’s Do It (Let’s Fall in Love)Conal Fowkes
6You’ve Got That ThingConal Fowkes
7La conga blicotiJosephine Baker
8You Do Something to MeConal Fowkes
9I Love Penny SueDaniel May
10CharlestonEnoch Light & The Charleston City All Stars
11Ain’t She SweetEnoch Light & The Charleston City All Stars
12Parlez-moi d’amourDana Boulé
13Barcarole aus „Hoffmanns ErzählungenConal Fowkes & Yrving & Lisa Yeras
14Cancan aus „Orpheus in der UnterweltČeský národní symfonický orchestr
15Ballad du ParisFrançois Parisi
16Le parc de plaisirFrançois Parisi

Hintergrund

  • Der Film eröffnete am 11. Mai 2011 die Internationalen Filmfestspiele von Cannes, er lief dort außerhalb des Wettbewerbs. Kinostart in Spanien war am 13. Mai 2011, in den Vereinigten Staaten am 10. Juni 2011 und in Deutschland am 18. August 2011.
  • Der Film stellt die 42. Regiearbeit von Woody Allen dar.

Synchronisation

Die Synchronisation übernahm die Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke. Sven Hasper führte die Dialogregie.[3]

Rolle Schauspieler Deutscher Sprecher
Gil Pender Owen Wilson Philipp Moog
Inez Rachel McAdams Ranja Bonalana
Paul Michael Sheen Wolfgang Wagner
Carol Nina Arianda Tanja Geke
Adriana Marion Cotillard Elisabeth von Koch
F. Scott Fitzgerald Tom Hiddleston Matti Klemm
Zelda Fitzgerald Alison Pill Manja Doering
Ernest Hemingway Corey Stoll Sascha Rotermund
Gertrude Stein Kathy Bates Regina Lemnitz
Salvador Dalí Adrien Brody Simon Jäger
John, Inez’ Vater Kurt Fuller Reinhard Kuhnert
Helen, Inez’ Mutter Mimi Kennedy Karin Buchholz
Gabrielle Léa Seydoux Celine Fontanges
Fremdenführerin Carla Bruni Judith Brandt

Kritiken

„So funktioniert Woody Allens Witz: Er arbeitet nicht mit Klischees, sondern spielt mit ihnen, schickt sie durchs bunte Prisma der Ironie. Auch bei der Figurenzeichnung, für die er hier die Misanthropie seiner letzten Filme deutlich bezähmt hat. Alle seine Figuren könnten, wie einst der Stadtneurotiker Alvy, ausrufen: ‚Ich liebe es, auf ein kulturelles Stereotyp reduziert zu werden!‘“

Rainer Gansera: Süddeutsche Zeitung[4]

„Natürlich kann man Woody Allen den gesamten Kitsch, der schon im Topos des Amerikaners in Paris zementiert liegen mag, vorwerfen. Schließlich sieht das Paris gleich zu Beginn aus wie die hübsch verblassten Fotos einer verklärten Urlaubserinnerung. […] Doch Allen genau diese Klischees um die Ohren zu hauen wäre zwar naheliegend, aber auch langweilig und falsch. Ganz einfach, weil Allen es nun einmal genau auf sie abgesehen hat, gerade weil sie eben die Vorstellung vieler amerikanischer Intellektueller ausmalen, die Paris nur von ihren Reisefotos kennen. […] Warum also sich nicht entspannt zurücklehnen […] und sich über einen immer leicht verschwitzten Hemingway amüsieren.“

Birgit Glombitza: die tageszeitung[5]

„Wie liebevoll und mit welcher Leichtigkeit und Heiterkeit Allen das zusammenbringt, ist nur bewundernswert. Wie auch sein Umgang mit den Schauspielern: Owen Wilson musste offenbar erst auf Woody Allen treffen, um in seiner Vielschichtigkeit als Darsteller voll zur Geltung zu kommen. Kein Regisseur hat so viel aus diesem Mann herausgeholt. Was für ein zauberhafter Film!“

Anke Westphal: Berliner Zeitung[6]

„Der Woody-Allen-Film ist zu einem Produkt geworden, das aufgrund seiner konsequenten Corporate Identity (die immer gleiche Typografie in Vor- und Abspann, Jazz als Filmmusik, stete Aktualisierung der Besetzungslisten durch jeweils angesagte Schauspielerstars) leicht wiedererkennbar ist und dessen verlässliche Periodizität (jedes Jahr ein neuer Film) geschickt zwischen Angebotsverknappung und Nachfragebefriedigung balanciert. […] Das erste französische Abenteuer in der Geschäftsbilanz trägt den Titel Midnight in Paris und wird vom französischen Stolz durch einen Auftritt der Präsidentengattin Carla Bruni als Fremdenführerin im Musée Rodin subventioniert.“

Matthias Dell: der Freitag[7]

„Mit Witz und Leichtigkeit wird die Spannung zwischen eskapistischem Begehren und Wirklichkeit spielerisch aufgelöst, indem die Fantasie als Erfahrungsraum der Realität gleichgestellt wird.“

Auszeichnungen und Nominierungen

Oscar 2012

Golden Globe Awards 2012

British Academy Film Awards 2012

Broadcast Film Critics Association Awards 2012

  • Nominierung in der Kategorie Bester Film für Letty Aronson und Stephen Tenenbaum
  • Nominierung in der Kategorie Beste Komödie für Letty Aronson und Stephen Tenenbaum
  • Auszeichnung in der Kategorie Bestes Drehbuch für Woody Allen

Satellite Awards 2011

  • Nominierung in der Kategorie Bester Film für Letty Aronson und Stephen Tenenbaum
  • Nominierung in der Kategorie Beste Regie für Woody Allen
  • Nominierung in der Kategorie Beste Nebendarstellerin für Rachel McAdams

Directors Guild of America Award 2012

  • Nominierung in der Kategorie Beste Regie für Woody Allen

Writers Guild of America Award 2012

  • Auszeichnung in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch für Woody Allen

Screen Actors Guild Awards 2012

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Midnight in Paris. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Juli 2011 (PDF; Prüf­nummer: 128 714 K).
  2. Alterskennzeichnung für Midnight in Paris. Jugendmedien­kommission.
  3. Midnight in Paris. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 11. Dezember 2019.
  4. Filmkritik Poesie des Mirakels
  5. Filmkritik Auf Augenhöhe mit der Avantgarde
  6. Anke Westphal: Besser geht’s nicht. In: Berliner Zeitung, 12. Mai 2011; Filmkritik
  7. Filmkritik Der neue Woody-Allen-Film
  8. Midnight in Paris. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 23. Mai 2012.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.