Michel Particelli
Michel Particelli d’Émery oder Particelle d’Hémery (* 6. Juni 1596 in Lyon; † 25. Mai 1650 in Paris) war Berater von Richelieu unter Ludwig XIII.
Leben
Michel Particelli war der Sohn eines Bankiers aus Lyon aus einer aus Lucca in Italien stammenden Familie. Im Juli 1632 war er der Kommissar von König Ludwig XIII. bei den États du Languedoc. Auf Befehl von Henri II. de Montmorency, dem Gouverneur des Languedoc, wurde er in Pézenas verhaftet.[2] Seine Verhaftung war eine Herausforderung der königliche Macht, die einige Wochen später durch die Verhaftung Montmorencys und durch seine Enthauptung beendet wurde.[3] 1640 war er französischer Botschafter in Turin.
1643 wurde Particelli d’Émery von Mazarin zum Surintendant des Finances und am 16. Juli 1647 , nachdem zwischenzeitlich ein andere diese Aufgabe hatte, erneut zum Surintendant des Finances ernannt, nachdem der 1646 die erste Idee für die Akzise aufgebracht hatte.[4] eine Abgabe auf alle Waren, die für den Verbrauch in der Stadt Paris bestimmt waren, die bei der Einreise in die Hauptstadt sowohl auf dem Land- als auch auf dem Wasserweg ohne Unterschied der Personen nach einem Tarif zu entrichten war, eine Art Oktroi oder Zollgebühr. Dies war das Édit du Tarif.[5] Sein Machtmissbrauch zog ihm den Hass des Volkes zu, während seine Reformversuche ihn bei den Adligen verhasst machten. Um den finanziellen Anforderungen des französisch-spanischen Krieges gerecht zu werden, führte er 1644 die Toisé-Steuer und die Taxe des Aisés, eine Steuer für Wohlhabende, ein. Diese Steuern waren einer der Ursprünge der Fronde. Am 9. Juli 1648 wurde er geopfert (an seine Stelle trat Charles de La Porte, der Maréchal de la Meilleraye), aber schon im nächsten Jahr, am 8. November 1649 erneut berufen. Er starb am 25. Mai 1650.
Voltaire erzählt in seiner Histoire du parlement de Paris die folgende Geschichte (wobei er ihn fälschlicherweise als Italiener bezeichnet, obwohl er in Lyon geboren wurde): „Die ärmsten Einwohner von Paris hatten außerhalb der alten Stadtgrenzen ärmliche Häuser oder Hütten gebaut. Ein Italiener namens Particelli d’Émery, ein Günstling des Kardinals und Generalkontrolleur, kam auf die Idee, eine ziemlich hohe Steuer auf diese armen Familien zu erheben. Sie versammelten sich und trugen ihre Klagen in Scharen zur Großen Kammer, nicht ohne von mehreren Mitgliedern der Untersuchungen aufgehetzt zu werden, die die Versammlung der Kammern forderten, um die Sache der Armen gegen das Ministerium zu richten. Diese Ungeschicklichkeit der Regierung empörte ganz Paris; sie lehrte das Volk zu murren und sich zusammenzuschließen.“[6]
Später hieß es: „Man schrie noch mehr gegen den Italiener Particelli d’Émery, der Surintendant geworden war, der einst in Lyon dazu verurteilt worden war, gehängt zu werden,[7] und der durch Schurkerei auf die Spitze des Reichtums gelangt war. Der öffentliche Aufschrei war so laut, die Fraktionen so hartnäckig, dass der Hof sich gezwungen sah, sich zu beugen. Er verbannte den Surintendant auf seine Ländereien und versprach die Abschaffung der Intendanten der Provinzen.“[8]
Er schreibt auch in Le Siècle de Louis XIV: „Der Surintendant war damals ein sienesischer Bauer namens Particelli d’Émery, dessen Seele niedriger war als seine Geburt und dessen Prunk und Ausschweifungen die Nation empörten. Dieser Mann erfand teure und lächerliche Mittel. Er schuf Ämter für Kontrolleure von Reisigbündeln, für Geschworene, die Heu verkauften, für Berater des Königs, die Wein ausriefen; er verkaufte Adelsbriefe. Die Renten auf das Pariser Rathaus beliefen sich damals nur auf fast elf Millionen. Den Rentnern wurden einige Viertel abgezogen; die Eintrittsgebühren wurden erhöht; es wurden einige Ämter für Maîtres des requêtes geschaffen; den Magistraten wurden rund achtzigtausend Écu an Gagen vorenthalten. Es ist leicht zu beurteilen, wie sehr die Gemüter gegen zwei Italiener aufgebracht wurden, die beide ohne Vermögen nach Frankreich gekommen waren, sich auf Kosten der Nation bereichert hatten und die ihnen so viel Angriffsfläche boten. Das Pariser Parlement, die Maîtres des requêtes, die anderen Gerichte und die Rentiers wurden in Aufruhr versetzt. Vergeblich nahm Mazarin seinem Vertrauten Émery die Surintendantur weg und verbannte ihn auf eine seiner Ländereien: man empörte sich noch darüber, dass dieser Mann Land in Frankreich besaß.“[9]
Das Schloss Tanlay in Burgund, das nach einer ersten Baukampagne (1555–1568) unvollendet blieb, wurde zwischen 1643 und 1649 vom Architekten Pierre Le Muet für Michel Particelli d’Émery fertiggestellt (es besteht noch fast unverändert).[10]
Seine Tochter Marie († 23. August 1670) aus seiner Ehe mit Anna (alias Marie) Le Camus heiratete per Ehevertrag vom 1. August 1635 Louis Pélypeaux (1599–1681), Seigneur de La Vrilliére, Marquis de Châteauneuf et de Tanlay.
