Michelbach (Schotten)

Michelbach ist ein Stadtteil von Schotten im mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Michelbach
Stadt Schotten
Koordinaten: 50° 30′ N,  10′ O
Höhe: 437 (408–441) m ü. NHN
Fläche: 4,74 km²[1]
Einwohner: 356 (31. Dez. 2018)[2]
Bevölkerungsdichte: 75 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1970
Postleitzahl: 63679
Vorwahl: 06044

Geographie

Der Ort liegt am Rand des Vogelsberges, 2 km östlich des Hauptortes. Am nördlichen Ortsrand verläuft die Kreisstraße 103.

Geschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Michelbach erfolgte zwischen 750 und 802 unter dem Namen Michelembach im Codex Eberhardi.[1] Der Ort viel zunächst wüst, wurde aber ab 1495 neu besiedelt. „1495 gab Landgraf Wilhelm III. von Hessen vier Männern die Wüstung Michelbach bei Schotten mit Äckern, Wiesen, Gehölzen, Feldern, Wasser, Weide, und allem Zubehör in der Feldmark Michelbach“[3]

Michelbach gehörte mit der Wüstung Elbershausen, mit Schotten, Rainrod, Betzenrod, Götzen, Rudingshain und Breungeshain im Mittelalter zum Gericht Schotten. Im Jahre 1533 übergab Landgraf Philipp von Hessen u. a. dem Almosenkasten und dem neuen Spital in Schotten den „Rode-Zehnten“ zu „Getze“ (Götzen), Michelbach und „Elbershußen.“[4] In der Reformationszeit gehörten Betzenrod, Götzen, Michelbach und Rudingshain zur Pfarrei Schotten.[1]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Michelbach:

„Michelbach (L. Bez. Schotten) evangel. Filialdorf; liegt im Vogelsberg 12 St. von Schotten, auf der Höhe auf welcher sich der Bilstein befindet, hat 80 Häuser und 374 Einwohner, die alle evangelisch sind. Unter den Einwohnern sind 47 Bauern und von Handwerkern finden sich namentlich 17 Leineweber, und 5 Schmiede. Als eine Sonderbarkeit muß erwähnt werden, daß die Aecker mit hohen Wällen von zusammengehäuften Steinen umfaßt sind, und dadurch ein vestungsartiges Ansehen gewinnen. Uebrigens wird alles Land mit großer Sorgfalt benutzt.“[5]

Am 1. Dezember 1970 wurde Michelbach im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Schotten eingegliedert.[6][7]

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Michelbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Michelbach das Amt Schotten zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Michelbach viel in den Gerichtsbezirk des „Landgerichts Schotten“.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Schotten“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[18]

Mit Wirkung zum 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Schotten und Michelbach kam zum Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Nidda.[19] Zum 1. Januar 2012 wurde auch das Amtsgericht Nidda gemäß Beschluss des hessischen Landtags aufgelöst[20] und Michelbach dem Amtsgericht Büdingen zugeteilt. Die übergeordneten Instanzen sind jetzt das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung

 1791:342 Einwohner[12]
 1800:340 Einwohner[21]
 1806:350 Einwohner, 83 Häuser[14]
 1829:374 Einwohner, 80 Häuser[5]
 1867:375 Einwohner, 85 bewohnte Gebäude[22]
 1875:362 Einwohner, 80 bewohnte Gebäude[23]
Michelbach: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2018
Jahr  Einwohner
1791
 
342
1800
 
340
1806
 
350
1829
 
374
1834
 
399
1840
 
422
1846
 
432
1852
 
419
1858
 
420
1864
 
376
1871
 
368
1875
 
362
1885
 
286
1895
 
322
1905
 
304
1910
 
296
1925
 
327
1939
 
297
1946
 
416
1950
 
391
1956
 
321
1961
 
318
1967
 
319
1970
 
321
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2004
 
410
2010
 
375
2011
 
366
2015
 
349
2018
 
356
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Einwohnerzahlen nach 2000:[24][2]; Zensus 2011[25]

Religionszugehörigkeit

 1829:374 evangelische (= 100 %) Einwohner[5]
 1961:298 evangelische (= 93,71 %), 20 katholische (= 6,29 %) Einwohner[1]

Sehenswürdigkeiten

Neu errichtetes Dorfgemeinschaftshaus

Für die unter Denkmalschutz stehenden Kulturdenkmäler des Ortes siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Michelbach.

Evangelische Dorfkirche

Im Ort gibt es eine evangelische Fachwerkkirche.

Einzelnachweise

  1. Michelbach, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen - Daten - Fakten der Stadt Schotten (Memento des Originals vom 6. Mai 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schotten.de, abgerufen im April 2020.
  3. Wilhelm III. verleiht die Wüstung Michelbach an Hans Weyner und andere. Request 7117. Regesten der Landgrafen von Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Georg Wilhelm Justin Wagner: Die Wüstungen im Großherzogtum Hessen. Mit einem ergänzenden Anhang von F. Knöpp (Vol. 1–3). Darmstadt 1854–1865, S. 227, S. 233.
  5. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 174 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Eingliederung der Gemeinden Breungeshain, Busenborn, Eichelsachsen, Eschenrod, Götzen, Michelbach, Rainrod und Rudingshain in die Stadt Schotten, Landkreis Büdingen vom 24. November 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 49, S. 2290, Punkt 2282 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 352.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Die Zugehörigkeit des Amtes Schotten anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
  11. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 f., § 25 Punkt A. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 208 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 277 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 345, 422 (online bei Google Books).
  16. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 262 ff. (online bei Google Books).
  17. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  18. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  19. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 f) und Artikel 2, Abs. 4 e) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  20. Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes vom 16. September 2011. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2011 Nr. 4, S. 409 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 474 kB]).
  21. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 229 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  22. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 122 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  23. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 12. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  24. Zahlen - Daten - Fakten - Wissenswertes. In: Webauftritt. Stadt Schotten, archiviert vom Original am 3. April 2016; abgerufen im April 2016.
  25. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
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