Weblinks
- Étienne Pattou, Famille Phélypeaux S. 6 (online, abgerufen am 26. Oktober 2023)
Anmerkungen
- Dieser Stich wurde 200 Jahre später verwendet, um ein Scheinporträt von Samuel de Champlain anzufertigen.
- Eine Tafel im Hof des Hôtel de Landes de Saint-Palais in Pézenas berichtet von dieser Verhaftung.
- Gustave Saige, Histoire véritable de ce qui s’est passé à Thoulouse à la fin du mois d’octobre MDCXXXII en la mort de Monsieur de Montmorency..., introduction par Le Blanc du Vernet, Bibliothèque de l’École des Chartes, Band 21, 1860, S. 374–380
- Jean Favier, Paris: Deux mille ans d’histoire, Paris, Fayard, 2014
- Jean Castarède, La Folle Histoire de la Fronde, 2012, ISBN 978-2-7048-1171-7
- « Les plus pauvres habitants de Paris avaient bâti de chétives maisons, ou des cabanes hors des anciennes limites de la ville. Un Italien nommé Particelli d’Émery, favori du cardinal et contrôleur-général, s’avisa de proposer une taxe assez forte sur ces pauvres familles. Elles s’attroupèrent, elles allèrent porter en foule leurs plaintes à la grand’chambre, non sans y être excitées par plusieurs membres des enquêtes, qui demandèrent l’assemblée des chambres pour juger la cause des pauvres contre le ministère. Cette maladresse du gouvernement indisposa tout Paris ; elle apprit au peuple à murmurer, à s’attrouper. »
- Der Cardinal de Retz berichtet in seinen Memoiren, dass Particelli zum Tod durch Erhängen verurteilt worden war. Das Urteil des Parlaments vom 9. April 1620, mit dem ein Urteil des Lyoner Amtsgerichts bestätigt wurde, besagt jedoch nur, dass er dazu verurteilt worden war, barfuß und barhäuptig, im Hemd und mit einem Schild mit den Worten „Betrügerischer Bankrotteur“ Abbitte zu leisten. Die Conservation de Lyon, ein Handelsgericht, verhängte nicht die Todesstrafe.
- « On criait encore davantage contre l’Italien Particelli d’Émery, devenu surintendant, condamné autrefois à être pendu à Lyon6, et monté par les concussions au faîte de la fortune. La clameur publique fut si forte, les factions si obstinées, que la cour se crut obligée de plier. Elle exila le surintendant dans ses terres, et promit la suppression des intendants de provinces. »
- « Le surintendant était alors un paysan siennois, nommé Particelli d’Émery, dont l’âme était plus basse que la naissance, et dont le faste et les débauches indignaient la nation. Cet homme inventait des ressources onéreuses et ridicules. Il créa des charges de contrôleurs de fagots, de jurés vendeurs de foin, de conseillers du roi crieurs de vin ; il vendait des lettres de noblesse. Les rentes sur l’hôtel de ville de Paris ne se montaient alors qu’à près d’onze millions. On retrancha quelques quartiers aux rentiers ; on augmenta les droits d’entrée ; on créa quelques charges de maîtres des requêtes ; on retint environ quatre-vingt mille écus de gages aux magistrats. Il est aisé de juger combien les esprits furent soulevés contre deux Italiens, venus tous deux en France sans fortune, enrichis aux dépens de la nation, et qui donnaient tant de prise sur eux. Le Parlement de Paris, les maîtres des requêtes, les autres cours, les rentiers s’ameutèrent. En vain Mazarin ôta la surintendance à son confident Émery, et le relégua dans une de ses terres : on s’indignait encore que cet homme eût des terres en France... »
- Claude Mignot, Le Muet Pierre (1591–1669), (Universalis)